Zurück zum Castellum...

  • Wir verlassen zusammen die Villa Tiberia. Ich kann es nicht verhehlen, das ich zum ersten Mal seit langen, ja eigentlich so lang ich mich erinnern kann, wirklich zufrieden bin:
    Ich bin in die Legion eingetreten und jetzt begleitet mich eine wundervolle Frau zurück ins Castellum. Ich spüre wie sich meine Schritte unbewusst etwas verlangsamen.


    "Leider, liebe Helena, kann ich mich noch nicht wirklich an meinen Vater erinnern, ich weis nicht seinen Namen und auch von seinem Aussehen habe ich nur eine Ahnung. Es sind vielmehr nur kurze, unscharfe Visionen, Worte aus seinem Mund,..."

  • Ich sah während wir liefen auf meine Füße und versank die ersten Schritte ein wenig in Gedanken, bis er wieder die Stimme erhob um mir zu antworten. Ich sah zu ihm auf.


    "Aber das ist ja wenigsten ein Anfang! Worte sind ohnehin bedeutender als Bilder, denn an den Worten erkennst du meistens wie man es mit dir meint. Zumindest am Tonfall. Augen können abgewandt werden und Szenen vorgetäuscht. Gibt es noch mehr was zurück gekehrt ist?"

  • Ich sah zu ihr herab... Was für Augen...


    "Leider nicht, aber in mir wächst die Zuversicht das alles zurückkehren wird..."


    Ich lachte leise vor mich hin...


    "Weist du, als der Arzt sagte, mein Gedächtnis würde zurückkehren, da dachte ich : Ja, ja...an den Griechischen Kalenden.."


    Mit jedem Schritt kamen wir dem Castellum immer näher. Meine Schritte wurde kürzer.


    "Aber mittlerweile bin ich sicher alles wird zurückkehren. Und dann, dann werde ich jene zurrechenschaft ziehen, welche mir und meinen Nächsten dies angetan haben.."

  • Ich beobachtete ihn. Er schien sehr besonnen zu sein, zwar emotional aber nicht unbedacht. Ich sah zu einem Brunnen. Noch waren wir innerhalb der Stadt und ich deutete dorthin.

    "Wollen wir uns nicht ein wenig setzen? Ich unterbreche Gespräche nur sehr ungern und lange ist es nicht mehr bis zum Castellum!"


    Ohne eine Antwort abzuwarten schlenderte ich zum Brunnen und setzte mich auf dessen Rand. Meine Oberschenkel presste ich fest aneinander, ebenso umschlang ich mit meinen Armen meinen Bauch. Mir war ein wenig kalt.


    "Weißt du, ich habe viel über Rache nachgesonnen. Es sind jetzt die Worte einer Frau und einer Zivilistin. Vielleicht auch nicht besonders römisch, doch ich vertraue dir. Meistens erwischt die Rache die falschen Leute. Vielleicht sollte man den Göttern lieber danken, dass nicht mehr geschehen ist. Schau, wie stellst du dir das vor? Möchtest du gegen das ganze Volk vorgehen? Vielleicht sind die Menschen, die dir dies angetan haben bereits tot und geraten in Vergessenheit."

  • "Euch scheint kalt zu sein."


    Ich nahm meinen Sagum ab und legte ihn ihr ungefragt um die Schulter.


    "Nehmt meinen Sagum"


    Ich setzte mich neben sie, stützte meine Ellenbogen auf meine Knie und starrte auf den Boden unter mir.


    "Liebe Helena, ich vertraue euch auch, daher seit versichert : Ich hege keinerlei Rachegedanken gegen ein ganzes Volk. Und ich glaube auch das ich mich an den Barbaren rächen will, der mir die sen Hieb auf den Kopf verpasst hat."


    Ich drehte meinen Kopf zu ihr und fuhr fort.


    "Ich spüre das irgendjemand, vielleicht sogar ein römischer Bürger dahinter steckt. Ich weis nicht wer, aber ich werde es herrausfinden...."


    Ich richtete mich auf und sah sie an, sah ihrer Besorgnis.


