Beiträge von Lynn

    Warum Lynn getrödelt hatte, konnte sich ihre Herrin eigentlich auch denken. Je weniger sie von dieser komischen Feier mitbekam, desto besser, denn hasste die Feste der Römer. Sie verstand weder die Sitten noch die Gebräuche dieser Barbaren und sie interessierte sich auch nicht dafür. Sie war klug, dass konnte man ihr manchmal anmerken und sie hätte keine Schwierigkeiten, sich an das Leben in Rom, im römischen Imperium anzupassen. Nur ihre Verbissenheit, ihr Unwillen, sich vollständig zu unterwerfen und auch die Absicht, sich nicht von allen Erinnerungen an die Heimat los zu sagen, hielt sie davon ab, auch nur daran zu denken, sich mit den römischen Göttern und ihren Ehrenfesten auseinander zusetzen. So hatte sie es dann doch erfolgreich geschafft, Sabina wenigstens für eine kurze Zeit noch in der Casa zu behalten, letztendlich saß sie aber doch am längeren Hebel und so blieb Lynn nichts anderes übrig, als mitzukommen und sich voller Vorfreude in die Sitten der Römer einzureihen. Was hatte sie nur verbrochen? War es denn nicht Qual genug, überhaupt wie ein Tier an der Leine behandelt zu werden? Es gab viele Sklaven, die schon fast als Familienmitglieder betrachtet wurden, aber sie wollte nicht. Sie wollte nicht und wehrte sich vehement, auch nur ansatzweise einer solchen Vorstellung nach zu kommen. Eher würde sich der Mond blutrot färben, als dass sie in Gedanken jemals weniger wie ein Schritt von sämtlichen Fremdlingen Abstand hielt.


    Auch den Weg zum Fest selbst ging sie absichtlich langsam. Sie schlenderte, tat so, als hätte sie einen kleinen Krampf in der Wade, spielte das Interesse an einer knallbunten Vase, interpretierte Sabinas Anweisungen manchmal mit purer Freude falsch. Es war eines der wenigen Dinge, die ihr Herz erfreute, wenn sie für einen kurzen Moment der Mittelpunkt war. Wenn sich ihre Herrin um sie sorgte, oder sie mit bösen Blicken bedeckte. Wenn einer dieser abscheulichen Matinier sie anschrien, wenn sie geschlagen wurde. Auf schmerzliche Art und Weise gelang es ihr, Beachtung zu erlangen. Mit Schmerzen und mit stummer Freude nahm sie war, nicht wie ein Niemand behandelt zu werden. Das dauerte zwar nie lange an – abgesehen von den Konsequenzen – aber mehr als einmal war es ihr das wert.


    Am Ort des Geschehens selbst ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen. Wie schon vor einiger Zeit bei diesem anderen Fest ... der Medi ... Meditri, wie auch immer, waren hier wieder schwindelerregend viele Leute und mit dabei war wieder diese seltsame Kerl, von dem sie glaubte, dass er ein Patrizier war. Nur mit halbem Ohr hörte Lynn seinem Gelaber zu und schaute lieber desinteressiert weiter in der Gegend herum. Diesmal würde es hoffentlich kein Massenbesäufnis geben, wie beim letzten Fest. Zwar war ihre Herrin weg, bevor etwas bedrohliches passiert wäre, aber schon zu diesem Zeitpunkt konnte man so manchen herum torkelnden Bürger oder Bewohner Roms von seinen schlechten Seiten kennen lernen. Ihr war das alles nicht geheuer. So viele Menschen und sie stand mitten drin. Es war nicht so, dass sie Angst gehabt hätte, gut ein wenig vielleicht schon, hauptsächlich fühlte sie sich einfach unwohl. Die junge Sklavin fühlte sich sprichwörtlich erdrückt. Wohlmöglich war sie einfach ein wenig agoraphobisch, oder dieses Unwohlsein zeugte einfach nur von den Folgen der Begegnung mit Römern. Begegnungen, die für sie so gut wie nie positiv ausfielen. Leicht verstört griff Lynn nach Sabinas Arm und schaute sie an. “Müssen wir hier lange bleiben? Bitte nicht ...“ Fragte sie und schaute ihrer Herrin hoffnungsvoll in die Augen. Sie wollte hier nicht länger wie nötig bleiben. Sie erwartete, dass ihre Herrin nicht so viel widersetzen wollte, wenn Lynn ein wenig übertrieb, wie gerade eben.

