Spaziergang durchs abendliche Rom

  • Livianus und Evana gingen eine Weile, ohne ein Wort zu sagen, neben einander her. Er wusste nicht recht, wie er mit dieser neuen Situation umgehen sollte. Zum einen hatte er noch nie einen eigenen Sklaven besessen und zum anderen hatte er sich noch nie Gedanken über einen Sklaven gemacht. Doch nun hatte er eine Sklavin getroffen, die ihn auf eine unerklärliche Art und Weise in ihren Bann gezogen hatte. Er versuchte bei jeder Gelegenheit einen kurzen Blick in ihre Richtung zu erhaschen. Sie war wunderschön – das Kleid seiner Cousine unterstrich ihre Schönheit auch noch. Niemand der ihnen entgegen kam und die beiden sah, würde auf die Idee kommen, dass Livianus hier mit einer Sklavin spazieren ging. Er blickte zu ihr auf.


    „Du hast also gesagt, dass du aus Griechenland kommst..... Was hast du dort gemacht bevor.....“


    Es war Livianus sehr unangenehm sie so direkt darauf anzusprechen. Er stockte kurz und sprach leise weiter.


    „.... bevor du eine Sklavin wurdest?"

  • Es war schon ein merkwürdiges Gefühl mit ihrem neuen Herrn die Wege entlang zu gehen. Sie sprachen kein Wort, was hätte sie auch sagen sollen? Es war heute schon ein merkwürdiger Tag gewesen ging es ihr duch den Kopf. Zuerst auf dem Markt gekauft, dann in ein wunderschönes Kleid gesteckt und nun ein Spaziergang mit ihrem neuen Herrn.


    Evana wendete bei seiner Frage den Blick ab.


    "Ich bin mein ganzes Leben lang eine Sklavin. Meine Eltern waren oder sind Sklaven. Ich habe noch nie etwas anderes kennengelernt als dieses Leben."


    Sie stockte kurz und fügte hinzu


    "Ich weiß noch nicht einmal ob meine Eltern noch am Leben sind."


    Die Worte die sie sprach waren leise, fast ein Flüstern.

  • Ihre Schritte wurden langsamer und Livianus merkte, dass sie sich bei diesen Thema unwohl fühlte. Instinktiv und ohne darüber nachzudenken ging er etwas näher an sie heran bis ihre Arme leicht aneinander streiften.


    „Es tut mir leid. Ich wollte keine traurigen Erinnerungen wecken. Wenn es dich nicht all zu sehr kränkt, dann würde ich gerne etwas mehr über dich erfahren. Erzähle mir wie dein Leben bisher verlaufen ist.“

  • Mein Leben? Ging es ihr durch den Kopf. Eigentlich hatte sie kein richtiges Leben gehabt. Sie schluckte kurz und blieb dann stehen.


    "Ich glaube es gibt nicht viel aus meinem Leben zu erzählen. Es war nicht besonders schön."


    Sie sah ihn immer noch nicht an.

  • Livianus blieb stehen und stellte sich vor ihr hin. Zögernd fuhr er mit seiner Hand an ihr Kinn und drückte es sanft in die Höhe, so dass er ihr in die Augen sehen konnte.


    „Haben dich deine bisherigen Herren schlecht behandelt? Du brauchst nun keine Angst mehr zu haben. Das wird dir bei mir nicht mehr passieren. Niemand wird dir in Zukunft etwas tun.“

  • Seine Berührung erschreckte sie etwas ein leichtes Zucken ging durch ihren Körper. Sie sah ihn an mit einem etwas ängstlichen Blick.


    Immer noch sprach sie sehr leise.


    "Ich wurde schlecht behandelt."

  • Livianus merkte, dass es schlecht war, dieses Thema weiter zu besprechen. Vielleicht würde es ja zu einem späteren Zeitpunkt dazu kommen, dass Evana ihr Herz öffnete. Er nahm wieder die Hand von ihrem Kinn und wechselte schnell das Thema.


    „Am Ende der Woche werden wir zurück nach Tarraco reisen. Bis dahin werden wir hier in der Casa Decima wohnen.“


    Die beiden gingen langsam weiter.