    "Nein, seid unbesorgt, ich werde nicht mit gezogenem Gladius losstürmen..."


    Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht...


    "Gerade ist mir so als ob ich die Stimme meine Vaters höre : Rache ist ein Gericht welches am besten Kalt genossen wird..."

  • Ich legte meine Hände ineinander und betrachtete sie. Die Gespräche mit dem eigentlich Fremden und scheinbar doch so Vertrauten stimmten mich nachdenklich. Er schien zu den Menschen zu gehören denen ich mein Leben anvertrauen würde.


    "Nicht 'Ihr' sondern 'Du', hm? Das war doch eine kleine Vereinbarung von uns. Was das lostürmen betrifft bin ich ziemlich beruhigt. Mir scheint dein Vater ist ein weiser Mann und du eiferst ihm - vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst - sichtlich nach."


    Mit einem sanften Lächeln sah ich von meinen Händen zu ihm auf. Und mir wurde immer klarer, dass ich ihn von Beginn an richtig eingeschätzt hatte. Ich mochte die Gens Tiberia und auch ihn hatte ich bereits in mein Herz geschlossen.


    "Ich bin froh, dass du die Rache nicht bei einer ganzen Sippe suchst. Allerdings... du glaubst es war ein Römer? Hast du denn schon einen Verdacht? Und bist du dir sicher?"


    Eine absolut dumme Frage. Ich schwieg sofort und sah ihn entschuldigend an. Wie konnte er sich sicher sein, wenn er doch noch im gleichen Atemzug berichtete, dass er sich doch nicht mehr recht erinnerte.


    "Verzeih, lieber Quintus. Meine Worte waren unbedacht..."

  • Es tat gut hier zu sitzen und jemanden über die Gedanken zu berichten, welche mir in der ganzen Zeit durch den Kopf gingen.
    Dabei kannte ich sie doch erst seit sehr kurzer Zeit, doch schien mir so, als ob ich sie schon seit lange Zeit kannte...


    "Nein, meine Liebe, du sollst dich für deine Worte nicht Entschuldigen. Schenkt mir lieber eines eurer wundervoillen Lächelns"


    Quintus, was fasselst du da ?


    "Verzieh mir, ich war Anmassend. Es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen. Und verzeih mir, wenn ich gelegentlich vom Du zum Ihr wechsele. Es scheint ihn in meiner Erziehung zu liege."


    Ich lächelte leise.


    "Wenigsten kann ich so mit Gewissheit sagen, das ich nicht in einer Germanenhütte jenseits des Rheines aufgezogen wurde."

  • Ich hätte beinahe mit großen Augen zu ihm gesehen, doch ich verkniff es mir. Ich wollte ihn nicht unnötig in Verlegenheit bringen, er war vermutlich noch ein wenig verwirrt durch all die neuen Eindrücke. Ich seufzte und nickte.


    "In Ordnung. Es geht beides in Ordnung. Sowohl das Kompliment wie auch die Entschuldigung wegen des Du zum Ihr. Es ist nur so, dass wir in einer Familie sind und da braucht es wirklich nicht zu sein. Auch wenn wir uns noch fremd sind, so sind wir beide Tiberia!"


    Ein weiteres seufzen und ein Lächeln von denen die mich einfach überkamen. Ich wusste jetzt warum ich mich niemals unter Menschen getraut hatte, es war ein Teufelskreis gewesen. Ich hatte jedes Mal gebangt mich unter andere zu begeben und wollte es nicht. Und umso länger ich es so gehalten hatte umso schlimmer wurde diese Angst. Vielleicht gut, dass ich endlich rausgekommen bin. Gerade ich als Matrone und Patrizierin sollte mich nach draußen wagen können. Ich suchte verzweifelt nach einem Gesprächsthema.


    "Und du gehst also jetzt zur Legio IX. Da wirst du viele deiner, unserer Verwandten antreffen. Meinen Gemahl, dessen Bruder und noch ein relativ neuer Neuankömmling, dessen Bekanntschaft ich noch nicht machen konnte. Gedenkst du auch später in den Cursus Honorum einzusteigen?"