    Lynn wurde mal wieder von ihrer Herrin mitgeschleift, wie sie sagte zu einem seltsamen Fest der Römer. Die Römer hatten viele solcher Feste, wie die junge Sklavin in der Zeit, wo sie schon hier lebte, oder eher arbeitete, mitbekam. An sich war das ja etwas Gutes, es erinnerte sie ein klein wenig an die Heimat, denn dort gab es ebenfalls viele Feste, aber hier durfte sie ja nicht teilnehmen, sie war schließlich nur eine Sklavin und wäre sie keine wüsste sie nicht, ob sie überhaupt in Roma wäre, um einem solchen Spektakel beizuwohnen, oder doch in ihrer Heimat mit den Brüdern durch die dichten Wälder gehen würde. Nein, vermutlich letzteres, denn sie mochte die Römer nicht, ganz andere Sitten hatten sie und sie hielten so viele Sklaven und es war einfach grässlich. Wieso konnten sie denn nicht einfach ihre besiegten Gegner dort lassen, wo sie waren? Es gab doch so viele eingebürgerte Menschen, die ursprünglich die Feinde der Römer waren. Was hatte sie denn schon verbrochen, dass sie nun in diesem Haushalt hauste, jeden Tag sich um ihre Herrin kümmern musste, die seit kurzem auch noch selten komisch schien, noch mehr wie die römische Allgemeinheit, und jeden Tag sich mit den hiesigen lüsternen Händler abgeben musste? Wieso war sie in dieser grässlichen Stadt, wo selbst die Natur künstlich schien und der mit Sicherheit einst so schöne Tiber nicht mehr wie ein großes Abwasserrohr war? Das Imperiurm Romanum wie sie es so schön nannten würde noch schneller untergehen, als ihnen lieb war, denn die Natur würde sich eines Tages das zurückholen, was man ihr genommen hatte und da konnten ihnen ihre seltsamen Götter auch nicht helfen, nicht einmal wenn sie so viele Feste feierten, wie dies eines heute. Es ging um Wein, das hatte sie mitbekommen und spätestens auf dem Fest erfuhr sie auch genaueres, denn man hatte ihr ja schon vor längerer Zeit beigebracht, die lateinische Sprache zu gebrauchen und da sie es erstens als nützlich empfunden hatte, diese zu lernen und ihr zweitens gar keine andere Möglichkeit blieb, wollte sie keine Peitschen- oder Rohrstockhiebe empfangen, lernte sie diese Sprache fleißig. Das Problem war noch das Schreiben ... ein wenig beherrschte sie, aber ihr Schriftbild glich dem eines Dreijährigen und war nur so gespickt von Fehlern, dass jeder paedagogus nur die Hände über den Kopf heben würde und kopfschüttelnd von dannen zogen würde. Ob man ihr das auch beibringen würde? Sie hatte gehört, dass viele Sklaven beispielsweise Briefe für ihre dominae und domini schrieben. Oder lag ihre Aufgabe woanders? Ja, in der Pflege von Sabina ... toll, eine Aufgabe, die sie sich sicher nicht freiwillig ausgesucht hätte. Warum war sie nur nach Roma gekommen? Warum hatte man sie ihr zugeteilt? Das war einfach nur schlimm!


    Nur im Hintergrund vernahm sie also die merkwürdigen Aktivitäten, denn sie durfte ja nicht mittrinken ... mittrinken vom Wein, der ausgeteilt wurde und anscheinend eine Mischung war. Alten und neuen Wein hatte man in die Becher gefüllt und der wurde nun von jedem Anwesenden geschluckt und soweit sie das verstand und von dem, was sie schon gehört hatte, gab es anschließend eine Art Massenorgie, wo der Wein in strömen fließen musste. Er sollte gut für die Gesundheit der Römer sein und dass diese sich das nicht entgehen ließen, war ja klar. Wer freute sich nicht, wenn man sich einmal umsonst die Kanne geben konnte, das auch noch von einem überaus großzügigen Politiker finanziert, dem natürlich nur das Wohlergehen Roms nahe stand. Ha, welch Heuchelei, ihn interessierte nur, dass sein Name genannt wurde, er sollte als guter Bürger darstehen, was ihm die Stimmen für eine seltsame Wahl sichern würde. Ruhm und Ehre sollte das bringen, aber konnte man denn damit leben, wenn man wusste, mit welchen Mitteln man sich diese geholt hatte? Nichts von wegen „selbstlose Taten“, „Aufopferung für das Volk“, „Großzügigkeit“, alles eine Masche um möglichst schnell möglichst hoch zu kommen, um nur noch mehr Geld zu scheffeln.


