Noch am gleichen Abend diktierte der Flavier einige Einladungen zu einer Cena aus gewichtigem, doch nicht näher benannten Anlasse, welche am nächsten Morgen überbracht wurden an seinen Klienten Senator Marcius Salassus, an seinen Freund (und Geliebten) Decimus Serapio und an Valerius Flaccus, Klient seines guten Freundes Lupus (und Gewinner des letzten Rhetorenwettbewerbes). Zwei Tage später war der Tag gekommen und die Gäste in das große Triclinium geführt worden. Gracchus lag selbstredend auf dem summus in imo, zu seiner Linken auf dem locus consularis lag Senator Marcius, und mit ihm auf der Kline Decimus Serapio - welchen Gracchus selbstredend viel lieber gleich neben sich hätte platziert, doch letztlich waren sie offiziell nur gute Freunde, wiewohl dies den Flavier allfällig auch zu sehr vom Thema hätte abgelenkt. Ohnehin lag neben ihm auf der Kline seine Gemahlin Prisca. Dass sie an dieser Cena teilnahm, dies mochte im Hause der Flavier ein wenig unkonventionell anmuten, doch Gracchus ästimierte ihren Rat und ihre Einschätzungen überaus - insbesondere auch in gesellschaftspolitischen Angelegenheiten, pflegte sie doch ein weitreichendes Netzwerk und war über Ehefrauen, Töchter, Cousinen, Nichten oder sonstige Anverwandte bestens darüber informiert, was Roms mächtige - und weniger mächtige - Männer bewegte und in deren Kreisen vor sich ging - weit mehr als der Flavier selbst es je gewesen war oder sein würde. Welchen Einfluss sie zudem über dieses Netzwerk auf die Geschicke Roms nahm, darüber mochte Gracchus - wie der Rest der Welt - nur spekulieren. Auf dem lectus summus gegenüber schlussendlich lag der Pontifex Minor Valerius Flaccus. Die Sklaven schenkten verdünnten Wein ein und tischten einige leichte Vorspeisen auf.
"Ich danke euch sehr, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid"
, begann der Flavier schließlich.
"Bitte, greift zu und lasst es euch schmecken während ich euch mein Anliegen vortrage"
, begab er sich sogleich in medias res, noch bevor er die Anwesenden näher miteinander bekannt machte. Das höfliche Geplänkel war ihm stets lästig da es doch weitaus wichtigeres zu besprechen gab, und er war alt genug, um diese Form des belanglosen Konversationsbeginnes überspringen zu können. Die Vorstellung der Gäste wiederum war ohnehin Teil seiner Erläuterung.
"Ich möchte das Decretum Christianorum überarbeiten, res..pektive ein neues, weitaus drastischeres Gesetz gegen die Christianer schaffen, welches keinen Raum für fadenscheinige Auslegungen bietet. Diese Sekte ist ein Geschwür im Leibe Roms, das mehr und mehr wuchert. Die Quindecimviri Sacris Faciundis beri'hten vermehrt über Meldungen besorgter Bürger über Aktivitäten dieser Sekte, welche jedoch selten durch den Cultus Deorum verfolgt werden können da der Staat die Ausübung ihres Kultes als solchen nicht verbietet. Doch die wahre Bedrohung geschieht im Verborgenen! Nicht nur, dass sie gutgläubige Römer in ihre Sekte ziehen und so deren Leben und das ihrer Familien ruinieren - jede ihrer Taten ist eine Gefahr für die pax deorum, sie diffamieren und be..drohen mit ihren Schmierereien an unseren Tempeln oder gar offen auf dem Forum Romanum den Staat und seine Bürger, den Augustus und unsere Götter, und schrecken selbst vor heimtückischen Attentaten nicht zurück! Diesen Ma'henschaften muss endlich Einhalt geboten werden, und der erste Schritt hierzu ist eine strikte Einschränkung ihrer Praktiken und ein strengeres Vorgehen gegen diese Verbrecher zu legalisieren. Dies möchte ich durch eine Anpassung des Decretum Christianorum erreichen, und bitte darob um eure Hilfe."
Er blickte durch die Gesichter seiner Gäste.
