Marsch einer Zenturie

  • Hm, der Centurio besaß Witz und Verstand. Das gefiel mir. Ich musste schmunzeln.


    „Dann sollten wir uns einmal die Umgebung genauer ansehen und die annähernde Himmelsrichtung bestimmen. Leider hilft uns die Sonne dabei nicht. Das ist Pech, denn die würde uns mit ihrem Stand sofort den Hinweis darauf geben. Vielleicht verzieht sich nachher noch der Nebel, vorerst schlage ich vor, dass wir die Moosablagerungen an den Bäumen betrachten. Bei einem vorherrschenden Nordwestwind weist der stärkste Bewuchs, den Baumstamm in Gänze betrachtet, auf diese Himmelsrichtung hin.“


    Ich grinste, das hatte ich längst überprüft und blieb daher genauso gelassen wie der Centurio.

  • Während, ich besorgt den Karren im Auge behielt und neben besagtem her trottete sah ich wie der Centurio sich scherzhaft mit einem Legionär unterhielt.
    Ich erinnerte mich an meine vorlaute Äußerung bei der mich der Centurio erwischt hatte und senkte mein Haupt als ich an den Beiden vorbeizog. Mit Glück würde er mich nicht sehen und oder mich einfach ignorieren.
    Inständigst hoffte ich noch immer das meine Äußerung keine allzu großen Folgen haben würde. Also stapfte ich weiter und konzentrierte mich darauf das der Wagen nicht zu schnell ins Rollen kam.

  • "Moos an Bäumen...ja, das ist so eine Sache. Sicherlich eine Methode mit oft zweifelhafter Sicherheit, sich im Walde zu orientieren, doch jetzt sind wir auf recht üppiger Wiese mit lockerem Gehölzbestand. Da wäre es doch Zeit- und Kraftverschwendung, zum nächstem Wäldlein zu rennen, oder? Schau, wenn wir gerade keinen Flussläufen oder Straßen folgen, dann hoffen wir einfach auf himmlischen Beistand: Sonne und Sterne. Sind sie durch Wolken verdeckt, wie du bereits erkannt hast, dann sucht sich der Marschführer einfach besonders markante Punkte in der Landschaft als Orientierungshilfen. Als wir losmarschierten, war mit bereits bewusst, dass der Hügel, den wir eben bestiegen haben, in südlicher Richtung von unserem alten Feldlager lag. Der Kamm war also der wichtigste, weil am weitesten von unserer alten Position entfernte und damit sichtbare Punkt. In diesem besonderen Fall war es kein Thema, die Anhöhe zu erreichen, denn wir bemerken ja sofort an der Steigung, wohin wir marschieren. Aber auf relativ ebenen Flächen, wie wir sie hier vor uns haben, müssen wir ganz genau unsere Marschroute planen, bevor wir uns überhaupt in Bewegung setzen.
    Gut, wir wollen nach Südwesten, auf möglichst direktem Wege auf die Strasse nach Mantua.
    Jetzt suchen wir einen möglichst weit entfernten Punkt, der verglichen mit unserem letzten großen Orientierungspunkt, dem Hügelkamm nämlich, in möglichst gerader Linie erreichbar ist und - wie gesagt - von unserem Standpunkt aus südwestlich liegt.
    Dieser große, einzelstehende Baum ganz dort hinten wäre doch ein recht brauchbarer Bezugspunkt! Jetzt müssen wir uns überlegen, wie wir möglichst bequem, schnell und sicher von hier zu diesem Baum kommen.
    Schau, vor uns liegt wieder einmal ein Waldgebiet, zur rechten Seite ein kleiner Ausläufer des Hügels und noch weiter rechts davon eine Strecke voller Geröll, die für uns nicht passierbar ist.
    Jetzt müssen wir entscheiden, was der beste Weg sein könnte:
    Die Geröllhalde scheidet also aus, der Wald ganz links wäre vermutlich begehbar, aber wie wir eben gesehen haben, eher hinderlich. Bleibt also noch der scheinbar umständliche Weg über den Hügelausläufer.
    Jetzt ergibt sich für uns aber folgendes Problem:
    Gehen wir diesen Weg weiter, so werden wir irgendwann einmal unseren einzelnen Baum, also den Bezugspunkt, der die Marschrichtung vorgibt, aufgrund des da vorne angrenzenden Waldgebietes, welches die Sicht verdecken würde, aus den Augen verlieren.
    Was machen wir also? Wir brauchen eine weitere Orientierungshilfe, die wir auch dann noch erkennen können, wenn wir den Hügelausläufer passiert haben. Nun, dafür könnte sich doch diese kleine Talsenke zu rechter Seite anbieten, welche wir aber aufgrund des Geröllfeldes nicht direkt anlaufen können. Haben wir sie erreicht, können wir - wenn ich das jetzt mit dem Augenmaß abschätze, den einzelnen Baum wieder sehen und an ihn hinmarschieren. Dann geht das ganze Spielchen wieder von vorne los: Wir suchen einen neuen Bezugspunkt mit möglichst vielen Orientierungshilfen, die uns auch während des Marsches immer darüber informiert halten, wo wir uns gerade befinden.


