Auf der Flucht - Wieder einmal

  • Ich lächelte leicht. Irgendwie war es doch gut, von einer griechischen Mutter groß gezogen worden zu sein, die zuvor, ehe sie bei einem Germanen, nicht ganz freiwillig zunächst, dann aber gerne, sehr gerne sogar.
    Und dann war sie an einer Lungenentzündung gestorben, in einem schlimmen sehr kalten Winter. Ein leichter Schatten flog über mein Gesicht und ich streckte mich, konzentrierte mich auf das, was vor uns lag.
    "Ja, durch die Berge wird langwieriger und wohl auch gefährlich. Aber auch sicherer."

  • "Dann nehmen wir die Berge. Bei Sümpfen habe ich eine Phobie. "


    Ich schwang mich auf mein Pferd. Ich grinste zu Selnya hinüber, auf dass sie es mir gleich tut.


    "Du musst eines wissen: Ich bin immer für dich da!"


    Ich lächelte und streichelte das Pferdchen zwischen den Ohren.

  • Mit Mühe schaffte ich es, ohne auf der anderen Seite wieder runterzurutschen irgendwie auf den Rücken des Pferdes. Dann sah ich sie an, lächelte und lenkte, in der Hoffnung, dass das Pferd das tun würde, was ich wollte, neben sie. Es tat es und das war gut so. ICh stand neben ihr mit dem Pferd und beugte mich rüber, in der Hoffnung nicht runterzufallen. Dann umarmte ich sie einfach und flüsterte leise:
    "Ich liebe Dich!"
    Noch im selben Augenblick liess ich wieder los, griff die Zügel und trieb das Pferd an, gen Süden.

  • Ich sah ihr völlig perplex hinterher. Huch? Was ist denn nun geschehen? Ich sah das Pferdchen an und betrachtete dann wieder Selnyas Rücken. Warum war ich überhaupt verwirrt? Eigentlich sollte es bei ihren Worten keine Zweifel geben, wie sie gemeint waren, doch... ich zweifelte. Ich wollte etwas sagen doch ich brachte nichts über meine Lippen, Dann trieb ich mein Pferdchen ebenfalls an und folgte ihr. Neben ihr angekommen sah ich sie an.

  • Ich sah stur geradeaus. Mein Blick war auf die Stelle zwischen den Ohren des Pferdes gerichtet und eine Hand tastete nach meiner Brustnarbe. Meine Gedanken gingen zu dem Brief. Ich hatte ihn nicht gelesen und doch gewusst, dass es war, wie es war. Ich erinnerte mich auch wieder an dem Moment, wo ich bereit war die Scherbe in mein Herz zu stoßen. Und wieder gingen mir die Worte meiner Ahnen durch den Kopf und ich flüsterte sie, unbewusst, vor mich hin.
    "Dort sehe ich meinen Vater,
    Dort sehe ich meine Mutter,
    meine Brüder und Schwestern,
    Dort sehe ich meine Ahnen von Beginn an.
    Sie rufen schon nach mir,
    Sie bitten mich meinen Platz einzunehmen
    unter ihnen in den Hallen von Walhalla,
    wo die Tapferen ewig leben."
    Ja, irgendwann, und dann hoffentlich nicht alleine. Irgendwann, aber nicht heute! Heute war noch nciht der Tag dazu!

  • War das eine Art Lied? Es hörte sich sehr melodisch an. War es eine germanische Weise? In jedem Falle waren es schöne Worte die sie da sprach. Ich lächelte und fragte leis.


    "Sprichst du von Hels Reich? Erzähl mir davon, berichte mir von dem germanischen Glauben. Ich kenne nur die Schlangenmutter wirklich gut und würde gerne mehr erfahren..."


    ... und sie von ihrem Schmerz ablenken.

  • Ich sah sie kurz an, musste fast lächeln. Wollte sie es wirklich wissen? Nun gut, ich würde ihr etwas erzählen. Ich seufzte leicht und sprach leise.
    "Bei uns bezeichnet der Begriff Niflheim oder Helheim die Unterwelt. Herrscherin ist die Göttin Hel. Hels Reich ist von einem Fluß umgeben, über den eine goldene Brücke führt. Bewacht wird sie von der Höllenjungfrau Modgudur, welche die Aufgabe hat, Ankömmlinge nach Namen und Geschlecht zu befragen. Ist diese Hürde überwunden, weist Modgudur den weiteren Weg und die verstorbene Seele erreicht die eiserne Umzäunung des Reiches. Erst wenn diese durchschritten ist, gelangt man nach Helheim. Helheim ist jedoch kein Ort der Strafe, sondern lediglich der Aufenthaltsort für diejenigen, welche aufgrund von Krankheit oder Altersschwäche sterben. Wer aber den ehrenvollen Schlachtentod erleidet, wird in die Walhalla aufgenommen."

