Atrium

  • Ich hatte meine Herrin begleitet und nach der Ankunft zunächst in der Villa und dem Garten nach dem rechten geschaut. Soweit war alles in Ordnung, die hier belassenen Sklaven hatten gut für das Anwesen gesorgt.


    Mit einem Brief in den Händen kam ich ins Atrium. Über den Tisch gebeugt und mit den Gedanken völlig beim Auspacken beschäftigt, sprach ich Deandra an.


    "Ein Brief ist für dich eingetroffen."

  • Ich nahm den Brief entgegen und las ihn. Bereits bei den ersten Worten schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.


    „Schön wäre es, wenn meine Ausstrahlung irgendeinen Einfluss auf die Vorgänge innerhalb meiner Familie gehabt hätte und träfe deine Einschätzung zu, dann muss meine Ausstrahlung erheblich gelitten haben, wenn man den wenig sonnigen Weg der Aurelia betrachtet, lieber Sabellius“, murmelte ich vor mich hin und las weiter.


    „Oh, eine eventuelle Beförderung? Wie schön für dich!“


    Wieder musste ich schmunzeln, als ich weiterlas. „Sabellius, ich mochte ihn schon immer gerne leiden“, sagte ich erklärend zu Samira, die mich beobachtete. „Vermutlich sollte ich in Zukunft nicht mehr nach Stand und Geld sondern immer nur nach meinem Baugefühl entscheiden, mit wem ich Kontakt halte. Hätte ich bloß bei Zeiten auf mein Bauchgefühl gehört, als es um die Aurelia ging!


    Ich werde ihm nachher einen Antwortbrief schreiben. Zunächst soll aber dieses Schmuckstück einen würdigen Platz in der Villa finden.“


    Zufrieden hielt ich die versiegelte Wachstafel in den Händen und sah mich nach einer geeigneten Wand um.

  • Bevor ich Wein und Becher besorgte, überbrachte ich Deandra den Wunsch von Antoninus.
    Ich traf sie - wie üblich - im Schwimmbad an, hielt ihr das Tuch als sie aus dem Wasser stieg und half ihr beim Ankleiden. Anschließend zog ich mich wieder zurück. Das Abendessen musste vorbereitet werden.

  • Mit einem Lächeln betrat ich heute das Atrium. Nach sehr langer Zeit weilte ich nicht mehr allein in der Villa. Es war ein Jammer, dass diese schöne Villa größtenteils leer stand.


    Ich hauchte meinem Vater einen Kuss auf die Wange und setzte mich zu ihm.
    „Du hast Arbeit und suchst dennoch Gesellschaft?“

  • "Nichts wichtiges, nur so ein Fragebogen der Cohortes Urbanae. Hab ich dir schon erzählt, dass ich mich dafür entschieden habe?“


    Antoninus winkte ab und redete gleich weiter.


    "Der Aufnahmetest hat im Großen und Ganzen wenig mit den Kohorten zu tun. Da hatte ich jetzt anderes erwartet, aber das wird dich nicht interessieren. Sprechen wir über dich. Was hat meine Lieblingstochter heute alles gemacht?“

  • "Warum denkt ihr Männer eigentlich immer, ihr würdet wissen, was mich interessiert?"
    Künstlich aufgeregt richtete ich mich auf und funkelte meinen Vater an.


    "Du bist wie Sophus! Das muss ein Familienleiden sein!"
    Ständig musste ich mir anhören, wofür ich mich angeblich nicht interessiere. Dabei stimmte das gar nicht. Die beiden kannten mich scheinbar nicht ausreichend gut.


    "Und überhaupt - Lieblingstochter." Neckte ich lächelnd und wieder besänftigt. "Du hast ja nur diese eine."

  • "Eben drum.“ Antoninus lächelte zurück.
    Lustlos legte er die Fragebögen zur Seite. Etwas anderes beschäftigte ihn heute über alle Maßen.


    "Deandra, ich war zu lange fort und kenne Sophus nun überhaupt nicht. An welchen Leitlinien orientiert sich die Familie? Ist sie konservativ, liberal, religiös oder eher davon abgewandt? Welche Linie fährt Sophus und folgen der alle Mitglieder?

  • Diese Frage war ziemlich leicht zu beantworten. Die Ausrichtung der Gens war eindeutig. Es gab eine Hausordnung, die klar festlegte, wonach sich jedes Mitglied wünschenswerter Weise richten sollte. Gerade wurde mir klar, wie zeitig sich Anzeichen dafür gezeigt hatten, dass eines der Mitglieder allen guten Sitten zuwider handelte.


    „Lass es mich so sagen“, begann ich zu erklären. „Alles das, was die Gens Aurelia wirklich ausmacht – ihr Stamm, die Linien, die sich aus direkter Verwandtschaft von Crassus, dem Gensbegründer, ableiten lassen – also du und deine Schwester, eure und Crassus’ Kinder – sind konservativ orientiert. Wir halten an den alten Werten, der alten Ordnung fest – leben danach, treten für sie ein. Es existiert eine Hausordnung, die alles wichtige erfasst. Sie ist keineswegs nur Makulatur. Sie ist bindend.“


    edit: Link gesetzt

  • "Na, das beruhigt mich aber jetzt. Lieber eine streng konservative Familienpolitik als das, was ich teilweise auf der Rostra gehört oder gesehen habe.“


    Zwischenzeitlich beantwortete Antoninus eine Frage auf diesem nicht gerade kurzen Fragebogen. So richtig bei der Sache war er aber nicht. Vor allem die nächste Frage machte ihm zu schaffen.


