Der Marktplatz von Mantua

  • Albina glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als ihr dieser Fremde die von ihr angestrebte Rolle einfach vor der Nase wegschnappte und so tat, als hätte er sie nicht einmal bemerkt.


    "Entschuldige mal," meinte sie daher überrascht und empört zugleich "diese Rolle wollte ich gerade kaufen." Sie musterte den Fremden argwöhnisch und schenkte ihm einen wenig freundlichen Blick.

  • Der perplexe Paulinus schaute Albina an, lächelte kurz und setzte dann seinen typischen komm-mir-nicht-dumm Blick auf. Mit einer gespielten freundlichen Stimme versuchte er sich zu erklären, während er seine Papyrusrolle verstaute. „Das ist Wahr. Du wolltest sie eben kaufen, hast du aber nicht. Äußerst bewandert bin ich mit dem römischen Recht nicht… das gestehe ich… aber soweit mir bekannt ist, hast du kein Anrecht auf diese Papyrusrolle. Dazu bräuchtest du einen Kaufvertrag und eben jener kommt nur mit einer gegenseitigen Willenserklärung zwischen Käufer und Verkäufer zustande. Ich nehme die Ware an mich und bezahle. Der Händler nimmt das Geld schweigend an. Das ist ein Kaufvertrag. Du versuchst die Papyrusrolle zu nehmen und scheiterst… kein Kaufvertrag… oder hast du etwa ein Wort mit dem Händler gewechselt und dein Interesse an der Papyrusrolle bekundet? Das hast du eben nicht, also bin ich jetzt nicht nur der Besitzer, sondern auch der Eigentümer der Papyrusrolle.“ Seine belehrende Stimme hielt inne und erneut setzte er sein falsches lächeln auf. „Aber auf solch einen großen Markt, sollte es doch kein Problem sein, eine andere Papyrusrolle zu erwerben… für irgendwelche kindischen Verse oder Gedichte.“ Paulinus legte seine Tasche um und zwinkerte Albina selbstgerecht zu.

  • Im ersten Moment war Albina völlig perplex von den Worten, die dieser Fremde ihr in seiner gespielten Freundlichkeit an den Kopf warf. Als die, die sie war, auch wenn sie derzeit in ihrer Aufmachung dies nicht erkennen ließ, war sie es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihr sprach.Weder dass ihr jemand überhaupt groß widersprach, noch dass sich jemand aus diesem Stand und auf diese Weise über sie lustig machte.


    "Da hast du recht. Ich habe sie nicht gekauft, weil du sie mir weggeschnappt hast, was ein eindeutiges Zeichen deiner mangelnden Erziehung ist. Jemand, der so ungehobelt ist, sollte meines Erachtens nicht einmal Bedarf an Papyrusrollen haben weil ich ihm jede Art von Bildung absprechen würde, sogar, dass er schreiben kann." Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick.


    "Im Vergleich zu dem, was du vermutlich auf diese Papyrusrolle kritzeln würdest und was nichts anderes als Verschwendung sein könnte, wäre alles was ich darauf schreiben könnte vermutlich Gold wert."


    Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr dann fort." Aber wie sollte ich von jemand so unhobelten und unverschämten wie dir wohl Einsicht in solch tiefgründige Probleme erwarten können. Also, ein Vorschlag zur Güte : Ich zahle dir das Doppelte von dem, was du ausgegeben hast. Vielleicht kannst du von dem Geld nen Kurs in einer Benimmschule machen."

  • Paulinus ließ die Schimpftirade über sich ergehen, stets mit einen unehrlichen und verständnisvollen lächeln. Das Mädchen hatte Feuer und war nicht auf den Mund gefallen, dies stand eindeutig fest und Paulinus bewunderte solche Frauen. Aber wenn es etwas gab was er hasste, dann war es zu verlieren. Natürlich handelte es sich lediglich um ein Stück Papyrus, noch nicht einmal von besonders guter Qualität, aber in dem Augenblick wo die verwöhnte Patrizierin so ein Aufhebens darum machte, lohnte es sich darum zu kämpfen. „Soso, du willst mir also das doppelte Zahlen? Sehe ich aus wie ein armer Schlucker der es bitter nötig hätte?“ Paulinius sein alter Makel kam zum Vorschein, wann immer er etwas schneller sprach, verfiel er unweigerlich in seinen Heimatdialekt der davon zeugte, dass er ursprünglich aus Colonia stammte. „Aber…“ Er hielt kurz inne und überlegte. „Letztendlich ist jedes Ding soviel Wert, wie der Käufer bereit ist dafür zu zahlen.“ Der Händler nickte unweigerlich, begann aber sofort einen anderen Kunden zu bedienen. Er wollte neutral bleiben, wobei eine reiche Patrizierin wohl ein besserer Stammkunde werden könnte als ein normaler Bürger. „Mach mir einen besseren Preis und wir kommen ins Geschäft.“ Paulinus, der freche Hund, lächelte erneut, wenn diesmal auch nicht ganz so gekünstelt.

