Arbeitsraum des Centurio Aurelius Sophus

  • Ich bin gerade mit dem Scriba beim absprechen des Termins. Die Opferung wollen wir jedoch abwarten, alles auf einmal würde nicht gut sein.


    Ach, unsere Gen Sabbatia möchte sehr gerne für die Opferung spenden. Diesbezüglich konnte ich einen kurzen Schriftwechsel mit unserem Pater Familias initieren schon im Vorfeld und er ist mittlerweile sehr angetan von Mantua. Und da Mantua unser Hauptwohnsitz ist, wo kann ich die Spende für unsere Gens einreichen?

  • Sim-Off:

    - Zeitsprung -


    Rechtzeitig vor Beginn der Parade herrschte in der Schreibstube des Centurio Aurelius wieder einmal Hochbetrieb: Ein ritterlicher Tribun, sowie der Primus Pilus und einige Decurionen waren in den beengten Raum gekommen, um über die anstehende Parade zu beratschlagen.


    "Meine Herren, ich grüße euch.", begann Aurelius vor den Offizieren.
    "Wie allseits bekannt ist, werden Abteilungen der Legionsreiterei in zwei Tagen auf der Hauptstrasse Mantuas eine festliche Parade abhalten. Tribunus Lemonia hat sich glücklicherweise dazu bereit erklärt, der Reiterei als Kommandant vorzustehen."


    Aurelius nickt dem Tribunen zu, dieser begann mit seinen Ausführungen:


    "Nach diversen Beratschlagungen im Kommandostab sind wir zu der Überzeugung gelangt, eine komplette Ala quingenaria der Auxiliartruppen nach Mantua zu entsenden. Damit befänden sich unter Berücksichtigung der Infanteriewachen gut 600 Mann in der Stadt. Die restliche Legionsreiterei wird den Hauptzug der Infanterie begleiten und gemeinsam mit den übrigen Paradetruppen vor dem Tross der Infanterie an der Opferstelle sein und Aufstellung nehmen. Wir haben bereits mit Formationsübungen begonnen.


    Sophus nickte.


    "Die Marschordung wurde im Einvernehmen mit dem Primus Pilus wie folgt beschlossen:
    Östlich der Stadt Mantua wird wie üblich der Aquilifer den Zug anführen. Direkt hinter ihm reitet der Legatus Legionis, der von zwei Feldzeichen flankiert wird. Dem Legaten folgt der Kommandostab, welcher aus einem senatorischen und diesmal nur vier ritterlichen Tribunen - Stabsoffizier Lemonia befindet sich ja auf der Parade - und dem Primus Pilus besteht. Es folgen gemäß ihrer Numerierung und hinter den Cornicen die Kohorten I - IX. Die Zenturien marschieren nach ihrer Zugehörigkeit zu einem Manipel. Bedeutet: Feldzeichenträger des Manipels, dann zwei Zenturien nebeneinander, die ebenfalls von Feldzeichenträgern angeführt werden. Die Reiterei folgt auf beiden Flanken und nutzt den mit Kies befestigten Seitenstreifen."

  • Nachdem die Legio in ihr Kastell zurückgekehrt war, schritt ein erleichterter Centurio in Richtung der Offizierswohnungen nahe der Principia. Mit Ausnahme der Wachsoldaten und einiger Versorgungseinheiten, die Viehherden überwachten und sich um die Pferde kümmerten, hatte fast die ganze Truppe frei.
    Aurelius legte, in seiner Lagerbehausung angekommen, Paradeuniform und Waffen ab und streifte eine Tunika über.
    Einen Moment überlegte er, ob Besuch seiner Villa in Frage käme, verwarf den Gedanken allerdings schnell wieder - es wartete ja ohnehin niemand auf ihn; die ganze Familie weilte in Rom, Ostia oder gar anderen Provinzen. So beschloss er, den Feiertag so zu verbringen, wie er sie meist verbachte: In einer Huldigung an den Weingott, dessen Jünger - es waren stets die selben - in den Versammlungsräumen der Offiziere zahlreich angetroffen werden konnten.
    Dort kannte man sich natürlich. Sogleich wurden Hände geschüttelt und Becher in jene gedrückt...

