Beiträge von Belenor

    Belenor stand mit gerunzelter Stirn wie ein Mahnmal in ihrem Zimmer und starrte sie an, starrte auf ihre Lippen und versuchte ihr zu folgen. Nur ab und an ein Brummen war zu hören, als sie sich noch als Römerin zu erkennen gab, verengten sich einen Moment die Augen, ehe er wieder einen eher grüblerischen Eindruck machte. Manch einer mochte vielleicht denken das er nicht besonders hell war, nur groß und stark, aber in seinem Kopf drehten sich die Rädchen schnell und versuchten das gesagte zu verarbeiten. Ein Nicken folgte alsbald. "Minervine!", deutete auf sie. "Roman.", womit das schonmal klargestellt war.


    Hispania sagte ihm garnichts, stattdessen schaute er zum fenster. So wie es aussah, war er in Tarraco, in der Stadt Hispania und schien in ihrem Haus zu sein. Das sollte vorerst genügen.
    Wieder stellte er sich ans Fenster und fragte sich wo dieses Tarraco sein sollte.
    "Tarraco!", stellte er fest. Wieder deutete er auf sie. "Du nicht Lupa!", formte mit den Händen unbeholfen einen Frauenkörper nach. "Lupa...", grübelte und legte die Hände über Kreuz. Kurz verengten sich die Augen aus er noch geklärt haben musste was er nun war. Ein Gefangener, oder ein Sklave.
    "Belenor Lupa?", legte den Kopf schief. Wieder legte er die Hände über Kreuz und deutete auf die geschundenen Handgelenke. "Lupa?"


    Im Grunde rumorte es in ihm, als er einsehen musste das er wohl bei einer Römerin gelandet war, wenngleich er auch eingestehen musste das jene ihm sogar gefiel. Im Gegensatz zu dem schwarzen Mann hatte er wohl ein deutlich besseres Los gefunden.


    Dann deutete er erneut aus dem Fenster. "Tarraco. Belenor....", ruderte mit der Hand und versuchte scheinbar so das fehlende Wort aus der Luft zu graben. Es kam ihm nicht und kurz deutete er zu seinen Augen. "Belenor...", ein deut auf die Augen, "...Tarraco."

    Belenor sah kurzerhand gen Bett, als er das Rascheln dort vernahm und kurze Zeit später ein ihm vertrautes Wort ans Ohr drang. So wandte er sich von seinen Gedanken und dem Fenster ab, liess die Arme hängen und musterte die junge Frau ein weiteres mal, nickte nach einiger Zeit und liess noch etwas später ebenfalls ein "Heilsa!" verlauten.
    Nun, da sie wach war...und er bei klarem Verstand, galt es nun einige Dinge klarzustellen.
    "Du bist keine Germanin.", stellte er etwas kehlig fest und runzelte die Stirn.
    Das sie wohl kein einziges Wort verstehen würde, wurde ihm kurz später bewusst und kramte in seinen sehr beschränkten Sprachkenntnissen. Er hatte es strikt abgelehnt sich mit den Römern, deren Sprache oder Kultur zu befassen, aber auf dem langen Zug vom fernen Germanien hierher, hatte er das eine oder andere Wort aufgeschnappt.


    Tiefe Falten wandeten auf seine breite Stirn und lange grübelte er, als er versuchte sich verständlich zu machen.
    Wer war sie überhaupt. Eine Sklavin? Irgendwie huschten unzählige Worte durch den Kopf, die er nur vage versuchte im Sinn zuzuordnen.
    Oft hatte er den Wachen zugehört und versuchte einfach sein Glück.
    "Bist Du eine Sklavin?", runzelte die Stirn und öffnete die breiten Hände.
    Kurzerhand deutete er auf sie.
    "Du Lupa?", räusperte sich und grübelte weiter, versuchte es dann erneut und deutete auf seine breite Brust.
    "Belenor. Krieger. German."
    Zumindest war er sich hier sicher das er zumindest im Ansatz richtig sein musste.
    "Du Roman? German? Lupa?", runzelte wieder die Stirn und sog tief die Luft ein, irgendwie unzufrieden wirkend das er sich nicht so mitteilen konnte wie er es wollte. Dann deutete er aus dem Fenster.
    "Roma?"

    Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht wirklich, doch fühlte er sich ausgeruht und seid langem nicht mehr nur halbwach, wie er es die letzten Wochen und Monate gewesen war. Das weiche Bett war ihm ungewohnt und sein Kreuz dankte es ihm, als er endlich aufstand und sich ein weiteres mal in dem fremden Zimmer umsah. Nichts hier kam ihm vertraut vor, nur Gwyn schien noch hier. Wie auch immer dies sein konnte, im halbdunkel glich ihr Minervina mehr als je zuvor. Langsam erhob er sich und fuhr sich durchs Gesicht, sah sich ein weiteres mal um und versuchte eins und eins zusammen zu zählen. Er war nicht mehr bei diesen Mistkerlen, die ihm die letzten Wochen die Hölle auf Erden bereitet hatten. Das Zimmer war ihm nicht vertraut, aber hier schienen nirgends Ketten oder Gitter angebracht.


    Er wusste nichtmal recht in welchem Land er war. Kaum das er sich vom Bett erhoben hatte, trat er auf den Korbsessel zu und betrachtete Minervina mit gerunzelter Stirn. Er kannte ihr Gesicht noch gut, nicht das sie beinahe wie Gwyn aussah, nein, sie war am Sklavenmarkt gewesen.
    Ob das ihr Zimmer war? Kurz schaute er sich um und kam zu dem Entschluss das dem wohl so sein musste. Auch kam ihm die vage Erinnerung das sie seine Handgelenke versorgt hatte und wohl auch versucht hatte mit ihm zu reden. Scheinbar war es ihr Bett gewesen, in dem er gelegen hatte, während sie auf dem Stuhl geschlafen hatte. Kurz fuhr er sich mit der Hand über den Kopf und ging ans Fenster. Es war noch früh am morgen, noch weit und breit nichts vom Sonnenaufgang zu sehen. Seltsam kam ihm die Umgebung vor dem Fenster vor, erst langsam wurde ihm gewahr das er sehr, sehr weit weg von seiner Heimat sein musste.
    Wie auch immer, scheinbar war es die junge Frau gewesen, die ihn aus den Händen dieser Kerle geholt hatte, wie auch immer sie das nun geschafft haben mochte.


    Einige Zeit stand er vor dem Korbsessel und betrachtete die Fremde dort, überlegte ob er nicht die Gunst der Stunde nutzen sollte, um einfach den Weg in die Freiheit zu suchen. Doch wusste er nicht was hinter der Tür wartete. Und so wie er die Römer kannte, war es ebenso möglich das dort zwei Bewaffnete standen und sie hier nur eine Sklavin war. Eine Römerin hätte sich kaum um ihn gekümmert, Römer taten soetwas nicht. Langsam ging er auf den Korbsessel zu und betrachtete sie noch eine weile, ehe er sich hinabbeugte und sie aus dem Sessel hob. Kein Gewicht, das ihm zu schaffen gemacht hätte, trotz der Tatsache das seine Arme kaum mehr so kräftig waren, wie noch vor ein paar Monaten. Langsam trug er sie zum Bett hinüber und legte sie dort ab, ehe er sich wieder zum Fenster aufmachte und die Hände auf dessen Brüstung legte. Den Blick hinaus gerichtet, überlegte er was er tun sollte.


    Er kannte sich hier nicht aus, er wusste kaum was hinter der Tür auf ihn wartete. Wo er war, wer sie war. Lange wälzte er seine Gedanken und wog für und wider ab. Mehr als einmal überlegte er ob es nicht einfach einen Versuch wert war zu entkommen. Doch was dann? Was wenn sie ihn am Ende nach Rom geschafft hatten? Direkt vor dem Haus eine ganze Legion wartete? So sah er grübeld der Sonne zu, wie sie sich langsam über den Horizont zu schieben begann.

    Belenor hatte seine Mühe den Kopf zu bewegen und verzog immer wieder das Gesicht, als ihm der stechende Schmerz durch den Kopf schoss. Der Himmel musste ihm auf den Kopf gefallen sein. Nochmals versuchte er ganz zu sich zu kommen und fasste scih schwerfällig an den Schädel, liess die Hand wieder sinken und sah sich ein weiteres mal im Raum um. Irgendwie kam ihm alles etwas unwirklich vor. Das weiche Bett, die Ruhe. Kein Wächter zu sehen, keine Ketten. Zögernd sah er zu seinen Handgelenken hinab und schien nun vollends zu registrieren das ihn keine Ketten mehr zurückhielten. Die Augenbrauen zusammengeschoben, versuchte er nachzuvollziehen was geschehen sein mochte, brauchte einige Zeit um sich all das zusammen zu reimen, so das es ihm einen Sinn ergab.