  • Ob er so aussah als hätte er es nötig? "Willst du darauf wirklich eine Antwort?" meinte Albina nur giftig und mit herausforderndem Blick. Dieser Banause war wirklich so dermaßen unverschämt, dass Albina immer wieder aufs neue verblüfft war.
    "Haben deine Eltern dich keine Bescheidenheit gelehrt? Aber nun gut, von mir aus. Sollst du das dreifach für die Rolle haben. Vielleicht kannst du dir davon dann gleichsam noch Zutritt zu einem Badehaus leisten." Langsam aber sicher wurde Albina über die Unverfrorenheit ihres Gegenübers wirklich ärgerlich. Was bildete sich dieser niemand eigentlich ein zu sein? Vielleicht hätte sie doch nicht auf ihr Geleit verzichten sollen. Das hätte ihn schon eingeschüchtert. Andererseits, dachte sie dann, sollte ihre eigene Autorität einem Kerl wie dem doch allemal genügen.

  • „Oh, meine Eltern haben mir nur eines beigebracht, einen wütenden Hornochsen immer auszunehmen.“ Er lachte ungeniert und schüttelte den Kopf. „Dein Geld kannst du behalten, für die Papyrusrolle….“ Er zog sie heraus und wedelte damit vor ihrem Gesicht. „will ich einen Kuss auf den Mund haben von dir.“ Nun musste Paulinus auf alles gefasst sein, er hielt die Rolle fest und machte sich bereit, notfalls einen Schlag auszuweichen. „Das ist mein Preis und ich lass nicht mit mir Handeln.“ Er grinste weiter wie ein Honigkuchenpferd und nutzte die Gelegenheit, um seine Kleidung zu mustern. Peinlich berührt, allerdings nur in Gedanken, bemerkte er, dass sie recht hatte. Seine Kleidung war von der langen Reise absolut verschmutzt und staubbedeckt. Er musste wirklich wie ein Pergini oder Freigelassener aussehen. Aber das tat der ganzen Sache keinen Abbruch.

  • "Einen was?" fragte Albina entrüstet, als er sich allen Ernstes anmaßte sie als einen Hornochsen zu titulieren. Alles hatte mal ein Ende, und langsam erreichte auch Albinas Geduld eins. Jetzt konnte es ja nicht noch schlimmer werden, dachte sie. Und natürlich, kaum hatte sie das gedacht, passierte eben dies. Das konnte doch nicht sein Ernst sein... Im ersten Moment wollte die junge Tiberia im dafür eine Ohrfeige verpassen, die sich sehen lassen konnte, doch unterdrückte sie diesen Impuls im letzten Augenblick.
    DIESER Kerl war das nun wirklich nicht wert.
    "Wäre ich nicht viel zu freundlich, selbst zu solchen Primitivlingen wie dir, würde ich dafür sorgen, dass du für diese Unverfrorenheit ausgepeitscht würdest." meinte sie dann eiskalt und es blieb kein Zweifel an der ihr ihr ganzes Leben lang anerzogenen patrizischen Überheblichkeit.
    "Aber das werde ich nicht. Dein Angebot, wenn man es so nennen will, muss ich allerdings ausschlagen. Ich denke auch mein V e r l o b t e r verzichtet gerne auf diesen Brief, wenn er wüsste, welchen Preis er kosten würde."
    Mit diesen Worten ließ sie diesen fremden Widerling stehen und hoffte, dass sie ihm nie wieder begegnen würde...

