Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    "Ich lese dir den letzten Satz vor: 'Sie haben im nüchternen Zustand zurückzukehren!'


    Und was sind das überhaupt für Kritzeleien auf meinem Dokument?"


    Er betrachtete die Notiz am Rande der Tafel, konnte sie aber bei dem schwachen Licht nicht lesen.


    "Ihr putzt die Latrinen, und zwar jetzt!"


    befahl der Centurio und nickte Reatinus zu, während er sich umwandte und in seinem Cubiculum verschwand.


    "Morgen früh kommt ihr nochmal vorbei."


    meinte er, während er seinen Kopf noch einmal hinter der Tür hervorspitzen spitzen ließ.

    Offensichtlich verstand der Probatus ihn nicht. Crispus hatte immer seine Probleme mit Schwertkämpfern, die bereits ihren Stil entwickelt hatten, der für die Legion problematisch war.


    "Den Rücken! Und deinen Nachbarn! Wenn du dich aber bückst und versuchst, deinen Gegner von unten zu erwischen, bietest du zuerst das eine, dann das andere!


    Wenn unser guter Sergius nicht so wenig auf Zack wär', würde dir jetzt ordentlich der Rücken wehtun! - Wir knien uns nicht hin, außer ich befehle es!"


    Und schon rauschte der Centurio weiter. Diese Einzelkämpfer immer...naja, vielleicht würde er irgendwann einmal einen guten Antesignatus abgeben...

    Ein Legionär brachte folgendes am Schwarzen Brett an.


    AN DER


    SCHOLA ATHENIENSIS


    FINDET FOLGENDER KURS STATT:


    RES VULGARES XXXII



    BEGINN DES KURSES:


    NON OCT DCCCLVII A.U.C.
    (7.10.2007/104 n.Chr.)



    ABGABEFRIST FÜR PRÜFUNG:


    PRIDIE ID OCT DCCCLVII A.U.C.
    (14.10.2007/104 n.Chr.)



    Anmeldungen werden in der Schola Germania angenommen!



    Und ein besonders beflissentlicher Scriba hängte noch eine Tabula darunter:



    Noticia:
    Für das aktive Wahlrecht und das passive für das Amt des Quaestors muss man den Grundkurs ("Res Vulgares") der Schola Atheniensis bestanden haben. Weiters ist der CRV Voraussetzung für das Ablegen höherer Cursus, und diese Voraussetzung für das passive Wahlrecht höherer Ämter.

    Der Bursche bat die drei tatsächlich herein und ins Officium und verschwand dann gegenüber im Schlafzimmer. Man hörte ein dumpfes Murren aus dem Schlafraum, dann schien dort etwas zu passieren. Kurze Zeit später war der Centurio tatsächlich zu sehen. Sein Haar war etwas verstrubbelt, die Tunika offensichtlich nur schnell übergeworfen.


    Missmutig und dennoch verschlafen sah er zuerst den Optio, dann die beiden Probati an.


    "Ihr stört meine Nachtruhe durch eure Trunkenheit? Gebt mir eure Licentia!"


    schimpfte er mit überraschend klarer Stimme. Sein Zorn schien ihn langsam wach zu machen.

    Der Centurio sah die Männer an - alle sahen noch recht müde aus. Schwimmen war sicher mit Abstand das Anstrengendste in der Ausbildung - aber dennoch notwendig.


    "So, zum Warmwerden zwei Runden um den Exerzierplatz!"


    Wie so oft begab sich der Centurio ans Ende der Truppe und jagte die Männer höchstpersönlich über den Platz. Laufen war immernoch seine Lieblings-Aufwärm-Nummer!
    Nach zwei rasanten Runden, die wohl jedem den Schweiß aus den Poren getrieben hatten, kehrten sie zum Ausgangspunkt zurück.
    "In agmen venite!"


    "Pergite aequatis passibus!"


    befahl der Petronier und führte die Probati quer über den Exerzierplatz. An dessen Rand standen Schießscheiben aus Stroh. Direkt daneben befand sich eine Halterung mit entspannten Bögen und Pfeilköchern. Nun war Optio Artorius an der Reihe...

    Als Primus sich hinkniete, eilte der Centurio herbei und brüllte


    "Terentius, willst du Sergius einen Heiratsantrag machen?"


    Was das wieder für eine unrömische Kampfestechnik war? Zwar war sie erfolgreich, aber Crispus wollte sich eine solche Aktion lieber nicht auf dem Schlachtfeld vorstellen.


