Beiträge von Biberius

    Ich danke dir, Sulla. Du bist sehr großzügig. Ich werde hier meine Bücher verfassen und regelmäßig Sprechstunden abhalten, zu denen jeder, der deinem Haus wohlgesonnen ist, kommen kann. Ich werde hier als Übersetzer arbeiten; es kann doch nicht sein, dass es in ganz Rom niemanden gibt, der diesen Dienst anbietet.


    Er sah Sulla zögernd an.


    Doch ich möchte diese Übersetzungsdienste in die Lateinische Sprache und aus ihr nicht umsonst anbieten und damit auf meine Weise Geld verdienen. Wie du weißt, hatte ich schon einmal Probleme mit meiner Tätigkeit. Sollte ich das irgendwie anmelden? Und wo müsste ich das tun?

    Nachdem Biberius das Einstellungsgespräch mit Strabon beendet hatte, begann er sich in der casa Sergia umzusehen. Dabei traf er auf Sulla, der mit dem Verpacken von Unterlagen beschäftigt war.


    Salve, Sulla! Wie schön, dass ich dich sehe! Ich war gerade bei Strabon und habe mich mit ihm unterhalten. Hat er dir mein Geschenk schon überreicht?

    Biberius nahm den Becher, prostete Strabon zu und trank ihn aus.


    So, nun weißt du, warum ich in Rom bin. -
    Du bist Privatdozent an der Schola Atheniensis? Wie interessant! Was unterrichtest du dort und wie bist du zu dieser Ehre gekommen?

    Ich bin aus freien Stücken hierher gekommen. Mein Dorf in Rätien ist mir - zumal nach dem Tod meiner Frau - zu eng geworden, und so wollte ich am Nabel der Welt sein.


    Sein Blick funkelte schwärmerisch.


    Rom - das ist der Staub von Karthago, Athens funkelnder Marmor, die drückende Enge von Sparta und Babyloniens endlose Weite, man sieht das hunderttorige Theben, das sittenlose Korinth, die Kyklopen von Troja und Jerusalems unzählbare Zinnen. Geschäftige Epheser sind hier, gebildete Alexandriner, die Müßiggänger von Antiocheia und bigotte Delpher, Huren, deren Schuhsohlen ihre Adresse in den Staub stempeln und schweigsame Philosophen, steinreiche Geldprotze, eingerahmt von einem Sklavenheer, zerlumpte Bettler, Redner auf goldenen Podesten, Massen im Dreck. Man sieht Kurtisanen in Sänften und halbnackte Sklaven, Gladiatoren, weinend, teuere Sykophanten, gewerbsmäßige Verleumder, und Nomenklatoren, die ihrem Herrn zuflüstern, wie der Entgegenkommende heißt. Rom, das ist ein undurchdringliches Labyrinth von Straßen und Gässchen; wegen der Enge für Wagen verboten, Kneipen an jeder Ecke, Speisen wohlfeil wie die Marketenderinnen, meist stinkend. Von den oberen Stockwerken der kleinfenstrigen Wohntürme, planlos aneinandergefügt, klatscht Scheiße. Senatoren eilen in purpurgesäumter Toga zum Forum, um das Neueste aus den acta diurna zu erfahren, Sklaven kopieren sie für ihre Herren. Man sieht die heimischen Götter, Jupiter und Venus, und fremde, deren Namen keiner kennt, aus Afrika und Asien, und Kunstwerke aus Griechenland, welch ein Entzücken. Und das alles sieht man auf einmal, nicht im Abstand von Ländern und Jahren, nein, von einem Augenblick auf den anderen, in einer Stadt - Rom.


    Biberius holte erschöpft Luft.


    Sim-Off:

    (diese wunderbare Beschreuibung stammt in Wirklichkeit nicht von Biberius, sondern von Philipp Vandenberg, Cäsar und Kleopatra)

    Zitat

    Original von Spurius Sergius Sulla
    Es hatte mit Schildern zu tun... flüsterte ich Lucia leise zu


    "Nun ja, mit Schildern nicht gerade", sagte Biberius, der ziemlich sicher war, richtig gehört zu haben. Was mussten diese jungen Leute andauernd tuscheln!