  • Paulinus verneigte sich. „Oh große Patrizierin, ich danke dir für deine Milde.“ Er legte seinen Kopf schief auf die Schulter und lächelte noch immer, als wäre es ihn nicht möglich, einen anderen Gesichtsausdruck aufzulegen. „DEIN VERLOBTER MÜSSTE ÜBER DEN PREIS JA NICHTS ERFAHREN!“ Rief Paulinus freundlich hinterher und beobachtete voller Bewunderung, wie Albina davon schritt. Voller Zorn… aber noch immer mit dem Gefühl der Überlegenheit. Was für eine Frau. Grinsend drehte er sich zum Händler der ihn wütend ansah und mit einer Handbewegung wegwinkte. Paulinus seufzte. Eine Neue Stadt und gleich zwei neue Feinde mehr. Wirklich anders war das Leben hier nicht. Als er die Papyrusrolle wieder einpacken wollte, hielt er inne und musterte sie aufmerksam. Er beschloss die Rolle vorerst nicht zu beschriften und aufzuheben. Wer weiß wann man sie wieder mal gebrauchen könnte. Munter stapfte er davon, auf der suche nach Arbeit.

  • "Hmja.. vielleicht darf ich mal fragen, ob ich mal zu so einer Veranstaltung gehen darf. Ich würde dies wirklich gerne mal erleben... udn ann habe ich bestimmt ganz viel zu erzählen." meinte Crista mit sehsüchtiger Stimme. Ja, etwa Abwechslung in den derzeit eintönigen Alltag zu bekommen wäre nicht schlecht. "Ja, Geld ist wichtig.. und wenn es nur ein paar Münzen sind, so kann man sich immer noch etwas kaufen was man gerade haben möchte." Sie trank ihren Trinkbecher aus und lächelte verschmitzt. Irgendwann finde ich bestimmt einen verlorenen Beutel mit ganz vielen Münzen und eröffne mit dem Geld einen Schneiderladen. Bestimmt bekomme ich gaannz viele Aufträge und könnte davon leben..." fantasierte sie lächelnd mit einem Zwinkern drauflos. "Klar.. bei meinem dominus geht es mir gut, es ist nur zur Zeit etwas langweilig. Aber ich habe jemanden gefunden mit dem ich mir die Zeit vertreiben kann." Langsam rutschte sie vom Karren und stellte sich auf den Boden, nahm den schweren Korb wieder auf. "Gehen wir weiter Richtung Castellum? Vielleicht kannst du mit rein kommen und ich zeige dir einen Laden der mit Holz arbeitet." Hoffentlich fand sie den Weg zu Catos Laden wieder. "Mein Vater sagte immer Kontakte zu vermitteln zahlt sich aus."

  • Crista schien es brennend zu interessieren, wie es bei einem Wagenrennen zugeht und überhaupt, schien sie an der Idee nun Gefallen gefunden zu haben. "Kennst du die Factiones?" Und ich schaute Crista fragend an. "Factiones, das sind die Mannschaften, welche bei so einem Wagenrennen gegeneinander antreten." Wenn es um Wagenrennen ging, kam ich auch vom hundertsten ins tausende. "Ich gehöre den Weißen an, der Albata." Verkündete ich stolz. Und nun war ich auf die Reaktion von Crista gespannt. Aber sicher kannte sie, zumal sie noch nie bei einem Wagenrennen war, keine der Factiones.


    Geld war nicht nur ein Zahlungsmittel, es war auch ein gewisser Status damit behaftet. Hatte man viel Geld, war man wer. Mit Geld ließ sich vieles einfacher gestallten. Auch hatte Crista schon Pläne, sollte sie mal genügend Geld zur Verfügung haben. Bei dem Wort Schneiderladen, blitzten ihre Augen. Sie schien schon öfters über so etwas nachgedacht haben. "Und ich würde dann immer zu dir kommen, um mich ausstatten zu lassen." Fügte ich lächelnd an. Bei ihrem Dominus schien ihr es recht gut zu gehen.


    Crista erhob sich wieder, griff nach ihrem Korb und wir machten uns weiter auf den Weg in Richtung Castellum. Ich hatte meinen Becher leergetrunken und ich folgte Crista, die schon zwei Schritte entfernt stand. "Für wen Arbeitest du eigentlich? Also wem unterstehst du?" Fragte ich Crista, während das Castellum immer näher kam.