    "Was glaubst du, was du dem Gegner niemals bieten solltest?"

    Als die Probati sich verschanzt hatten, hob Crispus den Arm. Das war das verabredete Signal für eine Handvoll Legionäre, die der Centurio sich bereitgehalten hatte. Sie schoben einen kleinen, einachsigen Karren hinter dem Tribunal hervor und schoben ihn immer schneller an, bis sie schließlich auf den Schildwall der Probati prallten.


    Crispus stand etwas abseits und verzog sein Gesicht beim Geräusch des Aufpralls - es klang so, wie er sich das Treffen von einem Pferd und einer Mauer vorstellte.

    Nachdem er einmal die Testudo überquert hatte, sprang er auf der Rückseite einfach wieder hinunter und umrundete das ganze.


    "In aciem venite!"


    brüllte er unterdessen. Als alles wieder stand, begann er erneut.


    "Kommen wir zu einer weiteren Formation - der Reiterabwehr. Diese setzen wir ein...nunja, wenn wir eben auf berittene Gegner treffen. Die gewöhnliche Formation würde von einer Reitergruppe niedergeritten werden, also bilden wir einen Schildwall, der nicht mehr so leicht zu überspringen ist und den Pferden Angst macht.


    Dazu stellt die zweite Reihe ihre Scuta auf die der ersten Reihe - alles natürlich schön dicht und lässt ihre Pila aus den Zwischenräumen herausschauen. Natürlich muss das ganze gut halten.


    Also üben wir es."


    Er ging ein Stück zurück, falls jemand sein Scutum fallen ließ oder ungeschickt mit dem Pilum umging.


    "Schildwall!"


    Aus den Augenwinkeln sah er wieder den Tribun.

    Während der Centurio hinter den Männern herging, hier und da dafür sorgte, dass die größten Grünschnäbel ihren Bogen so hielten, dass der Pfeil in einer ballistischen Kurve flog, kam langsam Seitenwind auf. Nun würde es ein ganzes Stück schwieriger werden - aber ein besonderes Rezept dagegen wusste Crispus auch nicht. Er hatte seit seiner Grundausbildung kaum mehr einen Bogen in der Hand gehabt.


    "Pfeile holen - Nochmal!"


    befahl er schließlich und das ganze begann von Neuem.

    [Blockierte Grafik: http://img293.imageshack.us/img293/7703/legionaer3dd8.jpg| Caius Silius Laevus


    Laevus lachte auf. Reatinus, der alte Halunke!


    "Ach du bist's, Reatinus. Warte, ich komm 'runter!"


    Eiligen Schrittes ging er zur nächsten Leiter, die den Wehrgang mit dem Intervallum verband. Dann ging er wieder vor zu dem Optio, den er aus seiner alten Legionärszeit kannte.


    "Ich hab' Wache. Der hintere Lagerteil wird die Woche von meiner Truppe überwacht."




    | Quintus

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Mit den zwei Probati, die wohl maßlos Wein konsumiert haben, kam Reatinus vor dem Officium an. Er rückte sich kurz seine Tunika zurecht und klopfte an.


    *klopf, klopf, klopf*


    Der Bursche hatte gerade auf seiner Pritsche im Abstellraum geschlafen, als er durch lautes Klopfen geweckt wurde. Fluchend ging er zur Tür und öffnete. Der Optio stand draußen und mit ihm zwei Milites, die einen etwas...seltsamen Blick draufhatten.


    "Salve, was gibts?"


    fragte er etwas verwirrt. Nachts wurde der Centurio normalerweise nicht behelligt.





    CALO - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    "Schneller, los!"


    brüllte der Centurio. Eine ganze Weile ließ er die Probati noch weiterkämpfen, bis er endlich das Gefühl hatte, dass sie es im Groben verstanden hatten.


    "Probati venite!"


    befahl er nun und ließ die Männer zusammenkommen.


    "Jetzt machen wir das ganze gegen einen echten Gegner! Bildet Zweiergruppen und kämpft! Das Gesicht lassen wir aber außenvor - ihr braucht eure Augen noch!"

    Offensichtlich war Primus zufrieden und Crispus wollte schon ein 'Vale!' von den Lippen kommen lassen, als er eine weitere Frage gestellt bekam.


    "Ah, ja, richtig."