  • Einige Tage nach dem Ende der Festtage wurde die IV. Zenturie nach den Gepflogenheiten der römischen Armee zusammen mit der restlichen Kohorte vom Wachdienst abgelöst.
    Während ein Teil der Einheit Straßenwachposten an wichtigen Verkehrsknotenpunkten ablöste, sollten sich laut dem eintreffenden Befehl weitere Zenturien ganz der Kampfkrafterhaltung zuwenden, was im Klartext bedeutete, sich der angenehmsten und beliebtesten aller Lageraufgaben widmen zu dürfen.
    Vom Standpunkt der Legionäre aus betrachtet, hatte ausgerechnet die vierte Zenturie Pech gehabt: Für sie war nicht Flicken der Kleidung und Benageln der Caligae angesagt, sondern weniger geruhsame Transportaufgaben:
    Laut dem eingegangenen Befehl wurde für die nächsten Tage ein Transportschiff aus der misenischen Classis erwartet, welche mindestens einmal monatlich mehrere Tonnen an Getreide, Salz, Fett und diversen Materialien für die Werkstätten über den Seeweg nach Mantua schafften. Diese Art von Transport war für das Lager überlebenswichtig, denn der römische Staat wollte und konnte solch enorme Warenmengen nicht über den teuren und zu langsamen Landweg transportieren - zumal es aus logistischen Gründen sehr viel praktikabler erschien: Viele Waren, wie beispielsweise Getreide, wurden kaum noch in Italia, sondern in den fruchtbaren, von großen Landgütern überdeckten Provinzen wie Nordafrika, Sizilien oder Spanien produziert und konnten in den großen Häfen zeitsparend und effektiv in den großen Laderäumen der Transportschiffe zusammengefasst werden.
    Wohl oder übel musste der Centurio selbst die Verladeprozedur am während des Lagerbaus errichteten Landungssteg überwachen, denn einige seiner Soldaten waren für die Planungsarbeiten am mantuanischen Amphitheater abgestellt worden. Am nächsten Morgen würde er die Truppe darüber informieren.

  • Claudius öffnete die Tür und trat ein.


    "Salve Centurio!


    Der Dienstplan weist dich als den mit der Bauvorbereitung beauftragten Offizier aus. Die Berechnungen und Zeichnungen für das Amphitheater sind in Kürze abgeschlossen und ich möchte über die bei Baubeginn benötigten Materialien informieren.“


    Abwartend blieb der Optio vor dem Schreibtisch stehen.

  • "Ah ja."


    Der Centurio legte den Griffel weg und bot Claudius den üblichen Platz an.


    "Es freut mich zu hören, dass deine Planungen bald abgeschlossen sein werden - zumal es ja nicht gerade alltäglich ist, dass sich ein Optio quasi neben den sonstigen dienstbedingten Gebundenheiten als ein Architekt entpuppt und bei den Planungen eines Großprojekts maßgeblich beteiligt ist. Alle Achtung!
    Unglücklicherweise bin ich auf dem Gebiet der Baukunst ein Laie; dennoch muss ich über alle notwendigen Schritte Bescheid wissen, um das Vorhaben bestmöglich vorbereiten zu können. Auch der Kommandostab wird sich in den nächsten Tagen über die Frage beraten, welche Einheiten wo und wie zum Einsatz kommen. Ich bin ganz Ohr."

  • "Hm, tja, ich hatte bei meiner Rekrutierung angegeben, dass ich gelernter Architekt bin. Das hat man sich wohl gemerkt.“


    Claudius legte die mitgebrachte Wachstafel auf den Schreibtisch und nahm Platz. Er hatte vor, die einzelnen Punkte, die nur als Stichworte festgehalten waren, zu kommentieren. Zunächst hörte er sich jedoch die Ausführungen des Centurios an.