    Gähnend langweilig das ganze, hätte sie nur einen kleinen Schluck bekommen, sähe die Welt schon anders aus, denn aus Erfahrung wusste sie, dass schon eine Prise Alkohl sie völlig betrunken durch die Gegend schlendern ließ ... im besten Fall, denn es konnte auch gut vorkommen, dass sie nach einem Kelch einfach nur noch irgendwo lag, darauf wartend, dass man sie in Sicherheit trug, denn was würde hier passieren, wenn einige betrunkene Männer eine wehrlose hübsche Frau halb bewusstlos am Boden liegen sah? Aus der Traum von den hilfsbereiten Männern, über Lynn herfallen würden sie, wie eine gierige Meute Wölfe, die den frischen Geruch von Blut in der Nase hatten und möglicherweise sogar den Schaum vorm Mund hatten, der zeigte, dass sie sich mit der Tollwut angesteckt hatten. Bei dem Gedanken, dass die Männer bei zuviel Wein wohlmöglich auch Schaum vor dem Mund hatten musste sie leise kichern. Es gefiel, wenn die Römer ihr wahres Gesicht als eine wilde Meute zeigten, denn dann sah man, dass sie keineswegs besser waren, als Germanen, Kelten, Gallier oder eines der vielen anderen Völker. Sie waren die die besser waren, denn sie verleumdeten sich nicht selbst, sondern standen zu dem, was sie waren.


    Lynn wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als sie ganz nahe eine raue, männliche Stimme hörte, die anscheinend mit Sabina sprach. Etwas verwirrt, wo sie denn nun war, schaute sie sich kurz um, nur um dann festzustellen, dass die Zeit elend langsam verlief und sie noch immer nicht von diesem scheußlichen Ort weg waren, dann wanderte ihr Blick zu Sabina, die sie, zu ihrer Überraschung, anlächelte und schließlich blieb der Blick auf dem Fremdling, der direkt neben Sabina stand. Dass sie ihn noch nicht vorher bemerkte verwunderte sie nicht weiter, denn bekanntlich war Lynn meist tief in ihren Gedanken und bemerkte so die Umwelt oftmals nur halb so gut, wie es ihre Aufgabe als Sklavin war, aber bisher hatte sich außer dieser Widerling namens ... Plautius niemand darüber beschwert, was ihr auch ganz gelegen kam.
    Flirtete dieser Mann mit ihrer Herrin? Zumindest schaute er sie komisch an und redete wirres Zeug und Sabina? Sie schien im ersten Moment gar nicht so abgeneigt zu sein. Sie war ja wirklich schlimm ... flirtete mit alles und jedem, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Wen hatte man ihr da nur zugeteilt? Lynn senkte ihr Haupt vor den beiden und versuchte nicht weiter aufzufallen, obgleich sie immer wieder einen verstohlenen Blick zu den beiden warf und jedes Wort hörte.