    Er kramte eine Tabula heraus, die der Tesserarius ihm vor kurzem zukommen hatte lassen - der Wachplan. Er studierte ihn kurz, dann meinte er


    "Optio Artorius hat mit dir Wache. Er wird dir alles erklären - du wirst vom Tesserarius geweckt, dann meldest du dich an der Porta Praetoria - da wird der Optio auf dich warten. Ansonsten lässt du dich einfach von den anderen Legionären instruieren."


    erklärte er, da er keine Lust hatte, den gesamten Wachablauf durchzugehen.

    Crispus lachte auf.


    "Wird bei mir auch Zeit...wer weiß, wie lang ich noch bei der Legio bleib' - und dann braucht man schon 'nen Stammhalter - wer soll sonst das ganze Geld ausgeben, das ich angespart habe?"


    Er sah sich um - hoffentlich waren keine hellhörigen Ohren im Bad, die zahlungskräftige Entführungslösegeldzahler suchten...

    [Blockierte Grafik: http://img293.imageshack.us/img293/7703/legionaer3dd8.jpg| Caius Silius Laevus

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    [...]


    Irgendwie war dieser Legionsalltag auch langweilig. Reatinus wünschte sich wieder etwas Spannung, etwas zu tun, etwas Anderes. In solchen Gedanken versunken spazierte er einfach am Rande des Platzes umher, unwissend, dass er sogar nur im Kreis rumlief. Die Grillen musizierten wie jede Nacht und sanfte Windstöße erfrischten Reatinus´ Gesicht. Ab und zu fiel auch sein Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel.


    Auch Laevus konnte wieder einmal nicht schlafen. Aber das lag daran, dass er die Wachaufsicht für die Porta Decumana hatte - und den gesamten hinteren Lagerteil. Dort marschierte er nun auf der Mauer herum, als er zufällig eine Gestalt, irgendwie planlos herumeiernd wirkend, erblickte und sie anrief


    "Wer da?"




    Soso...die beiden hatten also Angst vor ihm und schickten ihren redegewandten und Vorzeige-Probatus Primus vor. Zeugte nicht gerade von Mut, aber andererseits...er hätte auch Angst gehabt. Eine ganze Weile sah er Primus schweigend an, dann...


    "Die beiden werden heute bei der III. Vigilia mitmachen, dann vergessen wir die Sache...es sei denn, der Centurio taucht hier auf. Dann werde ich sie bestrafen - einen Centurio schubst man nicht herum."


    Er lehnte sich zurück und nahm dann eine Tabula, auf der bereits einiges stand.


    "Sag den beiden das. Und sag ihnen, dass sie aufpassen sollen, wem sie in den Thermen auf die Nerven gehen, sonst gibts Ärger."

    Auch diesmal hatte der Centurio eine Überraschung parat, als die Testudo so vor ihm stand:



    Er packte nämlich den oberen Rand eines vorderen Schildes und schwang sich aufs "Dach" des Gebildes. Das Scutum, das ihn nun trug, schwankte erst, stieß dann jedoch glücklicherweise auf dem senkrechten Scutum auf, sodass der Centurio sich zwar auf der schiefen Ebene rasch wieder an die Kante klammern musste, aber dennoch konnte er sich halten und richtete sich schließlich auf. Langsam stakste er über das Gebilde, stets bemerkend, dass der "Boden" immer wieder einknickte.


    "Das muss eine Testudo auf jeden Fall aushalten! Bei der Legio IX haben wir mal eine andere Testudo auf die untere draufmarschieren lassen - so fest muss das sein. Sonst bricht sie beim kleinsten Beschuss ein!"


    brüllte er von oben auf die Männer hinunter.

    Der Centurio musterte die Männer - sie waren inzwischen deutlich muskulöser geworden - Männer eben. Aber das bemerkte er nur am Rande, denn heute kamen sie zu einer äußerst unbeliebten Disziplin (für den Centurio zumindest). So befahl er


    "In agmen venite!"


    "Pergite aequatis passibus!"


    Und er marschierte mit den Männern über den gesamten Exerzierplatz bis hin zu einer Wiese, auf der Schießscheiben aus Stroh aufgestellt waren. Neben der ersten befand sich eine Halterung mit entspannten Bögen und Pfeilköchern.


    "Jeder nimmt sich einen Bogen und einen Köcher, los los!"


    Er wartete, bis sich jeder seine Ausrüstung holte. Ein Probatus zählte bereits die Pfeile und stellte fest, dass es zehn waren. Ein anderer ebenfalls.


    "Stellt euch XXX Schritte vor den Scheiben auf und versucht, eure zehn Pfeile darauf zu bringen. Geholt werden die Dinger erst auf mein Kommando!"