    Wieder sah er auf und streckte die Hand aus. Kurz deutete er auf sie.
    "Du sagtest das Du immer da sein würdest!", richtete er schwerfällig das Wort an sie. "Gwyn.", nickte dann langsam, noch immer leidlich benommen. Irgendwie schien er noch nicht ganz klar im Kopf zu sein. "Gwyn!", sie erinnerte ihn stark an sie, mit dem dröhnenden Schädel wohl noch mehr als bei klarem Verstand.
    "Ich war nicht da. Es...tut mir leid!", irgendwie klang er abwesend und anklagend gegen sich selbst, fasste sich wieder an den Schädel.
    Kaum das er die Augen schloss, schien es als dämmere er wieder weg, öffnete sie kurz später allerdings wieder. "Komm....wir sind...hier nicht sicher. Du...", wieder griff er nach ihr, nach ihrer Hand. "Wir müssen...gehen.", vermischte wohl kurz was war, mit dem was ist.


    Schwerfällig richtete er sich auf, setzte ein Bein aus dem Bett und versuchte sich zu erheben, als tausend Sterne in seinem Kopf explodierten.
    "Wir müssen weg.......", sah nochmals zu ihr, merkte wie sein Bein die Kraft verliess und wegknickte, kaum das er es belastete. "Lauf...geh, Gwyn. Lauf weg...", rollte kurz die Augen und versuchte gegen die Schwärze im Kopf anzukämpfen, die unaufhaltsam näher kam. Noch immer die Hand in seiner, versuchte er vergeblich nochmals auf die Beine zu kommen.
    "Lauf weg....in den Wald!", öffnete ein letztes mal schwerfällig die Augen und schien er gar die Hand auf die Wange legen zu wollen. Alles schien wiederzukommen, wieder schien er nicht in der Lage sie rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können, wieder wurde es dunkel. Wieder schien es als würde er nur noch Zeuge sein können, wie das Verhängnis seinen Lauf nehmen würde. Doch dieses mal brannte das Haus nicht. "Lauf.", dann sank er wieder hinab und hielt sich die Hand an den Kopf, die kurz später zu Boden sank.


    Kein Wunder, der Knüppel der ihm von der Wache übergezogen worden war, war allemal ausreichend gewesen, um ihr den Schädel einzuschlagen. Nur das seiner scheinbar dick genug gewesen war, standzuhalten.

    Wie wunderschön der Morgen sich darstellte, die satten grünen Wälder. Der leichte Nebel, der sich träge durch jene bewegte und das Dorf und ab und zu erkennen liess, auf welches er zuritt. Ein guter Tag war es. Der stattliche Hirsch, den er erlegt hatte, würde gewiss ein gutes Essen bieten.


    Kaum das die ersten Sonnenstrahlen sich über die Baumwipfel schoben, wurde das sanfte Tal in ein solches Spektakel goldner Lichter getaucht, das er nicht umhin kam das Pferd anzuhalten und jenem Spiel aus Farben zuzusehen. Die Götter selbst schienen nun auf das Tal zu blicken, auf jene seines Dorfes, die dort ihrem Tagwerk nachgingen. Ein guter Tag.....jene waren selten geworden, so nahe des Limes. Bald würden sie wohl auch die Hand hierher ausstrecken, doch heute, heute würden sie gewiss nicht kommen. Heute war ein guter Tag.


    Wie derb sie scherzten, seine Freunde am Feuer, die sich wohlverdient die Bäuche vollschlugen. Gwyn hatte den Hirsch gut gebraten und gewürzt und das Bier schmeckte hervorragend. Eine gute Frau, wie er fand. Stehts mit einem Lächeln beseelt, wenn sie zu ihm sah. Ein gutes Essen, Freunde und Verwandte ums Feuer versammelt. Gute Geschichten, welche die Alten zu erzählen wussten, die schon so viel mehr gesehen hatten als er. Von glorreichen Kämpfen und großen Ereignissen. Nie wurde er müde ihnen zu lauschen. Kaum das seine Schale leer war, stand sie wieder bei ihm und wollte sie füllen. Belenor wäre es ein leichtes gewesen sich selbst zu nehmen, doch schien es Gwyn zu gefallen sich um ihn zu sorgen. Eine gute Frau....


    Nein, sie war nicht die größte und kräftigste aller Frauen im Dorf gewesen, eher munkelten manche das sie wohl eines Morgens hier ausgesetzt worden war. Fast anderthalb Köpfe kleiner als er, mochte man von weitem eher annehmen das sie seine Tochter war, kaum sein zukünftiges Weib. Doch was viele nicht wussten, war wohl das Gwyn noch weit mehr konnte, als gutes Essen zu bereiten, oder ihr Umfeld mit ihrem strahlenden Lächeln zu erfreuen. Wenn es dunkel und ruhig wurde, wuchs das zarte Geschöpf manches mal über sich hinaus und vollbrachte es ihn derart zu fordern, das er nur zu oft des morgens auf den Fellen lag und nicht wusste ob er genug Kraft aufbringen konnte sich zu erheben.


    Belenor blieb regungslos liegen, fast schien es als hätten sie ihn wirklich erschlagen, würde nicht unter seinen tiefen Atemzügen die Barthaare bisweilen wanken. Friedlich sah er aus, kaum vorstellbar das er noch wenige Momente zuvor beinahe eine Wache mit den Ketten erdrosselt hätte.


    Wie es ihre Hände verstanden hatten ihm immer und immer wieder die Schmerzen aus den Gliedern zu vertreiben, die ein harter Tag auf dem Feld, oder im Wald mit sich brachten. Nicht alle hatten einen Ochsen, um die Felder zu beackern. Und nur zu oft musste er als solcher herhalten, um den Pflug durch die schwere Erde zu zerren. Vergessen waren aber spätestens dann alle Plagen, kaum das er unter Gwyns Augen trat, die stehts ein gutes Wort für ihn fand. Sie wusste wie hart er arbeitete, um eines Tages sie besser umsorgen zu können. Das Haus zu vergrößern, vielleicht sogar einen Ochsen zu erstehen, oder ein zweites Pferd.


    Gwyn war eine Hexe, was immer sie in die Salben tat, um den geplagten Gliedern die Muskeln zu beruhigen, es wirkte. Die Götter schienen ihm zugelächelt zu haben, als er sie zum ersten mal gesehen hatte. Eine gute Frau. Die dunklen Haare liessen sie etwas auffallen, weit mehr Frauen hatten weizenblonde Haare, oder eher rötliche. Aber nicht umsonst war sie ihm aufgefallen. In den zarten Händen lag mancher Zauber, sie war eben eine derer, welche die Kraft der Natur kannten und manchen Zauber wirken konnten. Wahrscheinlich hatte sie ihn verhext, das er so viel mehr in ihr sah.


    Kurz zuckte sein Arm, als sie ihm die Handgelenke wusch, wanderte einen Herzschlag lang die Augenbrauen zusammen. Scheinbar dämmerte er wieder hinüber in die reale Welt, doch war es die Pranke, die sich um ihr Handgelenk legte. Nicht das er es gepackt hätte, vielmehr kam seine Hand darauf zum erliegen, als wolle er die Hand an sich halten, das sie nicht mehr entschwand.


    Tief und gleichmäßig ging sein Atem, scheinbar war alles für einige kurze Augenblicke vergessen. Dann öffnete er langsam die Augen und schien etwas benommen die Decke anzusehen, bevor er seinen Blick auf Minervina richtete. Kurz bewegte er den massigen Kopf, als wolle er einen Traum beiseite schütteln, wach werden, doch verzog er das Gesicht, als ihm fürchterlich der Schädel dröhnte. Dennoch schlossen sich die Finger kurz um ihr Handgelenk, fester. Nicht zu fest als das er ihr hätte wehtun können. Er bemerkte das die Ketten abgenommen waren und sah sich im Zimmer um, ob nicht jene Schergen zu sehen waren, die ihm so übel mitgespielt hatten. Sein Blick wurde wacher, offensichtlich versuchte er zu ergründen wo er war, bevor er erneut Minervina ansah, die grünen Augen erneut etwas von dieser wilden Art erahnen liessen, die in ihm schlummerten. Am Handgelenk gefasst, starrte er sie einige Momente an und fixierte sie, liess ihr Handgelenk nicht los, ehe er das Tuch in ihrer anderen Hand sah und einen knappen Blick auf sein Handgelenk warf.


    Alsbald öffnete er seine Finger wieder und atmete kurz tief ein, versuchte den Schmerz aus seinem Kopf zu vertreiben, einen seltsamen Laut von sich gebend. Als er die Lippen öffnete und das Wort an sie zu richten schien, war es kaum Hass in seiner Stimme, die jene formte. Vielmehr Verwirrung. Was immer er sprach, es klang...rau. Rau und...germanisch.