    Jetzt kannst du dir sicher vorstellen, dass diese Methode für einen echten Kampfeinsatz natürlich viel zu gefährlich wäre.
    Ich kann zum Beispiel von hier aus nie und nimmer erkennen, ob sich in dem Wäldlein dort vorne Feinde aufhalten...oder ob sie in der Talsenke auf uns lauern...gar hinter dem großen Baum. Was ich damit sagen will: Das Sicht- und Planfeld der schweren römischen Infanterie ist - und da sehen wir von teilberittenen leichten Infanteriehilfstruppen einmal ab - enorm begrenzt. Wir sind daher im Kampfeinsatz von der Kavallerie abhängig wie ein Kalb vom Muttertier."


    Kurz hob der Centurio den Weinrebenstock nach rechts, um der Zenturie den Marschweg, eben beschriebenen Hügelausläufer, anzuzeigen und lief schweigend neben Herius Vesuvius Claudius her.

  • Als der Centurio zu seinen Erklärungen ansetzte, ahnte ich noch nicht, dass es eine extrem umfängliche Unterweisung über Bezugspunkte und Orientierungshilfen bei der Bestimmung der Himmels- und damit Marschrichtung werden würde. Interessiert hörte ich zu, folgte mit Blicken den jeweils von ihm benannten markanten Objekten und versuchte seine Überlegungen für die Fälle nachzuvollziehen, in denen erste Orientierungshilfen durch versperrte Sicht wegfielen oder gar in Feindgebiet weitere taktische Vorsichtsmaßnahmen die Situation verkomplizierten.


    Zunächst sprachlos aufgrund der unerwartet ausführlichen Einzelunterweisung stellte sich anschließend bei mir ein neues Bewusstsein darüber ein, welche Umsicht ein Befehlshaber walten lassen musste, worüber sich der ihm folgende Soldat in der Regel wenig Gedanken machte.


    Nach einigen schweigend zurückgelegten Schritten äußerte ich meine Gedanken.


    „Mir ist seit langem bewusst, welche unbestrittenen Vorteile berittene militärische Einheiten der schweren Fußtruppe bieten können. Die größere Beweglichkeit und besserer Übersicht über die jeweilige Lage, das Territorium und damit ihre Bedeutung als Spähtrupp sind das eine. Eine aus diesen Vorteilen resultierende flexiblere Kriegsführung das andere. Genau deswegen zieht es mich ja zur Reiterei.“


    Etwas betreten sah ich zu Boden und schwieg. Es stand mir nicht zu, zu fachsimpeln. Wer glaubte ich denn, wer ich war? Ein einfacher Legionär – nichts weiter.

  • Der Centurio musste schmunzeln.


