Ein heißer Frühlingsabend

Severus und Victor kommen geradewegs von der Casa del Sev. Sie haben ein bisschen länger gebraucht als nötig, denn Vic bleibt alle naselang stehen und bewundert mit einem lauten "Boah!" irgend eines der zahlreichen beeindruckenden Bauwerke der ewigen Stadt so lange, bis Sev ihn weiterzieht.

"Boah!"
"Jo, dat sindse nu. Die Mercati Traiani."
"Wahnsinn, dat kann man ja nie an einem Tag alles anschauen."
"Nach den ersten drei Ständen geht dir eh das Geld aus."
"Jo, wohl wahr. Aber deswegen sind wir ja eh nicht hier!"
"Na eben."
"Wo sind die Weinstände?"
"Oh Mann, kannste an nix anderes mehr denken? Wie wärs mit ner Frau?"
"Auch gut, aber erst nen Wein."
"Najut, da hinten gibts welchen, da wo die große Amphore hängt."
"Mann, Rom kommt mir vor wie ne einzige große Party!"
"Dat isses auch, Junge, dat isses.

Wenig später schlendern sie mit Wein ausgestattet über den Markt.

"Ey, schau ma die da, wat meinste?"
"Mhm, naja..."
"Wat nu? Wirst wohl wählerisch, jetzt wo de Bürger bist."
"An die Aurelia Deandra kommt eh keine ran."
"Wat?"
"Die Patrizierin. Klingt das nich toll, Aurelia Deandra... lauter aaahs."
"Jo, du mich auch. Ey, schlag sie dir ausm Kopp, Junge, oder ich mach es."
"Wat denn? Darf man nich ma mehr träumen?"
"Was bei deinen Träumen rauskommt, wissen wir ja, also lass es lieber sein!"
"Mhm..."

Suchend schaut sich Vic auf dem Marktplatz um.

"Mann is das lahm hier. Wo sind die Mädels alle?"
"Wahrscheinlich schon daheim."
"Wat? Um diese Uhrzeit?"
"Jo, wahrscheinlich ham se alle schon einen Kerl vom Triumphzug."
"Ja wie? Und wir?"
"Pech gehabt, ey."
"Bestimmt die Legionäre, Mann, die halten sich eh immer für was besseres."
"Jo. Die sin mir suspekt. Die labern immer so viel undurchschaubares Zeuch."
"Und dann dat Ding mit dem Triumphzug. Wat dat wieder sollte."
"Die Germanen?"
"Jo. Is doch Wurscht, die II die IX, dat macht keinen Unterschied."
"Auch wahr."
"Ne, dat einzig wahre is die Ala, Junge."
"Ich wollt auch nich zur Legio."
"Ne, da bekommen mich keine zehn Pferde hin."
"Die ham ja noch nichma Pferde."
"Hrhr, dafür ständig Plattfüße, ey."
"Hrhr."

Irgendwann hatten Severus und Victor dann doch noch zwei Frauen aufgegabelt und waren mit ihnen in einer Taverne verschwunden.

Eine ganze Weile später verlassen sie die Taverne wieder.

"Boah, jetzt gehts mir wieder gut, Mann."
"Jo, Alter, dat waren vielleicht zwei Häschen."
"Hrhr."
"Dat werd ich vermissen, wenn ich wieder in Hispanien bin."
"Nu mach mal halblang, da gibts auch geile Bräute!"
"Jo, aber wir ham ja nich so oft Ausgang."
"Dat is wahr."
"Dafür isses dann um so doller, hrhr."
"Hrhr."
"Lass uns verschwinden. Nich, dass wir morgen den Abzug verschlafen."
"Jo. Gemma."

Aus der Taverne kommend, erreichen Ferrus und Vic den Markt.

"Jo, rechts, links, gradaus? Wo simmer hier überhaupt? Ah, da vorne is nen Weinstand, dat is schon ma nen guter Anhaltspunkt. Ich glaub, ich war hier schomal mit dem Sev, da hamwa hier ganz in der Nähe zwei Perlen aufgetrieben, ich sach dir, dat waren heiße Feger."

Vic fühlt sich sofort an Sev erinnert, als sich Ferrus vordrängt. Sofort schiebt er ihn ein Stück zur Seite, durch Lati hat er darin ja mittlerweile Übung.

'Woah!' denkt er sich, 'All diese Kurven und ich ohne Bremsen!'

"Hoi ihr zwo, so ganz allein? Wenn ihr Lust auf ne geile Party habt, dann lächelt einfach nur."

Die zwei Mädels kichern und schauen sich grinsend an. Wären Ferrus und Vic noch bei klarem Verstand würden sie auf den ersten Blick erkennen, dass die Frauen käuflich sind.

"Na ich würd sagen, dat war mehr als nen Lächel, wat Ferrus?"

Vic hät ihm am liebsten gleich hier und auf der Stelle eine vor die Stirn gelazt. Der Junge muss noch viel lernen. Nem geschenkten Gaul schaut ma nich ins Maul, aber hier auch noch vor den Mädels Fragen zu stellen, Mann, dat könnte tödlich sein.

"Ach wat, Junge, die zwei sind einfach hin und weg von uns. Auf gehts, Mädelz."

Nach einem abschätzigen Blick entscheiden die zwei, dass Ferrus und Vic wohl genug in der Tunika haben - genug Sesterzen - und hängen sich je eine bei je einem ein.

"Jetzt müssen wa nur noch dafür Sorgen, dat wir zurück zur Casa del Sev et Vic kommen und unterwegs nochn bisschen wat auflesen."

"Maul nich rum, wird sich scho noch wat finden."

Abgelenkt von der Perle an seiner Seite schlägt Vic den falschen Weg zur Casa ein. Und wie es der Zufall so will, kommen sie an einen Park, wo zwei Frauen auf einer Bank sitzen. Die eine is so superhübsch, dat Vic die Kinnlade runterkippt, und für die andere würd Vic nichmal würfeln. Wie hypnotisiert steuert er die Bank an.

"Boah, ne!"

Vic wirft einen Blick auf die Banksitzer und schüttelt den Kopf.

"Vergiss et, Junge, vergiss et! So viel Wein gibts überhaupt nich in meiner Casa, dat de die schönsaufen könnst!"

Die zwei Mädels von der Bank schauen sich an und die 'gutaussehende' schaut böse zu Ferrus. Dann steht sie auf und weist ihre Freundin an, mitzugehen, sowas hätten sie ja nicht nötig.

Vic grinst breit. "Puh, dat hätten wa geschafft. Un nu hock hier nich so fraul rum, mit einer Perle an der Seite wirste dich ja nich zufrieden geben wolln!"

Vic versucht dem Liedtext zu folgen, aber als Ferrus mit Griechisch anfängt, muss er passen. Zum Glück is der Refrain wieder einfach und irgenwie kommt er Vic auch bekannt vor.

"Uha, nich schlecht. Welche willste nehmen? Ich steh auf Blondinen. Und Brünette. Und Rothaarige. Ich könnt auch beide..."

Als er Ferrus bösen Blick sieht, denkt Vic, dass es wohl keine gute Idee wäre, heute beide zu nehmen. Er hat ma irgendwo gehört, dass Wein manche Leute agressiv werden lässt und bei Ferrus scheint dat wohl der Fall zu sein.

"Ohhkay..."

Etwas später machen sich Ferrus und Vic mit den vier Mädels auf zur Casa del Sev et Vic.