"Lade Flavius Prudentius Balbus zu mir ein." sagte ich zu meinem Sekretär
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Weing später betrat ich das Zimmer und grüsste den Legatus Augusti Pro Praetore.
"Sei gegrüsst, Flavia Messalina."
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"Sei gegrüßt mein Freund. Nimm Platz und mach es Dir bequem. Kannst Du mir einen kurzen Überblick über die aktuellen Probleme und Aufgaben geben?"
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Ich nickte und nahm Platz. Es war gut, dass der Legatus Augusti Pro Praetore wieder in Tarraco war.
"Die Aufgaben konnte ich bisher alle gut koordinieren. Keine Probleme diesbezüglich. Ich werde demnächst Kontakt zur Ala aufnehmen, damit sie wieder ihre Patrouillentätigkeiten aufnimmt. Für Deinen Schutz ist nach wie vor die Legio zuständig, den Rest in der Stadt und im Hafen übernehmen wir.
Ich habe diesbezüglich auch einen zivilen Mitarbeiter eingestellt, der sozusagen als unsere verlängerte Hand inkognito arbeitet. Bisher bezahle ich ihn aus meiner Privatkasse. Ich denke jedoch, dass in Zukunft die Provinzkasse für Spitzel und Agenten aufkommen wird."
Ich hielt kurz inne.
"Zu den Problemen: Wir haben welche und zwar mit einem Kult."
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"Kult?" ich warf einen Blick auf meine Kurzagenda
"Man hat mir hier neben ATTENTAT und HADRIANUS auch AESKULAP notiert. Geht es darum?" -
Ich nickte mit dem Kopf.
"In der Tat. Um diesen Kult geht es. Und ich denke die Sache ist leider schon weiter geschritten, als es nötig gewesen wäre."
Ich wusste nicht wie gut sie informiert war.
"Muss ich ganz vorne anfangen, oder..."
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Zitat
Original von Flavius Prudentius Balbus
Muss ich ganz vorne anfangen, oder...
"Das wird das beste sein..." -
Ich lehnte mich zurück, und beschlos, dass ich die Geschichte entweder auswendig lernen oder irgendwo aufschreiben sollte.
"Ich hatte in Tarraco eine Razzia durchgeführt. Ein Gebäude führte die Bezeichnung "Postamt". Nach meinen Recherchen, wurde für diesen Betrieb jedoch keine Genehmigung erteilt. Folglich ließ ich das Gebäude sperren. Die Lex Mercati gelten ja im gesamten Imperium.
Ich hatte also dieses Haus versiegeln lassen, als eine Priesterin auftauchte und in Anwesenheit meiner Männer das Siegel entfernte und sich in das Haus begab.
Ich suchte selbstverständlich das Gespräch. Sie ließ sich jedoch nicht dazu bewegen, das Haus zu verlassen. Sie drohte mir einen priesterlichen Bann an. Sie behauptete, der Betrieb stehe unter dem Schutz ihres Kultes..."
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Ich lauschte gespannt
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"Ich hatte dann Anweisung gegeben, sie aus dem Gebäude zu entfernen, als ein Haufen Matrosen auftauchte, und für sie Partei ergriff. Man drohte mit Gewalt, doch letzlich zogen die Männer wieder ab. Ich ließ das Gebäude versiegeln und die Priesterin einen Häuserblock entfernen. Ich gab Befehl die Türe zu vernageln und ich stellte acht Mann der Stadtwache vor die Türe.
Die Priesterin tauchte wenig später erneut auf und entfernte das Siegel ein zweites mal. Sie soll dabei behauptet haben, dass es sich nun um kein Postamt mehr handele, sondern um eine private Postbeförderungsstelle, und das alles geklärt wäre. In meinem Büro jedenfalls war bis dato niemand, und ich bezweifle, dass überhaupt jemand irgendetwas in irgendeinem Büro dieser Behörde zu korrigieren veranlasst hat. Wie auch immer, ich traf so schnell es ging dort ein. Die Priesterin saß auf ihrem Stuhl, mitten in der offenen Türe, tot.
Sie muss auf dem Stuhl zwischen den Pfosten gestorben sein. Meine Männer hatten sie jedoch nicht angerührt. Ich ließ die Tote von einer zweiten Priesterin aufbahren und weggräumen. Dann versiegelte ich die Türe erneut.