    "So? Nun, ich habe lange das römische Heerwesen studiert und möchte mir noch immer kein abschließendes Urteil darüber erlauben, welche Truppengattungen wohl die wichtigeren seien. Wie gesagt: Die Reitereieinheiten sind Augen und Ohren der Legion. Sie sind wendig, vor allem schnell und können als Spähtrupps - richtig eingesetzt -unschätzbar wertvolle Informationen über das vor der Infanterie befindliche Land liefern.
    Dies ist ein zentraler Bestandteil der Kriegsführung: Viele Militärs vertreten schon lange die Auffassung, dass eine gute Aufklärung für den Ausgang einer Schlacht, nicht aber zwangsläufig eines Krieges, viel wichtiger ist als die eigene Truppenstärke. Nun aber ein anderer Gesichtspunkt und da muss ich die Bedeutung der Reiterei doch erheblich einschränken: Die Kampfkraft.
    Gewiss, berittene Einheiten sind meist wendiger als die Infanterie, doch in offener Feldschlacht, dessen bin ich mir sicher, hätte sie ohne Unterstützung von Fußtruppen nicht den Hauch einer Chance gegen die geschlossene Phalanx der schweren römischen Infanterie. Sie nämlich ist das Herzstück der Legion, die mit Abstand effektivste und schlagkräftigste Heeresgattung. Wir müssen ebenfalls die Tatsache beachten, dass die gesamte Strategie der Legionen darauf beruht, den Feind nicht etwa in einem frontlosen Partisanenkampf aufzureiben, sondern zu offenen Feldschlachten auf möglichst freiem und ebenem Gelände zu zwingen, das uns viel Raum für verschiedene Manöver gibt.
    In der Vergangenheit hat die Kavallerie in solchen Schlachten hauptsächlich dazu gedient, die Flanken abzusichern und gegebenenfalls mit schnellen Vorstößen in den feindlichen Truppenkörper einzudringen, während dessen Soldaten von der Infanterie in Schach gehalten werden.
    Auch eignet sich die Kavallerie hervorragend für die Verfolgung bereits geschlagener Feinde - und dies kann durchaus von großer Bedeutung sein - aber die Hauptlast der Kämpfe, das ist klar, trägt allein die Infanterie.
    Sich mit dem Wesen der Reiterei zu beschäftigen, ist sicher eine höchst spannende Unterhaltung...zumal andere Völker jener eine sehr viel höhere Bedeutung zugestehen als dies bei den römischen Truppen der Fall wäre."


    Immer weiter führte der Marsch bis Sophus den zuvor angepeilten Baum nicht mehr erkennen konnte und daher die Zenturie nun in Richtung Talsenke führte.


    "Bist du denn ein guter Reiter?", fragte der Centurio etwas später, während er nach dem Baum Ausschau hielt.

  • „Ich möchte dem nicht widersprechen. Nicht nur, weil es mir nicht zusteht, sondern vor allem, weil ich ähnlich denke. Auch ich habe mich mit dem römischen Heerwesen und der römischen Militärgeschichte auseinandergesetzt. Freilich nur im bescheidenem Rahmen, aber ausreichend, um die Bedeutung der Reiterei nicht zu verkennen. Unbestritten ist, dass die schwere Infanterie das Rückgrad der Legion ist. Die Reiterei dient ihrer Unterstützung und nicht umgedreht und dennoch…“


    Ich kratzte mir verlegen am Kopf und musste grinsen. Bei den Göttern, was ich hier für Gespräche führte… Da der Centurio aber offenbar zuhörte sprach ich schließlich weiter.


    „… bei allem Vorteil, den die schwere Infanterie bietet, erkenne ich durchaus auch Nachteile. Du selbst sprichst es an: Offene Feldschlachten auf möglichst freiem und ebenem Gelände, doch wer kann sich schon immer den Kampfplatz wunschgemäß aussuchen? Und sind es nicht gerade die Feinde des römischen Reiches, die frontlose Partisanenkämpfe und die Taktik des zerstreuten Gefechts bevorzugen? Mit der lockeren Schlachtordnung im Gegensatz zur Phalanx wird die Truppe – ist der Schlachtort einmal nicht auf freiem Gelände – einfach beweglicher. Davon einmal abgesehen sollte die römische Reiterei nie einer geschlossenen Phalanx der schweren römischen Infanterie gegenüberstehen.“


    Ich stockte mitten in meinen Ausführungen. Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Im Grunde besaß ich nur theoretische Kenntnisse. Es war vermessen zu denken, in irgendeiner Weise mitreden zu können. Deswegen schloss ich einfach:


    „Nach wie vor sehe ich es als nützlich an, die Reiterei gezielter als bisher in die militärischen Taktiken mit einzubeziehen. Aber das sind nur die Gedanken eines einfachen Legionärs, der nicht einmal besonders lange bei der Truppe ist und ja, ich kann behaupten, sehr gut reiten zu können.“


    So ganz nebenbei registrierte ich die vom Centurio vor einiger Zeit benannten und nun nach und nach passierten Orientierungspunkte. Bald sollte der große einzeln stehende Baum ins Sichtfeld kommen. Dass ich Strecke zurücklegte, merkte ich während der Unterhaltung gar nicht.
    Eines stand fest, ich hatte wesentlich mehr Erfahrungen auf diesem Marsch gesammelt, als je zu erwarten gewesen wäre. Kein Vergleich zu meinem ersten Trainingsmarsch. Bald jedoch würde mich der Lageralltag mit seinem Arbeitsdienst wieder haben. Erstmalig stellte sich so etwas wie Bedauern bei mir ein. Hoffentlich ließ der nächste Übungsmarsch nicht allzulange auf sich warten.

