Decima Valeria

  • "Du tust es bereits"


    meinte ich mit einem leichten Schmunzeln ehe ich fortfuhr.


    "Ich habe wenige Monate vor Maximus Verlust, wie es scheint, meinen Vater verloren und zudem war ich krank und eine Geburt stand an. Lange Zeit habe ich nichts getan, bis ich mich entschloss, mich von der Gens Tiberia zu verabschieden um in die Gens Matinia einzutreten."


    Ich holte tief Luft - hoffentlich konnte sie mir folgen.


    "Ich bin in die Gens Octavia geboren. Mein Vater war Cicero Octavius Anton und meine Mutter Fannia Octavia. Sie ist die Schwester des hiesigen Proconsuls, von welchem ich mich nun adoptieren lassen habe. Ich habe es in meine alte Familie einfach nicht mehr zurück geschafft. Und in dieser Gens ... naja..."


    Ich stoppte und sah sie bedröppelt an.


    "... habe ich jemanden kennengelernt."

  • Valeria starrte Matinia an. Sie konnte kaum folgen. Also...Helena Octavia...Helena Tiberia...Helena Matinia. So war das also. Und nun hatte sie sich in einen Nicht-Verwandten verliebt und zugleich in ein Mitglied ihrer neuen Familia. Aaaahja. Sie nickte.


    "Das ist ein Problem. Was hast du nun vor? Ich meine, wenn es nicht feststeht, dass Maximus tot ist... Was tust du, wenn er gefunden wird?"

  • "Ich kann doch ohnehin nichts tun. Ich bin keine Tiberia mehr und er wurde sicherlich schon für tot erklärt oder wird es bald. Wenn er gefunden wird, werde ich zu ihm zurückkehren. Doch... das ist ja das, was noch schlimmer als die Verwandtschaft ist... Ich fühle mich wie eine Betrügerin, weil ich Maximus hintergehe. Zugleich... liebe ich aber den anderen nunmal wirklich sehr, der sich jetzt .. Argh."


    Ich brach ab und starrte missmutig gegen die Wand.

  • "...der sich jetzt?" half Valeria Helena mit sanfter Stimme auf die Sprünge.
    Sie konnte ihre Freundin gut verstehen. Sie selbst befand sich zwar auch in einer verzwickten Lage, aber ihre war zudem noch ärgerlich und voller schlechtem Gewissen.

  • "... der sich durch meine unbedachte Adoption nicht nur als mein Cousin sondern auch als mein Bruder herausstellt. Ich habe ihn erst wesentlich später kennengelernt, weil er erst aus Achaia zurückkehrte."


    Ich sah ein wenig resigniert drein und zu Valeria auf.

  • "Oh nein!" entfuhr es Valeria bestürzt.
    Wenn man es recht bedachte, war es noch schlimmer als bei ihr und Maximian. Untersuchte man es jedoch genauer, so war es nur ärgerlich, dass Helena sich hatte adoptieren lassen.
    "Und...und gibt es da gar keien Möglichkeit, wieder herauszukommen?"

  • "Leider ist meine Mutter seine Tante, also würde sich auch dadurch nichts ändern wenn ich in meine alte Familie zurückginge. Er ist und bleibt mein Cousin!"


    Ich seufzte tief und sah sie an.


    "Du siehst, wir haben also so ziemlich das gleiche Problem."


    Ich lächelte matt.


    "Und darum ... habe ich Familienbande die ich nicht gebrauchen kann. Ich glaube auch nicht, dass ich das gleiche zweifelhafte Glück wie du haben werde... Aber ob ich in einer solchen Lage sein möchte, weiß ich genausowenig."


    Zudem war ich mir seiner Liebe nicht sicher, auch wenn ich das niemandem, nicht einmal ihm selbst, sagen würde. Ich seufzte abermals.


    "Also... ich habe ihm versprochen dass ich darüber mit niemandem sprechen werde, weil es einen Skandal geben würde und wir seinen... unseren Vater heraushalten wollen. Bitte versprich mir, dass du nur mit mir darüber sprechen wirst."

  • "Abgesehen davon, dass ich ihn nicht erkennen würde, träfen wir uns auf der Straße, habe ich auf Iuppiter geschworen", erinnerte sie Valeria.
    "Ich denke, wir können uns ganz gut mit uns selbst bestechen, was? Wir sind schon zwei....da ist es wirklich gut, dass wir uns gefunden haben", seufzte sie.

  • "Ja, ich denke so gut wie wir einander verstehen werden wird es anderen nicht so bald gelingen. Wer hat schon solche... traurigen und fast aussichtlosen Sorgen?"


    Ich lächelte ein wenig müde.


    "Aber... du könntest die Familie doch einfach wechseln, indem du einer anderen Gens beitrittst, oder nicht? Ich meine... Meridius ist doch dagegen, weil du womöglich ohne alles dastehen würdest..."

  • "Und was habe ich vorzubringen außer....einem Nichts? Wer will mich schon haben? Und offiziell bin ich Praetorianus' Tochter und damit Meridius' Halbnichte, vergiss das nicht."


    Auch Valeria seufzte. So saß sie eine Weile in sich gekehrt im bequemen Korbsessel und dachte nach. Schließlich stand sie auf und goss sich und Helena Wein ein, den sie verdünnte und ihr dann reichte.

  • Ich nahm ihn dankend entgegen - auch wenn heute kein Metellus da war, der mich durch die Gegend schleppen konnte, falls es noch mehr wurde. So schlimm war Wein eigentlich gar nicht.


    "Ja, aber wenn man halt bekanntgeben würde, dass du es nicht bist? Es würde sich sicherlich jemand finden lassen, der dich aufnehmen würde. Ich denke, auch Meridius wird an eurem Wohl gelegen sein und ihm nicht grundsätzlich egal, was geschieht."

