• Auch ich ließ mich wieder auf der Kline nieder, immer noch erschöpft von der anstrengenden Reise.


    "In den letzten Monaten war ich auf Reisen", antwortete ich meinem Onkel.
    "Ich habe Germanien besucht und einige fernere Provinzen. Die Welt sehen, das wollte ich. Als ich vor nicht allzulanger Zeit nach Ostia zurückkam, musste ich jedoch feststellen, dass man mir mein gesamtes Gut gestohlen hatte, während ich weg war. Man sieht ja, ich habe nicht einmal eine saubere Tunika."


    Um diese Worte zu betonen, klopfte ich den restlichen Sand von meiner Tunika.


    "Deshalb bin ich hier. Ich habe nicht zu essen und nichts zum Anziehen und dachte, meine Familie könne mir vielleicht helfen, eine Arbeit zu finden."


    Erwartungsvoll blickte ich ihn an.


    Bitte, dachte ich, du musst mir einfach helfen. Siehst du nicht, wie verzweifelt ich schon bin?


    Aussprechen tat ich das natürlich nicht.

  • Modestus nickte ernst. Dann betrat Chion wieder den Raum. Ihm folgten zwei Sklaven, die jeweils ein Tablett trugen.
    Chion hatte den verdünnten Sabiner, der zweite Sklave das von Matidia gewünschte Gericht und auf dem Tablett des
    dritten Sklaven, befand sich ofenfrisches Brot, Oliven, mehrere verschiedene Käsesorten und einige Scheiben von einem
    guten Räucherfleisch. Die Sklaven stellten die Tabletts bei Modestus und Matidia ab und bis auf Chion, verließen
    alle Sklaven das Triclinium wieder.


    "Chion, lasse ein Zimmer für Matidia herrichten." Modestus musterte kurz seine Nichte. "Rufe auch den Tonsor
    und lasse das Balneum herrichten. Danach gehst du auf den Markt und kaufst eine vernünftige Stola und
    eine ordentliche Palla."


    Chion nickte und machte sich davon.


    "Nach dem Essen lassen wir dich ersteinmal wieder herrichten und danach gehen wir in die Stadt
    einkaufen. Schließlich brauchst du auch vernünftige Kleidung und was sonst noch dazu gehört."


    Modestus brach ein Stück Brot ab und tunkte es in seinen Wein.


    Eine Arbeit ? Das kommt natürlich ganz darauf an, was du dir vorstellst. In welche Richtung möchtest du den gehen ?

  • Auch ich nahm mir zuerst etwas Brot und ein paar Oliven und widmete mich dann meinem Gericht. Ich musste mich richtig beherrschen, um nicht alles hinunterzuschlingen, so ausgehungert war ich. Schon lange hatte ich nichts so Gutes gegessen. Hier in Italia waren die Speisen immer noch am besten!


    "Vielen Dank, dass du dich so um mich kümmerst", sagte ich an Modestus gewandt, nachdem ich das Brot hinuntergeschluckt hatte. "Es ist wirklich köstlich. Aber nun zu deiner Frage: Ich weiß nicht so genau, als was ich arbeiten möchte."


    Ich überlegte kurz.


    "So richtig gearbeitet habe ich nämlich noch nie... In Germanien war ich nur für kurze Zeit in einer Taberna angestellt. Und sonst hatte ich immer genug Geld, weil ich vor einigen Jahren sehr viel geerbt habe."

  • "Also hast du mehr oder weniger keine Erfahrung. Nun als Frau stehen dir nicht all zu viele Wege offen.
    Vieleicht käme der Dienst im Cultus Deorum für dich in Frage. Möglich wäre auch eine Anstellung als Scriba
    oder Magistrata in der Verwaltung, was in Mantua mit mir als Duumvir kein Problem wäre."


    überlegte Modestus laut und trank noch einen großen Schluck von dem Wein.


    "Natürlich gibt es auch noch Stellen im privaten Bereich, aber diese sind oft schlecht bezahlt ...
    oder nicht unbedingt für eine Frau gedacht. Wobei das nicht immer der Fall sein muss."

  • Ich überlegte einige Minuten. Ein paar Angebote erschienen mir recht interessant...


    "Die Verwaltung wäre schon gut", sagte ich schließlich, "Was muss ich denn als Sciba oder Magistrata tun?"


    Meine Unwissenheit war mir etwas unangenehm, aber um solche Dinge hatte ich mich in meiner Jugend eben nie kümmern müssen.

