Officium - Diensthabende Wache

  • Gerade als er sich beim scriba des praefectus urbi anmelden wollte, traf er den princeps prior Bibulus und wenn er schon mal dabei war, erkundigte er sich über den Gefangenen.


    "Oh Salve Bibulus, was gibt's Neues?"

  • Der princeps prior unterbrach sein Gespräch mit einem miles und begrüßte den quaestor und Verwandten von Paulina.


    "Ave Detritus. Der Gefangene sitzt in Haft und ich wollte gerade zum praefectus urbi, um ihm alles detailliert zu berichten. Willst du mitkommen?"

  • "Ich wollte auch gerade zu Octavius Victor, also ja ich komm natürlich mit. Ich muss schon sagen die Cohortes Urbanae haben diesmal wirklich gute Arbeit geleistet." Naja nicht dass sie sonst nicht gut arbeiteten, aber diesmal hatten sie sich wirklich übertroffen.

  • Während sich die Männer unterhielten, öffnete Bibulus die porta des Arbeitszimmers und begleitete den Octavier zum praefectus urbi. Auf dem Weg dorthin plauderten sie auch über den Teil der Operation, die Detritus eigentlich gar nicht mitbekommen hatte und der Octavier war dann umso mehr beeindruckt.

  • Nachdem der neue Princeps Prior Terentius Tacitus, von seinem Besuch beim Praefectus Urbi wiederkam, fand er sich erstmal, wie befohlen, im Officium der diensthabenden Wache ein wo er Bibulus antreffen sollte. So trat er also ein...


    "Salve, ich soll mich hier melden."


    Der Blick des Terentiers schweifte umher, auf der Suche nach einem potentiellen Bibulus.

  • Der gesuchte Bibulus war gar nicht fern, aber in zivilen Kleidungsstücken gewandet, was nun nicht gerade sein häufigstes Erscheinungsbild war, aber vorkam.


    "Ah, da bist du ja endlich, Miles. Was hat denn da so lange gedauert? Warst noch mit dem Chef zugange?"

  • Und so sah Tacitus auch endlich Bibulus und sein Blick war leicht verwirrt, wieso Miles? Aber dann kam dem Terentier auch der Gedanke, dass Bibulus anscheinend noch gar nichts wusste und so hielt Tacitus seinem alten Ausbilder, die Ernennungsurkunde hin.


    "Ja ich war mit ihm zugange, aber hat es so lange gedauert...?"

  • Mit säuerlicher Miene las Bibulus die Urkunde. Da hatte der Chef wohl mal wieder die Geduld verloren, dabei hatte er, Manius Peltrasius Bibulus, ausdrücklich empfohlen das Jüngelchen erst noch Erfahrung sammeln zu lassen, aber nein, nie hörte man auf die erfahrenen Veteranen...


    "Ja hat es! Und jetzt hol dir was unauffäliges zum Anziehen, wir marschieren in die Stadt!"

  • "Was kann ich dafür wenn der so viel zu sagen hat..Jawohl!"


    Murrte Tacitus leise und nickte kurz ehe er im Laufschritt aus dem Officium verschwand. Nach recht kurzer Zeit kam er in unauffälliger ziviler Kleidung wieder und stellte sich vor Bibulus wobei er Haltung annahm.


    "So recht?"

  • "Auch noch Widerworte? Nur weil du befördert wurdest kannst du hier nicht den großen Macker markieren. Noch gibt es echte Soldaten in dieser Einheit und deren Respekt muss man sich verdienen und nicht durch Glück gewinnen."


    Als Tacitus wiederkam brummelte Bibulus immernoch vor sich hin und musterte dann den frischgebackenen PP abfällig. Nunja, beim Anlegen anderer Kleidung konnte man noch nicht soviel falsch machen.


    "Hier trennen sich erstmal unsere Wege, wir treffen uns wieder in der Taverna Apicia."

  • "Wie Du wünschst...wir sehen uns dann nehme ich an..."