  • Ich war ein wenig verunsichert, ich hoffte sie nicht verärgert zu haben.


    "Ja, Legio IX ist jetzt meine neue Heimat. Neben meinem Gens natürlich... Es ist nicht leicht, gerade als Patrizier schonen einen die Offiziere nicht. Aber es ist fühlt sich gut und richtig an."


    Ich dachte an den Centurio auf dem Exerzierplatz und musste unweigerlich lächeln.


    "Weist Du, der Centurio fragte mich heute nach meinem Motiven und ob ich die Legion nur als Trittbrett für eine politische Karriere erachte... Ich habe ihm lieber nicht gesagt, das der Cursus Honorum sicherlich zu meinen Zielen gehört."


    "Ich würde gern meinen Pater Familias kennen lernen und auch meinen weiteren Verwandten."

  • Ich nickte andächtig und wog seine Worte ab. Sicherlich, der Centurio hätte es sicher nicht gern gesehen, wenn Quintus bald wieder die Legionen verlassen würde um Quaestor zu werden. Doch andererseits kommen vor Allem so die höheren Positionen in der Legion in Reichweite.


    "Das ist ohnehin so eine Sache. Ich denke das wirst du ihnen noch früh genug mitteilen müssen. Warum also von Beginn an? Es ist für einen Patrizier ohnehin eine Normalität in den Cursus Honorum einzusteigen um zu wahrer Ehre zu gelangen! Maximus hat es jedenfalls auch so gemacht. Ach, apropos: Ich bin sicher, ihr werdet euch bald schon kennenlernen, schließlich ist er ja auch im Castellum...!"


    Ich dachte unweigerlich an die harten 'Schlachten' auf der Rostra. Viele versuchten gar nicht erst, ernsthafte Fragen zu stellen, sondern suchten gezielt nach Schwächen, damit die antretende Person nur nicht gewählt würde. Schlammschlacht.


    "Du kannst ihn ja nachher wenn du ins Castellum gehst im Officium besuchen. Er würde sich sicherlich auch freuen. Und garantiert wird er verdutzt sein, weil die Familie momentan wieder zusammen findet!"

  • In diesem Moment wurden wir durch eine folge von lauten Geräuschen auf geschreckt: Erst Bellen dann Fauchen gefolgt von einem gequälten Jaulen und zum schluss der schreckhafte Schrei einer Frau.
    Ich blickte hoch und sah, direkt uns gegenüber eine junge Frau, offebar ein Sklavin auf dem Boden liegen, neben ihr ein umgekippter Korb aus dem einige Äpfel rollten.
    Von dem Hund sah ich nur wie die Schwanzspitze um eine Ecke verschwand, die Katze hingegen, sass, das Fell noch gesträubt auf einem Karren, der an einer Hauswand lehnte.
    Ich stand, ging zu der Frau half ihr hoch und half ihr dann noch die Äpfel wieder auf zusammeln.
    Dann kehrte ich zurück und setzte mich wieder neben Helena...
    Ich schüttelte den Kopf...


    "Katzen, " meinte ich nur, "den Hund an Kraft und Grösse unterlegen und doch siegen sie meist im direktem Vergleich... Fast wie Rom gegen die Barbaren. Denn was die Zahl an geht sind wir den Barbaren, sein es Gallier, Kelten oder Briten, doch meist unterlegen. Nimm doch nur einmal Gaius Julius Caesar, als er gegen die Helvetier zog. Das waren 300000, gut auch alte, Frauen und Kinder, aber doch sicher auch 100000 tapfere, erprobte Männer unter Waffen. Und Caesar ? Er hatte doch gerade mal 4 oder 5 Legionen."


    "Und er siegte, " auf mein Gesicht legte sich ein Zufiedenes lächeln. Es erfreute mich immer mit Stolz, an die grossen Taten Roms zu erinner,".. und das mit militärischer Diziplin und politischer Schlauheit."


    Ich war abgeschweift, und konnte nicht einmal sagen ob dies zu meinen Eigenschaften gehört.