  • "Nein, kenne ich nicht." Nun schüttelte sie den Kopf, gab somit zu nichts über die Factiones gehört zu haben. Sie sah Varus entschuldigend an und lauschte seinen Worten. Die kurze Rast und das erfrischende Wasser hatte sie wieder munter gemacht. "Bei den Weißen? Ah, das ist schön, denn weiß ist eine schöne und edle Farbe." Wieder lachte sie leise auf. "Das wäre toll, wenn du kommen würdest, dann müsstest du mich aber an deine Freunde und bekannte weiter empfehlen. Und ich würde dann gaannz viel verdienen. Gibt es hier denn keinen guten Schneider für Herrenkleider?"


    Varus letzte Frage war schwer zu beantworten. Es hatte neulich so Andeutungen und Munkeleien gegeben, dass es Probleme mit ihrem Herrn gab. Sie hatte bisher nichts besonderes aus Rom erfahren, seit sie hier in Mantua war. "Hm.. das Obst ist für den Haushalt des Legaten Vitamalacus und seine Familie. Wenn etwas übrig bleibt, kriegen wir vielleicht die Reste ab. Und unterstehen tue ich derzeit dem Majordormus des tiberianischen Hauses. Manchmal frage ich ihn nach Aufgaben und manchmal muss er mir nicht einmal sagen, was ich zu tun habe. Ich habe selbst zwei Augen und Ohren. Damit erfahre ich immer was es gerade zu tun gibt und wo mit angepackt werden muss." Sie näherten sich dem Castellum immer mehr. Crista konnte schon die ersten Wachsoldaten erkennen. "Willst du nun mit reinkommen?"

  • Auch wenn die Albata die kleinste der Factiones ist, war Varus stolz Mitglied zu sein und sogar Vicarius Principis war. "Die Albata ist zwar die kleinste der Factiones und kann auf weit weniger Erfolge verweisen als die anderen aber ich denke, die Zeit der Albata kommt noch." Meinte Varus stolz. Auch wenn Felix bei dem letzten Rennen in Rom unter seinen Fähigkeiten blieb, war Varus bei ihm guter Dinge und Fortunatus hatte längst seine Klasse unter Beweis gestellt.


    "Doch, doch...., es gibt gute Schneidereien, wenn du aber besser bist, spricht sich das schnell herum." Auch wenn die ganze Sache auf sehr wackeligen Beinen stand, Crista in der jetzigen Situation zu enttäuschen, wäre ganz und gar das falsche gewesen.


    Als Crista mich fragte, ob ich mit in das Castellum mit kommen würde, zögerte ich einen Moment. Zwar war ich schon einmal hier, jedoch kannte mich keiner sonst. Und einfach mit einer Sklavin in das Castellum spaziert zu kommen, machte vielleicht nicht den besten Eindruck. "Vielleicht mache ich mich jetzt auch auf den Heimweg. Du bist ja sicher und wohlbehalten am Castellum angekommen."

  • "Das ist ja toll... ganz bestimmt kriegen die Weissen noch ihre Chance auf einen ganz großen Sieg in einem wichtigen Rennen." mutmaßte Crista hoffnungsvoll. "Ja es spricht sich schnell etwas herum. Ich muss dir gegenüber zugeben, dass Schneiderladen besitzen und mit Kleidung handeln alles noch ein Traum von mir ist. Aber wenn du sagst, dass es noch bessere Schneiderinnen gibt, dann muss ich wohl besser als die werden und fleissig schneidern üben."


    Crista nickte. "Stimmt, du hast schon wieder recht. Ich bin gut nach Hause gekommen. Von dir kann man eine ganze Menge lernen, Herr Oberlehrer." neckte sie ihn freimütig und zwinkerte. "Ich danke dir vielmals für deine Begleitung und die nette Unterhaltung." Crista machte einen Knicks vor Varus. "Ich sage auch rechtzeitig Bescheid, wenn ich einen Stoff für dich habe und wann ich in dein zu Hause zu Besuch kommen darf. Bestimmt findet sich eine Gelegenheit." versprach sie dazu noch einmal. "Auf Wiedersehen, Varus." Die Wachsoldaten hatten sie schon bemerkt und warteten wohl darauf, dass sie sie passierte.

  • Crista hatte zwar keine Ahnung, was die Factiones betraf, jedoch versuchte sie mich aufzumuntern. "Das hoffe ich auch und ich arbeite hart dafür." Antwortete ich mit strengem Blick.