Seit diesem Tag - so habe ich durch Informanten erfahren ruft dieser Kult öffentlich gegen mich einen religiösen Bann aus, versucht sich zu rechtfertigen und mich, mein Haus, und alle daran beteiligten Offiziere und Stadtwachen zu schädigen, wo immer es nur geht.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, Legatus, ich habe nichts gegen Priester, doch der Polizei- und Justizchef in dieser Region bin immer noch ich, und ich habe mich an die geltenden Gesetze gehalten. Die Marktverordnungen des Aedils gelten für das gesamte Imperium..."
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"Du hast völlig richtig gehandelt, ich werde Deine Entscheidung in jeder Weise mittragen. Lass die Rädelsführer festnehmen, ich werde mich mit ihnen unterhalten müssen. Niemand ruft gegen meine Leute einen Bann aus. Niemand ausser dem Kaiser. Der Unterschied wird diesen Leuten bald klar werden."
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Ich blickte den Legatus an. Ihre Entschlossenheit überraschte mich.
"Legatus, bist Du sicher, dass wir gleich zuschlagen sollen? Ansonsten würde ich vorschlagen, sie beobachten zu lassen und einen ..."
ich räusperte mich
"... unter sie zu schicken, der sich ein bisschen umhört.
Verhaften können wir sie immer noch, wenn sie nicht zur Räson kommen. " -
"Das Verhalten mit Siegeln kann in keiner Weise geduldet werden. Ich lasse nicht zu das ein paar verrückte Kultisten unsere Administration lächerlich macht."
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Ich dachte nach. Sicher, ich hatte keine Skrupel und fand das Vorgehen prinzipiell richtig.
"Legatus, eine Anmerkung vielleicht noch, bevor ich mich an die Ausführung des Befehls machen. Dieser Kult führt zur Zeit eine Synode in Tarraco. Vielleicht sollten wir sie wirklich erst beobachten und dann zuschlagen, wenn diese vorbei ist. Ich will keinen Auflauf und man sollte auch nicht im ganzen Imperium davon erzählen...
Sollte es jedoch Dein Wille sein, dann werde ich mich an Deinen Befehl halten."
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"Wir machen es so: Du lässt die Synode scharf beobachten, sollte nur das geringste passieren, ein Bann oder was auch immer, schlagen wir sofort zu, dann werden alle Teilnehmer der Synode und alle die sich als Mitglieder des Kultes zu erkennen gaben oder geben festgenommen. Den Zeitpunkt des Eingriffes überlasse ich Dir, aber lass nicht zu dass uns diese Leute auf dem Kopf herumtanzen."
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Ich nickte mit dem Kopf. Der Legatus schien auf der selben Wellenlänge zu liegen, was mir gut gefiel.
"Ich werde alles so handhaben, wie Du es wünschst."
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"Fein. Wie kommen die Ermittlungen im Attentatsfall voran?"
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Diese Frage hatte ich befürchtet.
"Wir haben nicht mehr als einen toten Attentäter. Er konnte nicht mehr viel aussagen, Legatus."
Ich kam mir etwas dumm vor, doch eine bessere Antwort fiel mir nicht ein. Und unsere Recherchen waren in der Tat im Sande verlaufen.
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"Er war als Patrizier gekleidet sagte man mir. Dies lässt sich doch sicher feststellen, denn die Liste der Patrizier im Imperium ist ja nicht so lang und die der fehlenden Patrizier ist umso kürzer. Was haben die Ermittlungen im Tabularium und den Meldeämtern ergeben?"
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Ich blickte sie an.
"Er war so gekleidet in der Tat. Doch heißt das noch lange nichts. Er war ein Attentäter, Attentäter tarnen sich. Nehmen verschiedene Gestalten an. Ich kann nur sagen, was ich bereits sagte. Er ist tot, konnte nicht befragt werden. Und seine Leiche wurde lange bevor ich Regionarius wurde, beseitigt. Ich könnte ihn exhumieren, keine Frage, ob uns das weiterhilft?
Die Meldelisten aller Patrizier könnte ich durchgehen, doch zwischen dem Verschwinden eines Patriziers und unserem Fall eine Verbindung zu ziehen? Es verschwinden tagtäglich hunderte von Menschen im Imperium, werden Opfer eines Verbrechens, setzen sich ab, suchen sich eine neue Identität. Wir haben keine Indizien, keine Hintermänner. Wir haben faktisch nichts!"
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