    „Jetzt habe ich dich soviel gefragt. Gibt es etwas, dass du mich fragen möchtest Evana?“

  • Als er sie los lies schaute sie wieder an ihm vorbei. Über bestimmte Dinge wollte und würde sie nicht sprechen. Es tst weh wieder daran erinnert zu werden, da viele Dinge noch gar nich so lange her waren. Ihr Blick schien für einen Moment ziemlich abwesend zu sein.


    "Im Moment fällt mir nichts ein, aber ihr habt einen sehr netten Vater."


    Jetzt schlich sich bei dem Gedanken doch ein Lächeln auf ihr Gesicht.

  • Livianus musste bei dem Gedanken an seinen Vater ebenfalls lächeln.


    „Ich weiß! Er ist ein großartiger Mensch und ich bin stolz darauf sein Sohn zu sein.“


    Dann schweiften seine Gedanken wieder ab.


    „Wenn wir zurück in Tarraco sind, wirst du bei mir im Castellum wohnen. Ich habe dort ein eigenes Haus an der Via Principalis. Ich denke auf den 1400 qm ist genug Platz für uns beide und wir haben dort fast alles, was man auch in einer Casa findet. Angefangen von einen wunderschönen Innenhof mit einem Brunnen, eine große Badeanlage sowie eine Küche und Toiletten die an das Abwassersystem des Legionslagers angeschlossen sind. Und natürlich einiges an Personal, die das Haus in Schuss halten. Es wird dir also an nichts fehlen.“

  • Etwas erstaunt sah sie ihn dann an. Sie konnte sich gar nicht vorstellen in so einem großen Anwesen zu wohnen.


    "So groß? Bis jetzt war ich nur in ziemlich kleinen Anwesen mit ganz wenigen Angestellten."

  • Livianus schmunzelte.


    „Glaub mir! Ich muss mich auch erst daran gewöhnen. Ich bin selbst erst vor kurzem - also nach meiner Rückkehr vom Feldzug – in dieses Haus eingezogen. Davor habe ich in einem kleinen Centurionenquartier gewohnt - und dort gab es überhaupt keine Angestellten. Während des Feldzuges wurde ich dann zum Praefectus befördert und habe nun anspruch auf ein Offiziershaus. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns beide recht rasch daran gewöhnen werde.“

  • Ein kleines Lächeln umspielte jetz doch ihre Lippen.


    "Im Momnet kann ich mir das gar nicht vorstellen. Es hört sich wirklich groß an. Was macht ihr eigentlich?"


    Sie wusste eigentlich gar nichts über ihren neuen Herrn und fragte aber nur zögerlich.

  • „Ich bin Praefectus Castrorum und stellv. Kommandeur der Legio IX. Ich kümmere mich um alle logistischen Aufgaben und Abläufe die so anfallen und unterstütze den Legaten.“


    Livianus wollte nicht mehr ins Detail gehen, um Evana nicht zu sehr zu verwirren. Er wartete ob eine weitere Frage kommen würde.

  • Evana konnte sich unter dem Gesagten nichts vorstellen, wollte aber auch nicht nachfragen.
    Ihr neuer Herr schien genauso nett und freundlich zu sein, wie sein Vater. Bei dem Gedanken an den älteren Herrn musste sie etwas schmunzeln. Sie wurde noch nie so freundlich von jemandem behandelt wie von ihm. Während sie weiterliefen sah sie Livianus zum ersten Mal richtig an. Ihre Augen schimmerten bei dem schwindenden Tageslicht.

  • Es wurde bereits dunkel in den Gassen Roms und Zeit um sich auf den Heimweg zu machen.


    „Lass uns zurück zu Casa gehen. Es ist schon spät und nach diesem aufregenden Tag bist du sicher so müde wie ich.“


    Livianus bemerkte, dass er immer noch die Corona Obsidionalis in der Hand trug. Er sah kurz zu ihr hinunter und mit einem Schwung setzte er sie Evana auf und zwinkerte ihr lächelnd zu. ;)


    „Passt dir gut!“

  • Sie sah ihn eine Zeit mit großen Augen an und hatte ein schüchternes Lächeln. Was sollten nur die Leute von ihnen denken, die alles an ihnen vorbei gingen? Sie war eine Sklavin und er behandelte sie eher wie eine ganz normale Frau. Sie fasste sich an den Kopf und berührte die Corona Obsidionalis. Sie sah ihn immer noch an, schaute dann aber verlegen zu Boden und sie gingen weiter.

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