    Crista sprach noch einmal von ihrem Traum und wie sie ihn gern verwirklichen würde. Ich nickte bei ihren Ausführungen und lächelte ihr aufmunternd zu.


    Und plötzlich war ich doch wieder der Herr Oberlehrer was mich doch etwas das Gesicht verziehen ließ. Ich kniff ein Auge zu, legte den Kopf schief und stützte die Hände in die Hüften. Jedoch konnte ich mir ein kleines lächeln nicht verkneifen. Ich schüttelte leicht den Kopf und brachte nur ein "Tsssssshhh....." heraus. Aber ich wusste wie Crista diese Aussage gemeint hatte.
    Crista bedankte sich bei mir, das ich sie begleitet hatte und sie zum Castellum zurück gebracht hatte. Sie machte bei der Verabschiedung einen leichten Knicks, worauf ich schmunzelte. "Ach..., keine Ursache. Grüße deine Familia schön von mir und wenn du mal Zeit hast, komm einfach in der Casa Annaea vorbei, Habia freut sich sicherlich." Varus hoffte, das Crista, sofern sie das Angebot annahm, noch jemand mitbringen würde, denn wenn eine fremde Sklavin in der Casa Annaea ein und ausgehen würde, gäbe es nur wieder gerede.
    "Wiedersehen Crista und mögen die Götter mit dir sein." So verabschiedete
    ich mich von Crista und schlug den Heimweg ein.

  • Sie lachte leise auf, amüsierte sich über sein Mimik- und Gestikspiel. "Ich glaube nicht, dass dir ein Oberlehrermantel stehen würde, aber du bist wirklich und wahrhaftig sehr überzeugend." neckte sie ihn vergnügt und kicherte in sich hinein. Ja, Varus war eine angenehme Begleitung, der es sogar schaffte sie zum Lachen zu bringen. Er nahm sie so wie sie war und das war schön. "Aber gerne komme ich bei dir vorbei. Danke noch mal für den Becher Wasser." Crista winkte Varus noch eine Weile hinterher und passierte dann mit einem leisen Seufzer die Wachsoldaten. Jetzt musste sie wieder die tüchtige Sklavin sein, die vom Einkaufen zurückkam.


    ~finis~


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    Klient Medicus Germanicus Avarus |



    Für Iullus Fuficius Gutta war es eine Ehre in diesen ersten Frühlingstagen nach Mantua zu reisen. Er kam aus Rom, er wohnte in Rom und er lebte auch dort. Das heißt er arbeitete von früh bis spät auf einem der vielen Foren und verkaufte Dinge, die einfach jeder haben mußte. Manchmal wurde er auserkoren auch für Andere Römer etwas zu verkaufen. Oder wenigstens in diese Richtung zu arbeiten.


    Vor acht Tagen hatte er sich aufgemacht zu Pferd nach Mantua. Er stand im Dienste seines Patrons und schon diese Tatsache machte ihn stolz. Nicht jeder Klient durfte solch einen langen wie wichtigen Weg auf sich nehmen. Für Iullus Fuficius Gutta schien das einfach eine gelungene Mission zu sein. Egal ob sie nun fruchtbar war oder er mit leeren Händen zurück nach Rom reiten mußte. Auf alle Fälle würde er etwas zu erzählen haben, wenn er wie so oft am Abend wieder in der Schänke seiner Straße erschien und die Geschichte von der Reise nach Mantua vortrug.


    Bevor es aber soweit war, mußte diese Geschichte erstmal geschrieben werden. Iullus Fuficius Gutta begann entspannt und ohne Eile. Er begab sich auf den Markt, kaufte ein gegrilltes Hühnchen, eine Schaale Garum dazu und einen Laib Brot. Damit platzierte er sich auf eine Mauer, die ohne Schatten in den ersten Strahlen dieser wunderbaren Frühlingssonne lag. Mit einem guten Mittag begann er also der Nachmittag. Ob er ihn noch weiter nutzen wollte, stand in diesem leckeren Augenblick noch nicht fest. Vorerst würde er wohl auf Nummer sicher gehen und sich eine Herberge suchen, um ein Zimmer für einige Nächte mieten zu können.