    “Deswegen bin ich heute hier, um dich über die notwendigen Vorbereitungen zu informieren. Falls ich zusätzlich die Baubetreuung des Vorhabens übernehmen kann, würdest du über mich auch während der Bauphase alle notwendigen Informationen erhalten. Heute zunächst die Materialien, die zu ordern wären. Ich habe sie auf dieser Wachstafel“, Claudius schob die Tafel über den Tisch, "festgehalten. Bei der Größe des Objektes, macht es kaum Sinn, Mengenangaben zu den einzelnen Positionen zu machen. Nur die Fundamente sollten möglichst in einem Stück gegossen werden. Dafür sind Mengenangaben da.

    Zunächst alle erforderlichen Materialen:
    Für die Fundamente:
    Kies mit einer Körnung von 0 bis knapp 2 Digitus (0-32 mm)
    Kalk
    Puzzolan (Vulkansand)
    Ziegel, die als Schalung dienen. Sie können zweiter Wahl sein.


    Für die Bewehrung (Stabilität der gegossenen Fundamente, Bögen, Böden, Decken usw.):
    Eisenstäbe in einer Länge von mindestens 3 Fuß (0,9 m) bis maximal 10 Fuß (3 m), Durchmesser ca. 2 Digitus (32 mm)


    Für den Estrich:
    Kies in einer Körnung von 0 bis ¼ Digitus (0-4 mm)
    Sandsteine
    klein geschlagenen Ziegeln
    Kalk


    Fußbodenbelag:
    Platten aus Marmor oder eventuelle Emblemata (Mosaiksteine), je nach Erfordernis.


    Für die Säulen:
    Untergeschosse:
    würfelförmige Sandsteinfuß und Sandsteinsäule in den Maßen:
    Fuß: 2,5 x 2,5 Fuß (0,75 m)
    Säule: 2,5 Fuß Durchmesser. Die Höhe der Säule beträt 13 Fuß (3,9 m).
    Zwischengeschosse:
    Fuß: 2,0 x 2,0 Fuß (0,60 m)
    Säule: 2,0 Fuß Durchmesser. Die Höhe der Säule beträt 11 Fuß (3,3 m).
    Obergeschoss und seitliche Abschlussbereiche:
    Fuß: 1,5 x 1,5 Fuß (0,45 m)
    Säule: 1,5 Fuß Durchmesser. Die Höhe der Säule beträt 10 Fuß (3,0 m).
    Für den abschließenden Säulengang:
    würfelförmiger Natursteinfuß und Natursteinsäule in den Maßen:
    2,5 x 2,5 Fuß (0,75 m)
    Säule: 2,5 Fuß Durchmesser und einer Höhe von 16 Fuß (4,8 m).



    Für Leibungen oder Rahmen:
    große Tuffblöcke


    Für Wände:
    Ziegel der ersten Güteklasse und sämtliche Materialien für eine "Betonmischung“ (siehe Fundamente)



    Wasser muss jederzeit und in ausreichendem Maße vorhanden sein. Wir brauchen es für die Anmischung der Beton- und Estrichmasse sowie Mörtelmasse.
    Da ich so weit wie möglich auf den Baustoff Holz verzichten möchte, man hört des Öfteren von eingestürzten Großobjekten, wird dieses Material ausschließlich für Verschalungen und die Sitzbänke benötigt.
    Das Qualitätsholz für die Sitzbänke wird aus Tylus geliefert. Darum muss sich die Legion nicht kümmern. Für die Unterkonstruktion von zu gießenden Bögen und die Verschalungen im Allgemeinen wird Bauholz benötigt, was gern von minderer Qualität sein kann.“


    Claudius machte eine Pause und blickte den Centurio an. Schon möglich, dass dieser Fragen hatte.

  • Als Optio Vesuvius geendet hatte, nickte der Centurio und studierte die Angaben auf der Wachstafel.


    "Ich sehe schon, da kommen einige komplizierte Transportaufgaben auf uns zu."