    Kurz nickte Tacitus und nahm Haltung an, bevor er das Officium verließ um sich auf den Weg zu machen, die Castra zu verlassen um zur Taverna Apicia zu kommen, wie Bibulus es befohlen hatte.

  • Direkt aus dem Treiben der Stadt kommend und einen Verdächtigen in ihrer Mitte, den unbescholtenen Decimus Crassus, marschierten die Soldaten der Patrouille unter dem Kommando von Cafo durch das Tor und in die castra hinein. Schweigend gingen die Männer durch die Lagerstraßen der castra und direkt zu dem Haus der zuständigen Wache für die Dienstschicht.
    „Hier hinein!“
    , deutete Tius, Ivinius Pallitius, auf die Tür und öffnete sie. Ein karger Raum lag dahinter, Tisch, Stühle, und sonst kein Zierrat, der den Zweck des Raues entfremden würde. Tius und Cafo traten vorweg hinein, während Cafo an der Ecke des Tisches Platz nahm und Crassus deutete sich auf einen der Stühle zu setzen. Cafo, der im Gesicht viele Narben seiner Legionszeit trug, manche auch aus Parthia, sah zu seinem Kameraden.
    „Lauf' und hole den centurio!“
    Was Tius auch tat und prompt verschwand. Die anderen Soldaten warteten auch draußen, so daß Crassus für den Moment alleine mit dem alten, hageren Soldatenveteran blieb, doch nicht lange, denn bereits kurze Zeit später trat deßen Vorgesetzter in den Raum, mit einem Hinken im rechten Bein und den centuriostab in der Hand, den er als Stütze beim Gehen verwandte. Marcus ging um den Tisch herum und ließ sich auf den Stühle auf der anderen Tischseite herunter sinken, Tius hatte ihn bereits auf dem Weg aufgeklärt. Der wiederum stellte sich direkt hinter Marcus, mit einem grimmig, soldatischen Ausdruck auf dem Gesicht.
    Salve, Decimus. Ich bin centurio Flavius Aristides. Der miles sagte mir, daß Du womöglich ein gefälschtes Dokument bei Dir trägst?“

  • Tiberius erhob sich respektvoll als der Centurio eintrat. Es war wohl ein langer Weg bis man die Ehre hatte eine solch verantwortungsvolle Position zu übernehmen.


    "Salve Decurio!"


    Weiterhin zeigte sein Gesichtsausdruck eigentlich nichts, er war nahezu ausdrucklos.


    "Nein...zumindest trug ich das anscheinend gefälschte Dokument bei mir, bis es mir von einem Miles eurer Truppe enthändigt wurde", sagte der Decimus monoton und direkt.

  • Daß ihn der Decimer mit einem falschen Rang ansprach, nahm Marcus wortlos hin, decurio war ja schon fast ein centurio, wenn auch eher bei der Reiterei, Zivlisten lebten nun mal in einer anderen Welt als die Soldaten, das wußte Marcus durchaus. Und gegenüber Decimern war Marcus von Grund auf schon mal mildtätig gestimmt, denn sein früherer Legat war ein Decimer, sein optio ebenso, er hatte den Senator Decimus Meridius als einen ehrbaren Römer kennen gelernt und der wichtigste Trumpf, den die Decimer aufwiesen, war natürlich die großartige und unvergleichliche Decima Lucilla, die Marcus mit nur einer einzigen Begegnung dermaßen beeindruckt hatte, daß er ihr immer noch nach schwärmte, selbst wenn die damalige Verliebtheit schon wieder verflogen war.
    „Ah so!“
    , meinte Marcus und sah fragend zu Tius.
    „Wo ist das Dokument?“
    Der Soldat, der es auf dem Weg wieder an sich genommen hatte, reichte es an Marcus weiter; dieser betrachtete eingehend den Brief und runzelte die Stirn.
    „Hm? Wo soll das Gefälscht sein?“
    , murmelte Marcus ratlos, denn es sah für ihn ziemlich echt aus.
    „Hier, centurio!“
    Tius deutete auf den kleinen Riß im Siegel; Marcus sah weiter angestrengt darauf, bis sich sein Gesicht erhellte.
    „Ach daaa...hm...Du meinst, es ist wie bei den letzten Dokumenten?“
    Tius nickte. Marcus sah auf und zu dem Decimer.
    „Wir hatten eine Reihe von gefälschten Siegel in den letzten Wochen, aber noch niemals bei einem dermaßen bedeutendem Amtssiegel. Tius...“
    , meinte Marcus mit der Anrede natürlich an den Soldaten gewandt.
    „...lauf' zu den Schreibern der Präfekten und such' Dir den raus, der das hier gesiegelt hat.“
    Nicht alles wurde persönlich vom PU gelesen, das wußte Marcus, dafür war jener Mann auch einfach zu beschäftigt. Marcus reichte das Dokument an Tius, der damit dienstbefließen verschwand, dann lehnte sich Marcus zurück.
    „Hast Du das Dokument von jemanden überreicht bekommen oder wurde es Dir direkt vom curator ausgehändigt?“