    Iullus Fuficius Gutta war ein gemütlicher Mensch. Daher sollte das Quartier ruhig gelegen sein und über einen sauberen Brunnen verfügen. Außerdem hoffte er auf eine schmackhafte Küche und ordentlich gepflegte Räume. Diese Wünsche zu erfüllen, würde mit Sicherheit nicht leicht sein, aber mit der Ruhe eines Südländers kam Iullus Fuficius Gutta genau zu diesem Unterschlupf. Doch vorerst ließ er sich mal das Essen schmecken.

  • Es war ein schöner, sonniger Tag und Ursus nutzte ein paar freie Stunden, um über den Markt zu schlendern. Eigentlich wollte er gar nichts großartiges kaufen. Nur schauen, eine Kleinigkeit essen, vielleicht ein Geschenk für seine Verwandten erstehen. Vor allem für seine Schwester, die hoffentlich schon auf dem Weg nach Rom war. Er hatte auch schon eine hübsche Kette mit passenden Ohrringen gefunden und lenkte seine Schritte schon wieder in Richtung Castra. Da fiel sein Blick auf den Stand eines Sklavenhändlers. Die Sklaven machten einen guten Eindruck. Und ein Mann, Nubier vermutlich, fiel ihm besonders ins Auge.


    Doch er tat erst einmal so, als interessierte er sich für den Mann überhaupt nicht. Er sprach kurz mit dem Sklavenhändler und begann dann, einzelen Sklaven nach ihren Fähigkeiten zu befragen. Dabei wirkte es so, als würde er nach einer Köchin suchen. Doch dann wandte er sich doch noch an den Schwarzen. "Was sind Deine Fähigkeiten? Woher kommst Du? Und wie lautet Dein Name?"

  • Ein Tag an dem die Sonne Cimon die Haut wärmte von der mann seiner Meinung nach in dieser Kleidung, die eher einen Arbeiter auszeichnete, zu viel sehen konnte. Ein Tag wie viuele andere. Auf einem Markt wie einige die er bereits kennengelernt hatte. Zumindest sorgte die Darstellung der Sklaven auf dem Markt dafür das sein Herr ihn nicht bestrafen konnte.


    Seine grauen, stechenden Augen betrachteten den Boden, denn der Kopf war gesenkt. Doch er hielt seine große, athletische Gestald aufrecht. So wie sein Herr es nicht mochte. Doch wenn Cimon hier schon präsentiert wurde, wieso dann nicht in voller Größe? Der Nubier wusste das dieses Verhalten erneut bestraft werden würde, doch er wusste auch das dieser Händler ihn irgendwann verkaufte...irgendwann. Warum nicht jetzt?


    Ein Römer dem er durchaus einen hohen Rang absehen konnte, ging auf den Stand zu. Doch offenbar wollte er eine Frau... Auch wenn sein eigenes Interesse an diesem Herrn nun nicht mehr das größte war, versuchte er dennoch den Römer zu beobachten. So gut dies mit einem gesenkten Kopf und den Blick gen Boden ging. Doch dank seiner Größe war es nicht unmöglich.


    Dann wand der Mann sich doch ihm zu und kurz ruckte sein Kopf fast erschrocken hoch. Sein Blick aber blieb im Nirgendwo gefangen. Die Fragen waren berechtigt für jemanden der Interesse an der Ware hatte und so begann innere Freude seine Körperspannung ein wenig zu lockern. Doch ansonsten blieb er äusseröich ungerührt.


    Was konnte oder sollte er denn nun sagen? Wo kam er nur her? Eine Frage die er nicht beantworten konnte...etwas was ihm nun auch nicht mehr wichtig war. Jedenfalls nicht so wichtig wie damals als heranwachsender.


    "Cimon, Herr. Mein Name ist Cimon. Ich kann dir nicht sagen woher ich komme. Aber meine Mutter war Nubierin. Ich bin kräftig, Herr. Ein früherer Herr lehrte mich Latain und Griechisch. Waffen sind mir nicht fremd, Herr."