  • >Ich denke du solltest ersteinmal als Scriba anfangen. Aber wenn du in nächster Zeit ordentlich
    arbeitest, sehe ich keinen Grund warum du nicht zu einer Magistrata befördert werden solltest.<


    sagte Modestus und nippte an seinem Wein.


    >Wenn du willst kannst du sogar schon Morgen anfangen. Eine Ernennung ist schnell aufgesetzt.<

  • Ich öffnete ruhig die Tür die zu dem Triclinium führte und meldete meinem Herrn, dass alles erledigt war.


    "Herr, das Bad ist vorbereitet, der Tonsor wartet schon und die Kleidung liegt bereit."

  • Modestus nickte kurz, als auch schon sein Sklave, das Triclinium betrat.


    >Gut. Du kannst dich vorerst zurückziehen.< antortete Modestus knapp. Dann wandte er sich wieder seiner Nichte zu.


    >Also ich würde vorschlagen du suchst jetzt das Bad auf und wenn noch genügend Zeit bleibt
    zeige ich dir nach dem Besuch bei einem Schneider auch noch deinen neuen Arbeitsplatz.<

  • Ich aß den Rest meiner Cena und bedankte mich noch einmal ganz herzlich bei meinem Onkel. Endlich war mein Hunger gestillt und gleich würde ich das heiß ersehnte Bad nehmen dürfen. Ich warf meine langen Locken über die Schulter, stand auf und verließ das Triclinium.

  • Sophus tat es dem Duumvir gleich und legte sich auf eine Kline. Dann sprach er wieder.


    "Wie hat sich Mantua in dieser Zeit verändert? Als Duumvir hast du ja nun selbst die Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen."


    Der Alte lächelte freundlich.

  • >Nun das Amphitheater wurde endlich fertiggestellt. Natürlich gab es eine große Eröffnungsfeier mit Gladiatoren und wilden Raubkatzen.
    Es kam sogar eine bekannte Theatergruppe aus Germanien. Leider konnte ich die Feier nicht so sehr geniessen, da sie fast ausschließlich
    von mir organisiert wurde. Es kamen sogar einige Senatoren.


    >Und wie ist es mit dir Sophus ? Als Augur bist du doch sicher sehr beschäftigt.<


    Modestus überlegte ob ihm noch eine andere Begebenheit einfiel, die sich wohl in den letzten Jahren geändert hatte.


    In der zwischenzeit betratt ein griechischer Sklave das Triclinium.


    >Was darf ich euch bringen, Domini ?< fragte dieser untertänig, als er sicher war niemanden zu unterbrechen.


    >Das Übliche und eine Kanne von dem Sabiner, der gestern geliefert wurde.< antwortete Modestus nebenbei.


    Der Sklave nickte und wandte sich danach dem älteren Herrn zu.

  • Sophus nickte dem Sklaven freundlich zu.


    "Nur einige Trauben und ebenfalls etwas von dem Wein, den dein Herr erwähnte."


    Dann wandte er sich wieder an Modestus.


    "Ja ... Ich hoffe, dass ich nicht bald wieder reisen muss. Ich habe dem Kaiser meine Hilfe angeboten und es mag sein, dass er sie für den Feldzug im Osten in Anspruch nimmt. Aber vielleicht wird er auch andere Auguren bestimmen. Ich bin sicherlich nicht der einzige, der in Frage kommt.
    Jedoch ist mein Plan hier in Rom erst einmal, das Archiv der Auguren neu für die Bürger Roms zu öffnen und die Einträge dort zu systematisieren. Ich fürchte, dass allzu viel Unordnung darin steckt. Viel könnte ein Bürger aus diesen Aufzeichnungen lernen. Und Interesse nicht durch Unordnung aufzuhalten sollte unsere erste Pflicht sein angesichts einer gewissen ... Müdigkeit im Bezug auf religiöse Pflichten, von der ich manches mal höre.
    Von der Provinz hingegen will ich nicht zu viel erzählen. Es sei denn, du möchtest es hören. Ich habe es schon so oft erzählt.
    Ich half dort den kaiserlichen Truppen. Viel mehr nicht."

  • Der Sklave nickte dienstbeflissen und verließ das Triclinium wieder.


    >Das Archiv der Auguren ? Was hat es damit auf sich ?<


    fragte Modestus, da er im Moment dieses "Archiv der Auguren" nicht genau einordnen konnte. Zwar waren Inform-
    ationen darüber tief in seinen Gedanken vergraben, doch im Moment war er zu müde um viel darüber nachzudenken.