    Kaum das die beiden Wachen Belenor auf das Bett verfrachtet hatten, schnauften sie erstmal kräftig durch und wischten sich die Stirn. "Na wenn das mal gutgeht...", warf einer der beiden Minervina zu. Er schien wohl gut zu wissen was da auf dem Bett ausgebreitet lag, hatte er doch schon etwas zu innigen Kontakt mit den zarten Händen des Germanen gehabt.


    Kurzerhand wandte sich jener an Minervina. "Ich hoffe für Dich, das Du eher eine Hand für ihn hast. Wir hatten keine.", rieb sich den Nacken. "Und hoffen wir das der Kerl zumindest genug Hirn...", winkte ab und nickte seinem Kollegen zu. "Die Ketten müssen wir wieder mitnehmen, die gehören Flavus.", nahm jene entgegen und dankte für die angebotene Stärkung, ehe er mit dem anderen Wachmann das Zimmer verliess.


    Belenor, vollkommen weggetreten, schien viel auf seiner Langen Reise erlebt und ertragen zu haben. Nicht nur das er wohl recht übel einen Hieb auf den Schädel bekommen hatte, nun, kaum das die Ketten gelöst worden waren, war ersichtlich wie zerschunden die Handgelenke waren. Vom Metal und Sand waren jene blutig aufgescheuert und wohl kurz davor sich zu entzünden. So wie er dalag, war es keine Frage das es wohl nötig sein würde das Bett danach neu zu beziehen. Der Staub der Gasse auf seinen Kleider und seiner Haut hatten bereits Verfärbungen auf den Laken hinterlassen, die Handgelenke befleckten ebenso die Kissen, waren die Arme doch über dem Kopf zum liegen gekommen.


    Auch war zu erkennen das er wohl in seiner Heimat viele Kämpfe bestritten haben musste, waren doch nun einige Narben zu erkennen, die seine Schultern und Beine bedeckten. Zwar schienen jene Wunen versorgt worden zu sein, doch mussten sie tief und schwer gewesen sein, um ohne Zeichnungen abzuheilen. Auf den Oberarmen rankten sich seltsame Hautbilder, die jene verwundenen Linien widergaben, die an dem breiten Messingrim um den Hals zu erkennen waren. Wie jener dorthin gekommen sein mochte? Die beiden dickeren Enden waren kaum mehr als einen halben Spann voneinander entfernt und boten so keinesfalls genug Raum als das man einen Hals hätte hindurchschieben können. Er wirkte alles in allem zu groß geraten und dennoch, trotz aller Wildheit und aller barbarischer Herkunft wirkte sein Gesicht friedlich.

    Der Händler rieb sich tatsächlich die Hände. "Sei versichert, ich werde ihn sogleich in Deine Casa bringen lassen! Auf das er Dir gut dienen möge...", grinste etwas schief und nickte. "Schafft ihn mir nur weg...", etwas leiser an die beiden Wachleute gewandt, die ohne zu zögern nickte. Zwar waren die Worte kaum zu hören gewesen, aber wie es schien, war der Händler bemüht ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Noch etwas länger und am Ende würde er sich nach einem neuen Angestellten umschauen müssen.


    Es war offensichtlich das es nicht ganz so einfach war Belenor zu bewegen, als sie erneut die Ketten an den Händen ergriffen und ihn zur Kante der Tribühne zerrten, wichen sofort einige derer zurück, die Belenor scheinbar bei Sinnen erlebt hatten. Mit Aufbietung einiger Kraft zogen sie ihn über die Kante und liessen ihn auf den Boden fallen, zogen ihn noch etwas weiter und hielten inne. "Ist es weit zu Eurer Casa?", wandte sich die beinahe strangulierte Wache an Minervina. Scheinbar würde dieser Weg für die beiden recht anstrengend werden und man sah jenem an, das er Belenor liebend gerne....und nur zur Vorsicht nochmals den Knüppel überziehen würde.


    Kaum das sie sich daran machten ihn über den staubigen Boden durch die Menge zu zerren, liessen ihre Gesichter erkennen das er doch eher zu den Schwergewichten zählen musste. Die einfache Leinentunika, die er trug, hatte schon den einen oder anderen Schaden genommen und war auch nicht sonderlich sauber. Kaum mehr als ein Fetzen Stoff, der an allen Ecken und Enden spannte. So warteten jene auf die Weisung Minervas, um ihn zur Not quer durch die ganze Stadt zu schleifen.

    Der Händler, welcher nun scheinbar der Mutter gegenüberstand, faltete kurz die Hände und schien zu überlegen. Nun, wie es schien war im Fortuna nun doch noch gewogen und zumindest ein annehmbares Geschäft in aussicht. Nicht das er in der Arena mehr bekommen hätte, wohl eher weniger. Kurz sah er zu dem niedergeschlagnenen Sklaven und überlegte eine Weile, sah dann wieder zu Helena und ihrer Tochter. "Sagen wir 350 Sesterzen und meine Unkosten wären gedeckt.", lächelt etwas schmierig und bedachte das er wohl gewiss 100 Sesterzen verlieren würde, würde das Geschäft nicht zum Abschluss kommen. Schließlich war er sich fast sicher das er ansonsten Belenor nur an die Arena würde veräußern können. "Und....", überlegte einen Moment, "...ich werde dafür sorgen das er in eure Casa geschafft wird. Ich nehme an das er so rasch nicht wieder auf die Beine kommt.", sah Helena kurz an und nickte. "350 Sesterzen und er ist Dir."


    Alsbald erhob er sich und nickte den beiden Wächtern zu. "Macht ihn los!", sah dann abwartend zu Helena und deren Entscheidung, die sich sonst wohl würde Gedanken machen müssen wie sie mit ihrer scheinbar recht eigensinnigen und verwöhntenTochter 110 Stein Germane bewegt bekommen würde.
    "Ich denke dann hast Du ein.....gutes...Geschäft gemacht und brauchst Dich um den Transport nicht zu sorgen.", kurz sah er zu den beiden und runzelte einen Moment die Stirn. Als Haussklave würde dieser Wilde niemals taugen und scheinbar hatte Helena einen eher exotischen Geschmack. Kurz versuchte er sich auszumalen wie die gebrechliche Frau mit diesem Tier zurecht kommen wollte, beschloss aber sich darum kaum weitere Gedanken zu machen. Stattdessen liess er Belenor losketten und wies zwei der Wachen an jenen nach vorne zu ziehen.


    Die beiden Männer, beide alles andere als gebrechlich wirkend, griffen nach den Ketten des Hünen und schleiften ihn an jenen über die Tribühne nach vorne, wo sie ihn fallen liessen. Aus der Ferne mochte Belenor schon recht groß wirken, aber nun, da er wie ein gestrandeter Wal vor den beiden lag, wurde etwas offensichtlicher womit sich die Legionen in Germanien abmühten. Die Hand des Germanen schien groß genug um das Gesicht der zwarten Minervina abzudecken. Zumindest machte er in diesem Zustand einen eher friedlichen Eindruck. Noch, zumindest.


    "Sind wir uns einig?"

    Der Händler mochte wohl kaum Skrupel haben, doch war der Handel mit Sklaven ein dankbarer und einfacher Richter. Hier wurde keine Moral gefordert, sondern der Erfolg an den Sesterzenbeuteln gemessen, die in seine Truhe wanderten. Die blose Erwähnung des Schnäpchens die beiden Frauen zusammen anzubieten, brachte eine weitere Welle in Gang. Die Gebote kamen anfangs zögernd, doch kaum das die Zuschauer einen Blick auf die Germanin und die Ägypterin werfen konnten, konnten, kamen auch die Gebote.
    Betuchte Herren gaben sich nun die Ehre die Hände in die Höhe zu werfen und weit mehr als einer oder zwei, versuchten diesem Schnäpchen habhaft zu werden. Kara musste man nicht erst die Tunika hinabreissen, um einen Eindruck von ihrem makellosen Bau zu bekommen.


    Zudem hatte der Stand weiteren Zulauf bekommen und auch jüngere Bieter gesellten sich dazu, scheinbar war hier ein Herr auf der Suche nach einem guten Geschenk für seinen Bruder, der gerade ins Mannesalter gekommen war.
    Hände flogen nach oben, Rufe wurden laut und kurz strich sich der Händler über die Stirn, der Einwurf Minervinas ging dabei vollkommen unter.
    Viel zu sehr damit beschäftigt das ihm auch ja kein Gebot entging, sah er sich rasch in der Menge um und rasselte die zugerufenen Gebote hinab.
    "2000 Sesterzen? Ich bitte Euch, schaut sie Euch an!", weit mehr hatten die beiden eingebracht als er es für möglich gehalten hätte.
    Dann riss er die Hand nach vorne. "Verkauft an den edlen Herren für 2500 Sesterzen! Meinen Glückwunsch, ihr habt einen prächtigen Kauf getan!", woraufhin jener sich zur Kasse begab und die beiden Frauen von der Tribühne geführt wurden.
    "Und eine Amphore guten Wein geb ich dazu, auf das der Abend vergnüglich werde!", grinste er und warf dem Mann die Worte noch nach, um dann einen kurzen Blick zu Minervina zu werfen.