  • Ich seufzte leicht und sah auf den Pferderücken.


    "Nach euren Vorstellungen wäre Walhalla mein Ziel gewesen, doch... es scheint nicht so zu werden, meine Stämme gibt es nicht mehr. Ich werde keinen glorreichen Tod sterben..."


    Mein Blick wanderte nach vorne.


    "Aber das alles hört sich schön an... sehr schön..."

  • "Vielleicht wirst Du es eines Tages doch.
    Doch für mich war nie Walhalla vorgesehen. Die Nornen haben von Anfang an meinen Weg zu Hel's Reich vorgesehen, doch wohl noch nicht, als ich es beschlossen hatte. Und ich bin mittlerweile sehr dankbar dafür."
    Ich sah kurz zu ihr, lächelte und schaute dann wieder auf die Kruppe des Pferdes.

  • "Die Nornen?"


    Ich sah sie fragend an. Ich konnte mich nicht erinnern, vernommen zu haben was sie waren. Ich begann mich ernsthaft für Selnyas Herkunft zu interessieren, die Germanen schienen ein interessantes Volk. Nicht so langweilig wie die Römer.

  • Ich musste lächeln, etwas wehmütig. Sie war wie meine kleine Schwester, wissbegierig bis zum geht nicht mehr. Nur das Saldir immer alles über das erzählt bekommen wollte, was unsere Mutter mir erzählt hatte. Die Sagen von Odysseus und so viel mehr.


    "Die Nornen sind Wesen, die von Göttern, Zwergen oder Elben abstammen. Die wichtigsten sind die drei Schicksalsfrauen, die das fatum verkörpern. Sie heissen Urd, Verdandi und Skuld, also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Sie wohnen an der Wurzel der Weltenesche Yggdrasil an einem Brunnen, aus dem sie den heiligen Weltenbaum begießen und der nach der ältesten Norne Urdarbrunnen heißt.
    Sie lenken die Geschicke der Menschen und Götter, indem sie die Fäden des Schicksals spinnen und weben. Sie teilen allen Wesen Schicksal und Lebensspanne zu.
    Du bist Amazonin, Dir sind sie vielleicht als Moiren bekannt. Zumindest kann man sie mit diesen in der griechischen Religion vergleichen."

  • Ich antwortete nicht auf ihre Worte, sondern versuchte sie mir einzuprägen. Ja, ich war eine Amazone und bald würde ich es wieder sehen. Stolz sah ich auf und blickte die Ebene vor mir entlang. Der Wind fuhr durch mein Haar und ich schloss meine Augen. Ich wägte uns in absoluter Sicherheit, ich hatte keine Angst mehr, dass sie uns finden würden! Als ich meine Augen wieder öffnete stand in ihnen Lebensfreude, Stolz und Freiheit geschrieben!


    Ich sah nach hinten, da war die Vergangenheit. Höhnisch lächelnd ließ ich sie hinter mir. Das einzig gute an ihr nahm ich mit in die Zukunft: Meine Selnya. Die Götter schienen mit uns zu sein, so auch das Wetter. Die Sonne schien warm vom Himmel und der Wind kühlte unsere Haut wieder. Die alte Bräune von mir würde zurückkehrne, die Blässe müsste weichen! Curio, endlich sind wir dich los!


    Ich sah lächelnd zu Selnya, lachte und trieb mein Pferd an. Es war wie in einem Traum. Berauschend war die Gewissheit, dass dies Wirklichkeit war.

  • Ich sah ihr etwas erstaunt hinterher, als sie das Pferd antrieb. Wie konnte man mit so einem Vieh nur so stürmisch sein? Und doch musste ich lächeln. Meine kleine Große. ICh freute mich, dass sie scheinbar wieder glücklich wurde und meine Hand ging kurz zu meinem Herzen, sah ihr hinterher, hielt es, spürte den Schlag dessen und lächelte. Oh ja, irgendwann würde ich auch wieder so glücklich werden.
    Dann versuchte ich das Pferd anzutreiben, ihr hinterher, aber der Gaul war verdammt störrisch.