  • "Viele Barbaren fechten gerne einen Krieg ohne klaren Fontverlauf in möglichst unübersichtlichem Gelände, das ist wahr. In der Militärgeschichte gab es immerhin viele Beispiele - denken wir an zahllose Gefechte mit den Germanen nördlich der Alpen - welche deshalb die römische Niederlage bedeutete, weil einzelne Truppenkontingente einfach während des Marsches überrascht wurden. Dies aber ist nicht die römische Art zu kämpfen. Schau, die Römer haben ein völlig anderes Verständnis von der Schlacht als viele Barbaren: Oft sind sie an Körpergröße und Stärke weit unterlegen, auch sehen wir uns oft mit gewaltigen Überzahlen des Feindes konfrontiert, der oftmals geradezu danach trachtet, im Kampfe zu fallen. Wie kann man gegen jemanden gewinnen, der sich danach sehnt durch die Klinge eines Feindes zu sterben? Will sagen: Wir sind die bedeutend schlechteren Einzelkämpfer und haben nur dann eine echte Chance gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind, wenn wir möglichst geschlossen und diszipliniert unsere meist bessere Panzerung und Ausrüstung einsetzen.
    Dieses Prinzip hat sich die römische Armee seit vielen Jahrhunderten angeeignet. Es kann nicht unser Bestreben sein, Mann gegen Mann im Wald kämpfen zu lassen - denn da haben wir fast immer den Kürzeren gezogen.
    Aber man soll immer das tun, an dem man Freude findet, das einen fordert. Du bist ein junger Legionär, die ganze Zukunft bei den Truppen steht dir offen - und an Tagen wie diesen wäre es doch zuweilen bequemer, sich zu Pferde fortbewegen zu können."


    Der Centurio grinste, während er in Richtung des nun auftauchenden großen Baumes marschierte.


    "Überlege es dir gut: Ist es tatsächlich dein Wunsch, in der Reiterei zu dienen, so kann ich entweder dem Lagerkommandanten oder einem der Tribunen davon berichten. Obwohl...ich muss sowieso noch einmal mit dem Legaten sprechen und die Zenturie einsatzfähig melden, wenn wir wieder zurück sind. Da könnte ich dein Anliegen vorbringen...was hälst du davon?"

  • Sim-Off:

    Bin ab jetzt wieder dabei ;)


    Zitat

    Original von Herius Vesuvius Claudius
    „Also ich bereue nicht, zur Legion gegangen zu sein. Abwechslung wird uns hier genug geboten, selbst in der Wetterlage. Marsch Nummer eins unter sengender Sonne, Marsch Nummer zwei mutiert zur Wasserschlacht.“
    ...
    „Gerade wird mir klar, welche Vorteile die Reiterei bietet. Da bleiben wenigstens die Füße trocken.“


    Unterwegs unterhielten sich Claudius und Vitulus lange Zeit sehr angeregt. Vitulus lachte laut und nickte zustimmend.


    "Recht hast du. Ganz davon abgesehen dass man nicht in diesen engen Marschkollonnen vorangehen müsste. Bis es für mich jedoch vollends angenehm wird lange Strecken mit dem Pferd zu reiten müsste ich mich wohl noch in einigen Stunden üben.


    Sie gingen weiter nebenher, bis plötzlich der Centurio neben ihnen auftauchte und mit Claudius ins Gespräch kam. Erst ging es über die Orientierung im freien Felde, vieles das Vitulus wusste und einiges mehr, dass er gerade zum ersten Mal hörte. Am Ende geriet ihre Diskussion auf das Thema der Reiterei. Vitulus lies sich weiter zurückfallen und hörte aufmerksam zu, besonders als es um Claudius Wunsch dorthin zu wechseln ging. Vielleicht könnte er daraus lernen wie er selber den Sprung dorthin schaffen könnte. Derweil ging ihre Reise weiter und offenbar begann sich der Nebel in Anbetracht der immer weiter aufbrechenden Sonne zurückzuziehen, war allerdings noch immer sehr dicht.