    "Ja?", rief sich ins Gedächtnis das er das Stimmchen im Gewirr vernommen hatte, aber kaum als zahlungskräftige Kundschaft eingestuft hatte. Wohl eine Kinderlaune.
    "Tut mir leid, junge Dame, aber die Frau ist soeben verkauft worden. Und....", kurz sah er sich um und beugte sich etwas hinab, "....denkst Du nicht das ein etwas jüngerer....und zahmerer Sklaven eher geraten wäre? Nein?", legte den Kopf schief und lächelte. "Hast du denn...400 Sesterzen?", legte den Kopf schief.
    "Nun, gewiss ein stattlicher Barbar, aber denkst Du denn auch das Du mit ihm fertig wirst? Sie sind recht wild....für den Haushalt wohl nicht die beste Wahl. Und auf Deinem Zimmer wohl zu wild! Vielleicht als Ianitor zu gebrauchen, wenn Du ihm denn beibringst nicht auf Dich loszugehen und Freund von Feind zu unterscheiden.", lacht kurz.


    "Glaube mir, ich habe bessere Sklaven hier. Jener wird wohl eher bei den Löwen am besten aufgehoben sein. Hier, schau Dir den Griechen dort an! Jung, folgsam und...", zwinkerte kurz vielsagend, "...ein Grieche!", als ob es ihr etwas sagen sollte. "Sehr...fürsorglich und einfühlsam!"

    Diese ganzen Leuten, Belenor kam nicht umhin ein ums andere mal jene anzustarren, die sich da um den Sklavenstand versammelt hatten um den Reden des Verkäufers zu lauschen, der es nicht misste lautstark wie ein Wasserfall seine Sklaven anzupreisen. Nun, ganz wie es aussah war es der größte Stand am Markt, hier saßen noch gut 30 weitere Sklaven angekettet, aus aller Herren Länder. Nubier, Ägypter, eine solche Vielfalt das sich Belenor fragte wo dieser vermaledeite Geselle überall unterwegs gewesen war. Die Sensationslust stand manchen der Leute ins Gesicht geschrieben, scheinbar gab es hier ganz unterschiedliche Belange für viele, sich die Sklaven anzuschauen. Wohl wusste der Verkäufer recht gut, das es galt auch jene zu überzeugen, die schlichtweg nur dastanden um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben.


    Nun, Angebote hatte er genug, unaufhörlich richtete er das Wort an die Menge und pries die Kreaturen an, derer er habhaft geworden war.
    Ein Nubier wurde nach vorne gezogen, pechschwarze Haut, als hätten die Götter ein Stück Kohle ergriffen um einen Mann daraus zu formen.
    "Seht! Aus dem fernen Nubien ein wahres Prachtstück! Über das weite Meer hierhergebracht, um Euch zu dienen!", hob den Arm des Nubiers an, der wohl alles andere als schwächlich zu sehen war. "Sie fangen Tiere mit den Händen, diese Burschen! Seht!", schlug ein paarmal gegen den Arm des Mannes.
    "Harte Muskeln! Vom Verstand her nieder, aber habt ihr einen Steinbruch, wird er dort gewiss gut aufgehoben sein!", sah sich um und registrierte das wohl von jenen, die dort vielleicht Verwendung hätten nicht anwesend waren. Der Nubier mochte vielleicht 1,65 messen, aber dennoch bor er im Gegensatz zu dem eher kränklich blassen und hageren Verkäufer ein wesentlich imposanteres Bild.


    "Greift zu! Ein wahres Prachtstück!", als sich auch schon ein Mann zu Wort meldete. "Kann er denn Kämpfen?", der gut gekleidete Herr schien eine Gladiatorenschule zu betreiben. "Wie kein zweiter. Ein herausragender Kämpfer, der es versteht mit blosen Händen zu töten!", ein guter Ansatz, wie der Verkäufer dachte.
    "Ich meine mit einem Gladius, oder einem Dreizack..", entgegnete der Mann etwas gelangweilt.
    "Nun, er lernt schnell. Es wird wenig geben, was er nicht durch Eure lehrende Hand beigebracht bekommen könnte!", doch winkte der Mann bereits ab. "Doch vermag er weit mehr! Im fernen Nubien scheinen nicht nur Muskeln im Übermass zu gedeien! Seht selbst das er nicht nur mit den starken Armen Eure Einkäufe tragen könnte! Ihr sucht einen Ianitor? Hier steht er! Einen Arbeiter? Auch ihn habt ihr gefunden! Aber ihr Damen, ihr seid des Nachts oftmals alleine?", kurzerhand riss er ein paar Herzschläge die schlichte Leinentunika nach oben. "Habt ihr ebenso einen guten Kauf gemacht!", Gemurmel setzte ein. Manche schüttelten ungläubig den Kopf, andere wendeten sich beschämt ab, oder hielten sich gar die Augen zu.


    Eine etwas beleibte Frau hob die Hand. "500 Sesterzen!", was scheinbar der fehlende Startschuss gewesen war. Eine weitere Hand hob sich. Jene Frau war wohl kaum beleibt, aber dafür mit einer Nase gesegnet, die wohl einen jeden Morgen die Götter zu einer Diskussion anregten, ob nicht eine Sonnenfinsterniss geraten sein. "600 Sesterzen!", worauf die Beleibte mit "700 Sesterzen!" dagegen hielt.
    Sehr zur Freude des Verkäufers schien er ein recht gutes Argemunt aufgezeigt zu haben, weshalb sich die Damen für seinen Nubier nun doch interessierten.
    "Verkauft für 1200 Sesterzen an die Dame!", ein kurzer Deut in die Menge folgte, dann wurde der Sklave von der Tribühne geführt.


    Scheinbar war das Eis nun gebrochen und die richtige Kundschaft um den Stand versammelt, so liess der Verkäufer eine Ägypterin nach vorne bringen. "Nun etwas für die Herren!", warf er Lautstark ein, innerlich schon die Hände reibend. "Eine wahre Augenweide! Tochter eines mächtigen Pharaos, von edelster Herkunft!".
    Soviele Pharaonentöchter wie er hier schon verkauft hatte, musste Ägypten riesengroß sein, in keinem Vergleich mehr zum römischen Reich stehen. Doch das mussten die Leute hier ja nicht unbedingt wissen, hörte doch bei vielen die Welt hinter den Grenzen Hispaniens auf.
    "Haut wie Honig! Beine, wie sie länger nicht sein könnten!", riss auch jener die Tunika hinab und deutete ihr sich zu drehen. "Unterwiesen in allen nur erdenklichen Liebesspielen und wie ihr seht jung genug um auch noch die Euren zu erlernen!", doch seltsamerweise schienen die Herren der Schöpfung keineswegs so bietfreudig zu sein wie die Damen.


    Scheinbar saßen hier jene auf den Börsen ihrer Männer. "100 Setserzen!", lautete das erste Gebot. Der Verkäufer hielt inne. "100 Sesterzen? Du scherzt!", sah kurz etwas verweifelt in die Menge und überlegte. "Nun, für bescheidene 500 Sesterzen werde ich Euch jene Schönheit und....", deutete auf Kara, die schöne Germanin neben Belenor, "....jene hier anbieten!", eine der Wachen zog Kara auf die Beine, während Belenor vollkommen entsetzt aufsah. "Für jeden Lupanar eine mehr als exklusive Bereicherung!", Belenor sah hinüber zum Verkäufer, wusste zwar nicht was Lupanar bedeuten mochte, aber als er die zarte Ägypterin dort stehen sah, konnte er nicht mehr an sich halten. Rasch angelte er mit den Beinen nach der Wache und brachte sie zu Fall, zerrte ihn an seiner Tunika an sich und warf die Ketten um den Hals des Mannes. Wenn jener dachte das er einfach so eine seines Volkes vorführen konnte, hatte er sich geschnitten.


    Ein Griff gen Kara, die er wieder hinabzog und die Hand auf die Brust drückte, um sie dort zu halten, in der rechten die Schlinge der Ketten, mit der er die Wache am Boden hielt. Ein wilder Blick folgte, der einmal durch die Runde ging. Was er nicht sah, war das sich eilends eine der zweiten Wachen hinter der Tribühne zu ihm aufmachte und den Holzknüppel zog.
    "Seht selbst! Er wird wissen warum er sie nicht mehr hergeben möchte!", versuchte der Händler wenigstens dieses eine Geschäft zu retten, den Wilden dort würde er wohl nur mit viel Glück an die Arena verkaufen können.
    "Ah, werter Lucius, wäre jener Bursche hier nicht ein nahezu perfektes Stück für Eure Arena? Im Kampf gegen wilde Tiere gewiss eine gute Unterhaltung! Ich werde Euch im Preis ein wenig entgegen kommen...", lächelte und sah hinüber zu dem germanischen Kleinaufstand.
    "Leider scheint es mir das er zu dumm ist, zu erkennen wann er besiegt ist! Nahezu ideal für die Arena!", dann traf wohl Belenors Blick auf den von Minervina. So sie denn über die japsende Wache hinwegsah und in das kantige Gesicht sah, mochte sie wohl einen kleinen Teil von Germanien erkennen. Seltsame Zeichen auf den Armen, eine Narbe im Gesicht, schien jener Wilde hier eines gewiss nicht fürchten, den Tod.


