Germania Libera - Höhe CCAA, viele Kilometer vom Limes

  • Ein germanisches Dorf


    Ein frischer Morgen brach an, als es im Dorf geschäftig wurde. Die Männer gingen auf die Jagd, während die Frauen sich ihren Aufgaben widmeten. Einige der Männer vergnügten sich auch schon beim Met oder anderweitig.


    Alsuna, eine junge Frau mit vier Kindern trieb einmal mehr ihre römische Sklavin an und fragte sich zum wiederholten Male, warum ihr Mann sie nicht damals hatte abstechen lassen und behalten wollte. Sie war nichtsnutzig und faul, zumindest in ihren Augen. Das sie die meiste Arbeit machte und sich auch um die Kinder kümmerte, interessierte sie nicht. Sie hasste die Römerin und liess es sie oft und hart spüren. Zudem war sie rasend eifersüchtig und war sich sowieso sicher, dass ihr Mann sich auch der Sklavin bediente. Nicht selten schlug sie zu und auch heute Morgen war sie in der Stimmung die Frau zu schlagen.


    Diese jedoch war mit anderen Frauen gerade dabei frisches Wasser zu holen und so ging sie grummelnd durch das Lager um sich etwas zu suchen, weshalb sie sie danach um so härter würde bestrafen können.


    Seit Jahren schon musste sie dieses Weinstück ertragen und wenn sie nicht zugleich Angst vor ihrem Mann gehabt hätte, hätte sie sie längst erschlagen. So fand sie sich mit dieser Schlampe, in ihren Augen, ab, gezwungenermaßen. Aber sie musste zugeben, manchm,al machte es ihr Freude sie zu quälen.


    Wo blieb das Weibstück?

  • Herzklopfen, lautes Herzklopfen dröhnte in ihren Ohren............
    Sie schaute hinter einem Baum hervor und hoffte, dass sie niemand gesehen hatte.


    Wie jeden Morgen, seit vielen Jahren war sie mit den anderen Frauen zum Wasser holen gegangen. Jeden Tag immer wieder der gleiche Ablauf. Sie hieß Justina, war verheiratet und hatte eine Tochter. Nur dies war ein anderen Leben, eines, das vor vielen Jahren aufhörte zu existieren. Ein Leben aus dem sie gerissen wurde von heute auf morgen.


    Nun lebte sie in diesem Dorf bei dieser Familie als Sklavin. Alsuna war eine Tyrannin wie man sich keine andere vorstellen konnte. Sie fand immer eine Möglichkeit sich an Justina auszulassen, egal was sie tat.


    Schon oft hatte sie nach einer Gelegenheit gesucht dieses Dorf zu verlassen, zu fliehen. Der Wunsch jedoch nach Freiheit war größer als den Mut den sie hatte. Heute sollte aber der Tag sein, an dem sie es versuchen würde. Nicht jetzt bei Tageslicht sondern am Abend wenn die Dunkelheit ihr den nötigen Schutz geben würde.


    Noch immer stand sie hinter dem Baum und hatte das Gefäß für das frische Wasser in den Armen. Sie ging in die Hocke und holte die Dinge die sie darinne versteckt hatte hervor. Es war nicht viel nur etwas zu Essen, was auch nicht für ewig halten würde, aber besser als nichts.


    Sie versteckte alles hinter dem Baum unter dem Laub, dann trat sie vorsichtig wieder hinter dem Baum hervor und folgte den anderen Frauen zu der Wasserstelle wo sie das Gefäß füllte um dann wieder zurück ins Dorf zu gehen.


    Das Wasser brachte sie zur Wohnstätte und stellte es ab. Alsuna erblickte sie nicht, was sie auch nicht sonderlich störte.

  • Andere Dinge beschäftigten sie zunächst, weshalb sie nicht weiter an die Römerin dachte, aber nun, wo sie wieder Zeit hatte, machte sie sich auf die Suche nach dem Nichtsnutz. Würde sie sie in den Armen ihres Gatten finden? Würde sie endlich den Beweis für ihre Eifersucht erhalten?
    Nein, ein weiteres Mal saß sie nur faul rum und tat nichts. Nun gut, sie rieb irgendwas, aber sonst saß sie nur faul rum.
    "Sklavin! Los! Hol die Kinder! Kümmer Dich um ihr Essen und dann mach hier Ordnung! Und beeil Dich!"
    Sie unterstrich ihre Worte mit einem Tritt und ging dann zu ihrem Mann. Einmal mehr versuchend ihn um das Leben der Sklavin zu bitten, die ihr ein Dorn im Auge war.

