"Bei den Göttern, was kann erhabener, erstrebenswerter sein als die Freiheit? Ich verstehe dich nicht."
Nach kurzem Nachdenken fiel ihm schon der Grund dafür ein.
"Es ist die Unmündigkeit, die dich in deinem sorgenfreien Alltag begleitet. Natürlich ist es leichter keine Entscheidungen zu treffen, natürlich lässt man sich lieber diktieren, als selbst zu bestimmen. Diese Unmündigkeit, welcher du scheinbar abhängig, ist ein natürlicher Faktor des Sklavendaseins. Die Gefahr ist groß zu scheitern, die Angst verzweifelnd und doch, und doch musst du deines Verstandes Gebrauch machen, selbst denken, selbst entscheiden, selbst handeln. Ich verstehe dich nicht, aus guten Grunde. Für mich fällte keiner Entscheidungen, befahl mir, denn diese Freiheit, dieses Gut, das hatte ich immer inne. Seitdem ich dem Jugendalter entwachsen, so übe ich mich tagtäglich darin. Doch für dich, die du dein Leben lang, der Unmündigkeit verfallen, nein, gezwungen, für dich ist es ein Risikofaktor, die Angst des Scheiterns, wenn du dich loslöst."
Seine Augen funkelten und der Enthusiasmus übermannte ihn.
"Doch was ist herrlicher, als sein eigener Herr zu sein? Die Freiheit, das höchste Gut, hat selbst ein Tier inne. Ein Tier Nadia, es entscheidet selbst, ein Sklave nicht. Darum Nadia, darum schätzt man Tiere auch höher ein, als Sklaven. Besonders Sklaven - welche unfrei geboren - sind es, denen man keinen Respekt und Achtung zollt. Das Tier kämpft um seine Freiheit, versucht sie wieder zu erringen, zu besitzen, zu ergattern, doch du, du schmeißt sie achtlos hinfort. Du hast sie niemals erfahren, du lechzt nicht nach ihr und gerade das macht dich schwach und faul. Verlasse den Zyklus der Befehle und des Gehorchens, - wahrlich, bei mir war das nie so extrem wie mancherorts - entrinne der Unmündigkeit und werde ein Mensch. Habe keine Angst, denn es ist weitaus leichter, als du dir vorstellen magst."
Sim-Off:Ach, wie schön man die Aufklärung, Immanuel Kant, in Verbindung mit der Freilassung eines Sklaven bringen kann. 