    "Tarpeia ließ sich nämlich überreden, die Tore der Arx zu öffnen, wenn die Sabiner ihr dafür als Lohn das gäben, was sie an der linken Hand trügen. Wahrscheinlich dachte sie dabei an die breiten, mit Edelsteinen besetzten Schmuckreifen der Sabiner. Nachdem diese jedoch die Burg erobert hatten, warfen sie ihre schweren Schilde auf das Mädchen und töteten sie. Zur Erinnerung heißt der Fels dort im Süden vor dem Tempel des Jupiter Optimus Maximus 'Saxum Tarpeium' oder 'Rupes Tarpeia' (rupes = Felsabsturz). Hier wurden in ältester Zeit Verbrecher in die Tiefe gestürzt."

    Biberius hatte das Gespräch nicht unterbrechen wollen. Schließlich war er ja nicht der Einzige, der andere mit seinem Wissen erfreuen konnte. Dann aber wollte er doch noch die Gunst des Ortes ausnutzen und eine Geschichte erzählen, die vielleicht nicht jeder kannte.


    Zitat

    Romulus kam auf die Idee, im "Circus Maximus" Spiele auszurichten und hat die Nachbarvölker dazu eingeladen. Dann während der Spiele überwältigten die Römer die Männer und raubten die jungen Frauen, von denen die meisten Sabinerinnen waren .


    "Gut gesprochen, Severa. Und danach waren die Sabiner natürlich mächtig sauer und sannen auf Rache. Zu dieser Zeit gab es einen Festungskommandanten, der eine Tochter hatte: Tarpeia. Kennt ihr ihre Geschichte?"

    Mal sehen. Ich bin ein Mensch, der seine Freiheit und Unabhängigkeit liebt. Wenn ich als pater familias zu viele Pflichten habe, bleibe ich lieber ein namenloser Bürger und in lockerem Anschluss eurer Familie verbunden. Auch hänge ich sehr an meinem guten Namen, den ich gerne einer Familie geben würde. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das ja auf Ablehnung stößt ... Aber das Bürgerrecht will ich in jedem Fall erwerben.

    Biberius freute sich, dass wenigstens Severa ihm noch zuhörte, wenn auch abgelenkt.


    "Ganz richtig, Severa. Hier richtete Romulus eine Freistatt für Ausgestoßene und Verbrecher ein, die hier vor Verfolgung in Sicherheit waren. Aber nicht Menschlichkeit bewog ihn dazu, sondern nur die Absicht, seine neugegründete Stadt zu bevölkern."


    Und nach einer kleinen Pause fuhr er fort:


    "Aber damit waren seine Probleme noch lange nicht gelöst. Es wollte nämlich - verständlicherweise - keiner Kontakt mit diesen Römern haben, und so gab es keine - oder zu wenig - Frauen in der Stadt. Wie Roms glorreiche Geschichte weiterging, wisst ihr."

    "Mein Name, werter Herr, ist Biberius. Ich bin neu hier in dieser wunderschönen Stadt und versuche hier Fuß zu fassen."


    Als er den gutgefüllten Geldbeutel sah, dankte er dem großzügigen Spender mit einer tiefen Verbeugung. :]


    "Ich danke Dir von Herzen für deine Großmut. Wenn dich das Thema interessiert - ich arbeite gerade an einem zweiten Volumen - es ist fast fertig. Wenn du willst, lasse ich es dir zukommen."

    Biberius tat so, als bemerke er das Treiben der jungen Leute nicht.


    "Ihren Beinamen bekam Juno Moneta übrigens, als die ihr heiligen Gänse die Wachen vor den herannahenden Galliern warnten. Seitdem werden die Gänse aus der Stadtkasse versorgt."


    Biberius deutete auf die Senke, welche die beiden Hügelkuppen trennte.


    "Wisst ihr, wie diese Senke heißt?"

    Biberius atmete tief durch.
    Zum Glück hatte der Patrizier den Doppelsinn seiner Worte und die in ihne steckende Aufforderung nicht durchschaut!


    Doch leider auch keiner der anderen Passanten ... :(

    Ich weiß offen gestanden nicht, was hier so üblich ist. Ich werde die Entlohnung vertrauensvoll deinem Herrn überlassen. Vielleicht möhte ich eines Tages einen kleinen Betrieb eröffnen,eine Taberna etwa, um über wirtschaftliche Erfolge zu Ansehen zu kommen und mir das Bürgerrecht zu erwerben. Vielleicht jedoch schaffe ich das auch auf meine Weise, indem ich Bücher schreibe und sie verkaufe. Vielleicht gibt es ja noch mehr Römer, die Abstruses mögen.

    Biberius war noch ein wenig außer Atem von den Gradus Monetae, den steilen Stufen, die zum Tempel der Moneta am höchsten Punkt der Festung heraufführten.