  • Es war vorraus zu sehen, dass Alsuna irgendwo in der Nähe war und kommen würde um sie wieder zu drangsalieren. So auch jetzt, als sie dabei war das Essen zu machen. Den Tritt spürte sie schon nicht mehr so war sie an die Behandlung von Alsuna gewöhnt.


    Justina hatte noch nie viel mit den Menschen hier gesprochen, die ganzen Jahre nicht. Nur mit den vier Kindern sprach sie, was sie allerdings auch nicht vor Alsuna tat. Die Kinder erinnerten sie immer wieder an ihre Tochter, an ihr geliebtes kleines Kind. Was aus ihr wohl geworden war? Und ihr Mann, ob er noch Hoffnung hatte, dass sie noch am Leben war? Daran zu denken brach ihr schon das Herz.


    Die restlichen Zutaten für das Essen tat sie in den Kessel zu den anderen. Der Kessel stand schon auf dem Feuer. Dann ging sie die vier Kinder suchen, die etwas abseitz zusammen spielten. Es waren fröhliche und aufgeweckte Kinder, die ihr das Gefühl gaben gebraucht zu werden. Wenn sie alleine waren erzählte sie ihnen Geschichten, wie sie es bei ihrer Tochter immer getan hatte.


    Sie sagte den Kindern, dass sie zum Essen kommen sollte. Eigentlich fühlte sie sich fast wie ihre Mutter, da Alsuna sich immer vor der Arbeit drückte um ihre Intriegen zu spannen. Einem nach dem anderen gab sie etwas zu Essen und machte sich danach an die Hausarbeit. Ihre Gedanken waren bei der kommenden Nacht und ihrer Flucht.

  • Alsuna hatte ihren gemahl gefunden, doch beschäftigten sie beide darauf andere Dinge als die Sklavin. Erst gegen Abend waren beide wieder gesehen und Alsuna beachtete ausnahmsweise die Römerin nicht. Dies tat sie nie, wenn sie einen sehr erfolgreichen Nachmittag gehabt hatte mit ihrem Gemahl.
    Sie nahm sich der Kinder an und ging früh zu Bett. Ihr Mann sah noch einmal kurz zu der Römerin und grinste, wie so oft, eigenartig zu ihr hin, ehe auch er verschwand.
    Langsam senkte sich die Dunkelheit über das Land.

  • Die Dunkelheit schlich sich ein, genau wie ihre Angst. Sie lag auf Ihrem Schlaflager und bewegte sichkeinen Millimeter.
    Warten, warten, warten..................


    Es kam ihrso vor, als wäre sie auf dem Lager von einem unsichtbaren Band festgebunden. Sie konnte sich nicht rühren, ihre Angst war so groß. Nur der Gedanke irgendwann ihre Familie wieder zu sehen trieb sie an. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf um zu sehen ob alle anderen schliefen. Kein Laut war zu hören nur hin und wieder bewegte sich jemand.


    Ohne einen Laut von sich zu geben erhob sie sich und schlich leise zum Ausgang. Ihr Blick viel nocheinmal auf die schlafenden Kinder. Um sie tat es ihr leid, aber sie musste weg. So lange hatte sie sich schon darauf vorbereitet.


    Sie ging hinaus in die Dunkelheit, die sie sofort mit ihrer Kälte in Empfang nahm. Sie schlich sich an einem kleinen Pfad entlang, da Wachen im Dorf postiert waren. Diese bemerkten sie allerdings nicht.


    Der Weg war schmal und sie bedacht nur darauf zu laufen und nicht auf einen Stock zu treten, der sie verraten würde. Ihr schien es wäre eine Ewigkeit vergangen als sie an dem Baum ankam. Sie kniete nieder und suchte unter dem Laub nach dem Bündel, welches sie am Morgen da versteckt hatte. Die Dunkelheit verhinderte, dass sie ihn auf anhieb fand, aber es gelang ihr doch noch. Das Bündel war unversehrt und sie nahm es auf.


    Nocheinmal atmete sie tief durch und machte sich dann auf den Weg ins Ungewisse. Zum Schlafen blieb ihr keine Zeit. Sie musste die Dunkelheit ausnutzen um sich so weit wie möglich vom Dorf zu entfernen. Sobald der Morgen anbrechen würde, würden sie bemerken, das Justina nicht mehr da war.