    „...minimaque conputatione miliens centena milia sestertium annis omnibus India et Seres et paeninsula illa (scil. Arabia) imperio nostro adimunt: tanti nobis deliciae et feminae constant!“ (Plinius, naturalis historia)"

  • Ich nickte zustimmend zu den Worten des Centurio. Disziplin, die bessere Ausrüstung und ausgeklügelte Taktiken waren die Trümpfe der römischen Legionen.


    Lange, verdammt lange, dachte ich über seine nächsten Worte nach: Man solle immer das tun, an dem man Freude findet, das einen fordert. Genau das traf den Punkt. Im Grunde spielte es nur eine untergeordnete Rolle in welcher Truppengattung ich zukünftig dienen würde. Entscheidender war etwas ganz andres.
    Von Anfang an kam für mich nur die beste Legion des Imperiums in Frage. Ich wollte den qualifiziertesten Befehlshaber und daran hatte sich nichts geändert. Das betraf nicht nur den Legaten, sondern den gesamten Offiziersstab. Mein Urteil über die einzelnen Qualifikationen hatte ich ziemlich schnell gefällt.


    Ich drehte mich zu Vitulus um. Wusste ich doch, dass er wie immer hinter mir lief. Meine Augen suchten die seinen und ich war mir sicher, er wusste auch ohne Worte, was gerade in mir vorging. Hatten wir doch schon einmal über das Thema Qualifikationen gesprochen.


    Ich fühlte mich ziemlich zerrissen in diesem Moment, wollte ich doch unbedingt mit Vitulus zusammenbleiben, hatte ich doch außerdem gehört, dass wir bereits der Zenturie des Aurelius Commodus zugeordnet worden waren, gab es doch zusätzlich noch meine hohen Ansprüche und nicht zuletzt den Reiz der Reiterei, der aber keineswegs der entscheidende Faktor war.


    Vitulus, ich hätte mich so gerne mit ihm darüber unterhalten, aber um eine Antwort an den Centurio kam ich nicht drum herum.


    „Es ist nicht so, dass ich allein in der Reiterei meine Zukunft sehe. Sie hat ihren Reiz, das ist wahr, aber ich bin nicht Legionär geworden, um mich diesen Reizen und der Bequemlichkeit des Reitens hinzugeben.“
    Zu ernst war das Thema, als dass der Scherz wirklich gelang. Ich fuhr mir mit der Hand über das Kinn und wog gut die nächsten Worte ab.


    „Ich suche die Herausforderung, habe große Ziele und ebensolche Ansprüche. Allen Wünschen voran stelle ich den, dass ich unter dem fähigsten Offizier der Legio I dienen kann. Wenn du dieses Anliegen dem Legaten vorbringen würdest ... gern nehme ich jede seiner Entscheidungen daraufhin an.“


    Hinter mir lag eine unglaublich gute Grundausbildung, Aufbau- und Zusatztraining liefen derzeit ganz nach meinen Wünschen ab, ein extrem guter Übungsmarsch lag hinter mir und genau das Niveau wollte ich beibehalten.

  • Die Einstellung des Legionärs gefiel dem Centurio irgendwie.


    "Nun, ich bin mir sicher, dass auch die Reiterei ganz hervorragende Decurionen vorweisen kann - ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Offizier - gleich welcher Waffengattung er sich auch verschrieben hat - der Legio I, der Legion des Kaisers von Rom, zu Unrecht seinen Posten erhalten hat. Die Kontrollen der Stabsoffiziere sind in dieser Hinsicht recht streng. Die Legion hat Mangel an fähigen jungen Soldaten. Früher...während meiner Rekrutenzeit...wollte ich unbedingt zur Artillerie."


    Sophus lächelte gedankenverloren.


    "Aber es gab keinen freien Posten mehr. Nun, seitdem bekommt die vierte Zenturie permanent meine alte Leidenschaft für Belagerungswaffen und Feldartillerie zu spüren.
    Was ich damit sagen will: Die Zeiten haben sich nach Picentia geändert, dir stehen alle Möglichkeit offen. Nur wenn ich dem Legaten sage, einer der Soldaten möchte zu einem fähigen Offizier, wird er damit wenig anfangen können.
    Schaue dich, wenn wir zurück in Mantua sind - ich hoffe, wir schaffen es bis zum Abend - ruhig ein wenig genauer im Kastell um und fälle dann eine endgültige Entscheidung."


