Am nächtlichen Ufer des Tiber...

  • ...schritt ich entlang. Ich war etwas ausserhalb der Stadt, wohin mich ein Spaziergang geführt hatte. Nun war es bereits mitten in der Nacht und das rauschen des Wassers war eine schöne Melodie zu den Himmelskörpern. Ich blieb stehen und betrachtete den Himmel. Die Sterne leuchteten sehr, doch der Mond übertraf sie alle. Es war beinahe Vollmond und um diese kleine Sonne herum war der Himmel in ein dunkles, kaum sichtbares Blau getaucht.
    Als Wolken vorbeizogen, sah es aus, asl ob der Mond von einer goldenen Aura umgeben war.
    Ich mochte derlei Naturschauspiele. Ich lief die Uferböschung hinab und setzte mich nahe des Wassers in das Gras und dachte über meine Zukunft nach.

  • Er wohnte in einer heruntergekommenen Bruchbude am Ufer des Tibers. Ich watete durch den matschigen Untergrund. Die Kloake hatte hatte alles aufgeweicht. Ein grauenhafter Gestank drang in meine Nase. Dazu diese hohen Temperaturen zu so später Tageszeit. Die Sonne schien gar nicht mehr am Firmament und trotzdem legte sich eine unerträgliche Schwüle über die Stadt. Iehudas Hütte war eine aus alten Holzlatten zusammengezimmerte Bruchbude, die ein wenig erhöht nicht unmittelbar am Tiber lag. Aus Furcht vor Verfolgungen durch die Praetorianer - möglicherweise - hatten sie mich ja bemerkt - wählte ich nicht den Weg durch engen Gassen der Stadt, sondern schlich im Mondschein am Ufer des Tibers entlang. Ich kletterte die seichte Böschung hoch zu dessen Bleibe.


    "Iehuda !" flüsterte ich. "Ich bin's, Krixos. Mach' auf !"


    Die Tür öffnete sich einen Spalt und zwei Augen starrten mich aus der Dunkelheit des Raumes direkt an.


    "lischtok, ... lawo", bewegte sich seine Zunge.


    Die Tür öffnete sich. An der gegenüberliegenden Wand brannte ein kleines Öllämpchen. Ich trat hinein. Der Gestank des Öls vertelte sich schnell im Zimmer. Ich nahm meine Kapuze ab und beugte mich zu ihm herab. In schlechten Latein sprach er:


    "Sehe, weit ist der Weg, der zur Erlösung führt.
    Die Raben weisen dir den Weg.
    Ein Tropfen führt dich in die Berge."


    Ich stand vor ihm. Mein Gesichtsausdruck verriet Verwirrung und Ratlosigkeit.
    "Iehuda, was bedeutet das ? Ich verstehe es nicht."


    Der alte Mann lächelte mich an. Dabei wurden seine Zahnlücken sichtbar.


    "Die Zeit wird dir den Weg weisen."


    "Die Zeit ? Iehuda, ich habe keine Zeit. Wohin soll ich gehen ?"
    schaute ich ihn fragend an.


    "Ich suche Didius Angelus, den sie suchen. Kannst du mir sagen, wo er sich befindet ?"


    "Erkenne die Zeichen und du wirst ihn finden."


    Ratlos und auch ein wenig enttäuscht ließ er mich zurück. Im Schatten der Dunkelheit schlich ich mich zurück. Vor einer Patrouille der städtischen Cohortes versteckte ich mich fluchtartig in einem Hauseingang, ehe ich mich zurück zur Casa Didia aufmachte.

  • Als ich mich umwandte, um den Himmel zu betrachten, machte ich zufällig eine Bewegung aus. Es schien ein Mann zu sein. Reflexartig hielt ich mich bedeckt, wenn es nicht unbedingt sein musste, sollte man mich auch nicht sehen. Ein Stück flussabwärts kletterte er hoch, zu einer Art Hütte, oder was ich auch immer erkennen konnte. Normalerweise würde ich mir nicht viel dabei denken und der Person ihre Privatsphäre lassen.
    Doch etwas stimmte nicht so. Die leicht geduckte Art zu gehen und die Kapuze im Gesicht machten mich leicht misstrausch.
    Wahrscheinlich hat er keine Lust, entdeckt zu werden, dachte ich für mich.
    Dennoch kam er mir verdächtig vor.


    Ich beschloss, mich langsam und unauffällig zu nähern. Hoffentlich war dies kein Bandit. Doch zum Glück trug ich stets einen Dolch bei mir.


    Mittlerweile kroch ich in die Nähe der Hütte und schlich mich unauffällig an. Glücklicherweise befanden sich in unmittelbarer Nähe keine Bäume, die verräterische Äste hätten abwerfen können. Leise und geduckt schlich ich unter das einzige Fenster der Hütte. Ich musste aufpassen, dass ich keine Risiken einging. Ich wollte auf keinen Fall erwischt werden. Ich spitzte meine Ohren und strengte mich an, etwas zu verstehen.


    Ich verstand gerade noch etwas mit Zeit und Weg.
    Es waren zwei. Ich wusste nicht, welcher der beiden der Ankömmling war, konnte es aber aus dem Gesagten schliessen.


    "Die Zeit ? Iehuda, ich habe keine Zeit. Wohin soll ich gehen ?"
    Iehuda? War das ein jüdischer Name?


    "Ich suche Didius Angelus, den sie suchen. Kannst du mir sagen, wo er sich befindet ?"
    Didius Angelus sucht er also? Und wer ist sie?


    "Erkenne die Zeichen und du wirst ihn finden."
    Das schien der Einsiedler zu sein. Die Zeichen? Die Zeichen der Zeit? dachte ich.


    Doch jetzt ging die Türe auf und ich presste mich an die Hauswand.
    Die Gestalt lief zurück in die Stadt.
    Ich beschloss, ihm in geraumem Abstand zu folgen. Was nicht besonders schwierig war, da er sich selten umsah. Manchmal verlor ich ihn im Dunkeln fast aus den Augen, doch ich konnte ihn kurze Zeit später wieder ausmachen. Ich legte Wert darauf, nicht entdeckt zu werden, solche Sachen waren meine Spezialität.
    Doch als sich eine Patroullie der CU näherte, versteckte er sich und drückte sich in einen Hauseingang.
    Sehr verdächtig, dachte ich, wollte aber ebenfalls nicht entdeckt werden. Ich verdrückte mich kurz in eine Seitengasse, bis die CU wieder verschwunden waren.
    Als ich wieder auftauchte, sah ich den Mann nicht mehr. Doch eine kurze Strecke dahinter schloss sich eine schwere Holztüre.
    Ich überlegte, ob er wohl in dieses Haus verschwunden war. Ich lief unauffällig daran vorbei.
    Die Casa Didia.
    Konnte das sein? Schliesslich hatte er auch etwas von Didius Angelus gesagt. Ich lief noch weiter, doch da sonst so gut wie niemand mehr unterwegs war, machte ich auf, eine gute Taverne zu finden und das gehörte und gesehene durch den Kopf gehen zu lassen. Vielleicht würde ich es auch vergessen, vermutlich würde ich eh nie mehr etwas damit zu tun haben

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