    "Ich denke, für uns Römer gehören Militär und Politik zusammen. Daher will ich mich in der Legion bewähren. Dazu gehört auch, das ich den Kontakt zu deinem Mann im Castellum auf das nötigste beschränke, um jeden Eindruck von Mauschelei zu vermeiden."


    Ich schmunzelte leicht.


    "Das mag in der Politik gang und gebe sein, doch der einfache milite respektiert doch mehr die Tat als die Herkunft. Habe die Grundlage gelegt dann werde ich in die Politik einsteigen, denn nur so kann ich dann die hohen Posten in der Legion erreichen."


    Ich sah sie an.


    "Ich hoffe ich langweile dich nicht ?"

  • Erschocken sah ich bei dem Quietschen und Schreien auf. Ich blickte mir die Szenerie an und gerade als ich aufstehen wollte kam mir Quintus zuvor sodass ich ihn beobachten konnte. Er war sehr hilfsbereit und als er wieder kam nickte ich anerkennend.

    "Naja, ich habe Katzen nicht so gerne, weshalb ich sie auch nicht mit uns vergleichen würde. Kampftechnisch ist es ein guter Vergleich, aber eines muss man bedenken. Ich empfinde die Jagden von Katzen sehr ungerecht und wir spielen nicht mit den Leben der unterworfenen Völker, nur wenn es unbedingt sein muss. Aber wir foltern nicht aus Spaß, wie es die Katzen tun."


    Ich begann seinen Worten zu lauschen. Es war spannend wie er erzählte, was er erzählte. Ich kannte es zwar schon, doch es erzählt zu bekommen war dann etwas anderes.


    "Ja, dass du nicht allzuviel mit ihm zu tun haben solltest ist richtig. Sonst wird wieder von Vetternwirtschaft gesprochen. Maximus betreibt gewiss keine Vetternwirtschaft. Ich würde sogar so weit gehen und spekulieren, dass er bei Verwandten sogar wegen der Familienehre strenger ist als bei anderen!"


    Ich beobachtete seine Gestik und seinen Gesichtsausdruck. Doch ich konnte nichts genaues erkennen, außer Stolz und Sanftmütigkeit. Er schien gesund mit den Eigenschaften eines Römers ausgestattet worden zu sein. Wie alle Tiberier. Ich musste lächeln, ohne einen Hauch von Trauer. Ich war mit meinen Gedanken im Hier und Jetzt bei Quintus.


    "Und nein, du langweilst mich nicht! Im Gegenteil, es macht sogar Spaß deinen Worten zu lauschen. Du kannst gut erzählen. Ich würde gerne mehr hören, wenn du mehr erzählen magst!"

  • Irgendwie hatte ich es geschafft : Die Traurigkeit, welche schon die ganze Zeit in ihrem Blick gelegen hatte, war verschwunden.
    Sicher wäre es Vernünftiger, mich langsam auf den Weg zum Castellum zu machen, aber ich liess es. Sollte mir meine Ausbildung morgen auch etwas schwerer fallen, Helena von ihrer Trauer abzulenken war es mir wert.


    "Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach, von wem ich ausgebildet wurde."


    Ich machte eine kurze Pause...


    "Klar, ich weis nicht wer es war, aber ich weis was er mir beibrachte. Ich kann mit den Waffen der Legion umgehen, könnte dir die Liste der Konsuln der Republik seit Lucius Iunius Brutus herunter beten und aus dem Kopf Skizzen der Belagerungsbauwerke vor Genevia und Alesia anfertigen..."


    "Aber,.." fuhr ich fort, "ich bin nicht in der Lage irgendein gedicht zu rezitieren, weder von Vergil, Horaz oder Livius."

  • Ich sah ihn ein wenig verblüfft an. Ich musste an meine eigene Kindheit denken. Ich wurde auch gut ausgebildet, doch weniger literarisch als handwerklich, denn ich war Plebejerin. Ich wollte darüber allerdings nicht weiter sprechen.


