Erst gegen Mittag, sowohl Pferde als auch Reiter waren müde, hielt Valentin sein Pferd an.
"Wir machen drei Stunden Pause und reiten dann bis in den Abend weiter. Heute Nacht machen wir vernünftig Rast, aber ab hier werden wir nur noch abwechselnd schlafen und einer hält Wache."
Er sprach bereits nur noch germanisch mit dem Jungen.
Auf der Suche nach der Schwester
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Sextus nickte, verschwendete nicht viele Worte.
Er war müde, doch war er das inzwischen gewohnt.
Sie aßen etwas ehe Sextus einen Punkt ansprach, der ihm schon länger im Kopf herum ging.
"Wie wirst du mich nennen?", fragte er knapp und leise. Das Germanisch ging ihm recht leicht über die Lippen. "Ich mein welchen Namen soll ich haben, und wie soll ich dich anreden? Sextus wird wohl kaum gehen." Der Name Sextus klang fremd im Sprachfluss und verdeutlichte nochmals, was er meinte.
Fragend sah Sextus seinen Vater an. -
Er lächelte.
"Ich denke, Marbod würde zu Dir passen. Der Gebieter über die Rosse.
Meiner war und ist Sarolf, der gerüstete Wolf." Ein wneig bitter klang seine Stimme. "Wo ich nicht wirklich was von einem Wolf habe. Und wohl auch nie hatte." -
"Marbod", wiederholte Sextus den Namen. Ja, er gefiehl ihm. Also würde er von nun an Marbod heißen. Er nickte lächelnd. "Ich denke der passt zu mir."
Als sein Vater dann seinen Namen nannte meinte er:
"Sarolf... ich muss dir widersprechen. Ein Wolf beschützt seine Familie und kämpft, wenn es nötig ist. Du tust das alles."
Offen blickte er seinen Vater an. -
"Würde ich es tun, wäre Julia nicht entführt worden. Würde ich es tun, wäre sie damals nicht uns entrissen worden und hätte all die Jahre leiden müssen."
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe nichts von dem inne, was mein germanischer Name mir sagen will." -
"Doch du folgst ihr jetzt. Wir versuchen sie wieder zu bekommen und du hast keinen Moment gezögert das zu tun... Du kannst nicht überall sein."
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Er lächelte bitter.
"Ich hätte damals da sein können und müssen. Ich hab sie ja nur wenige Meter entfernt gesehen, wie der Kerl sie sich geschnappt hat. Ich hätte hinterher gesollt und ihn mir holen. ihn notfalls töten.
Und was hab ich getan? Ich hab mir vor Schiss fast in die Hose gemacht." -
Sextus, von nun an wohl Marbod, er musste sich unbedingt an diesen Namen gewöhnen, hörte die Bitterkeit mit der sein Vater sprach.
"Wie alt warst du damals? Selbst die Legionäre machen sich vor Schiss in die Hose, wenn sie Germanen unverhofft gegenüberstehen. Ich weiß nicht genau, was damals passiert ist, aber bin ich mir sicher, dass du heute wie damals alles versucht hast und alles versuchen wirst."
Er blickte seinem Vater in die Augen, während er dies sagte. -
Er lächelte schief.
"Zehn, vielleicht elf. Und ich wollte entgegen der Anweisung meines Vaters kämpfen und bin geblieben." -
Sextus erwiderte das Lächeln leicht.
"Sarolf, wahrlich."
Er bot seinem Vater noch etwas Brot an und kam dann auf etwas anderes zu sprechen.
"Wo wollen wir Julia suchen? Und wie? ... Wie war eigentlich Julias germanischer Name?", fragte er. -
"Ihr Name ist Alrun. Und wir werden als erstes zu einem chattischen Dorf reiten. Eines wo ich noch jemanden kenne, der uns vielleicht helfen kann. Und deshalb dürfen wir nicht mehr römisch auftreten, denn die Chatten sind schon lange keine Freunde von Rom mehr."
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Sextus nickte und ein mulmiges und leicht beklemmendes Gefühl beschlich ihn. Ob das hinhauen würde? Leichte Angst machte sich in ihm breit, doch er versuchte sie zu übersehen.
