Beiträge von Sabbatia Orestilla

    Ich musterte Maxerius. Seine eigene Frage schien ihn erschreckt zu haben. Unwillkürlich mußte ich lächeln.


    "Ist schon in Ordnung. Nun, ich werde vorerst noch etwas in Mantua bleiben. Ich hege tatsächlich den Wunsch, Priesterin zu werden..."


    Ich zögerte. Den Wunsch zu haben war eine Sache, die Berufung dazu zu haben eine andere. Das aber war ein Thema, welches ich jetzt nicht unbedingt mit Maxerius ausdiskutieren wollte.


    " Du sagst, dein Herr muss bald nach Germanien? Dann wäre es wohl besser, wir gehen zurück zur Casa. Er braucht dich vielleicht wieder. Bei Reisen gibt es immer viel zu beachten und wenn er länger in Germanien bleiben muss, gibt es sicher auch viel zu packen."


    Ich strich mir eine lose Strähne aus dem Gesicht. Natürlich würde auch ich Sebastianus zur Hand gehen, falls es etwas für mich zu tun gäbe.

    Ich kniff etwas die Augen zusammen, um die Tongrube und die Töpferei besser sehen zu können. Ich konnte ahnen, dass da viel Arbeit dahintersteckte. Respekt!


    Es freut mich, dass die Geschäfte gut laufen. Erstaunlich, dass dein Herr das hier und all seine anderen Verpflichtungen unter einen Hut bringen kann!
    Sag mal, haben meine Brüder nicht auch einmal hier gearbeitet? Mir war, als hätte man mir mal etwas in der Art geschrieben...


    In Gedanken versunken stand ich eine Weile einfach so da. Als ich aufsah, verriet der Stand der Sonne, dass die Zeit bereits schneller vergangen war, als ich gedacht hatte. Und immer noch gab es so viel zu tun und zu sehen. Fast schon ein wenig wehmütig sah ich nochmal zu den Weinstöcken. Ich würde auf jeden Fall noch einmal herkommen.
    Jetzt aber wandte ich mich wieder an Maxerius:


    Es ist schön hier, aber ich würde heute noch gerne etwas von der Stadt sehen. Das Amphitheater würde mich interessieren, aber wir können auch erst auf den Markt, wenn er eher auf dem Weg liegt.

    Ich stellte mich neben Maxerius und ließ meinen Blick schweifen. Ich war beeindruckt von der Aussicht, die sich mir bot. Gut, die Weinstöcke sahen etwas verwildert aus,was aber deren Schönheit keinen Abbruch tat. Der üppige Wuchs der Pflanzen und die dunkle Erde ließen keinen Zweifel daran, dass der Boden gut und fruchtbar war. Bestimmt hatten die Trauben eine gute Qualität. Auf Maxerius´Hinweis hin schaute ich mich um und erblickte die Kelterei. Ein wirklich schönes Gebäude.
    Neugierig wandte ich mich wieder Maxerius zu:


    Die Weinberge sind wirklich wunderschön. Sag, welche Sorte Wein wird hier hergestellt und wie wird er genannt?

    Hmm. Eine schwere Entscheidung. Eigentlich wäre ich am liebsten gleich zum Tempelviertel gegangen, aber andererseits wäre es vielleicht besser, sich das für später aufzuheben, wenn ich genung Zeit und Ruhe dafür hatte. Daher antwortete ich:


    Lass uns doch mit den Weinbergen anfangen.

    Aha, dachte ich, dass muss Maxerius sein. Nun gut. Ein kleiner Stadtbummel könnte mir jetzt sicher nicht schaden.


    Ja, Maxerius. Ich würde mir gerne die Stadt ansehen und hätte gern jemanden dabei, der mich ein wenig herumführt. Von mir aus könnten wir sofort los.

    Ist gut. Danke nochmal......


    Ich sah Sebastianus nach, als er das Zimmer verließ.


    Ich hatte eine Schale Wasser entdeckt, dass irgendjemand bereits für mich bereit gestellt hatte und begann, mich ersteinmal ausgiebig zu waschen. Ein Teil meines Gepäcks war auch bereit hierhergebracht worden. Ich öffnete es und suchte mir eine frische Tunika aus, die vom Transport nicht zu sehr mitgenommen aussah. Neu eingekleidet und wieder annehmbar sauber richtete ich mir noch kurz das Haar und suchte mir eine Sitzgelegenheit.