    "Immerhin ist viel Wissen sitzen geblieben... Die Gedichte kann man ja noch nachholen, wenn du magst. Hast du einmal einen freien Tag so komm wieder nach Haus, wir haben eine große Bibliothek. Ich halte mich sehr gerne dort auf. Dort ist es schön ruhig und man kann sich wunderbar mit den Schriften beschäftigen! Dort arbeite ich vieles nach, was ich in meiner Kindheit und Jugend versäumte."


    Jetzt hatte ich doch ein wenig verraten. Doch mir halfen meine Stunden in der Bibiliothek sehr und ich merkte auch nach und nach wie ich mich immer mehr dem patrizischem Leben anpasste. Die Gens Octavia war auch sehr bedeutend und schon damals hatte ich im Gegenssatz zu den meisten Mädchen ein schönes und ruhiges Leben gehabt. Beinahe wie eine Patrizierin: Wenn ich nicht so oft in des Betriebes meines Onkels hätte aushelfen müssen.


    "Mir fielen - wo du es erwähnst - lediglich ein paar Sätze von Livius ein. Mit dem Militär kenne ich mich kaum aus, was aber wohl für eine Frau etwas normales ist. Und doch höre ich mir gern an, was du mir dazu zu sagen hast, denn uninteressant ist es keinesfalls und lernen immer gut!"


    Ich grübelte kurz um wieder ein wenig von Livius zusammenzukriegen.


    "Wobei ich es nicht mehr ganz zusammen bekomme... Ärgerlich. Gib mir ein wenig Zeit, ich schaffe es sicher noch. Jetzt ist mir nur eingefallen, 'Es ist nicht aller Tage Abend' was ich auch sehr gut finde. Ebenfalls von Livius. Da wäre noch, was dích vielleicht auch ein wenig interessiert "Zu siegen verstehst du, Hannibal, doch nicht den Sieg zu nutzen". So ähnlich war es jedenfalls."


    Ich war stolz, dass doch ein wenig hängen geblieben war. Ich sah zu ihm auf und versuchte noch immer seine Seelenwelt zu ergründen. Ich war gespannt was er als nächstes sagen würde.

  • Ich war erstaunt... Ich kannte dieses Zitat, doch warum war mir der Autor nicht bekannt ??


    "Dies ist von Livius, sagst du ? Ein kluger Satz, und das von einem Dichter... Sicher er hatte recht, Hannibal hat die Elite Roms am Trasimenischen See und in Cannae dahingerafft. Doch wagte er es nicht gegen Rom zu ziehen... und so konnte P. Cornelius Scipio Africanus ihn vor Zama schlagen."


    Ich lachte leise vor mich hin...


    "Das ist noch so eine römische Tugend : Beharrlichkeit und Zähigkeit. Im Ersten Krieg gegen Karthago musten wir lernen zur See zu fahren. Sei mir nicht böse, aber das ist KEINE römische Kunst. Aber wir bauten eine Flotte, kämpften, und verloren die Flotte im Sturm... Und wir bauten eine neue, grössere Flotte...und siegten..."

  • Ich musste ebenfalls lachen. Warum sollte ich ihm böse sein, wenn er keine Lobeshymnen auf unsere Flotte sang? Alles hat irgendwo seinen Anfang und alles muss nach und nach aufgebaut werden.


    "Warum sollte ich dir böse sein? Nur weil du die Wahrheit sprichst und somit deine Gedanken offen heraus? Ich finde das eher löblich! Ich mag das nicht gut beurteilen können, doch warum solltest du lügen? Aus deinen Worten lerne ich sehr viel..."


    Und ich musste feststellen, dass mir einiges an Wissen fehlte. Gut, vielleicht konnte man mir zugute halten, dass es eine römische Frau nicht unbedingt interessieren muss, aber dennoch:


    "Ich hoffe du hältst mich nicht für dumm, weil ich kaum mitreden kann. Das einzige was ich tun kann, ist zuhören und lernen. Wie ich auch erwähnt hatte, das hängt irgendwo weit in meiner Vergangenheit!"

  • Wie konnte sie denken ich hielte sie für dumm ?