  • Ich spornte das Tier immer weiter an, ich wollte die angestaute Gier nach Freiheit in eben diese entlassen, wollte dieses Glück auskosten. Vor mir waren keine Schranken mehr, keine Römer, keine Grenzen... Ich bemerkte nicht, dass Selnya nicht mithalten konnte. Schon ziemlich weit von ihr entfernt machte ich einen Bogen und ritt wieder in ihre Richtung. Wo blieb sie nur? Da sah ich sie mit dem Pferd kämpfen und grinste nur.

  • 2Ja Du hast gut grinsen," murmelte ich nur und hieb dem Gaul die Hacken in die Seite und merkte bald, dass das ein schwerer, sehr schwerer Fehler war. Das Vieh sprang förmlich in die Luft und ich wurde einmal vor und zurück geworfen, ehe es lospreschte Antiope entgegen.
    "WAAAAAAAAAAAA, DU BLÖDES MISTVIEH.................."
    Und wussten die Götter wie, ich brachte das Vieh zum Stehen und zwar so plötzlich, dass ich förmlich nach vorne katapultiert wurde.
    "WUHAAAAA...." und wusch machte es, ehe ich, alle viere irgendwie bewegend, als wollte ich fliegen, in einem Gebüsch landete. Zum Glück und ausser ein paar Kratzern auch unverletzt.
    Das Wiehern des Gauls klang irgendwie wie Hohngelächter und ich verdrehte nur genervt die Augen, im Gebüsch liegend.
    "Mistvieh, elendes, saublödes...." murmelte ich nur.

  • Während ich noch auf Selnya zuhielt. im Schritt, sah ich wie sie massiven Druck auf das Tier ausübte und vorraussehend kniff ich mit gespielten Schmerz meine Augen zusammen: Das würde schmerzhaft werden. Erst als ein lauter Schrei ertönte öffnete ich ein Auge wieder und Selnya lag nur wenige Schritte vor mir. Eigentlich tat sie mir leid aber die ganze Situation war so urkomisch dass ich laut prustete und mir den Bauch vor Lachen halten musste.


    "Selnya, du..."


    Eine weitere Lachsalve überkam mich und ich hing schon halb auf dem Hals meines Pferdes. Ich schlug mir aufs Knie, bekam kaum noch Luft und musste hart um diese ringen.

    "...bist mehrere Meter weit gflogen..."


    keuchendes Lachen...

    "... das ist schon Rekordreif...!"


    Inzwischen nur noch Gucksen schwang ich mich von dem Rücken meines Tieres und ging zu ihr, meine Hand darbietend.

  • Ich grummelte vor mich hin und guckte das Biest böse funkelnd an. Welches Biest sie damit meinte war gerade nicht ersichtlich, weil das Pferd direkt hinter Antiope stand und scheinbar genauso grinste wie diese.
    "Ja ja...."
    Grummelig nahm ich die Hand und liess mir aufhelfen, humpelte leicht, war aber wohl, von Kratzern abgesehen, heil geblieben.
    "ICh reite nicht mehr," sagte ich bestimmt!

  • Ich grinste immer noch.


    "Hm du kannst ja weiterfliegen bis wir da sind...!"


    Über meinen eigenen Witz amüsiert, den ich mir bildlich vorstelltem überkam mich ein weiterer Lachanfall.

  • Säuerlich guckte ich sie an. War sicherlich amüsant gewesen und ich hätte wohl auch gelacht, aber dafür tat mir das alles eben doch noch etwas zu sehr weh. Also drehte ich mich nur um und humpelte schweigend zu einem großen Stein, auf den ich mich niederließ.
    Ich hob meine Kleidung an, die gelitten hatte bei dem Sturz und sah mir ein paar Kratzer an. Alles nichts Schlimmes, aber mein Stolz war mächtig angekratzt.

  • Vor Kichern leicht gebeugt ging ich hinter ihr und setzte mich neben sie und nahm ihre Hand.

    "Mal im Ernst *glucks* wie stellst du es dir denn vor weiterzukommen?"


    Ich biss mir auf die Lippen um nicht weiterlachen zu müssen.

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