    >Um ehrlich zu sein interessieren mich die Ereignisse in Spanien auch nicht sonderlich. Ich habe schon
    genug davon in der Acta lesen können und auch einige Händler aus Hispania konnten Auskunft geben.<


    sagte Modestus und konnte sich vorstellen, dass sein Großvater schon oft genug ausgefragt worden war.

  • Sophus nickte freundlich.


    "Das Archiv, ja ...
    Grundsätzlich besteht für jeden Auguren die Pflicht, jede seiner Entscheidungen aufzuschreiben und schriftlich zu begründen. Dies kann man sich in etwa wie eine juristische Urteilsbegründung vorstellen.
    Jedes dieser schriftlichen Urteile wird in einem Archiv gelagert. Jedoch verstauben die alten Aufzeichnungen zunehmen und ich weiß auch nicht, wie zuverlässig die Auguren inzwischen dieser Pflicht nachkommen. Auch sind sie nicht mehr sehr systematisch angelegt und ich schätze, dass bei einer gezielten Suche viele Dokumente nicht gefunden oder auch nicht verstanden werden könnte, weil ihr Aufbau sich unterscheidet.
    Diese strukturellen Missstände möchte ich beheben und das Archiv erneuern. Wenn der Prozess abgeschlossen ist, werden wir es für die Öffentlichkeit neu eröffnen - denn öffentlich war es schon immer.
    Und dann wird jeder Interessierte sich ein wenig in unsere Profession einlesen können."

  • >Wenn das Archiv der Auguren in Rom ähnlich ordentlich wie unser städtisches Archiv in Mantua geführt wurde, dann steht dir viel Arbeit bevor.<


    sagte Modestus ernst als sich die Türen des Tricliniums wieder öffneten. Herein kamen zwei Sklaven die das Essen der beiden Männer trugen. Während sie für Sophus
    nur ein bronzene Schale mit saftigen Trauben hinstellten, wurden für Modestus einige Teller und Schalen von einem Tablett genommen. Ob Käse, Brot,Fleisch, Gemüse
    oder Fisch von allem waren mehrere Sorten vorhanden. Die beiden Kannen, die ebenfalls aus Bronze waren, strahlten eine angenehme Kühle aus, denn in dem Wein s-
    chwammen einge Eisbrocken um ihn zu kühlen. Die beiden Sklaven schenkten sogleich auch zwei Becher von dem gekühlten Sabiner ein und reichten den beiden Annae-
    ern die gefüllten Trinkgefäße.


    >Als Auguren seit ihr doch auch für Tempelweihungen zuständig oder etwa nicht ?< fragte Modestus noch bevor er zu essen begann.

  • Noch bevor Sophus antwortete probierte er etwas von dem Wein und nickte zufrieden, nachdem er geschluckt hatte. Dann nahm er sich zwei Trauben und aß sie, auch hier wieder zufrieden nickend. Nachdem er das - etwas langsam - ausgeführt hatte, sprach er schließlich wieder.


    "Ja, das ist richtig. Auch ist es dem Auguren möglich, die Zustimmung der Götter zum Bau zu überprüfen. Dies gilt für jedwedes Gebäude, auch wenn bei einem Tempelbau sicherlich mehrerlei Dinge zu berücksichtigen sind. Besonders natürlich die Weihe für einen vorherigen Gott.
    Planst du, in Mantua einen neuen Tempel zu bauen?"

  • Modestus packte mit einem Fladen ein Stück gebratenes Schweinefleisch und schlang es zusammen mit dem Fladen herunter. Dann
    nahm schnitt er ein Stück von einem interessant richenden Käse ab und spühlte ihn mit einem Schluck von dem eisgekühlten Sabiner
    herunter. Modestus hatte an diesem Tag noch nichts gegessen und entsprechend hungrig war er auch. Natürlich war Modestus auch
    ein leidenschaftlicher Esser, was man inzwischen seinem Bauch ansehen konnte.



    >Ja, ich plane im Moment einen Tempel für Mantua, wobei wohl noch einige Jahre vergehen können bevor wir seine Fertigstellung
    zelebrieren werden. Bisher hatten aber die architektonischen Dinge für mich Vorrang. Ich bin im Moment auch noch unentschieden
    welcher Gottheit der Tempel geweiht werden sollte. Mercurius war bisher mein Favorit, damit der Gott des Handels und des Gewerbes
    wohlwollend auf Mantua herabblickt.<

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