    Selbst in der Niederlage noch unbesiegt, schien es. Fest sah Belenor das Mädchen an, welches sich dort in der Menge befand und betrachtete ihre Züge. Kurz mochte man wohl etwas Unglaube und Verwirrung sehen, als er noch genauer hinsah. Er musterte die kleine Statur, schüttelte unmerklich den Kopf, sah jedoch ein weiteres mal zu ihr, ehe der Knüppel der Wache ihn zur Seite sinken liess, auf den Schoss von Kara, die sogleich ihre Hände auf den massigen Schädel legte, als könnten jene einen weiteren Schlag abwehren.

    Belenor hatte die Reise ins ferne Hispanien ziemlich mitgenommen. Zum ersten mal in seinem Leben fühlte er sich schlecht, krank, ausgelaugt und kraftlos. Seine Handgelenke brannten wie Feuer, fast schien es ihm als hätten ihm die Ketten das Fleisch bis auf die Knochen herabgescheuert und die Tatsache das man ihm kaum Bewegungsfreiheit liess, liessen ihm die Glieder schmerzen. Mit zehn weiteren Sklaven in einen Käfig gesperrt, tat er es ihnen gleich vollkommen geistesabwesend zwischen den Gitterstäben hindurchzustarren und die vorbeigleitende Landschaft zu betrachten.


    Wie oft und auf welche Art er die Wachen der eskorte in Gedanken schon erwürgt, erschlagen, totgetreten hatte, wusste er nicht. Denn jene Gesellen hatten in seinen Augen nichts weiter als den jämmerlichsten aller Tode verdient. Die Art wie sie höhnten, wie sie die anderen sklaven maltretierten, oder ihnen vermittelten das sie nur bessere Tiere seien. Mit im Käfig befand sich der Sohn eines Stammeshäuptlings, es brachte sein Blut zum kochen wenn sie den jungen Mann schikanierten oder auslachten. Eines stand fest, wenn Loki ihm die Möglichkeit gab, dann würde er jenen beiden Gesellen schneller zu ihren Ahnen befördern, als es ihnen wohl lieb war.


    Doch zogen sich die Tage schier endlos dahin, wohin auch immer die Händler ihn schafften, es schien das Ende der Welt zu sein. Schon lange waren keine grünen Tannenwälder mehr zu sehen, keine Hügel, keine morgendlichen Nebelschwaden. Die Gegend war ihm fremd, der sandige Boden kam ihm vollkommen unecht vor, ebenso wie die krüppligen Sträucher, die sich allenthalben am Wegesrand zeigten. Brennende Sonne den ganzen Tag und kaum Schatten, die Haut schon lange verbrannt und aufgesprungen. Die Zunge dick und beinahe schon taub, als gehöre sie nicht mehr zu ihm. Anfangs hatte nur das harte Metal der Ketten seine Gelenke geschunden, nun gesellte sich noch Sand dazu. Doch Schmerzen empfand er schon lange nicht mehr.


    Tagaus, tagein rüttelte ihn der Käfig durch, tagaus tagein warfen ihm die Wachen Brot zu, als sei er ein wildes Tier. Zu "besonderen" Anlässen gab es Hirsebrei, so klebrig verkocht das er schon als solcher nicht mehr zu erkennen war. Gleich wer sich an den Topf stellte und diesen Zubereitete, er hatte noch weniger Ahnung als er, was schon etwas zu bedeuten hatte. Fleisch zu braten war nicht schwer, doch sobald es mit Töpfen anfing, hörte es bei ihm auf.


    Wohl war ein Geistesverwandter dort am Werk. Und wie oft dieser seine Geschmacksknospen folterte, hatte er aufgehört zu zählen. Bald war es der blanke Hunger, der selbst die scheussliche Pampe schmackhaft machte...und der Wille nicht in diesem elenden Käfig zu verenden.
    Lange hatte er sich die Gesichter derer eingeprägt, die dieses Schicksal mit ihm teilten. Verwahrloste Gestalten, heruntergekommen, gebrochen. Männer in den besten Jahren, die zweifelsohne einmal stolze Krieger waren wie er. Frauen, denen wohl viele Krieger vielsagende Blicke nachgeworfen hatten, als ihre Haare noch nicht verfilzt und ihre Kleider wie auch sie dreckig waren.


    Eine dieser Frauen war ihm gegenüber angekettet, hätte er sie nicht in Ketten und auf diesem von den Göttern verfluchten Karren zum ersten mal gesehen, so hätte wohl auch er schöne Worte an sie gerichtet. Weizenblondes Haar,als hätte Sif ihr jene mit den Ähren eines goldgelben Weizenfeldes zu jener Farbe gerieben. Die Augen blau als ob Tyr selbst ihr etwas vom ungetrübten Himmel eines warmen Sommertages in jene entsandt hätte.
    Dieses Weib musste wahrlich von vielen Kriegern und wohl auch Häuptlingen umworben worden sein, bevor sie in die Klauen dieser niederen Kreaturen geraten war.


    Strahlend musste dieses Lächeln einmal gewesen sein, von den Göttern selbst gegeben. Doch auch sie, jene Schöne seines Volkes hatte wohl die Götter erzürnt, das sie solches Leid ertragen musste. Abend um Abend rissen sie sie aus dem Käfig, anfangs hatte Belenor diese Hunde noch versucht mit den Füssen davon abzuhalten, doch gab es den Knüppeln nichts entgegen zu setzen, da seine Hände an die Gitterstäbe gekettet waren. Abend für Abend musste er mit ansehen, wie sie der Schönen ein Stück mehr von ihrem Glanz nahmen, den Blick trüber werden liessen. Wieviele Worte er an sie gerichtet hatte. Worte, die ihr versuchten Mut zuzusprechen. Worte, die versuchten all das ungeschehen zu machen, was sie ertragen musste. Wieviel härter war ihr Los.
    Um so vieles Schwächer, gebrechlicher. Sie war eine schöne Tochter seines Volkes, nicht zu vergleichen mit den schwächlichen Römerinen, von denen er den Eindruck hatte das sie wohl zerbrechen würden, würde eine germanische Hand sie berühren. Und trotz ihrer Herkunft war sie doch verletzlich.


    Belenor begann bald alles und jeden in Frage zu stellen. Wo war Tyrs Speer, jene zu erschlagen die all dieses Leid brachten? Wo Loki, der sie ihnen auslieferte? Eir hatte sich abgewandt, als einer der Krieger krank wurde und täglich schwächer wurde, bis sie ihn eines morgens leblos aus dem Käfig zerrten und ihn am Wegesrand zurückliessen.
    Doch bald musste er erkennen das alles hadern und zweifeln nichts half. Hier würde gewiss niemand mehr helfen. Scheinbar waren sie zu weit von der Heimat, als das Tyr, Loki oder Vidan sie noch hätten erreichen können.



    Tage um Tage vergingen, bis sie die Stadt erreichten, in der jener Zug hielt. Belenor hatte viel Kraft verloren, viel seines unbändigen Willens und war beinahe genauso stumm und abwesend seinem Schicksal ergeben, wie all die anderen Gestalten, nun beinahe nur noch Kreaturen, die sie aus dem Käfig holten. Hüllen, Daseinsformen die es kaum wert waren noch Germanen genannt zu werden. Wohl für jene, die sein Volk nur aus Geschichten kannten groß und kräftig, aber tatsächlich nurmehr die Schatten jener, die vor langen Wochen die Reise in Germanien angetreten hatten.


    Belenor war es gleich, als man ihn als Barbaren auf dem Stand des Sklavenhändlers anpries. Er entgegnete nichts dazu, war es müde selbst etwas dazu zu denken. An einen Pfahl gekettet, wie die anderen, pries der Händler die "starken Sklaven aus den Barbarenländern" an.
    Viele gingen, viele aber standen noch immer auf der Empore, der etwa einen Schritt hohen Plattform. Belenor hatte den Blick gesenkt und trat vor, kaum das der Händler auf ihn zeigte. Die zwei Schritt langen Ketten waren schon mehr als alles was er in den letzten Tagen gewohnt war. So trat er vor, um sich begaffen zu lassen. Erduldete die Griffe an seine Oberarme, so sich jemand für ihn interessierte. Doch die blose Verachtung, jenes letzte bißchen Wille, welches noch nicht geschwunden war, liess den vermeindlichen Käufern dämmern das er gewiss nicht zögern würde sie zu erschlagen, so er die Möglichkeit dazu hatte.