  • Früh am nächsten Morgen entdeckte man tatsächlich die Flucht der römischen Sklavin. Hier und da vernahm man Wut, hier und da aber auch nur Gleichgültigkeit. Was oder wer war sie schon? Nur eine stinkende und dreckige Römerin. Man sollte sie ziehen lassen.
    Aber nicht jeder dachte so und so ging die Jagd los. Die die sie jagten, würden keine Gnade walten lassen. Das war für sie klar. Die, die zu Hause blieben schüttelten nur mit dem Kopf.

  • Ihre Füße trugen sie immer weiter und weiter. Noch war es dunkel, doch der Tag dämmerte schon. Die ganze Nacht war sie gelaufen. Keine einzige Pause hatte sie sich gegönnt.


    Das Bündel mit den wenigen Nahrungsmitteln hatte sie immer noch unter dem Arm. Bis jetzt hatte sie noch keinen Bissen getan.
    Ihr zierliches Gesicht hatte einige Schrammen abbekommen als sie sich durch den Wald und die Büsche kämpfte.


    Spuren wollte sie so wenige wie möglich hinterlassen und hielt sich von den Wegen fern. Keiner sollte sie sehen. Immer wieder schaute sie sich um wie ein gehetztes Tier. Bald würden sie ihre Flucht bemerken, aber sie hatte schon einen Vorsprung.


    Es wurde immer heller und am Horizont zeichnete sich ein rötlicher Schimmer ab, der andeutete, dass die Sonne jeden Moment aufgehen würde. Wie weit sie bis jetzt gekommen war wusste sie nicht, auch nicht ob sie nicht zufällig im Kreis lief. Die Dunkelheit hatte ihr größten Teil die Orientierung genommen.

  • Sie suchten und jagten und als die Sonne sich dem Mittag neigte, fanden sie endlich brauchbare Spuren. Sie konnte keinen großen Vorsprung haben. Vielleicht 5 oder 6 Stunden. Die Jäger eilten ihr hinterher.

  • An einem kleinen Bach machte sie am frühen Morgen eine kurze Rast um etwas zu Essen und zu Trinken. Ihre Kräfte waren so ziemlich sufgebraucht. Justina nahm nur wenig von dem Essen, da sie es sich einteilen musste.


    Nach dem kleinen Mahl ging sie weiter. Nur noch langsam kam sie vorwärts, ihre Beine wollten nicht mehr, da sie die ganze Nacht durch gelaufen war.


    Sie achtete auch nicht mehr darauf keine Spuren zu hinterlassen zu sehr war sie damit beschäftigt überhaupt noch auf den Beinen zu bleiben.


    Die Sonne stieg immer höher und höher. Die Mittagszeit musste schon um sein, als sie beschloss einen Platz zu suchen wo sie sich eine Weile ausruhen konnte.


    Abseits von dem Weg wo sie ging fand sie eine kleine Höhle, eher eine Nische. In diese drängte sie sich rein um sich auszuruhen. Kaum hatte sie es sich einigermasen bequem gemacht fielen ihr die Augen zu. Das letzte Bild das sie vor Augen hatte war das von ihrem Mann mit ihrer gemeinsamen Tochter.

  • Die Spuren wurden immer offensichtlicher und die Verfolger waren sich sicher, dass sie sie finden würden. Der Vorsprung wirkte geschrumpft und war es auch.
    Aber dann verlor sich die Spur und die Jäger beschlossen eine Pause einzulegen.

  • Es war später Nachmittag als sie wieder aufwachte. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Bein. Mit aller Kraft versuchte sie wieder aus deser Nische rauszukommen. Sie hatte einen Krampf im Bein, der nur sehr langsam wieder verging.


    Sie war immer noch müde und kraftlos. Wieder nahm sie das Bündel mit dem Essen welches doch schon weniger geworden war und lief weiter.


    Langsam und schleppend bewegte sie sich fort. Wenn sie wenigstens wüßte wo sie war oder ob sie auf dem richtigen Weg war. Eine Spur der Verzweiflung machte sich in ihr breit.


    Der Wald war mitlerweile noch dichter geworden und es war schwerer durch zu kommen.


    Wieder senkte sich die Dämmerung über das Land. Sie sank auf die Knie und ruhte eine Weile. Ihre Hände fuhren über ihr Gesicht wo sie dunkle Spuren hinterließen, da sie ganz dreckig waren.


    Sie stellte sich eine Frage: Würde sie es schaffen?

  • Die Pause war länger als geplant und erst im Laufe des Nachmittags machten sich die Männer wieder auf den Weg. Irgendwann meinten sie eine weitere Spur zu finden.
    Zum Rhenus... Ins Imperium... Wie lange?... Wir? Zwei Tage.... Sie, 3 wohl...