    Panik und Angst waren ein gut eingespieltes Team, wenn darum ging, einen Menschen völlig niederzuschlagen und ihn um sein Leben hadern zu lassen. Was könnte sich schon gegen solche Gefühle durchsetzen? Ja, Liebe und Schmerz, wobei das eine dem anderen oftmals folgte und man somit nur eines nennen brauchte. Ja, Liebe und Schmerz ... Dinge, die Lynn in diesem Moment nicht hatte. Keine Wunde, keine Blutung, nicht einmal eine Schnitt- oder Brandnarbe. Nichts und Liebe? Ja, dieses Thema konnte man als Sklavin gut nach hinten verdrängen. Niemand würde eine Sklavin lieben, egal wer, solange er nunmal kein Sklave war und eine Beziehung mit einem Sklaven kam nun gar nicht in Frage, das würde ja nicht nützen, ihren Status als Unfreie loszuwerden. Man müsste irgendeinen reichen Kerl, Plebejer oder am besten Patrizier um den Finger wickeln können, der sie dann von Sabina abkaufen würde, um sie danach freilassen würde, damit eine Heirat stattfinden konnte. Ja, das müsste man machen, aber Lynn hatte in diesen Dingen immer Pech. Oder ging sie in solchen Dingen einfach zu negativ an die Sache? Wenn man schon von vorne herein nur das schlechteste erwartet, würde natürlich auch nichts gutes bei herauskommen ... soweit konnte sie schon denken, aber das dann auch in die Tat umzusetzen war schwer, denn es war leichter gesagt, als getan, als Sklavin ein stets positives und Denken und einen Blick für die Zukunft zu haben. Nein, da müsste sie was ändern, in ihrer nächsten Freizeit, ja ... da würde sie sich durch Rom machen und versuchen, jemanden netten kennenzulernen. Nein, nett muss er nicht sein, er muss einfach viel Geld haben, am besten noch sehr alt sein und dann müsste er sie heiraten, Lynn würde ihn beerben und auf einen Schlag war ihr Leben als arme Keltin vorbei und ein neues Leben als reiche Bewohnerin dieses absolut grauenvollen Stadt würde beginnen.
    Nun hatte sie sich in Gedanken wieder so weit vom eigentlichen Ziel entfernt, dass ihr nun wieder die derzeitige Situation wie eine Faust auf das Gesicht, oder um es passender auszudrücken, wie die Peitsche auf den Rücken. Sie musste Sabina suchen, sie musste und das ziemlich rasch!


    Mit höchster Aufmersamkeit eilte die junge Sklavin durch die vielen kleinen Reihen zwischen den Ständen, wo sich die vielen potentiellen Käufer reihten und mit großen Augen die Produkte bestaunten oder mit offenen Mündern den geschickten Reden der Händler lauschten, dir mit säuselnden Worten und extra Prämien versuchten, ihre Ware an den Mann zu bringen. Man musste immer aufpassen, wo man einkaufte und erfahrungsgemäß waren die kleinen und stillen Stände immer die preiswertesten mit einem guten Gleichgewicht zwischen Qualität und Geldbetrag.
    Nirgendswo hier fand sie einen der beiden aber. Sergius Curio und ihre Herrin schienen wie vom Erdboden verschluckt, als hätte sie der Fährmann persönlich in die Anderswelt gebracht. Nein, das war Blödsinn, die würden in ihr ... wie nannten sie es doch gleich „Elysium“ einkehren und dort ewige Ruhe, Frieden und Glückseligkeit finden. Wie langweilig es dort sein musste ...