    Belenor hatte mit allem abgeschlossen, das wohl war es, was ihn so bedrohlich dreinblicken liess. Als er mal um mal zurück an seinen Pfahl ging und sich neben der Schönen niederliess, die wohl ebenso allen Mut hatte fahren lassen, zuckte er kurz zusammen, als ihn ein kleiner Stein am Kopf traf. Kurz hob er jenen an und verfolgte dessen Ursprung, erkannte bald den kleinen dicken Jungen, der grinsend eine ganze Hand voller Steine aufgesammelt hatte. Ein zweiter Stein traf ihn, doch regte er sich noch immer nicht. Dem Knaben schien es zu gefallen, vor seinem geistigen Auge glich jener Bursche nur einem dicken Ferkel.
    Stein um Stein traf ihn, zwar verletzten sie ihn nicht, doch langsam aber sicher wurden seine Atemzüge tiefer. Bald wohl würde das kleine Ferkel von seinen Eltern mitgenommen und weiter gemästet werden. Belenor hoffte es. Doch als der Knabe erkannte das es dem Wilden egal schien...und dieser nichtmal die Hände hob, schien es ihm langweilig zu werden.


    Als der nächste Stein allerdings nicht ihn, sondern Kara, die Schöne traf, fuhr jene zusammen und riss die Hände nach oben. Das Kettengerassel von ihr übertönte nur kurz das Rasseln seiner Ketten, als er einen Satz nach vorne machte und den Arm vorschnellen liess, um dieses dicke, dumme Kind am Hals zu packen. Pure Mordlust in den Augen, riss er den Arm nach vorne, bereit den Hals zu packen und dem kleinen Bastard mit der Hand das Genick zu brechen. Beinahe hörte er es schon knacken, als er gewahr wurde das es seine Schulter war. Die Kette war nur einen halben Spann zu kurz gewesen, als sie straff gespannt war und unvermittelt den Schwung stoppte.


    Ein halber Spann war es, der den Jungen gerettet hatte. Die Hand wie eine Klaue geformt, den Blick wie ein wilder Bär, starrte der Bursche ihn einige Herzschläge kreidebleich an, ehe er die Steine fallen liess und die Beine in die Hand nahm. Ohne zweifel hatte er eben seinem Tod ins Auge gesehen, das schien selbst er begriffen zu haben. Belenus sah dem Burschen nach, der in Gedanken in seinem eisernen Griff gefangen war und zögerte, selbst als die Aufseher ihn mit den Stücken wieder zurücktreiben wollten. Zu viert zerrten sie ihn an den Ketten zurück und verkürzten jene.
    "Seht selbst, ist jener Barbar nicht gerade zu das Beste, was ihr Euch als Schutz ins Haus holen könnt? Seid versichert, junge Burschen mit Steinen wird er abzuwehren wissen!", einige lachten, Belenor tat es nicht, welcher sich Kara zuwandte und einige rauklingende Worte an sie richtete.

    Belenor blieb einige Zeit mit Vocchio auf dem Hügel stehen und sah zu, was im Dorf vor sich ging. "Sie haben uns gesehen....", stellte Vocchio fest und deutete knapp auf eine Abetilung der Legionäre, die scheinbar ihr Augenmerk auf den Hügel gerichtet hatte.
    "Wir sollten verschwinden.", stellte nun Belenor fest, als er gewahr wurde das es scheinbar dort zu keinem Blutbad mehr kommen würde. "Sie plündern nur, wie es aussieht."
    Vocchio stimmte dem zu. "Lass uns reiten, dort kommen Berittene!", deutete zu einer Waldkuppe. "Bevor sie hier sind.", ein Blick und Belenor nickte ebenfalls.
    "Komm zu meinem Hof, ich werde mein Weib ein gutes Essen machen lassen.", murrte Vocchio und alleine das Angebot liess Belenor merken, das ein Loch in seinem Magen entstanden war, das gefüllt werden musste.
    "Ich danke Dir."


    So wendeten beide die Rösser und trabten davon, nicht ohne sich ab und an davon zu vergewissern das die Legionäre ihnen nicht nachstellten. Als sie dessen sicher sein konnten, verlangsamten sie das Tempo und ritten den gewundenen Waldweg entlang, durch den dichten Tannenwald, in welchem sich beharrlich einige Nebelschaden hielten. Es war nasskalt und die Aussicht auf ein warmes Essen, ein Feuer und eine gute Unterhaltung, begann Belenors Geist wieder etwas zu beruhigen.
    Kaum das sie den Waldweg verliessen und die Aue hinabritten, in der Vocchios Hof lag, sahen sie es.
    Legionäre, welche sich an seinem Hof aufhielten. Belenor schnürte es die Kehle zusammen, als er sah wie jene Vocchios Rinder zusammentrieben und zweie von ihnen in sein Haus gingen.


    Vocchio war nicht mehr zu halten, Römer! In seinem Hof! Bei seinen Rindern! Während Vocchio dem Pferd die Hacken gab und wie ein Besessener auf seinen Hof zudonnerte, versuchte sich Belenor ein Bild von der Lage zu machen. Es mussten mindestens zehn an der Zahl sein, ein paar schienen in Vocchios Stall, vier sah er vor dem Haus, zwei mussten darin sein.


    Nun gab es kein zurück mehr, die Zügel fest in der Linken, riss er sein Sax aus der Lederscheide und machte sich daran Vocchio zu folgen, welcher gut hundert Schritt Vorsprung hatte und wie ein Berserker brüllend auf die vollkommen überraschten Legionäre zuraste.
    Verwirrung war zu sehen, kaum das jene sich ordnen konnten, hatte Vocchio einen vom Ross niederwerfen und -trampeln lassen und einen wuchtigen Hieb auf einen zweiten niedergehen lassen. Einer der Legionäre riss geistesgegenwärtig den Speer nach oben und liess das Ross in jenen fahren. Belenor sah noch wie Ross und Reiter zu Boden gingen, hob sein Sax und stürmte auf einen Legionär zu, welcher sich Vocchio zugewandt hatte und seinen Speer auf jenen richtete.


    Im vollen Gallop fuhr sein Arm nieder, mit brachialer Wucht spaltete sein Sax dessen Helm und wohl auch dem Kopf, als die Läufe seines Pferdes einkickten, da ein Speer aus dessen Flanke ragte. Es schien, als drehe die Welt sich rasend schnell und nur die Zeit schien zähflüssig zu werden, als er Dreck und Erde um sich herum sah. Grasbüschel und schlammige Erde gerieten in seinen Mund, boten einen bitteren Geschmack. Nasse, matschige Erde bedeckte seinen Wams und bereitetem ihm eine nasskalte Gänsehaut, als er sich etliche male überschlug und auf dem nassen Untergrund ausrollte.


    Kaum das die Erde wieder ihren alten Platz eingenommen hatte, der Schmerz am Kopf von seinem Schild nachliess, welches ihn dort hart getroffen hatte, sah er Vocchio im wilden Kampf mit einem Legionär...und weitere aus der Scheune und dem Haus nahen. So schnell es ging rappelte Belenor sich auf, riss sein Sax hoch, um im allerletzten Augenblick einen Schwerthieb abzufangen, der seitlich auf ihn niederging.


    Sein Herz schlug so wild, das er es beinahe wie Trommelschläge in seinem Schädel widerhallen hörte, in der Ferne brüllte Vocchio wie ein wildes Tier und bot all seine Kraft auf, um sich zweier Römer zu erwehren. Hart spürte Belenor die Stöße in seinem Handgelenk, kaum das sein Sax und das Gladius des Römers vor ihm aufeinander prallten. Seine Glieder schmerzten, doch versetzte ihn seine Wut und wohl auch die Angst in eine solche Raserei, das er fest entschlossen war sein Leben hier und jetzt sehr teuer zu verkaufen. Bald spürte er das ihm der Legionär vor ihm nicht gewachsen war, der bald nur noch damit beschäftigt war seine mörderischen Hiebe abzuwehren, ob mit dem Schild oder dem Gladius...und Schritt um Schritt nach hinten getrieben wurde.


    Immer wieder schlug er mit solch unbändiger Kraft auf den zwei Kopf kleineren Legionär ein, als wolle er ihn samt Rüstung und Waffen ungespitzt in die Erde treiben. Aus dem Augenwinkel sah er Vocchios Weib wild schreiend und mit zerrissener Kleidung aus dem Haus stürzen, während es mir einem Schürhaken um sich schlug, aber bald von einem Schwerthieb zu Boden gebracht wurde. Er hörte Voccio ein weiteres mal aufschreien, als ihn dies derart aus der Fassung brachte, das einer der Legionäre ihm seinen Speer in den Rücken treiben konnte. Kurz sah er zur Seite, wissend das der Legionär vor ihm ins straucheln gekommen war und sah Vocchio auf die Knie sinken, den Blick an ihm vorbei ins Leere gerichtet, während die römische Speerspitze aus seinem Brustkorb ragte. "Neiin!", kam es Belenor wütend und gequält über die Lippen, als er Vocchio wie auch dessen Frau erschlagen sah. Hochroten Kopfes wandte er sich dem Römer zu, den er vor sich zum straucheln gebracht hatte, bot all seine Kraft auf und schlug erneut zu. "Nein! Schweine!", brüllend.


