Fleisch auf dem Speiseplan

  • Nachdem das Lager durch die in Panik versetze Stierherde unerwartet einen reichhaltigen Fleischvorrat erhalten hatte, wurden die im Graben liegenden verletzten Tiere erlöst und zusammen mit den beiden bereits im Lager getöteten Stieren dem Metzer des Kastells zugeführt.


    Der nahm sich eine Vielzahl von Hilfskräften und wies sie eifrig in die nun notwendig werdenden Arbeiten ein. Erneut wurde das Wetter schwül und allzu leicht verdarb dabei die seltene und wertvolle Kost. Nun hieß es also. das Fleisch zügig zu verarbeiten. Insgesamt 23 Stiere kamen auf diese Weise unter das Messer des Metzgers, wurden gehäutet, ausgeweidet und das Muskelfleisch in unzählige Portionen aufgeteilt.


    „He, du da! Geh zum Praefectus Castrorum. Wir haben eine Unmenge an unversehrten Häuten, Sehnen und Fleisch. Ich muss wissen, was damit im Einzelnen geschehen, ob das Fleisch eingelegt, getrocknet oder zum sofortigen Verzehr bestimmt sein soll. Beeil dich! Die Fliegen riechen auch bereits das gute Futter.“

  • Wenig später kam der Soldat zurück und hatte den Praefectus Castrorum gleich mitgebracht. Der hatte sich zunächst noch um die nötigen Ausbesserungsarbeiten am Tor gekümmert und schaute nun auf die Fleischberge.


    "Das Fleisch wird sofort verteilt", entschied er. "Und die Häute kommen uns gerade recht - nach den Reparaturaktionen der letzten Wochen sind unsere Vorräte aufgebraucht. Das Zeug geht sofort zum Gerben.
    Sehnen, hm, ja, nehmt sie sauber und sorgfältig raus, kriegt die Katapultabteilung.
    Habt ihr euch schon die Knochen angesehen? Dürfte brauchbar sein, das Material, oder? Dann bringt sie nachher in die kleine Fabrica am Wall."


    Er begutachtete das bereits abgetrennte Fleisch genauer und roch daran. "Schön, gutes Fleisch. Hier, von dem mit dem mit den großen Hörnern legt ihr Stücke für ein Opfer beiseite. Die Götter sollen ihren Anteil an diesem unerwarteten Ereignis haben!
    Und den Rest wiegt ihr mir vor dem Verteilen aus - gleiche Menge für alle Centurien. Verteilung auf die Contubernien sollen die selber machen.
    Und eine komplettes Tier zerlegt ihr für den Offiziersstab. Was davon heute nicht zum Essen gebraucht wird, wird eingelagert."

  • Sofort machte sich der Metzger daran, die Anordnungen umzusetzen.


    „So, ich brauche jetzt viele Helfer. Das Fleisch muss ausgewogen und in gleiche Mengen aufgeteilt werden. Du schabst das Restfleisch von den Knochen, du packst diese in einen Karren. Das Ganze kann dann sofort zur Fabrica. Sehnen löse ich selber raus, die müssen unbeschädigt bleiben, wollen sie ihren Zweck erfüllen. Du kannst diese guten Stücke dort mal an die Seite legen. Die sind für die Götter bestimmt.“


    Ebenfalls an eine separate Stelle packte der Metzger die kompletten Innereien und das Muskelfleisch eines großen Stiers, der für den Offiziersstab vorgesehen war. Erst als dies abgeschlossen war, machte er sich an die Auslösung der Sehnen. Eine Arbeit, die ihn bei 23 Tieren für eine sehr lange Zeit in Anspruch nahm und erst danach konnte das Restfleisch den bereits bestehenden Anteilen für die einzelnen Zenturien zugeteilt werden.

  • Schließlich und endlich gingen langsam auch die letzten Fleischreserven des großen Bullenschlachtens in der Küche auf. Lange konnte die Legio durch das Zurückgreifen hierauf seine Kasse schonen und gleichzeitig den Legionären köstlichstes Fleisch servieren. Der Metzger war nunmehr beinahe arbeitslos und verteilte nur noch die letzten Stücke, die noch heute ihren Weg in die Bäuche der Legionäre und Probati finden würden.

    „...minimaque conputatione miliens centena milia sestertium annis omnibus India et Seres et paeninsula illa (scil. Arabia) imperio nostro adimunt: tanti nobis deliciae et feminae constant!“ (Plinius, naturalis historia)"

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