    Wieder wanderte sie durch die Reihen, schnappte Gesprächsfetzen auf, versuchte eine bekannte Stimme aufzufangen, versuchte eine gewohnte Gestalt zu erkennen, aber nichts dergleichen geschah. Vielleicht sollte sie einfach einmal an den Rand des Marktes gehen, denn oft machten sich die Käufer einmal in die Tavernen dort, um sich von diesen Strapazen zu erholen, denn ein Tag auf dem Markt, und wenn er zusätzlich noch so heiß war, war wirklich anstrengender, als so manch einer glaubte und so wunderten sich viele Domini und Dominae, dass ihre treuen Helfer nach dem Einkauf so erschöpft waren. Das schlauchte ganz schön!
    Am Rand des Marktes angekommen, suchte sie mit ihren hübschen Augen, die Dank der schattenspendenden Schirme nicht im Sonnenlicht leuchteten, die Umgebung ab. Man würde wahrscheinlich auf einer solchen Entfernung überhaupt nichts erkennen, aber Lynn konnte einfach nicht mehr, sie war geistig und körperlich so gut wie am Ende und dann diese Begegnung mit diesem fetten, alten Lustknaben ...widerlich. Ihre Kehle war so trocken, wie sie sich den ägyptischen Sand unter der endlos scheinenden Sonne vorstellte und ihr Kopf war so mit Gedanken gefüllt, dass man zwanzig Bücher hätte damit füllen können. Bücher über Sklaven, die jedesmal wegen Angst gestorben sind. Wie deprimierend das ganze doch war und zu allem übel war einer ihrer schönen Sandalen kaputt. Er hielt nur noch an einem Lederband und bei jedem Schritt lief sie Gefahr, mit ihren zarten Füßen den rauen und unerschütterlichen Steinboden zu betreten, der wohl schmerzen musste. Alles in allem eine auswegslose Situation ... ihre Götter erhörten sie nicht, sie hatten sie nie erhört, sonst wäre sie nun keine Sklavin. Vielleicht sollte sie sich einmal an die römischen Götter wenden? Wie hieß denn gleich ihr oberster Gott ... Iapiter, Ioppitor, Iipitur ... so ähnlich musste er heißen, aber wie auch immer. Stumm betete sie zu ihm und hoffte auf eine rettende Lösung, die zu ihrer Überraschung sogar schon eintrat, bevor das Gebet völlig zu ende war. Dort lief er! Dort ... Sergius Curio, von diesem seltsamen Stand zu einem der Tische und dort ... dort saß Sabina! Der Tag war gerettet, danke Iopptur, Iappitor .. ach egal! Dort waren sie, keine zehn Schritt entfernt und sie hatte sie nicht entdeckt.
    Freudentränen rannen ihre Wange runter und ein überglückliches Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht und so eilte sie zu ihrer Herrin, nicht auf ihre beschädigte Fußbekleidung achtend und tippte ihr dann vorsichtig mit dem Finger auf die Schulter, nachdem sie angekommen war. Hoffentlich störte sie die beiden nicht.
    “Herrin ... verzeih, ich habe Dich nicht gefunden ... Hier sind die gewünschten Sachen“ Zaghaft reichte sie ihr die beiden Beutel, wo sich eine Tunika und ein paar Sandalen für Sabina befanden. Curio schenkte sie noch ein kleines Lächeln, senkte dann aber wieder fast schon ehrfürchtig das Haupt, um sich auf schlimme Worte und vielleicht sogar schlimme Taten gefasst zu machen.

    Das eigentliche Besorgen der Tunika und der Sandalen dauerte nicht wirklich lange. Geschickt huschte Lynn durch die Menschenmenge und hielt nach vielversprechend aussehenden Ständen ausschaue. Meist konnte man schon von weiten sehen, ob die Waren was taugte. Zwar nicht an den Waren selbst, aber die Qualität des Standes und vorallem ein Blick auf den Händler sagten oftmals viel mehr aus, als ein Blick auf die Ware. Ein leicht heruntergekommen wirkender Verkäufer, der an einem gammeligen Holzgerüst steht, kann mit einem gepflegten Mann an einem ordentlich aufgebauten und teuer wirkenden Stand natürlich nicht vergleicht werden, ebenso wie der Preis. Hier galt es, einen guten Mittelweg zwischen Kosten und Nutzen zu finden und viele Sklaven und sie glaubte sich dazu zählen zu können, hatten das zu einer kleinen Kunst ausgearbeitet, denn je mehr man sparen konnte, desto eher würde ein kleiner Lohn oder das Restgeld für sie abfallen und wie schon schon so oft gesagt: Geld regiert die Welt!


    Ziemlich am westlichen Ende des Mercatus Urbi fanden sich meist die preiswertesten Marktstände, denen sie so oft einen kleinen Besuch abstattete, dass man sie schon kannte, wenn sie nur am Stand vorbeilief. Vielleicht mochte das auch daran liegen, dass die meist etwas kräftigeren Händler oft sehr einsam waren und die junge Sklaven nicht gerade ein Mauerblümchen war. Das konnte man natürlich auf oftmals ausnutzen und ein kleines, oder auch größeres Schnäppchen herausschlagen, wenn man ihnen nur ein Versprechen auf ein aufregendes Abenteuer gab, was sie natürlich bisher nie eingelöst hatte. Diese Kerle widerten sie an und falls es doch einmal in eine solche Situation kam, wusste sie sich zu wehren. Sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste, an welcher Stelle ein Mann ganz schön empfindlich auf Schmerzen reagieren konnte ... und sie konnte das schon ein oder zweimal üben.