    Sein Schlag traf die Kante des Römerschildes, der zur Seite gerissen wurde. Sein Sax im Aufwärtsschwung, riss er es mit brachialer Gewalt wieder hinab und riss den Kopf zur Seite, als ihn das Blut des Römers im Gesicht traf. Der Schrei des Mannes, dem er soeben den Schwertarm genommen hatte hörte schlagartig auf, als ihm der Himmel auf dem Kopf zu fallen schien. Etwas traf ihn mit solcher Wucht, das es ihm kurz nur so schien als würde ihm der Schädel auseinander gerissen.


    ***


    Als er zu sich kam, war ihm speiübel, sein Kopf dröhnte, sämtliche Glieder taten ihm weh. An den Händen gefesselt, sah er sich an einem Ochsenkarren festgebunden, der ihn scheinbar schon einige Stadien mit sich schliff. Neben ihm erkannte er Schnürsandalen und vernahm in der Ferne römische Stimmen. Er verstand genug um noch das "Der kommt zu sich!" zu hören, ehe ihn etwas erneut am Kopf traf und in die Dunkelheit riss.


    Mehr tot als Lebendig kam er zu sich, als er kräftig durchgeschüttelt wurde, in einem Käfigkarren, welcher auf einer Straße entlangpolterte. Er war nicht alleine, andere seines Volkes waren ebenso angekettet wie er im Karren festgemacht.
    "Wo sind wir....", krächzte er mehr als er Sprach.
    "In der Hand eines Sklavenhändlers. Sie bringen uns weg..."


    Auf Sklavenmarkt dem geht es weiter.

    Belenor blieb weiterhin auf dem Hügel stehen und beobachtete das Treiben rund ums Dorf und die Legionäre. Das jene die Gladien gezogen hatten, beruhigte ihn kein kleines bißchen. Belenor wusste leider nur zu gut, welche verheerende Wirkung die römischen Soldaten entfalten konnte, die doch fast alle um mindestens einen Kopf kleiner waren.


    Doch das Aufgabot, welches sich nun langsam vor dem Dorf sammelte, stand in keinem Verhältnis zu jenen Fischern, die sich dort versammelt hatten. Jene unter ihnen, die sich auch als Krieger zu behaupten wussten, stand in keinem Verhältnis zu den Soldaten der Römer.
    "Was geschieht dort?", Belenor wandte den Kopf und sah zu Bran, einem seiner Vetter, die er unter den Fischern wähnte.


    "Ich weiss es nicht.", antwortete Belenor knapp. "Sie scheinen das Dorf anzugreifen.", Belenors Stimme klang rau und bitter.
    Bran, ebenfalls zu Ross und einem Speer gewappnet, hatte sein Pferd neben seinem zum stehen gebracht.
    "Was denkst Du wird geschehen?", Bran klang heisser, er hatte schon immer heisser geklungen.
    "Ich weiss es nicht. Wenn Wotan nicht den Himmel aufreisst und die Soldaten der Römer mit seinen Speeren erschlägt, wird womöglich viel Blut fliessen.", umgriff den Speer fester und verfolgte das Szenario weiter.


    "Wir sollten ihnen helfen!", antwortete Bran kurzerhand.
    "Und dann, Bran? Wir werden tapfer kämpfen und genauso erschlagen wie sie dort.", nickte gen Dorf.
    Ein Argument das selbst Bran überzeugte. "Ja, es sind viele Soldaten!", warf er ein.
    "Eben ist ein Reiter von den Römern aufgebrochen, es werden womöglich noch mehr werden.", antwortete Belenor knapp.
    "Und...was werden wir tun?"
    Belenor sah seinen Nebenmann an. "Ich werde warten und schauen was geschieht.", antwortete er knapp. "Und dem Häuptling sagen was hier geschehen ist. Jetzt noch Hilfe zu holen ist aussichtslos, bis die Reiter hier wären, wäre schon alles vorbei."


    Bran nickte. "Wir könnten die Höfe abreiten....", gab er zu bedenken.
    "Und dann? Lass uns zehn Mann finden, was würden die hier ausrichten? Nein, ich werde bleiben und warten. Und sollten die Römer das Dorf massakrieren, werde ich dem Häuptling sagen was ich gesehen habe. Und es ihm zeigen. Und dann, dann wird wohl der Thing entscheiden was zu tun ist."


    Nun waren es schon zwei Reiter auf dem Hügel.

    Sim-Off:

    Danke für den Hinweis, hab ich geändert und werde es wohl nicht tun. Vielleicht bei Leuten die einen über solche Fehler im RP via PN Hinweisen und nicht gerade mitten im laufenden Spiel so gekonnt einen Motivationstorpedo rausjagen. :app:


    Belenor riss die Hand herab und musterte die Frau von oben bis unten und sog scharf die Luft ein. "Weib, ich habe gewiss keine Angst vor Bastarden die Manns genug sind mit Schild und Schwert und einer römischen Standarte vorweg Alte, Frauen und Kinder wie reifes Korn zu fällen. Ich habe bestimmt keine Angst vor ihnen, ich warte nur auf den Tag, an dem uns die Götter einen Fürsten wie Arminius schicken, um Blut mit Blut zu vergelten!", musterte sie nochmals von oben bis unten und wandte sich dem Pferd zu.


    "Um sie zu verjagen, genau wie jene, die sich bei ihnen verstecken!", spuckte kräftig aus und fand das die Zeit fern des Dorfes lange genug war. "Frieden zu halten, oder zu kriechen ist ein Unterschied.", nickte Vocco zu, um kurz später dem Pferd die Hacken in die Flanke zu jagen und davonzupreschen.

    Belenor, verengte die Augen und betrachtete sie einen Moment lang noch abwertender, als er es zuvor schon getan hatte. "Du sprichst die Sprache der Heimat, aber Du trägst die Kleider des Verrats!", deutete beinahe anklagend auf sie. "Welche Götter rufst Du denn an?", hob das Kinn an. "Die Götter der Besatzer? Oder den Donnergott? Gleich welche Du auch anrufst, Wotan sollte seinen Speer auf Dich werfen!", klagte er sie nahezu an. "Sich den Römern zu beugen ist eine Sache, sich ihnen anzubidern eine andere!"


    Belenor schien noch immer alles andere als freundlich. "Der Limes, eine Mauer der Angst!", deutete in die Ferne. "Du solltest zu ihren Göttern beten das diese Mauer stark genug ist zu halten, wenn die Hörner wieder erklingen und Axt und Schwert jene zu unterscheiden wissen, die den Römern die Betten gemacht haben, und von jenen, die nur auf den Tag gewartet haben das sie dorthin getrieben werden, wo sie hingehören!"

    Belenor ritt neben Vocco unbeirrt auf die Römerin zu, rau klangen die Worte die sie wechselten und waren für den Moment wohl vom Wind zu zerrissen, als das man sie hätte verstehen können. Germanisch, nie wäre es Belenor in den Sinn gekommen sich freiwilllig der Sprache der Römer zu widmen. Er war keiner von ihnen, niemals würde er einer von ihnen sein.
    Wohl liess sein Umhang gut erkennen des er ein Krieger der Nemeter war, sofern man sich denn überhaupt mit den Stammesfarben der Germanen auseinandersetzte.


    Kaum mehr als zwei Schritt vor Duccia Britannia hielt er das Ross an und stieg ab, musterte sie beinahe provokant von oben bis unten und nickte knapp, als Vocco ihm "Als Gefangene würde sie ein ganz gutes Bild abgeben!" zuwarf. Doch sie war Römerin und römische Gefangene zu nehmen sehr riskant. Stattdessen legte er die Linke auf den Griff des Sax und umrundete sie zweimal, nahm sie in Augenschein und sah dann zu dem Päckchen, welches sie wohl abgelegt hatte. Kurz überflog er jenes.


    Trotz des schneidend kalten Windes war Belenor mit kaum mehr als einem dünnen Leinenwams bekleidet, üder dem ein schwerer Umhang hing. Geschnürrte Fellschuhe schienen wohl das wärmste zu sein, was er trug.
    "Sieh sie Dir an, Vocco.", raunte er seinem Begleiter zu. "Sieh Dir an wohin unsere Vorräte gehen, die wir anlegen. An welche wie die da, die zu faul oder zu dumm sind eigene anzulegen.", es lag Verachtung in seiner Stimme und in den dunklen Augen loderte brennender Hass.
    Legionäre waren es gewesen, die ihm das Weib erschlagen hatten und seid jenem Tag war es der Inbegriff der Verachtung welche er ihnen entgegenbrachte. Alleine die Tatsache wie fest er den Schwertgriff umklammert hatte, liess erahnen wie kurz er davor stand es den Römern gleichzutun und eine wehrlose Frau niederzustrecken.