    "Liebe Helena, wir alle müssen lernen. Auch habe nicht die ultimative Wahrheit über unsere Geschichte, schliesslich war ich nicht dabei.... Es ist nur meine Sicht, beeinflusst durch meinen Lehrer, wer immer er oder sie auch war."


    "Vergesst nicht, ich habe die Erinnerungslücken, kann mich weder an Vater und Mutter erinnern......"


    Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da bereute ich sie schon....


    Quintus, du Trottel...


    "Helena, verzeiht, ich ... ich wollte nicht..."


    Wie konnten meine Worte meinen Fehlverhalten wiedergut machen...

  • Ein leicht verbittertes Lächeln wurde in meinem Gesicht deutlich und ich versuchte mit aller Kraft den Gedanken an meinen Vater wieder zu verdrängen. Doch es wollte mir nicht gelingen. Ich sah sein Gesicht wie er mir die Kette meiner Mutter umlegte. Ich sah seine Tränen als ich aus Achaia wiederkam. Und ich merkte nicht einmal, dass ich selber begann zu weinen.


    "Es... es macht nichts..."


    Leises Schluchzen drang aus meiner Kehle. Nein, er brauchte nicht um Verzeihung bitten. Es musste doch irgendwie möglich sein, einfach normal über Eltern reden zu können. Ich befand, dass mein Verhalten ziemlich kindisch war. Ich barg mein Gesicht in meinen Händen, es war mir peinlich vor ihm zu weinen, doch... Wann machten meine Gefühle schon mal das, was ich wollte? Meine Schultern bebten...

  • Sie weinte... und es war meine Schuld.
    Ich war unsicher, was sollte ich tun ?
    Und plötzlich, nur einen ganz kurzen Augenblick, sah ich eine Szene aus meiner Jugend vor mir :
    Ein Bett in dem eine tote Frau liegt, ein kleiner Junge davor und ein streng dreinblickender Mann der den Jungen mit der flachen Hand ins Gesicht schlägt: "Hör mit dem geplärre auf, ein Patrizier zeigt seine Gefühle nicht..."


    War ich das, zusammen mit meinem Vater ? Ich schämte ich, im Angesicht ihres Leidens einen kleinen Schritt näher an meinen Erinnerungen zu sein...


    Ganz sachte, fast schüchtern, legte ich meinem Arm um ihre bebenden Schultern..


    "Helena, bitte, weint nicht..."


    Ganz plötzlich, kam mir ein anderer gedanke.. Ich sanft zog sie dichter an mich und drückte ihren Kopf an meine Schulter.


    "Weint, wenn es euch hilft, vergrabt euren Schmerz nicht..."

  • Ich war so dankbar. Die ganze Familie war in dieser schweren Zeit immer bei mir. Ich würde mich revanchieren, irgendwie. Ich versuchte nun nicht mehr meine Tränen zu unterdrücken sondern lehnte mich dankbar an seine Schulter. Ja, weinen ohne dass einen jeder ansah. Weinen ohne Hemmungen. Mit trotziger und zitriger stimme brachte ich ein "Du" hervor. Sicherlich fragte er sich nun, was los war und ich nuschelte leise. "DU, nicht Ihr..."


    Ja, das Weinen half mir. Mein Herz wurde leichter als hätten all die Tränen, die ich nun vergoss auf ihm gelegen. Publius musste unheimlich stolz auf seine Familie sein, sie war wunderbar. Auch wenn von seinen Angehörigen nur Quintus begann, mir näherzustehen. So auch Claudia. Doch Claudia war nciht hier, jetzt war er hier. Mit etwas weniger Schluchzern sprach ich:


    "Mache dir keine Vorwürfe... dich... trifft da keine Schuld. Ich sagte schon einmal, dass ich irgendwann würde lernen müssen mit dem Schmerz umzugehen..."


    Ich wischte mir meine Tränen von den Wangen und ließ meinen Kopf an seiner Schulter gelehnt. Ich musste tief durchatmen und auch ohne stark zu versuchen mich zusammenzunehmen, wurde die Traurigkeit geringer.

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