    “Ah, wer is'n da? Meine große Liebe ... du weißt, dass du mir noch einen kleinen Gefallen schuldest? Wann kommst denn zu mir? Ich hab en ganz gemütliches klenes Liebesnest, wo du mich richtisch schön verwöhnen kannst!“ Ein moppeliger und kleiner Verkäufer trat an Lynn heran und hauchte mit seinem rasselnden und feuchten Atem an ihr Ohr und sie musste ernsthaft gegen ihre aufsteigende Übelkeit ankämpfen, sonst hätte noch etwas Schlimmes passieren können. “Gib es doch zu meine Süße. Du willst mich doch genauso sehr! Auf was stehst'n so? Ich wette du magst die harte Tour.“
    Schnell wanderten seine wurstigen Finger zu ihren Brüsten und atmete weiter schwer und unkontrolliert an ihrer Wange. Ohne Schwierigkeiten war das Schnaufen seiner Nase zu vernehmen, welche gierig ihren Duft aufsog.
    “Bitte, meine Herrin ist ganz in der Nähe und sie würde das nicht gutheißen. Sie hat einige Leibwachen dabei, die sich vorzüglich damit auskennen, Störenfriede zu entmannen. Gerne würde ich dir nachgeben, aber ich fürchte um deine Männlichkeit.“ säuselte sie ihm lieblich ins Ohr, ohne sich näher als nötig ihm zuzuwenden, während sie die flache Hand auf seine Brust legte und ihn sanft, aber mit einer gewissen Stränge nach hinten drückte.
    “Was? Wie?“
    Ruckartig lösten sich seine Griffel von der Sklavin und er ging zwei Schritte zurück, ehe man ein leichtes Wimmern hören konnte. Lächerlich, wie er sich aufführte, ein richtiger Angsthase. Aber es gab ihr ein wenig Genugtuung, als Sklavin eine solche Macht ausüben zu können.
    “Wenn ich das richtig sehe, verkaufst du Tuniken und Sandalen. Wenn du mir welche zu einem günstigen Preis vermachst, wird beim nächsten Wiedersehen sicherlich niemand dazwischenfunken.“ Nächstes Wiedersehen. Pah! Wenn es nach ihr ginge, könnte er in seinem ach so tollen Liebesnest auf irgendeine Lupa warten, die ihn dann verwöhnen könnte. Sie aber würde sich für das nächste Mal schön einen anderen Händler suchen.
    “Bist du sicher, dass du mir das Versprechen geben kannst? Joa, also ich geb dir das gerne zu einem Vorzugspreis ... ist ja für ne Vorzugsfrau.“ Wieder zeigte sich dieses lüsterne Grinsen auf seinen Lippen, die so noch viel abstoßender wirkten, als vorher.
    “Vertrau mir!“
    Das Grinsen verschwand langsam und sein Gesichtsausdruck änderte sich in eine leichte Skepsis, die aber auch schnell wieder verschwand. Schließlich kramte er kurz in einer Kiste hinter sich und holte eine schöne Tunika, wie auch ein Paar Sandalen hervor, was er ihr dann entgegen streckte.
    “Wie viel?“ “Halte nur dein Versprechen und sei das nächste Mal schön willig!“
    Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo sie davonlaufen wollte, aber sie lächelte ihn nur nüchtern an und drehte sich dann mit einem dankenden Lächeln um. Wo war sie nocheinmal losgegangen? Dort drüben, da war doch die Bank, wo dieser Curio saß, da mussten sie noch sein.


    Genauso flink machte sie sich nun auf den Rückweg, sich diesen ekelhaften Typ aus dem Kopf schlagend. Wenn sie das nicht schaffen würde, käme er noch in ihren Albträumen vor und würde sie Nacht für Nacht mit seinen gierigen Fingern befingern. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihr einfach die Tunika vom Leib gerissen und seinen Kopf in ihrer Brust versenkt. Vielleicht sollte sie es doch ihrer Herrin sagen. Sie hatte ja Einfluss durch ihren Vater und es gab sicher genug, die ihr einen kleinen Gefallen tun würden. Dieser Curio vielleicht auch...