    Doch dann fing er an zu erklären:


    "In diesem Tempel wird Iuno Moneta verehrt, Juno die Mahnerin (monere = mahnen). Mit Einführung der Silberwährung wurde hier auch die römische Prägestätte eingerichtet, über die ein Münzmeister die Aufsicht hat."


    Er atmete durch und fuhr dann fort:


    "Ihr wisst, dass von (Iuno) Moneta das Lehnwort 'Münze' abgeleitet ist, und wir sprechen auch noch von 'Moneten'.
    Die Münzanstalt ist ein durchorganisierter Handwerksbetrieb. Jedes Geldstück wird in einem Arbeitsgang, Vorder- und Rückseite zugleich, aus einem genormten Metallstück, einem sogenannten Schrötling, von Hand geschlagen. Deshalb sehen die Münzen auch sehr unterschiedlich aus: es gibt ungleichmäßige Ränder, verrutschte Stempelbilder, eingerissene Münzränder, Doppelschläge und Ähnliches."

    Als einige der Umstehenden ihn sehr verwundert anblickten, fügte er verschmitzt hinzu:


    "Ein Dichter hat einmal gesagt:
    'Gib, was du geben willst, eh man darum dich bat;
    es ist nur halb geschenkt, was man erbeten hat!"
    ;)

    Biberius ging über das Forum. Er hatte eine cista bei sich, in der sich zahlreiche Schriftrollen befanden.


    http://C:\Dokumente und Einstellungen\Peter\Eigene Dateien\Imperium Romanum\cista.jpg


    Auf den Stufen der Basilica Aemilia machte er Halt und verkündete mit lauter Stimme:


    "Hört, Bürger von Rom!
    Ich habe mein erstes Buch vollendet. Es handelt von einem Spiel, das euch gewiss noch unbekannt ist: Pediludium!
    In mühsamer Schreibarbeit habe ich einige Exemplare davon angefertigt und möchte euch diese zum Geschenk machen. Greift zu, so lange der Vorrat reicht!"


    Und großzügig gab er Schriftrollen an die aus, die welche haben wollten.

    Von dieser Mannschaft habe ich noch nie gehört! Die scheinen wohl einen ziemlich schlechten Trainer gehabt zu haben ...

    „Salve, Strabon. Man nennt mich Biberius, aber du solltest dich hüten, mich deshalb als einen potator anzusehen.“


    Sim-Off:

    Biberius < bibere, trinken; potator < potare, trinken. Die Substantive auf –tor bezeichnen etwas, das jemand aus Beruf oder Leidenschaft (oder Sucht) macht. Ein potator ist also ein Säufer.


    "Ich stamme aus Bratananium in Rätien. Es ist eine keltische Siedlung, und der Name bedeutet so viel wie „die Feuerberge“. Von den Höhen dort kann man nämlich mittels Feuerzeichen schnell Nachrichten übermitteln. Vielleicht ist dir Cambodunum ein Begriff; es liegt vier Tagesreisen südwestlich von Bratananium. Auch Augusta Vindelicorum ist nur drei Tagesreisen entfernt; es liegt nordwestlich von meinem Heimatort. Manchmal kann man bei schönem Wetter sogar die Alpen in der Ferne sehen.


    Von den knapp 700 Bewohnern Bratananiums bilden etwa zwei Dutzend rein römische Familien die Oberschicht. Sodann gibt es dort Römer, die einheimische Frauen geheiratet haben, meist Kleinbauern und Arbeiter. Sie werden allerdings mehr zu den Einheimischen gerechnet. Gut 100 Familien sind alteingesessene Kelten, die der Herrscherschicht nicht eben wohlgesinnt sind. Eine beachtliche Anzahl von ihnen versteht Latein und macht auch Gebrauch davon, wo es nicht zu umgehen ist.


    Ich selbst war verheiratet mit Clementia Popeia, die ich in Bratananium begraben habe …“


    Er bricht ab und sein Blick verliert sich in der Ferne.
    Doch gleich darauf fährt er zu Strabon gewendet fort:


    „Du sagtest, du bist der Maiordomus. Bis heute wusste ich nicht, dass es dieses Wort bei den Römern gibt. Ich glaubte immer, der Haushofmeister sei der atriensis (= Aufseher über das Atrium)? – Aber egal. Was ich noch brauche? Ich bin euch sehr dankbar für das Cubiculum. Und ich würde mich freuen, wenn mir der Zugang zu eurer Bibliothek gestattet wäre …