Officium Trecenarii

  • Corvus saß im fahlen Licht eines kleinen Fensters an einem rohen Tisch. In der Hand hielt er eine Wachstafel mit dem langweiligen Bericht eines Speculators aus einer entlegenen Provinz des Imperiums. Auf dem Gang waren die lauten Schritte nagelbewährter Soldatenstiefel zu hören, die sich näherten. Dann klopfte es energisch und ein Miles kam hereingestürmt.

  • Als der Offizier ihn anfuhr, straffte sich der Miles und hielt sich gerade, die Arme gestreckt am Körper, um dann fortzufahren:


    Als ich vorhin in seine Kammer ging, um nach ihm zu sehen, war er nicht mehr da. Er scheint auch ein paar Habseligkeiten mitgenommen zu haben. Wie lange er schon fort ist, kann ich nicht sagen. Mir ist vollkommen rätselhaft, wie er entkommen konnte.


    Er schluckte trocken und wagte kaum den Blick des Trecenarius zu erwidern.

  • Corvus erinnerte sich an den unverschämten Jüngling, ein Mündel des Imperators, der ihn auf der Rostra zu schlagen gewagt hatte. Dieser auffällige Priester war den Wachen also entkommen? Ärgerlich ballte er die Faust und ließ einen tonlosen Fluch über die Lippen kommen. Dann fasste er sich wieder.


    “In Ordnung, weggetreten!“


    Das ließ sich der Miles nicht zweimal sagen, doch als er sich gerade umgedreht hatte…


    “Ah, noch was. Du und deine Kameraden haben eine Strafe zu erwarten. Hungaricus wird schon etwas Passendes einfallen.“


    Der Miles wurde noch etwas weißer als er ohnehin schon war und verschwand dann.
    Corvus lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Hände an die Schläfen, wo er sie kreisen ließ, und überlegte was nun zu tun sei.

  • Corvus erkannte seinen ehemaligen vorgesetzten Offizier bei der Legio II sofort.
    “Duccius Germanicus! Es ist in der Tat lange her. Wie geht es in Germanien und bei meiner alten Legion? Auf dem Triumphzug war so viel zu tun, ich hatte gar keine Gelegenheit mit den alten Kameraden zu sprechen.“
    Er bot dem anderen mit einer knappen Geste einen Stuhl an.

  • Er setzte sich und nickte.
    "Der II. geht es langsam wieder besser. Die in Hispania gelichteten Reihen wurden aufgefüllt. Auch Germanien füllt sich weiter mit Leben. Mogontiacum hatte gerade die Eröffnung des Theaters, CCAA steigt stetig auf und auch in anderen Regionen passiert einiges.
    Allerdings sind die Germanen momentan auch etwas widerspenstig. Wie es aktuell aussieht weiss ich nicht, da ich seit einigen Tagen in Rom bin, als QP. Aber ich hoffe, dass Germanien noch steht, wenn ich zurück kehre."

    Er musste leicht Grinsen bei den Worten.

  • “Ach ja, ich denke noch immer gerne an meine Zeit bei der Zweiten zurück. Sie ist die beste Einheit des ganzen Imperiums!


    …nach den Cohortes Praetoriae versteht sich.“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.


    “Aber du bist sicher nicht gekommen, um mit einem alten Kameraden über alte Zeiten zu plaudern.“

  • “Hadrianus Subdolus…“, murmelte Corvus. ”Es tut weh ihn in Haft zu sehen. Ich habe damals wie du unter seinem Kommando gedient und ich erinnere mich noch an den furchtbaren Marsch im Winter, als er uns allen durch sein Vorbild das Leben gerettet hat.“
    Mit einer unwilligen Geste wischte er die Gedanken fort.
    “Aber die Vergangenheit tut jetzt nichts mehr zur Sache.“
    Er bog demonstrativ das Kreuz durch und nahm eine straffe Haltung an.
    “Du kannst ihn besuchen. Ich werde dich begleiten. Er befindet sich im Carcer der Castra Praetoria. Du bist unbewaffnet? Dann lass uns gehen.“

  • "Ja, ich habe von dem Marsch gehört. Von dem Rückmarsch. Zu dem Zeitpunkt war ich ja schon wieder in Mogontiacum."
    Er nickte dankbar und musste doch lächeln.
    "Corvus, wir sind in Rom. Ich wäre dämlich, würde ich gegen gerade dieses Gesetz verstoßen. Obwohl es mir wahrlich nach all der Zeit in Waffen schwerfällt."
    Dann folgte er ihm.

  • "Ich ken mich nicht mit den Bedingungen hier aus für Gefangene.
    Dennoch möchte ich Dich bitten etwas für ihn zu tun. Du weisst, wie ich, dass Subdolus das da nicht verdient hat, nicht so. Wenn Du kannst, dann sorge bitte dafür, das seine Haftbedingungen wenigstens etwas besser werden. Wenn es an Finanzen oder Material fehlt, bin ich gerne bereit dafür einzuspringen."


    Er wusste, dass er eine verdammt große Bitte da äusserte, vielleicht gar etwas unmögliches. Aber er musste einfach.

  • Corvus überlegte kurz.
    “Ich habe dir ja schon gesagt wie sehr es auch mir weh tut, ihn dort im Verließ zu sehen. Für Verräter und anderes Gesindel ist es der richtige Ort der Aufbewahrung, aber er hätte besseres verdient. Doch es ist der Wille des Kaisers, dass er dort festgehalten wird und nur Iulianus alleine weiß, wann er über sein weiteres Schicksal befunden wird. Ich hoffe, dass dieser Tag bald kommt.“
    Müde ließ er sich auf einen der Stühle niedersinken.
    “Du verstehst sicher, dass die Befehle des Kaisers für uns Praetorianer in jeder Hinsicht bindend sind und ich will nicht Zweifel an meiner Treue wecken, weil ich einen alten Kameraden über Gebühr bevorzugt behandle. Aber gut, ich will sehen was ich tun kann ihm die Zeit leichter zu machen. Ein Gasthaus wird aus dem Carcer der Castra Praetoria aber auch dadurch nicht und das wichtigste wäre, dass sein Fall bald entschieden wird.“

  • “Du könntest natürlich um eine Audienz beim Imperator nachsuchen und dich für ihn verwenden. Aber klüger wäre es wohl, zuerst mit seiner rechten Hand zu sprechen, dem Legatus Augusti Decimus Lucidus. Kennst du ihn?“

  • "Eine solche Audienz hatte ich schon kurz nach den Geschehnissen. Ob sie etwas bringt...
    Ja, Lucidus kenne ich. Ich hatte letztens kurz mit ihm zu tun. Nun gut, ich werde sehen, ob ich eine Audienz bei ihm erhalten kann."

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