• Metellus hatte sich regelrecht herausgeputzt für diesen Besuch. Er trug eine nagelneue Tunika, war beim Tonsor und hatte einen längeren Aufenthalt in den Thermen hinter sich. Er duftete wie ein Blumengarten...Nun, er wollte es nicht, aber die Sklavin in den Thermen hielt es für eine gute Idee.


    Dieser Besuch war wichtig. Sehr wichtig. Metellus würde bei Aurelia Deandra vorstellig werden, da er ihr Klient werden sollte. Es war für ihn eine Ehre und eine große Chance zugleich, gehörte sie doch einer der edelsten Gens an. Er klopfte sich noch einmal über die Tunika und pochte dann kurz und zackig an das Tor.

  • Freundlich lächelte ich. Natürlich, die Herrin hatte etwas von einem erwarteten Besucher erzählt. Vielleicht hätte ich in dem Fall nicht so dumm fragen sollen, aber nun war es auch egal.
    Mit einer einladenden Geste bat ich den Besucher herein.


    "Die Herrin sitzt im Atrium. Ich führe dich hin."

  • Nach einem längeren Spaziergang im Schein der untergehenden Sonne und zahlreicher Begrüßungen alter Bekannter kam der alte Eugenius, Bruder des Marcus Aurelius Antoninus, schließlich vom Hafen zur Villa Aurelia. Als der alte Herr (60), der in weißem Gewand gekleidet und rüstig im Gang war, am Eingangsbereich deutlich hörbar an die Porta der Villa klopfte, überkamen ihn beim folgenden Warten einige alte Erinnerungen von vor seiner langen Abwesenheit aus diesem Teil der bekannten Welt. Er lebte schon hier, als Aurelia Deandra noch als Kind durch den Garten tollte. Was wohl aus ihr geworden war? Das verstoßene Patrizierkind von einst war sicherlich zu einer Schönheit herangereift. Und Antoninus, der sich ihr als Vaterfigur angenommen hatter? War er auch wieder in diese Villa eingekehrt? Fragen über Fragen stellten sich ihm. Ja, er war lange Zeit fortgewesen. Eugenius war weit gereist und hatte viel vom Römischen Reich gesehen. Die längste Zeit verbrachte er in den Sonnigen Gebieten; wie Macedonien, Syrien, Ägypten, wo er zu Reichtum für sich und die Gens Aurelia als Großgrundbesitzer kam.


    Doch nun hatte er dieses Weltreich zur Genüge gesehen und wollte dessen Politik mitgestalten; aber zunächst freute er sich über ein Wiedersehen mit der Verwandtschaft.

  • Samira, eine der Haussklavinnen, war sich unsicher. Hatte es nun geklopft oder nicht?


    „Ach, ich schaue sicherheitshalber nach“, murmelte sie vor sich hin und begab sich zur Tür. Kurz zögerte sie. Bestimmt sah es albern aus, wenn sie herausschaute und niemand da war. Dann aber zuckte sie mit der Schulter und öffnete entschlossen die Tür. Zum Glück, es stand wirklich ein edler Herr vor der Tür. Es hätte Ärger bedeutet, wenn sie ihn überhört hätte.


    „Salve, wen darf ich melden?“, fragte Samira freundlich, denn sie kannte den Herrn nicht. Sie lebte noch nicht ganz ein Jahr als Sklavin bei den Aureliern.

  • Der Herr runzelte die Stirn und rollte mit den Augen bei dieser Frage, dann schaute er die Haussklavin, die er als solche sofort an ihrer Fragestellung und ihrer Körperhaltung erkannt hatte, mit der für seinen Stand bekannten Überheblichkeit und Herrschsucht an. "Manius Aurelius Eugenius, Bruder des Antoninus, Onkel von Deandra. Geht und kündigt mich an." Sagte er im Befehlston, um gleich klar zu machen, dass er ein Hausherr und kein Gast hier war. Eugenius schritt in die Villa Aurelia und sah sich um. Samira beachtete er nicht weiter. Sie hatte ihre Anweisung bekommen.

  • Für einen Moment weiteten sich die Augen der Sklavin, dann huschte sie schnell davon. So was. Oje, oje. Da musste sie wohl aufpassen. Wo war jetzt bloß Deandra? Hektisch eilte sie durch die Villa. Endlich fand sie die Hausherrin, sie war auf ihrem Zimmer.


    „Dein Onkel Manius Aurelius Eugenius ist soeben eingetroffen.“ Der Schreck saß noch. Mit dem Auftrag, in die Küche zu gehen, flitzte sie erneut davon.

  • Mit gemischten Gefühlen machte ich mich am heutigen Tage fertig. Ich hatte mir einen Gang vorgenommen, der mir nicht ganz leicht fiel. Vielleicht waren meine Befüchtungen aber auch unberechtigt. Mein Ziel war die Casa Germanica. Tief atmete ich durch, bevor ich nach Assindius rief. In seiner Begleitung verließ ich die Villa.

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