  • Sim-Off:

    Oh...entschuldige. Sollte natürlich Centurio heißen.


    Tiberius folgte aufmerksam und interessiert dem Geschehen. Auch wenn er zumindest davon ausging, dass seine Unschuld in wenigen Minuten bewiesen sein würde, war er nun selbst neugierig, warum dieses keinenfalls unwichtige Dokument gefälscht worden war und wer die Möglichkeiten gehabt hätte dies zu tun.


    Man merkte Aristides an, dass er schon mehr Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen gesammelt hatte und daher seinem Rang gerecht war. Alter spielte anscheinend nicht immer eine Rolle und war bestimmt nicht mit Erfahrung gleichzusetzen, so durfte Crassus mitverfolgen wie auch Tius in seinem gesetzteren Alter noch viel lernen konnte.


    "Ich bin erst seit kurzer Zeit Aquarius in Rom. Als eine meiner ersten Aufgaben übertrug mir der Curator persönlich die Aufsicht über die Baustelle. Die Dokumente hatte der eigentliche Bauaufseher, Lucius Fortunatus, Tiberius deutete kurz zu diesem, der sich rechts neben ihm befand [i]bei sich, bis ich mich schließlich der Baustelle annahm.


    Lucius nickte, das war die Wahrheit.

  • SimOff: Das habe ich mir gedacht, weil es im Text ja richtig stand, war aber eben eine nette Vorlage.


    Der Bauleiter wurde von Marcus gemustert als Crassus auf ihn verwies und daß jener das Dokument verwahrt hatte. Ein Siegel des PU zu fälschen wäre in der Tat ein schwerwiegendes Verbrechen, schließlich konnte man den PU durchaus als die rechte Hand des Kaisers betrachten und mit einem solchen Siegel allerlei schlimme Dinge anstellen – die sich Marcus noch nicht mal im Entferntesten vorstellen wollte, nein! Marcus taxierte den Bauleiter prüfend, konnte auf den ersten Blick jedoch keine Anzeichen von Schuld in dem Gesicht des Mannes erkennen. So wandte er sich wieder dem Decimer zu.
    „Wahrscheinlich kann der Schreiber die Angelegenheit klären, schließlich wird das Siegel hier in der castra erstellt worden sein.“
    Ein Vorteil natürlich, daß der PU die CU kommandierte. Marcus zog seinen pugio aus der Dolchscheide und berührte mit der Spitze das Siegel, vorsichtig hob er den einen Rand vom papyrus ab, löste es jedoch nicht und bemühte sich, dabei keinen weiteren Schaden an dem Siegellack zu verursachen.
    „Decimus Crassus? Kommst Du aus dem hispanischen Teil der Decimer?“
    , fragte Marcus derweil, als sie auf den Schreiber warteten, der die ganze Geschichte bezeugen sollte.

  • Weiterhin blieb der gebürtige Decimus regungslos vor dem Centurio stehen und verfolgte aufmerksam das Geschehen. Es war ihm wirklich ein Rätsel wer solch ein Verbrechen durchführen würde...und warum? Es handelte sich immerhin um einen schweren Tatbestand, das Wappen des Praefectus Urbi zu fälschen. Tiberius wurde einfach nicht schlau daraus, welche Vorteile ein solches Verbrechen hätte?