    Sophus pfiff durch die Zähne, als Claudius' Liste zahlreiche Arten von Stein aufwies, die von der Legion nicht ohne Weiteres abgebaut werden konnten, sondern von zivilen Unternehmern an verschiedenen und unter Umständen weit entfernten Standorten abgekauft werden mussten - ein Glück nur, dass Mantua über einen leistungsfähigen Lieferhafen verfügte. Stirnrunzelnd machte der Centurio einige Notizen auf der Wachstafel.


    "Ich habe zunächst einige Fragen, die den Bauplatz betreffen, denn bislang hatte ich noch keine Gelegenheit, ihn persönlich zu erkunden:
    Sind die Vermessungsarbeiten bereits abgeschlossen? Hast du einen Bauplan für das Gebäude? Die Lage des Platzes und der Grad seiner Erschlossenheit werden sich als maßgeblich für weitere Planungen erweisen."


    Gewiss würde die Errichtung einer regelrechten Zeltstadt unmittelbar am Bauplatz erforderlich sein. Sollte der Bau planmäßig beginnen, mussten die entsprechenden Planungen für Unterbringung der beteiligten Einheiten zeitnah abgeschlossen werden. Sophus zweifelte nicht daran, dass alle zehn Kohorten in irgend einer Weise in das Vorhaben verwickelt sein würden - weitere Reserven standen in Norditalia eben nicht zur Verfügung.

  • Claudius hörte sich die Fragen des Centurios an und hatte nicht den Eindruck, einen Laien in bautechnischer Hinsicht vor sich zu haben.


    "Die Vermessungsarbeiten sind ebenso abgeschlossen, wie die Bauzeichnungen. Ich habe sowohl eine Grundrisszeichnung als auch Schnitt- und Detailzeichnungen angefertigt. Die Baustatik ist im Großen und Ganzen ebenfalls fertiggestellt. Was die Erschließung des Baugrundstücks betrifft, habe ich weniger gute Nachrichten: Weder liegt Wasser an noch sind die Zuwege entsprechend ausgebaut. Diesbezüglich würde ich das Anlegen von Baustraßen empfehlen und die Herstellung der endgültigen Zuwege auf den Zeitpunkt nach Fertigstellung des Theaters legen. Als bleibende Straßenpflasterung könnte dann ein wertvollerer und vor allem zur Optik des Amphitheaters passender Belag gewählt werden, der bei frühzeitiger Erstellung sicherlich entsprechend leiden würde.“


    Claudius sah den Centurio an. Womöglich hatte dieser weitere Fragen oder eventuelle Anweisungen.

  • "Ja, auf Baustrassen wird man in diesem Falle wohl nicht verzichten können. Ich werde zu gegebener Zeit mindestens auf eine provisorische Befestigung dieser Wege mit Kies hinweisen - es wäre ärgerlich, blieben die Transportkarren bei Unwetter im Morast liegen.


    Was die Baustoffe betrifft, so kannst du mir vermutlich keine genauen Mengen nennen. Immerhin können wir bei Marmor und Kalk auf einheimische Produzenten zurückgreifen. Bei den zu heranschaffenden Mengen an Material habe ich so meine Bedenken, ob unser kleiner Landungssteg am Kastell hierfür ausreicht. Wird man wohl wieder auf den Zivilhafen zurückgreifen müssen, wenn es schnell gehen soll."


    Der Centurio krazte sich am Hinterkopf und kramte eine Karte Mantuas hervor, die bereits beim Planen der Reiterparade zum Einsatz gekommen war. Zwei italische Steinbrüche dienten als Hauptlieferanten - die Haupttransportwege kamen von Norden und Südwesten her, was die Sicherung der Strecke nicht eben erleichterte: Je länger der Landweg, desto größer waren auch die Truppenkontingente, die man zur Besetzung derselben abstellen mussten - wichtige Reserven, die später am Bauplatz fehlten.