    Die Zenturie hatte den großen Baum erreicht.


    "Ah!", entfuhr es dem Centurio.
    "So ein Zufall...dich haben wir gesucht." :D


    Im Nebeldunst tauchte in einiger Entfernung das hellgraue Band der Strasse auf.

  • Noch immer marschierte ich, monoton neben dem Karren her.
    Allerdings tauchte nun im Dunst endlich das grau der Straße auf und ich atmete erleichtert auf. Innerlich war ich vom Orientierungssinn des Centurios ziemlich begeistert allerdings würde ich mich vermutlich eher den Barbaren vorwerfen als dem Centurio irgendwie meine Bewunderung auszudrücken um ihn nicht wieder an meine Verfehlung während der Übungen zu erinnern.

  • „Belagerungstechniken?“ Ich vergaß für einen Moment meine Gedanken von eben und auf meinem Gesicht erschien ein mehr als breites Grinsen. „So weit sind wir gar nicht mehr von Mantua entfernt, als dass all das gesagt werden könnte, was es dazu zu sagen gäbe. Wann ist der nächste Übungsmarsch geplant, bei dem diese Dinge zum Tragen kommen?“ :)



    Ich schmunzelte immer noch vor mich hin, versank dann aber wieder in meinen Gedanken. Sollte ich hier wirklich Farbe bekennen? Ich hatte gehofft, diese Entscheidung auf andere abwälzen zu können, denn ich wusste zwar genau, was ich wollte, aber die Dinge beim Namen zu nennen und das auch noch in aller Öffentlichkeit, war eine andere Sache. Ich versuchte es auf die galante Art…


    „Ich brauche mich nicht im Lager umsehen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Bis auf den Tribun Marcus Helvetius Geta, von dem ich bisher weder etwas gehört noch gesehen habe und dem Optio, der mich seit Wochen ausbildet, dessen Zenturie ich aber nicht ermitteln kann, ist es mir möglich, jeden einzelnen Offizier bestens zu beurteilen. Geht es nach mir, dann wünsche ich der Zenturie dieses unbekannten Optios oder eben der Vierten zugeteilt zu werden.“


    Die Straße war erreicht, nun sollte es zügiger vorangehen.

  • Viele erleichterte Seufzer gingen durch die Reihen der strapazierten Legionäre, als endlich wieder fester, weitaus besser begehbarer Boden unter den Caligae zu spüren war.


    "Ach, ihr neuen Legionäre habt noch gar keine Katapultausbildung und solche Späße hinter euch? Na, dem müssen wir aber baldigst Abhilfe schaffen. Hm...momentan habe ich noch nichts geplant. Ich rechne aber damit, dass der Praefectus Castrorum in den nächsten Wochen einen recht hohen Bedarf an Arbeitskräften im Zusammenhang mit dem Bau des Amphitheaters bei Mantua haben wird. Sicher wird auch das Baugebiet selber noch zu erschließen sein. Mal sehen, ob sich da noch Zeit finden lässt - die Vorbereitungen für die Artillerieausbildung sind meist recht umfangreich und natürlich muss das alles erst durch den Kommandostab genehmigt werden."


    Die Augen des Centurio kreisten über dem Land. Irgendwo hier, so glaubte er sich erinnern zu können, musste ein kleiner Bach verlaufen...

  • Wie es schien, standen die Aussichten für eine Ausbildung an Belagerungswaffen nicht schlecht. Katapulte, Türme, Fallbrücken – ich schwelgte bereits in Zukunftsvisionen, als die Rede auf das Amphitheater von Mantua kam.


    „Richtig, das Amphitheater. Ich muss mich an die Berechnungen setzen“, murmelte ich vor mich hin. Lauter sagte ich:

    „Mir war nicht klar, dass für den Bau des Amphitheaters Soldaten eingesetzt werden. Einen Vermessungstrupp traf ich kürzlich dort an. Andererseits hatte ich etwas von einem Straßenbau in Ostia gehört.“


    Meine Augen richteten sich auf die Straße. Diese schien recht gut erhalten zu sein.

  • Nachdem wir die Straße erreicht hatten ging ich zu Brucetus der schweigend neben den Karren her lief


    "Hey, Brucetus ärgere dich nicht das kann jeden mal passieren! Denk immer daran niemand ist perfekt auch wenn manche so tun, es hat jeder hier eine Schwäche."


