Ich bin aus freien Stücken hierher gekommen. Mein Dorf in Rätien ist mir - zumal nach dem Tod meiner Frau - zu eng geworden, und so wollte ich am Nabel der Welt sein.
Sein Blick funkelte schwärmerisch.
Rom - das ist der Staub von Karthago, Athens funkelnder Marmor, die drückende Enge von Sparta und Babyloniens endlose Weite, man sieht das hunderttorige Theben, das sittenlose Korinth, die Kyklopen von Troja und Jerusalems unzählbare Zinnen. Geschäftige Epheser sind hier, gebildete Alexandriner, die Müßiggänger von Antiocheia und bigotte Delpher, Huren, deren Schuhsohlen ihre Adresse in den Staub stempeln und schweigsame Philosophen, steinreiche Geldprotze, eingerahmt von einem Sklavenheer, zerlumpte Bettler, Redner auf goldenen Podesten, Massen im Dreck. Man sieht Kurtisanen in Sänften und halbnackte Sklaven, Gladiatoren, weinend, teuere Sykophanten, gewerbsmäßige Verleumder, und Nomenklatoren, die ihrem Herrn zuflüstern, wie der Entgegenkommende heißt. Rom, das ist ein undurchdringliches Labyrinth von Straßen und Gässchen; wegen der Enge für Wagen verboten, Kneipen an jeder Ecke, Speisen wohlfeil wie die Marketenderinnen, meist stinkend. Von den oberen Stockwerken der kleinfenstrigen Wohntürme, planlos aneinandergefügt, klatscht Scheiße. Senatoren eilen in purpurgesäumter Toga zum Forum, um das Neueste aus den acta diurna zu erfahren, Sklaven kopieren sie für ihre Herren. Man sieht die heimischen Götter, Jupiter und Venus, und fremde, deren Namen keiner kennt, aus Afrika und Asien, und Kunstwerke aus Griechenland, welch ein Entzücken. Und das alles sieht man auf einmal, nicht im Abstand von Ländern und Jahren, nein, von einem Augenblick auf den anderen, in einer Stadt - Rom.
Biberius holte erschöpft Luft.
Sim-Off:(diese wunderbare Beschreuibung stammt in Wirklichkeit nicht von Biberius, sondern von Philipp Vandenberg, Cäsar und Kleopatra)