    "Ist denn in der Nähe der künftigen Baustelle ausreichend Platz für ein Zeltlager für mindestens fünf Kohorten, sowie Unterbringung einiger Fabricae und Lagerstätten? Stoffe höheren Verarbeitungsgrades wie Betonmischungen stellen wir nämlich gleich vor Ort her, auch Holz und Stein will ich nicht umständlicherweise erst im Lager einbunkern."

  • "Schotter wäre für Baustraßen besser als Kies geeignet. Man kann ihn besser verdichten und er ist dennoch wasserdurchlässig, sodass keine stehende Nässe entsteht.


    Hm, Mengenangaben sind so eine Sache. Benötigt wird für den Anfang Kies mit einer Körnung von 0 bis knapp 2 Digitus (0-32 mm), für die parallelen Außenfundamente 21 Scheffel mindestens,
    10,5 Scheffel Kalk und 10,5 Scheffel Puzzolan (Vulkansand). Das sind aber nur die Mengenangaben für die Außenfundamente. Dazu brauchen wir Bauholz für die Verschalung und Ziegel minderer Qualität, aber in großer Anzahl.
    Diese Materialien müssten zuerst geordert werden.


    Vor allem steht aber zunächst der Aushub der Baugrube. Der Boden ist nicht zu gebrauchen und muss abtransportiert werden.


    Was das Zeltlager betrifft, da sehe ich ebenfalls Schwierigkeiten. In unmittelbarer Nähe ist kein ausreichender Platz für ein Lager solcher Größenordnung. Von einer großflächigen Waldrodung würde ich aber mit Rücksicht auf das spätere Panorama ebenfalls abraten. Was bliebe, wäre eine Lösung mit Teillagern oder eine etwas größere Entfernung zum Bauplatz. Die Lagerung der Baumaterialien sollte in dem Fall Vorrang vor der räumlichen Nähe der Soldaten zum Bauplatz haben. Alles Material bis auf Holz und Kalk kann unter freiem Himmel gelagert werden. Das mindert die Notwendigkeit der Errichtung von Lagerhallen erheblich. Eine Fabricae ist meines Erachtens nicht notwendig oder existieren in der Legion regelrechte Mischanlagen? Betonmischungen können ansonsten unter freiem Himmel hergestellt werden. Nach der Wetterlage richtet sich dann die Wasserzugabe.“

  • "Dass an der Baustelle Platzprobleme vorherrschen ist bedauerlich, aber eben nicht ohne Weiteres zu ändern. Der Großteil der Truppe bleibt dann im Kastell. Provisorische Fabricae brauchen wir an der Baustelle unter Umständen, wenn die lagereigenen Werkstätten erst einmal voll ausgelastet sind. Wir müssen sehen, dass wie beim Bau des Kastells auch Teile des Bauholzes direkt vor Ort geschlagen und verarbeitet werden. Diese und andere Trupps brauchen unter Umständen schnell Nachschub an Werkzeugen und anderen Hilfsmitteln, die wir gut in solchen Werkstätten unterbringen können. Wenn die leitenden Offiziere permanent zwischen Lagerfabrica und Einsatzort hasten müssen, ist dies nicht von Vorteil. Wenn der Platz nicht ausreicht, müssen wir eben improvisieren, wobei - das ist klar - die Hauptproduktion von Werkzeugen etc. in den lagereigenen Fabricae geschieht.
    Was wir aber brauchen, sind zumindest teilbedachte zentrale Lagerstätten für Stein und Holz, denn schaffen wir alle Baumaterialien erst ins Lager, verstopft die Straße vom Kastell her ja nur - die wird schon alleine durch Kameraden und Warentransporte vom Fluss her genügend ausgelastet. Leiten wir da noch die Transporte vom Zivilhafen rein, herrscht bald ein zügelloses Durcheinander.
    Vielleicht wäre es wünschenswert, einen Centurio supernumerarius abzustellen, der bei der Verwaltung solcher Lagerstätten helfen könnte.
    Wie sehen übrigens die Planungen für die Baugrube aus? Wird man die ausgehobenen Erdmassen in der Nähe der Baustelle ablagern oder sind weitere Einheiten nötig, die das Erdreich weiter abtransportieren?"