"Senator Marcius Salassus*, du bist nicht nur erfolgreich als Advocatus, sondern mehr noch dafür bekannt, unsere Gesetze umfänglich zu beherrschen. Es wird dir somit leicht fallen Formulierungen zu finden, welche keine Auslegung mehr möglich und keine Lücken offen lassen."
Marcius war ein unscheinbarer Mann mittleren Alters, durchschnittlicher Statur - normal groß, nicht schlank, jedoch auch nicht füllig -, und mit einem unauffälligen Gesicht - nicht hübsch, aber auch nicht hässlich, wenig bewegt zumeist. Dies hatte schon so manches mal dazu geführt, dass er vor Gericht von seinen Gegnern unterschätzt wurde, denn hinter der allfällig ein wenig langweiligen Fassade fand sich ein messerscharfer Geist. Von Marcius wandte Gracchus sich zu Faustus.
"Tribunus Decimus Serapio, im Zuge deiner Aufgaben bei der Praetorianischen Garde kennst du die Praktiken und Taktiken der Christianer aus einer Pers..pektive, welche uns dabei helfen wird die passenden Tatbestände unter Strafe zu stellen und uns auf Fakten zu stützen statt nur auf Annahmen."
Von Serapio weiter zu Valerius.
"Pontifex Minor Valerius Flaccus, nicht nur hast du dich als Tiro Aurelius Lupus' bereits bei der Überarbeitung der Lex Mercatus hervorgetan, sondern als Pontifex Minor ebenfalls einen guten Überblick über die Meldungen bezüglich der Aktivitäten der Christianer der Quindecimviri Sacris Faciundis an das Collegium."
Darüberhinaus schätzte Gracchus den Klient seines Freundes und vertraute ihm - nicht nur Aufgrund dieses Klientelverhältnisses, sondern auch ob der guten Zusammenarbeit im Collegium Pontificum - mehr als einem Quindecimvir, da er zu keinem von diesen eine besondere Verbindung hatte und darüberhinaus stets das Gefühl, dass sie ihre Akten gerne unter Verschluss hielten, um nicht zugeben zu müssen wie wenig sie über so manchen Kult wussten. Wäre Gracchus je Kaiser geworden - und es hatte die Gelegenheiten dazu tatsächlich in seinem Leben gegeben - so hätte er schlichtweg alle fremdländischen Kulte, die sich nicht direkt in die römische Kultur fügten, untersagt und das Collegium der Quindecimviri Sacris Faciundis im Anschluss aus einem Mangel an Notwendigkeit aufgelöst. Doch Gracchus hatte sich stets gegen die Kaiserlichkeit entschieden, so dass er das Collegium zwar nicht ignorieren, wann immer möglich aber umgehen konnte. Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen wandte der Flavier seinen Blick zur Seite, auf seine teuerste Gemahlin.
"Und meine Gemahlin Aurelia Prisca wird mit ihrem weitrei'henden Kenntnisstand über die Gesellschaft Roms uns behilflich sein können, etwa dabei jene Senatoren ausfindig zu machen, deren Unterstützung wir uns gewiss sein können, deren Unterstützung wir ein wenig nachhelfen oder gegen deren Sympathie für das Christianer-Pack wir uns wappnen müssen."
Ein wenig mutete die Konstellation an wie eine Konspiration - was Gracchus in Erinnerung an eine frühere Konspiration ein eisiges Frösteln über den Rücken jagte. Er schob diese Reminiszenz hastig beiseite, war das Ziel dieser Zusammenkunft zwar das Ende - allerdings das Ende der Christianer und nicht das eines Augustus.
"So kennt ihr also mein Ansinnen und eure Rolle darin. Nun liegt es an euch, ob ihr mir dabei helfen werdet."
Von seinem eigenen Einfluss niemals zur Gänze überzeugt erwartete er weder von seinem Klienten, seinem Freund, seinem Untergebenen, noch seiner Gemahlin dies zwangsläufig, so dass eine Ablehnung ihrerseits ohne jegliche Konsequenz würde bleiben - von einem enttäuschten Flavier einmal abgesehen.
Sim-Off:*Marcius Salassus ist unser Joker-NSC. Da wir ein möglichst historisches Gesetz schaffen wollen wird er alles Wissen ins SimOn einbringen können, das wir als Spieler SimOff haben, unsere IDs jedoch nicht. Jeder von euch kann (und soll) ihn hierfür nutzen.