  • Wie lange war sie jetzt unterwegs? Stunden oder Tage? Sie vermochte sich nicht mehr daran zu erinnern.
    Ihr Körper war überseht von einzelnen kleinen Wunden die sie sich zugezogen hatte als sie durch das Gehölz geaufen war.


    Sie hatte das Gefühl, dass sie immer langsamer wurde und ihre Beine wollten nicht mehr. Justina musste jetzt öfters Pausen einlegen um sich etwas zu erholen.


    Einzig allein die Gebete und ihre Gedanken die bei ihrer Familie waren halfen ihr wieder auf. Sie trieb sich an weiter zu laufen.


    Doch diese Nacht schaffte sie nicht mehr. Sie musste sich zum schlafen zwischen mehrer Büsche legen. Keinen Schritt konnte sie mehr machen. Diese Nacht war recht kalt und sie fror. Irgendwie versuchte sie sich warm zu halten und schlief erschöpft ein, ohne zu wissen was nach dem Erwachen kommen würde.

  • Das sie das Weibsbild noch nicht gefunden hatten, wurmte sie schon ein bisschen. Aber sie trauten ihr keinen großen Vorsprung mehr zu. Morgen würden sie noch nach ihr suchen und wenn sie sie dann nicht finden würden, würden sie ins Dorf zurückkehren. Aber jetzt hiess es erst einmal Essen und Schlafen. Ausserdem, die Wahrscheinlichkeit, dass sie hier draussen überleben würde, war eh klein.
    Auch wenn ihr Weg bisher schnurgerade Richtung Rhenus geführt hatte, sie war noch mehrere Tage entfernt. Zumindest wenn man bedachte, dass sie eine Frau war. Mit einem Pferd wär es wohl nur noch einen Tag, aber zu Fuß und sie, mindestens 4. So dachten die Jäger.

  • Als sie aufwachte waren ihre Knochen regelrecht steif. Ihr war eisigkalt und sie hatte das Gefühl, dass sie Fieber hatte. Ihr Kopf fühlte sich warm an und ansonsten war ihr kalt.


    Sie sah nach ihrem Essen. Es war nicht mehr viel über. Einige Bissen von dem Brot brachte sie runter aber nicht viel.


    Immer noch erschöpft und ohne Kräfte stemmte sie sich wieder hoch um weiter zu laufen. Justina kam es so vor als würde sie nicht mehr vorwärts kommen.


    Sie musste doch irgendwann einmal auf jemanden stoßen, es konnte doch nicht sein, dass es hier niemanden gab.


    Verzweiflung ergriff wieder ihr Herz und sie fühlte sich immer schlechter.


    Wieder stieg die Sonne höher am Himmel und wurde dieses Mal langsam von Wolken bedeckt. Sicher würde es bald noch anfangen zu regnen. Sie hoffte, dass dies nicht der Fall sein würde.

  • Es fing an zu regnen und sie war nass bis auf die Knochen. Der Boden auf dem sie lief war schon richtig aufgeweicht. Nur mit großer Mühe kam sie vorwärts. Von Mal zu Mal wurde der Regen stärker.


    Das Essen was sie in einem Tuch eingewickelt hatte war fast aufgebraucht und sie wusste nicht wo sie etwas anderes her bekommen sollte.


    Ein paar mal stolperte sie und fiel in den schlammigen Boden. Sie war von kopf bis Fuss dreckig und sie war erschöpft.


    Was machte wohl ihre Familie in diesen Momenten wo sie hier durch die Wälder lief. Der Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen. Was war wenn ihr Mann.........sie dachte den Gedanken nicht zu Ende denn sie stolperte wieder und fiel unglücklich hin, so dass sie sich den Kopf anschlug. Die Wunde an der Stirn war nicht groß, doch sie brauchte eine Zeit bis sie wieder richtig zu sich kam.


    Justina stand wieder auf und ging langsam weiter. Bildete sie es sich ein oder war in der Ferne ein Fluß zu sehen?

  • Der Regen hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Der Boden war aufgeweicht und jegliche Spuren wurden förmlich weggeschwemmt.
    Sie berieten sich und dann beschlossen sie, dass sie ja doch bloss nur ne Sklavin war. Sie würde wohl sowieso nicht bis ins Imperium finden. Wie sollte sie auch.
    Also gaben sie auf und kehrten in ihr Dorf zurück.

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