    "Was tust Du hier, Weib? Wollten sie Dich zuhause nicht mehr?", knurrte er sie fast bedrohlich in rauher germanischer Sprache an.

    Die Hügelkuppe war schnell überwunden, die Botschaft hatte ihn schon eingeholt, kaum das er auch nur in Sichtweite des Hügels war, auf welchem er als Junge manchen Tag verbracht hatte. Unten am Ufer standen die Hütten einiger befreundeter Familien, die er hatte besuchen wollen. Doch die Kunde von dem Knaben das die Römer zum Dorf marschierten, hatten ihn sein Ross scharf antreiben lassen. Als wäre ihm eine Meute hungriger Wölfe auf den Fersen, jagte er mit dem Ross den Hügel empor, liess jenes die schweren Hufe den Boden aufreissen, bis er, auf der Kuppe angekommen, die Zügel hart nach hinten Riss und sein Pferd auf die Hinterbeine steigen liess.


    Belenor, kein ungeübter Reiter, hatte keine sonderliche Mühe auf dessen Rücken zu bleiben. Rasch überflog er die Umgebung und die Römer, die aufs Dorf zumarschierten, sah voller Sorge zu jenen Dörflern, die scheinbar zu den Waffen gegriffen hatten. "Thor....", fuhr es ihm über die Lippen und hielt das Pferd ruhig.
    Klein waren weder er, noch sein Ross, fast herausfordernd ragte die schwere Lanzenspitze gen Himmel. Den Schild auf dem Rücken verfolgte er mit zusammengekniffenen Augen was sich dort abspielte, hoffte das die Ahnen mit dem blanken Schwert dazwischen fahren würden, so die Legionäre über die Dörfler herfallen würden.


    Römer waren Tiere, das wusste wohl jeder, ebenso wie jeder wohl wusste das sie ein Dorn waren, der tief in Germanien steckte. Wohl würde eines Tages ein starker Fürst zu den Waffen rufen ihn wieder herauszuziehen, auch jene zu den Waffen rief, die wie er, die Waffen niedergelegt hatten.
    Zuviele gute Kriegr waren unter den Gladien der Römer gefallen, doch noch immer brannte lodernder Hass in vielen von jenen, die den Weisungen der Fürsten Folge leisteten.


    Wie ein Vorbote nahenden Unheils, mochte er vielleicht wirken, als Berittener. Vielleicht nur ein Späher einer Schar die noch folgen würde? Nur ein stummer Beobachter? Letzteres traf zu, aber konnten dies die Römer denn wissen? Belenor hielt sein Ross ruhig und wich nicht von der Kuppe, sondern verfolgte mit verengten Augen was sich dort abspielte.
    Wohl hatten ihn schon einige der Dörfler erkannt und riefen ihm zu, doch hallten die Worte an seinen Ohren vorbei.
    Nein, nicht das es ihm an Mut mangeln würde, doch würde er blankziehen, wäre es wohl nur eine Frage der Zeit bis die römischen Bastarde auch an den Hütten seines Dorfes auftauchen würden.


    Es war nicht die Zeit zum Kampf, was immer seine Freunde dazu bewogen haben mochte zu den Waffen zu greifen, er wusste es nicht. Sicher war nur eines, das es viele Tote geben würde, wenn die römischen Feiglinge gegen Fischer und Bauern vorgehen würden.

    Belenor hatte den dicken Umhang dicht um die muskulösen Schultern gezogen und ihn mit der Stammesfibel geschlossen. Kurz beugte er sich nach vorne, um dem Ross mit der rauen Hand über den Hals zu fahren, sah zu wie die Dunstwolke aus dessen Nüstern unsteht durch die Luft trieb und richtete sich nach einiger Zeit wieder auf. Schwer spürte er den Schild auf dem Rücken, wie der Riemen auf seiner Brust etwas spannte.


    Es war ein herrliher Morgen, kalt war die Luft, leicht wolkenverhangen die Hügel, über welche sich die Sonne langsam schob.
    Wie herrlich das Land, die Heimat, wie satt und grün sich die Wiesen und Wälder ausbreiteten. Es war so vollkommen, das Bild welches die Götter ihm heute stellten war von solch rauer Schönheit, das er beinahe hätte vergessen können das die Römer das Land in ihrem eisigen Griff hatten.


    Kurz verdüsterten sich seine Gedanken, die Gedanken um die lange schon vergangenen Tage, an denen sich aufgezeigt hatte welche Stammesfürsten ware Krieger...und welche feige Verräter waren. Wieviele große Schlachten hatten sie geschlagen, wie oft waren die wuchtigen Klingen und Äxte auf die Legionen der Römer gekommen, um sie mal um mal in Stücke zu hauen.
    Und wie bitter die Erkenntnis das viele Schlachten gewonnen, aber der Krieg wohl verloren war.


    Bitterkeit stieg in ihm auf, sein Stamm hatte Frieden geschlossen und die Waffen niedergelegt, doch noch immer loderte brennender Hass auf die Römer in seinem Herzen. Seine Heimat war gewiss kein Ort, an dem jemals römisches Gesetz und römische Götter Fuss fassen durften. Nein, die Römer waren nurmehr Besatzer, kurzzeitig die Herren über einige Teile. Solange bis neue, starke Kriegsfürsten die Hörner ergreifen würden, um die Tapferen und Starken zu den Waffen zu rufen. Ein Tag, den er sehnlichst herbeiwünschte.


    Kurz sah er zu den Hügelkuppen, über welche sich nun brennend die Sonne ihren Weg bahnte, den Himmel in feuriges rot tauchte und beinahe ein Zeichen der Götter setzte. Ein rot, das an den blutgetränkten Boden des Teuteburger Waldes, wo Arminius den Römern eine vernichtende Niederlage beigebracht hatte. Viele Lieder und Geschichten behielten jene Schlacht an den Stammesfeuern in Erinnerung. Lange vergangen, waren die Bilder doch am Leben erhalten worden, als Erinnerung das es große Männer unter den Stämmen gab, die nicht vor den römischen Legionen das Haupt neigten.


    Wie sehr sehnte er sich einen starken Fürsten wie Arminius herbei, unter dessen starker Führung er...er und viele seiner Freunde die Römer zurück nach Hause treiben würde. Doch Arminius stieg nicht aus den Hallen der Helden herab, um die Geschicke ein weiteres mal in die Hand zu nehmen. Es half kein bitten und beten, er war tot.


    Kurz, aber hart drängte er die Fersen in die Flanken des Pferdes und trieb es an, liess es antraben und überquerte die Wiesen, als er zwischen den Büschen den schmutzigroten Umhang ausmachte. Kurz hielt er und lenkte das Pferd in die Richtung, bis er den Reiter erkannte, welcher sich dort aufhielt. Vocco war es, einer der Reiter des Nachbarstammes, ein Nemeter, wie er es war.
    Jener hob die Hand, als er ihn nahen sah, so wie er es tat. "Zum Gruß, Vocco!", hob Belenor die Stimme an. "Gruß Dir, Belenor!", entgegnete jener, als Belenor schon das Ross neben das von Vocco lenkte.


    Vocco nickte zur Wiese, auf der die Gestalt zu erkennen war, die beinahe flehend die Hände gen Himmel hob, wohl eine Frau, wie es schien.
    "Eine Römerin. Was sie wohl treibt?", fragte sich Vocco.
    "Vielleicht darum beten das die Götter sie zu sich nehmen. Oder das die Hörner erklingen und eine Schar von uns sie von ihrem Mann befreit.", woraufhin Vocco lachte.
    "Ohne Begleitung.", stellte Belenor fest und trieb das Ross an.


    "Willst Du ihren Kopf nehmen?", fragte Vocco nach, als auch er sich mit in Bewegung setzte.
    "Wir nehmen ihren Kopf. Dann kommt die Legion und nimmt die Köpfe eines Dorfes. Du weisst wie es die Römer machen. Nein. Wenn der gekommen ist, der uns alle Köpfe der Römer holen lässt, dann werde ich mein Sax ziehen. Ich will sehen wer sie ist.", so hielten die beiden Stammeskrieger auf Duccia Britania zu.


    Belenor hatte das Zeichen Thors empfangen, ein Schwerthieb war ihm durchs Gesicht gezogen worden und hatte eine lange Narbe hinterlassen. Mit dem Speer in der Faust und dem Schild auf dem Rücken, trieb er unaufhörlich das Pferd in die Richtung, in der sie gerade kniete.