"Ich hoffe, ich werde nichts falsch machen...", murmelte er leise, dann sagte er lauter: "Wie weit ist denn dieses Dorf noch entfernt?" -
"Wenn wir bei Sonnenaufgang aufbrechen, werden wir gegen Abend dort ankommen."
Er musterte den Jungen.
"Mach Dir keine Gedanken. Es wird alles glatt gehen." -
Sextus nickte nur, schluckte seinen letzten Bissen hinunter und stad auf um mit seinen Übungen mit dem Ger anzufangen. Drei stunden Pause, da würde er schon was üben können und dann würde es weiter gehen. Und vielleicht würden sie die erste Spur zu Julia finden, Sextus hoffte es.
Er begann mit einigen Bewegungsabläufen. Manche hatte er schon so weit verinnerlicht, dass sie ihm glatt von der Hand gingen. Andere wiederum machte er so lange bis er damit zufrieden war, und er war nicht grade leicht zufrieden zu stellen. -
Nachdem der Junge eine Stunde geübt hatte und er ihm nur zugesehen hatte, schweigend, sagte er.
"Sextus, leg Dich hin. Du brauchst auch Deine Ruhe. ICh werde die nächsten zwei Stunden Wache halten!" -
Sextus tat wiederstrebend wie gehießen. Spürte er ja die Müdigkeit.
Langsam steckte er das Ger wieder weg und machte sich sein Lager. Als er endlich lag wollte der Schlaf zuerst nicht kommen, unruhig drehte Sextus sich von einer Seite auf die andere. Dann aber von einem Moment auf den anderen war Sextus eingeschlafen, kein besonders erholsamer tiefer Schlaf, aber er schlief. -
Er beobachtete den Jungen und lächelte kurz. Sein Blick streifte durch die Gegend, ehe er die Augen halb schloß und sich entspannt gegen den Baum lehnte. Er schlief oder döste nicht, aber so konnte er wenigstens, ohne etwas zu verpassen, etwas ausruhen.
Nach etwas über zwei stunden weckte er Sextus.
2komm, wir wollen weiter." -
Verschlafen blinzelte Sextus erstmal, murmelte leise in Latein "Was?!" ehe er registrierte, was sein Vater grade gesagt hatte. Er selber hatte erst nicht wirklich mitbekommen, dass er grade Latein geredet hatte, erst im Nachhinein merkte er es. "Mist!", fluchte er halblaut, war aber froh, dass sein Vater die verschlafenen Worte wohl nicht wirklich gehört hatte.
Recht zügig für ihn stand Sextus auf und sie machten sich wieder mal fertig zum Aufbruch.
Sextus bestieg seinen Braunen, inzwischen hatte er ihn mit dem germanischen Äquivalent der Farbe betitelt. Dann drückte er dem Braunen leicht die Fersen in die Seite und folgte seinem Vater. -
Sie ritten lange schweigend, ehe Valentin anhalten liess und zum Himmel sah. Dieser hatte sich die letzten Stunden bezogen und es sah aus, als würde es bald zu regnen beginnen.
"Das wird eine feuchte und laute Nacht werden. Lass uns einen halbwegs trockenen Unterstand finden." -
Sextus Blick wanderte ebenfalls zum Himmel und er erkannte, was sein Vater meinte. "Ich werde die Augen nach einem Unterschlupf offenhalten", meinte er und schaute sich fortan aufmerksam um.
Es war jedoch Valentin, der einen geeigneten Unterschlupf fand. Die ersten Tropfen fielen vom Himmel, als sie sich dort ein kleines Lager machten.
Und Valentin behielt recht. Die Nacht wurde feucht, nein nass trifft es besser. Nass und laut und windig. Blitze zuckten über die Wolkendecke liesen die Umgebung unwirklich und für nur einen Moment aufleuchten.
Als Sextus Wache hatte zuckte er bei einem besonders lauten Donnergrolle, dass sich anhörte, als wäre es direkt über ihnen erschrocken zusammen.
Doch irgendwie und irgendwann würde doch auch diese Nacht rumgehen!
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