    Cimon sprach mit einem fehlerfreien Latain und wollte so auch zeigen dass er nicht log. Dabei hielt er sich lieber kurz was seine WWaffenausbildung anging, denn es konnte als unangebracht angesehen werden. Es gab nur selten eine zweite Möglichkeit für einen guten ersten Eindruck. Auch wenn der Sklavenhändel ihn sicher für all die Lügen, die er in seinen Augen von sich gab, bestrafen würde, so hoffte Cimon doch nun endlich nach einem Jahr dieses Leid verlassen zu können. Sein Äußeres blieb ruhig und der Blick niedergeschlagen in die Ferne gerichtet. Die Körperhaltung hingegen zeigte durchaus soetwas wie Stärke und Präsenz, soweit man soetwas in einem Sklaven sehen mochte.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • Die Größe und Kraftausstrahlung des Sklaven waren beeindruckend. Ursus musterte ihn genau. Er trug Spuren von harter Bestrafung. Was im Allgemeinen kein gutes Zeichen war. "Warum wurdest Du so hart bestraft, daß Spuren zurückblieben?" Immerhin versuchte jeder Sklavenhalter doch, seine Ware nicht zu verschandeln. Es mußte schon erhebliches vorgefallen sein und Ursus wollte sich natürlich keinen Aufrührer ins Haus holen.


    "Gar griechisch? Wie steht es dann mit Lesen und Schreiben?" Er fragte leise. Der Händler, der zum Glück gerade mit einer Frau sprach, die an einem anderen Sklaven interssiert war, brauchte ja nicht alles mitzubekommen.


    "Also, Cimon. Ich kann einen Leibwächter gut brauchen. Für mich, für meine zukünftige Frau, für meine Cousinen. Außerdem solltest Du in der Lage sein, Botengänge zu erledigen. Kannst Du das? Auch in Rom? Warst Du schon mal in Rom?" Das waren viele Fragen auf einmal. Doch auch seine Fähigkeit, sich all diese Fragen zu merken, stand auf dem Prüfstand. Ursus wollte wissen, wie gut dieser Mann wirklich war, bevor er mit dem Feilschen begann.

  • All diese Fragen. Aber dank Atonis, seinem früheren Herren der immer verlangte das Cimon 'hellwach' bei der Sache war, konnte er sich gut merken, was der Römer ihn fragte. Die erste schmerzte dabei besoders, denn was sollte er sagen. Ein rascher Seitenblick und die Feststellung das er offen reden konnte, machte es ihm leichter. Er wollte ehrlich sein.


    "Meinem Herren missfällt meine Körperhaltung, Herr. Ein anderer Herr vor ihm allerdings tat es aus guten Gründen. Doch ich wurde gut ...erzogen , Herr."


    Das war die schwerste Frage für ihn und sein Körper spannte sich dabei unangenehm an. Auch wenn er nicht ganz ehrlich war, so log er doch nicht wirklich. Denn sicher interessierte sich dieser Mann nicht für Cimons Lebensgeschichte. Vielmehr wollte er bestimmt nur schauen ob der Sklave etwas taugte. Alles weitere war leicht zu beantworten.
    Dabei strahlten seine stechenden Augen vor Freude. Der Römer suchte also einen Leibwächter?


    "Ja Herr. Auch das Lesen und Schreiben beider Sprachen hat man mich gelehrt.
    Einem früheren Herren diente ich als Leibwächter und Bote, Herr. Als Sklave für alles, Herr. Es war eine Lange Zeit, Herr. Und er starb durch Krankheit, nicht durch eine Waffe. Aber in Rom, Herr? Ich kann dir nicht ehrlich antworten, Herr. Ich kenne Rom nicht. Aber ich kann gut lernen, Herr."


    Ja, er konnte sehr gut lernen. Dies war seine Möglichkeit. Hatte er richtig geantwortet? Oder würde dieser Mann sich gleich abwenden und fortgehen? Cimon hoffte so sehr diesem Menschen zu entkommen der doch meist nur die Nubier mit solcher Verachtung segnete... Doch es war nur leicht in seinen Augen zu sehen wie sehr er sich wünschte gekauft zu werden. Allerdings sah er niemals jemanden direkt in die Augen. Das hatte er schmerzhaft lernen müssen.
    Sein Körper blieb ruhig. Nichts zeigte seine Anspannung, bis auf das ganz leichte zucken vereinzelter Muskeln. Würde der mann ihm glauben? Wo Cimon doch diese unangemessene Kleidung trug? Und der Händler würde sicher nicht für ihn sprechen, es sei denn er würde dann glauben den Preis erhöhen zu können.

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