    "Ich hoffe doch", antwortete Crassus auf Aristides' Aussage. Sicherlich war es jetzt wohl für alle Seiten profitabel, wenn das Rätsel endlich aufgedeckt werden würde. Der Aquarius und die Arbeiter auf der Baustelle könnten ihre Arbeit weiterhin verrichten, der Decurio könnte Feierabend machen und die Anwohner der Straße hätten wieder ihre Ruhe.


    Allmählich fragte sich Tiberius wo sein Vorgesetzter blieb. Wahrscheinlich hatte dieser einfach keine Zeit sich dem Fall anzunehmen - oder auch keine Lust. Eines stand jedoch fest, so wie sich das Ganze entwickelte würde die Sache sicherlich, beziehungsweise hoffentlich, bald aufgedeckt werden. So kam dem Decimus die Frage des Centurio's ganz gelegen, um die Wartezeit zu überbrücken.


    "Nein. Ich habe achaiische Wurzeln."

  • Viel Wartezeit bleib allerdings nicht übrig, denn schon trat Macer durch die Türe, zu der ihn der Soldat der Torwache geführt hatte. "Salve, Centurio", grüßte er als erstes den offenbar ranghöchsten anwesenden Soldat, bevor er sich an seine Leute wandte. "Salvete, Kollegen. Na, was habt ihr angestellt?" Ein fast unverschämt fröhliches Grinsen deutete an, dass er die Sache derzeit noch nicht allzu ernst nahm und sich voll darauf verließ, dass er richtig über die banale Ursache des Zusammentreffens hier in der Castra informiert war.

  • Achaiische Wurzeln? War es vielleicht eine ganz andere Decima-Familie, aus der der Mann kam; doch wirklich eine Ahnung von den Verwandtschaftsbeziehungen hatte Marcus bezüglich der Decimer auch wieder nicht, er wußte nur, manche kamen aus Hispania und man traf sie überall im römischen Reich an, egal ob bei Feiern oder im Militär.
    „Ah so, dann bist Du nicht mit Decima Lucilla verwa...?“
    ,wollte Marcus gerade fragen als die Tür sich öffnete und das Licht des Tages breit und sonnig in den Raum hinein fiel. Marcus blinzelte und spähte gar nicht zu der Tür, denn im Grund erwartete er den Schreiber aus den Arbeitsräumen, erst als er das Salve, centurio vernahm, sah er dorthin; ein Herzschlag verging, dann erkannte er den curator und blinzelte verblüfft. Schnell und aus einem tief in ihm verwurzelten Reflex stand Marcus auf, denn schließlich war Macer nicht nur der Leiter der Militärakademie, sondern auch ehemaliger Statthalter von Germania, also eine bedeutende, militärische Persönlichkeit, selbst wenn er jetzt mehr im zivilen Sektor sich betätigte. Die Faust gegen die linke Brustseite getippt, grüßte er Macer höflich und respektvoll.
    Salve, Senator Purgitius.“
    Ach ja, der Senator hatte auch was mit dem Waser von Rom zu tun gehabt, langsam dämmerte es Marcus wieder. Marcus sah von dem aquarius zum curator, und obließ es erst mal dem jungen Decimer, sich mit seinem Vorgesetzten auszutauschen.

  • Tiberius lauschte gerade noch Aristides' Frage, als er selbst auf die Tür aufmerksam wurde, wo gerade ein Mann die Räumlichkeiten betrat. Es war Senator Purgitius Macer. 'Na endlich', dachte sich der Aquarius. Zwar würde seine Schuld sicherlich ohnehin bewiesen werden, doch war man mit einem solch charismatischen Mann wie der Senator es war sicherlich auf der sicheren Seite.


    "Salve Curator", grüßte der Decimus seinen Vorgesetzten und wartete ab, sicherlich würde dieser gleich etwas zu sagen haben und wissen wollen was der Grund für diesen Umstand war.

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