    "Verfügt die Villa über eine Bibliothek? Hier will man Dinge von mir wissen, die selbst der Großvater meines Großvaters und von dem der Großvater nicht wissen konnte, weil auch der viel zu spät dafür geboren ist.“

  • "Aber sicher gibt es eine Bibliothek. Die Familie hat über die Jahre viele wichtige Akten, Aufzeichnungen und Dokumente gesammelt. Die Räumlichkeiten sind mehr als ausgelastet. Manches musste bereits in Kammern eine Notunterkunft finden.
    Naja, und so lecker ist es dort jedenfalls nicht, wie ich bei meinem Aktenstudium feststellen musste. Spinnen, ich hasse Spinnen, teilen sich den Raum mit Wachstafeln und Papyrusrollen. Trotzdem bin ich jetzt so nett und zeige dir den Weg. Was man nicht alles tut für einen nahen Verwandten..."
    :)


    Ich seufzte vernehmlich, ließ zwei Öllampen bringen und ging mit meinem Vater Richtung Bibliothek. Wenn ich Glück hatte, dann fand er bereits hier die gesuchten Informationen.

  • „Du kannst das nicht verstehen. Immer dann, wenn so ein Tierchen auftaucht, sucht es mit großer Zielsicherheit mich als Opfer seiner Krabbelübungen auf. Würden sie zu dir gehen, würde ich mich auch hinstellen und lachen. Wir werden ja sehen.“


    Ich musste mich anstrengen, um meine Miene grimmig und nicht belustigt aussehen zu lassen. Noch war mir ja keine Spinne begegnet. Na gut, es kam auch auf die Größe der Krabbeltiere an.


    'Denk an was anderes', ermahnte ich mich und begann etwas völlig melodieloses zu summen.

  • Nach endlos lang erscheinender Fahrt traf die Reisekutsche endlich in Rom ein und bald hielt sie vor dem Anwesen der Aurelier. Ich setzte meinen Fuß auf die altbekannte Straße und betrachtete die Villa. Immer aufs Neue begeisterte mich der imposante Bau.
    Geschmackvoll und edel in seiner Ausführung fiel die Villa weithin auf und – das war noch viel wichtiger – seit jeher bot sie mir ein Heim, in dem ich mich stets wohl fühlte und was viele schöne Erinnerungen barg.


    Mit einem Lächeln betrat ich die Villa, legte die Palla ab und schritt Richtung Atrium. Kurz ließ ich den Anblick auf mich wirken, dann drehte ich mich den Sklaven zu.


    „Assindius, nachdem das Gepäck aus der Kutsche gebracht und verstaut ist, treffe ich dich hier zu einem längst ausstehenden Gespräch. Samira, du bereitest das Essen vor. Und du, Eirene, besorgst mir etwas zu trinken.“

  • „Ja Herrin.“


    Das Gespräch. Da hatte ich nicht mehr dran gedacht oder wollte vielmehr nicht mehr dran denken. Jetzt geht es mir an den Kragen dachte ich mir.


    Ich ging sogar zwei mal um das Gepäck zu verstauen. Endlich was gelernt; aber eigentlich wollte ich nur Zeit schinden. Eigentlich hätte ich alles auf einmal getragen, aber ich wollte nicht mit einem der Gepäckstücke zwischen den Zähnen herum laufen.


    Irgendwann war auch das Gepäck verstaut und ich ging Richtung Atrium. Bevor ich es betrat, linste ich noch einmal hinein. Die Herrin wartete bereits. Dann zupfte ich an Bart und Haaren, atmete tief ein und aus um Blut in die weichen Knie zu bekommen und betrat das Atrium.


    „Herrin, das Gepäck ist verstaut!“

  • Ich setzte eine ernste Miene auf, als Assindius das Atrium betrat. Er sollte nicht merken, dass ich mich im Grunde ständig zusammenreißen musste, weil ich ihn so urkomisch fand. Es hätte seinen Respekt vor mir mindern können und alles - aber das wollte ich nun wirklich nicht.


    Sim-Off:

    Ich kann mich nicht erinnern, so oft im IR gelacht zu haben, wie beim Spiel mit dir. Oft brauche ich eine ganze Weile, bis nach dem Ausschütten das normale Denken zum Verfassen von Beiträgen wieder einsetzt. :D


    „Ich möchte heute ein kurzes Resümee ziehen. Du bist nun schon eine Weile in unserer Familie und – mal abgesehen von ein paar Ausrutschern – bin ich mit dir recht zufrieden. Du bist eifrig, leistest dabei gute Arbeit und du bist aufrichtig. Alles in Allem habe ich keinen Grund zur Klage. Sobald mir etwas nicht passt, werde ich es dich umgehend spüren lassen.“


    Wieder musterte ich meinen Sklaven. An sein Äußeres konnte ich mich einfach nicht gewöhnen. Der Gegensatz zwischen römischer Kleidung und germanischem Aussehen war groß und auch wenn ich durchaus eine Schwäche für Exotik hatte, in diesem Fall ging es mir zu weit.


    „Dennoch störe ich mich an etwas und zwar an deinem Äußerem. Wo du auch hinkommst, wen ich auch in deiner Begleitung treffe – alle starren dich an. Bart und Haaren müssen gekürzt werden, ich schicke dich zu einem Barbier.“

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