    Dann sah ich mich um und sah einen Bach aber an eine Rast war nicht zu denken! Ich sah rüber zum Centurio und merkte das er irgendestwas suchte aber was sagte er nicht also versuchte ich weiter Brucetus aufzumuntern.


    "Komm schon zeig ein bisschen mehr stolz du bist immerhin in der
    Legio I also mach was drauß!"

  • Sie waren nun ein gutes Stück weit gekommen und waren nun auf einer Straße angekommen. Für die Füsse nicht unbedingt angenehmer, jedoch weit besser für die Karren. Damit ging es nun ein gutes Stück weit schneller. Der Centurio schaute sich gerade um und verlangsamte seinen Schritt. Auch ich blickte mich um um zu sehen wonach er eventuell suchte. Vielleicht diesen Hügel in einigen kilometern entfernung der dort herausragte? Nein, darüber blickte weg. Vitulus blickte derweil zu Claudius und machte ihm gegenüber ein freundliches Kopfnicken. :)


    Seine Pläne schienen gut zu verlaufen. Ihn interessierte aber auch der letzte Teil der Diskussion, in dem Claudius noch den Straßenbau in Ostia erwähnte. Dabei liese sich eventuell ein kleiner Besuch in die Villa Claudia organisieren...

    „...minimaque conputatione miliens centena milia sestertium annis omnibus India et Seres et paeninsula illa (scil. Arabia) imperio nostro adimunt: tanti nobis deliciae et feminae constant!“ (Plinius, naturalis historia)"

  • Sophus zuckte die Achseln.


    "Wissen die Götter, was unsere Kommandeure da wieder aushecken..."


    Der Bach war erreicht.
    Plötzlich drehte sich der Centurio zur Truppe um, hob die Hand und blieb einfach mitten auf der Strasse stehen.


    "Consistite! CONSISTITE!


    Acies dirigite! Schneller, wir sind doch hier nicht bei der Zweiten! Wir sind Bestandteil einer Legion des Kaisers von Rom und können niemals in einer solch erbärmlichen Aufmachung auf italischem Boden wandeln. Ausrüstung ablegen und am Bach reinigen!"


    Wahrlich hatten sich die Legionäre während der Durchquerung des unberührten Landstreifens sehr mit Schmutz behaftet, welcher nun - allmählich getrocknet - von Beinen und Arbeitskleidung gescheuert wurde. Auch die Ausrüstung hatte gelitten und so hatte jeder etwas zu tun...

  • Ich begrüßte den Halt und die Möglichkeit, meine Schutzrüstung reinigen zu können. Legte ich doch großen Wert darauf, durch gute Pflege immer eine außerordentlich schön blinkende Schutzrüstung zu haben. Schließlich war allgemein bekannt, dass ein Soldat in einem rostenden Bänderpanzer gleichzeitig in der Achtung seiner Standesgenossen sank.


    Zunächst legte ich also meine Lorica Segmentata ab, nahm mir eine Wechseltunika aus meinem Marschgepäck und ging zum Bach. Nachdem die Haut reichlich gerötet, aber immerhin wieder sauber war, streifte ich die neue Tunika über und machte mich an die Reinigung der Blechstreifen am Körperpanzer und den Achselschienen meiner Rüstung. Selbst der Lederkoller war in Mitleidenschaft gezogen.


    Während der Reinigung sprach ich Vitulus an.


    „Ich hoffe, dass wir zusammen bleiben, wenn die Legionäre auf die einzelnen Arbeitsobjekte aufgeteilt werden. Offenbar liegt sowohl in Mantua als auch in Ostia ein Arbeitsauftrag für die Legio I an. Na ja, und wenn doch nicht ... wir sollten, ganz gleich wohin uns die Zukunft einmal verschlägt, unbedingt in Kontakt bleiben.“


    Gründlich schrubbte ich anschließend meine Militärsandalen.

  • Ich blickte Kaeso ermüded an.

    Nunja allerdings wissen wir beide das unser Centurio uns vermutlich nicht allzu wohlgesonnen ist erinnerst du dich nciht mehr an das Familientreffen?


    Dann beugte ich mcih zu dem kleinen Bach herunter an dem wir halt machten und wusch mein Gesicht. Langsam legte ich meine Ausrüstungsgegenstände ab und begann sie zu reinigen ehe der Marsch weitergehen sollte.

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