Die Sonne stieg gerade über der Mauer empor. Es war ein frischer, ein nasser Morgen. Ich kam aus dem Wald heraus. Mit mir einige andere Goden, anbei einige Krieger und auch Rech, die gekommen sind beizuwohnen. Ich rief während des Vorangehens Heimdall an…
Des Priesters Visionen
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Die Krieger folgten dem Goden und bald erreichten sie das Heiligtum. Schweigend stellten sie sich um dieses herum und warteten, was die Priester tun und sehen würden.
Die weissen Gewänder der Priester wogten leicht in den Bewegungen und ihre knorrigen Stäbe pochten rhytmisch auf dem Boden, bei jedem Schritt. -
Ich ging mitten auf den von Platz, der von Steinen umsäumt war. In seiner Mitte stand eine große und starke Eiche, viele Windungen wies sie auf und ihre Wurzeln drangen tief. Ihre Krone verband Aasegard mit dieser Erde, während die Wurzeln bis hinab in das Totenreich leiteten. Ich trat näher davor und begann meine zauberkräftigen Kräuter zu kauen.
Noch währenddessen spürte ich wie sich mein Körper den Sphären der Götter näherte. Laut rief ich aus:
Bei der Gabe des Heimdalls, bei der Weisheit des Wotans! Welch Schicksal mögen die Nornen unserem Volke weben? Welch Unbill und welch Glück mag uns geschehen?
Mein Geist wurde derweil von allen Sinneseindrücken überflutet, meine Seele verließ meinen Körper und ich spürte wie sie den Baum hinauf wanderte, als ich zurücksah, erblickte ich meinen eigenen Körper in nach oben blickender erstarter Pose.
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Stille herrschte. Nur das leise Rauschen der Blätter im Wind und vereinzeltes, entferntes Vogelgezwitscher war zu hören. Die Krieger standen schweigend herum. Betrachteten ihren Goden und warteten auf das was er ihnen erzählen würde.
Die Sagen und Legenden erzählten, wie ein Priester zu seinen Visionen kam. Vieles war da möglich. Doch diese Art der Vision, die er gerade versucht heraufzubeschwören, galt als die Stärkste. -
Ich fühlte wie mich mein freier Wille verlies und ich den Willen der Götter in mich aufnahm. Meine Hand streckte sich nach unten, rief meinen Körper der unten war zu mir hinauf. Ich stimmte einen Gesang an, wie ihn mich mein Meister gelehrt hat. Ich sah wie mein Körper immer weiter den Baum hinaufkam, mir entgegen. Bis er schließlich bei mir war. Dann wandte ich meinen Blick in die Richtung des Himmels, ich sah wie mein Körper an mir vorbei mit einer Hand gen Himmel deutete. Ich sah einen Falken über den Himmel gleiten.
Er drehte vier Kreise und näherte sich, in beinahe pfeilgeradem Flug, immer weiter dem römischen Wall, am Ende überflog er ihn.
"Eine große Angst, wird die Kleinlinge aus dem Süden befallen. Ihr Untergang wird auf sie zukommen! Ja, er wird jeden Wiederstand zu ihnen überbrücken!"
Weit in der Entfernung sah ich den Falken eine Taube schlagen, ein sehr gutes Zeichen. Darauf machte er kehrt, zurück und flog. Kurz vor seinem Nest erfasste ihn eine starke Windböe und die Beute fiel ihm herab.
"Tod, Verwüstung und Verwirrung wird der germanische Adler über sie bringen. Sie töten und sich an ihnen weiden! Doch hütet euch vor dem Unerwarteten, vor dem Schicksal, es vermag die Augen des unwürdigen zu blenden!"
Kurz darauf spürte ich wie meine Kräfte schwanden, ich fiel zurück in meinen Körper und hing nurmehr im Baume herum, unfähig einer eigenen Rührung.
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