  • Claudius verfolgte die Ausführungen des Aurelius. Er machte sich um das landschaftliche Bild Sorgen. Falls wirklich große Teile des Waldes im Umfeld des Amphitheaters abgeholzt werden würden, wäre das Panorama auf lange Zeit zerstört. Sicher, man würde Platz benötigen, aber nicht alles sollte praktikablen Vorstellungen untergeordnet werden. Claudius besaß ein ausgebildetes Empfinden für ansprechende Optik. Teile seines Studium befassten sich damals mit Landschaftsarchitektur, aber mehr als darauf hinweisen konnte er nicht und das hatte er bereits getan. Eine Bemerkung musste er jedoch noch machen.


    "Nicht alles benötigte Bauholz darf aus Frischholz bestehen. Jenes arbeitet noch stark und für die immer wieder zu verwendenden Lehren, den Unterbau für die zu gießenden Bögen, brauchen wir ein Material, dass auch noch nach mehrfacher Benutzung einen korrekten Anhalt bietet. Gut abgelagertes Holz ist dafür notwendig und geschulte Handwerker müssen es in eine ebenmäßige Bogenform bringen.“


    Claudius machte auf einem Stück Pergament eine Skizze von dem benötigten Unterbau. Es handelte sich um einen Halbkreis in der erforderlichen Säulenbreite, der an den Seiten und am Boden geschlossen war. Während Stützen unter diesem Aufbau denselben hielten, würden seitlich bis ca. 2 Fuß über ihm angebrachte Schalbretter die betonähnliche Masse am Wegfließen hindern. Nach Erstarren der Masse würden sowohl die seitliche Schalung als auch der als Lehre dienende Unterbau entfernt und ein korrekter und in seiner Haltbarkeit nicht mehr zu übertreffender Bogen sollte entstanden sein. Eingelagerte Bewehrungseisen würden seine Festigung noch um ein Vielfaches erhöhen.

    Sim-Off:


    Ich kann es nur so beschreiben. Eine Skizze ist unmöglich. :(


    "Nur für die Reihe der Säulen an der Außenseite des Theaters sind solche Bögen geplant."


    Der Optio wendete sich nun der letzten Frage des Centurio zu:
    "Zum Erdaushub ist zu sagen, dass dieser ausnahmslos abtransportiert werden muss. Er stört während der Bauarbeiten und ist auch nach deren Abschluss nicht zu gebrauchen.“

  • Sim-Off:

    Reicht schon. ;)


    Der Centurio nickte bei den Worten des Optio und versuchte, die Menge an Soldaten zu überschlagen, welche man allein für das Bauprojekt an Ort und Stelle lassen musste.


    "Für solche Fälle hat unser Präfekt gewiss vorgesorgt und es stehen genügend erfahrene Techniker bereit, um den Bau zu vollenden.


    "Ich weiß, du bist im Grunde als Architekt "nur" für den eigentlichen Bau verantwortlich, aber deine Einschätzung in diesen Fragen wären nicht uninteressant und fänden bei den organisatorischen Planungen mit Sicherheit Gehör - schließlich kennt niemand das Bauwerk besser als sein Schöpfer:
    Was schätzt du, wie viele Arbeiter - die Transportabteilungen nicht mitgerechnet - an einer solchen Baustelle Sinn machen und welche Mengen an Baumaterial kontinuierlich der Baustelle zugeführt werden müssen, damit ein Höchstmaß an Produktivität gewährleistet wird und alle Legionäre bestmöglich mit Arbeitsgerät und Material versorgt werden?"

  • Uff, ein Amphitheater hatte Claudius auch noch nicht gebaut. Es war auch für ihn das bisher größte Objekt, die größte Herausforderung überhaupt. Jetzt war es an ihm, sich grüblerisch am Kopf zu kratzen.