  • Valeria sah Helena grübelnd an. Meinte sie wirklich....? So abwegig erschien ihr die Idee gar nicht. Sie hmmte und schien in Gedanken versunken.
    "Vielleicht....sollte ich Meridius einen Brief schicken....."

  • "Das könntest du tun ja. Persönlich in Germanien vorbeireisen - davon rate ich ab. Selbst wenn ich dort auch gern jemanden besuchen würde."


    zwinkerte ich ihr zu. Noch war es nicht voller Freude.


    "Schildere ihm einfach diesen Gedankengang. Aber erwähne besser nicht, sonst meint er noch, ich würde dir Flausen in den Kopf setzen. Grüßen könntest du ihn aber trotzdem. Oder Nein... Wir schreiben ihm gemeinsam einen Brief! Oder schicken ihn gemeinsam los!"


    Ich lächelte.

  • "Ehrlich gesagt hätte ich auch keine Lust, Meridius' ungläubiges Gesicht direkt vor mir zu sehen", murmelte Valeria geistesabwesend.
    "Ja....das könnte an sich schon mal eine gute Idee sein....aber nicht mehr heute. Mit dem vielen Wein..."
    Sie grinste beschwippst.

  • Ich grinste zurück. Sie schien noch weniger als ich zu vertragen.


    "Ich wüsste nur nicht in welche Familie du könntest, aber da wird Meridius dir sicherlich auch helfen können. Und sonst... Ich kann ja auch mal mit meinem Pater Familias sprechen."


    grinste ich eher im Scherz - wobei ich den Gedanken so schlecht gar nicht fand. Na, das lag sicherlich auch schon am Wein. Ich trank einen weiteren Schluck.


    "Ich stelle mir grade diesen Blick von Meridius vor.."


    kicherte ich und versuchte in etwa seine sanfte, aber auch oft gestrenge Miene nachzumachen und dann ungläubig dreinzuschauen.

  • Valeria kicherte albern und leerte ihren Becher.
    "Jaaah...der müsse ungefähr sooooo guggn....." begann sie langsam zu lallen und schnitt eine schielende Grimasse mit ausgestreckter Zunge, die seeeeeehr entfernt an einen Ochsen erinnerte, der soeben kastriert wurde. Es könnte aber auch Meridius darstellen, der sich furchtbar über etwas aufregte. Mit viel Fantasie, verstand sich.

  • "Pfff"


    Ich konnte den Wein gerade noch so eben in meinen Hals befördern und müheslig runterschlucken ehe mich ein heftiger Lachanfall schüttelte. Ich musste ein paar Mal stark schlucken um wieder ruhiger zu werden, gluckste allerdings dennoch ein paar Mal. Am Meisten konnte ich mich über die wie ausgetauschte Valeria amüsieren: Dieses Gesicht sah verrückter aus als es ein fliegende Katze könnte. Bei der Vorstellung kicherte ich weiter und bemerkte kaum, dass langsam auch bei mir der Wein die Zunge beschwerte.


    "Jenau..s..sooo..."


    Grinste ich und lachte nochmal.


    "Nur etwas anders.."


    vervollständigte ich meine Meinung um noch sinnloser sprechen zu können. Ich konnte kaum mehr an mich halten und ich war froh, dass wír allein waren. Es war besser, dass niemand den Pontifex so sah.


    "Si...sissss witsssich..."


    lallte ich ebenso. Doch ich bekam rote Wangen und suchte nach dem Wasserkrug - furchtbar. Das zweite Mal in einer Woche.

  • Valeria lachte scheppernd und schnappte sich die Weinkaraffe, um Helena und sich noch einmal nachzuschenken. Leider traf sie dabei nicht ganz und so ergoss sich etwas Wein auf dem kleinen Tischchen, dass zwischen den beiden stand. Sie kicherte albern und zuckte übertrieben mit den Schultern.


    "F....fürieee Gödda", johlte sie lachend und drückte Helena dann ihren Becher wieder in die Hand. Valeria fand, dass Helena urkomisch aussah, mit dem Wasserkrug in einer Hand und dem bis zum Rand gefüllten Weinbecher in der anderen.


    "Aaaahahahahaaaa, wass siessu albern aussss........."

  • Ich starrte mit einem entsetzten Blick in den Becher, bis ich beschloss, dass es urkomisch ist, wie da neuer Wein reingekommen ist. Ich fiel fast nach hinten weg, stellte aber gerade noch den Becher ab.


    "Wasss würn nurre Leudde sagen, wennse uns seihn würdn.."


    Der Gedanke an Metellus Gesicht war zu komisch und ich nahm doch glatt noch einen Schluck nach, goss aber sofort Wasser hinterher. Wovon ein beträchtlicher Schluck auf meine Tunika ging. Ich grinste Valeria an.


    "Vonne Thermen..."


    kicherte ich, ehe ich beschloss: Schluss Helena. Es kostete mich viel Überwindung, doch ich schaffte es, weniger, bzw. langsamer zu trinken. Kichernd beobachtete ich Valeria.

  • Valeria kicherte und zeigte belustigt auf den dunklen Fleck auf Helenas Tunika.
    "Pipi", kreischte sie ausgelassen und nahm gleich noch mal einen tiefen Schluck Wein hinterher. Plötzlich wurde sie ernst und ihr Gesicht nahm einen betroffenen Ausdruck an. Mit ihren roten Wangen wirkte sie wie ein Weihnachtswichtel, wie sie so dasaß und dachte.


    "Wennsch nu doch sch..schwanger binnnn? Sisss nüsch gut."

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