    Während ich da sitzte, gingen mir die Ereignisse der letzten Zeit durch den Kopf. Der Abschied von meinem alten Zuhause und den vertrauten Gesichtern dort, die lange Reise, die Ungewissheit, wie man auf meine Ankunft reagieren würde, Mantua, das Warten und das ungewisse Schicksal meiner Brüder.... . Nun, ja. Einige meiner Befürchtungen haten sich mittlerweile ja als grundlos herausgestellt. Die Casa war wirklich schön, genau wie das Zimmer. Sebastianus hatte sie gleich hier aufgenommen und war wirklich ein sehr netter Mensch. Über die Stadt konnte ich mir zwar noch kein Bild machen, aber das würde sich bald ändern. Jetzt aber erstmal genug der Grübelei !


    Ich stand auf und begann summend, weiter meine Sachen auszupacken und mich einzurichten.

    Voller Vorfreude betrat ich hinter Sebastianus mein Zimmer und sah mich gleich etwas um. Ich lächelte. Das Zimmer war wirklich schön. Eben so richtig gemütlich und hell.
    Mit leuchtenden Augen wandte ich mich wieder Sebastianus zu:


    Ob das Zimmer zu meiner Zufriedenheit ist? Was für eine Frage, es ist absolut herrlich!

    Ich dachte: Ja, hier werde ich mich sicher bald daheim fühlen.

    Nun, ja. Wenn du gestattest, würde ich mich dann kurz frischmachen. Die Reise war doch etwas... staubig. Mmmh, ich würde später gerne einmal die Tempelanlagen hier besuchen, wenn du Maxerius dann nicht selbst brauchst, würde ich ihn gerne mitnehmen. Nur für den Fall, dass ich mich verlaufe.......... .


    Wieder hielt ich kurz inne. Gab es noch etwas, was er für mich tun könnte? Nun, da war tatsächlich etwas. Ich atmete tief durch und sagte dann:


    Es gibt da wirklich etwas, was du für mich tun könntest: Sag mir bitte Bescheid, wenn ich mich einmal für deine Hilfe revangieren kann...

    Ich musste mich zurückhalten, um ihm nicht einfach vor lauter Freude über das Angebot hier bleiben zu dürfen, um den Hals zu fallen. Das schon ein Zimmer für mich bereitstand hatte mich wirklich positiv überrascht.
    Ebenfalls lächelnd antwortete ich:


    " Oh, ich bleibe sehr gerne. Vielen, vielen Dank."

    Ich stutzte kurz, da ich über seine Frage nachdachte. Zögernd sagte ich schließlich:


    " Nun ja, mmmh, könntest du mir noch sagen, wo mein Zimmer ist ?"

    Zuerst war ich etwas erstaunt. Viele Menschen verglichen mein Aussehen mit dem meiner Mutter, doch dass das hier jemanden ins Auge springt, hatte ich nicht erwartet. Während ich insgeheim noch nachdachte, was ich über den vor mir Stehenden gehört hatte, antwortete ich ihm mit einem warmen Lächeln:
    "Es freut mich wirklich sehr, dich kennenzulernen. Deine Tante Iustina war meine Mutter. Ich bin ihre und Tiberius Sabbatius Tullius´Tochter und die Schwester von Quintus Sabbatius Aurelianus. Er und meine Brüder sind ja schon vor längerer Zeit hierher gekommen, während ich auf dem Land geblieben bin. Leider habe ich seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört und ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist und die Gelegenheit nutzen, die restliche Familie kennenzulernen, bevor ich mich ins Stadtleben wage."

    Schon im Weggehen begriffen drehte ich mich wieder um, als ich plötzlich hinter mir eine Stimme hörte. Ein Mann stand an der Tür und wartete offensichtlich auf eine Antwort. Etwas verlegen versuchte ich noch schnell, meine Kleidung in Ordnung zu bringen. Schließlich heißt es ja, dass der erste Eindruck immer der Beste sei. Lächelnd sagte ich:


    " Salve. Mein Name ist Sabbatia Orestilla. Ich, nun, ich bin hier, weil ich hoffte, endlich einmal meine Verwandtschaft kennenzulernen... . Darf ich daher fragen, wer Ihr seid ?"


    Ich sah zu dem noch Unbekannten hinüber und wünschte, meine Antwort hätte besser und weniger nervös geklungen. Vielleicht machte ich mir einfach auch wieder zu viele Gedanken.