    "Hm, du willst nur die Arbeiter an der Baustelle selbst wissen. Dauerhaft werden sich dort allein die Techniker und die für die Hilfsarbeiten eingeteilte Cohorte, die nach meiner Ansicht ausreichen müsste, befinden. Ab einer bestimmten Anzahl von Leuten wird die Organisation des Bauvorhabens unübersichtlich. Das sollten wir vermeiden. Ich selbst kann bei der Baubetreuung auch nicht an verschiedenen Plätzen gleichzeitig sein und so erscheint es mir effektiver, einen überschaubaren Rahmen zu wählen, als nach der Devise viel hilft viel zu entscheiden.
    Die Hilfskräfte werden dafür benötigt, den ausführenden Technikern zuzuarbeiten. Sei es durch Beibringen von Steinen und Mischung, Auf- und Abbau von Arbeitsgerüsten oder ähnlichem.


    Danach hast du jetzt nicht gefragt, aber... vermutlich wird nur jeweils eine Cohorte im Lager verbleiben und sicher im Wechsel mit anderen Cohorten den Betrieb wie Wache, Lebensmittelbeschaffung usw. aufrecht erhalten. Ein Großteil der übrigen neun Truppenteile wird zwar am Bauvorhaben beteiligt, aber nicht in unmittelbarer Nähe eingebunden sein. Die meisten Soldaten müssen für die Arbeit in den Steinbrüchen, den Transport der Baumaterialien und die Arbeit in der Fabrica abgestellt werden.


    Tja, was die Mengen betrifft... Ich bin offen, am liebsten würde ich mich um solcherlei Angaben drücken, denn mir fehlt dafür die Erfahrung. Ich kann es bestenfalls mit den von mir bisher betreuten Objekten versuchsweise in ein vernünftiges Verhältnis setzen. Die Erstellung dieses Bauvorhabens wird uns alle einiges an Erfahrung lehren. Vorerst rate ich an, den Kies und die Ziegel minderer Qualität in mindestens 300 mina (Mine) (1 mina entspricht 128,44 kg), Kalk und Vulkansand in ca. 200 libra (Pfund) (1 Pfund entspricht 96,33 kg) und Bauholz in 10 clima (Stück) (1 Stück entspricht 316,25 m²) ständig am Bauplatz vorrätig zu haben. Letzteres erscheint zunächst viel, aber einmal zur Schalung verwendetes Holz kann erst nach Erstarren der Masse wieder entfernt werden und steht somit für den weiteren Baufortschritt zeitweise nicht zur Verfügung.“


    Die Angaben waren Anhaltspunkte, mehr nicht. In diesen Dimensionen hatte Claudius noch nie geplant.

  • Sophus notierte dennoch die Angaben des Architekten und war froh, einige Zahlen zu haben, an denen man sich zumindest etwas orientieren konnte. Inwiefern diese von der Classis tatsächlich eingehalten werden konnten, musste zwangsläufig die Zukunft weisen, denn auch Aurelius hatte während des Kastellbaus nur sehr beschränkt Erfahrungen mit größeren Materialtransporten sammeln können.


    "Ich werde in dieser Frage besser noch heute mit dem Legaten Rücksprache halten. Vorerst habe ich keine weiteren Fragen, was sich aber mit Sicherheit bald wieder ändern wird - im Moment stecken wir, zumindest was die Transporte angeht, noch in einer sehr frühen Planungsphase, weshalb eine tiefgreifende Erörterung fachlicher Fragen naturgemäß auf später verschoben werden muss. Wir bleiben ja ohnehin weiter in Kontakt. Bei Gelegenheit komme ich einfach auf dich zurück."


    Für die nächsten Wochen kam wirklich einiges an Arbeit auf den Centurio zu und jenen durchzog bereits den Hauch einer Ahnung von der eigentlichen Größe des Projekts...

  • Claudius nickte zustimmend und erhob sich vom Platz.


    "Ich bin in der Regel in Raum III zu finden. Gut möglich, dass ich demnächst auch eine Ortsbesichtigung mache. Ansonsten in den Quartieren, klar."


    Der Optio grüßte abschließend und wandte sich zum Gehen.

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