    Nach kurer Zeit kam Lynn wieder am Ausgangspunkt ihrer Einkaufstour an und schaute auf eine leere Bank. Leer ... sie war leer. Sergius Curio saß nicht hier und ihre Herrin war auch auf den ersten Blick nicht auffindbar. Wo war sie? Hatte man sie vergessen, im Stich gelassen? Oh nein, man würde denken, sie wäre abgehauen und dann nach ihr suchen. Die Vigilen würden nach ihr fanden und sie gewiss in einen Carcer sperren, bis Sabina auftauchen würde und dann würde man sie auspeitschen lassen und sie müsste niedere Aufgaben machen und ... ja und ... ganz viele andere schreckliche Sachen würde geschehen. Leicht verstört schaute sie sich um, ohne die Umgebung nicht wirklich zu beachten. So hätte sie sicher die beiden gefunden, aber ihre Gedanken verschreckten sie in diesem Falle zu sehr. Verdammt, sie musste sie finden und zwar schnell!

    Lynn stand noch immer halb hinter ihrer Herrin und verfolgte gespannt die Unterhaltung. Vor allem den Teil, der sie betraf fand sie hochinteressant. Natürlich würde hr nichts passieren. Keine Peitschenhiebe, keine Stockhiebe. So, wie es immer war. Ein paar böse Blicke, die auch nicht lange hielten war das schlimmste, was geschah und mehr wollte sie auch nicht. Ganz recht, die junge Sklavin wollte etwas nicht und obwohl sie das nie jemanden sagte, kam es ihr so vor, als wüssten es trotzdem alle.
    "Herrin, ich soll fünf Stockhiebe bekommen und der Türsklave 20 Peitschenhiebe. Matinius Plautius will sich später selbst von der Arbeit überzeugen." Flüsterte sie leise und bemitleidenswert zu ihrer Herrin. Das würde sie sicherlich nicht wollen, denn Lynn traf keinesfalls Schuld. Das war ihr glauben und so sollte es auch sein.

    Als Lynn zur Seite geschoben wurde, rollte sie unmerklich die Augen. Für wen hielt er sich eigentlich? Schreit hier rum und fordert auf, dass sie bestraft werden soll? Das wäre aber so manchem hier nicht genehm. Mit einem gespielten Lächeln schaute sie wieder Matinius Plautius. "Jawohl Herr, ich werde es dem Maior Domus ausrichten und auch der Familie werde ich über dein Ankommen unterrichten." Würde sie es halt dem Hausherrn sagen. Was war bisher passiert? Wie oft sollte sie schon den ein oder anderen Peitschen- oder Stockhieb bekommen? Wie oft wurde etwas daraus? Nun, bisher war sie immer verschont wurde und das sollte auch in nächster Zeit so bleiben.
    Lynn huschte nun in den hinteren Teil der Casa, wo sie den anwesenden Familienmitgliedern die Ankunft eines gewissen Matinius Plautius melden sollte.

    Nebenbei kam Lynn an der Porta vorbei und hörte auch sogleich ein heftiges Pochen und eine Menge Lärm. Mehr als nur "Matinius" verstand sie sowieso nicht. Man schien wohl darauf zu warten, dass irgendjemand die Tür öffnete. Warum sowas auch immer passiert, wenn man rein zufällig an der Haustür vorbei schlenderte, was ihr rätselhaft, denn bisweilen war dies immer so gewesen. Wo war denn dieser Türöffner? Hatte man ihn wieder bestraft? Verkauft? Gestorben? ... getötet? Mit einem Schulterzucken trottete Lynn zur Tür, die schon richtig unter der Wucht der Fäuste wackelte. War wahrscheinlich ein Soldat, da brauchte man nur eine schlagfertige Aussage und die guckten erstmal dumm aus der Wäsche.
    Mit einem Schlag öffnete sie die Tür und blickte den Mann abschätzend an. Ja ... Soldat. Wie sie sich das gedacht hatte. Wie sagte er? Ein Matinier ... na klasse. Noch so einer ... da war ihr Sabina wesentich lieber, auch wenn die Freiheit noch besser geklungen hätte. Ihr Blick wanderte nun zur Dame an der Seite des Matiniers und auch sie wurde abschätzend und fast schon eifersüchtig, auf wen auch immer, angeschaut. "Salve, wie kann euch dienen? Tut mir äußerst Leid, ich war gerade mit meiner Herrin Sabina beschäftigt, sodass ich nicht sofort reagieren konnte." Sagte Lynn mit einer derartig säuselnden Stimme, dass jegliche Wut eigentlich verblassen müsste und man diese faustdicke Lüge gar nicht bemerken würde. Mit ihrer Herrin beschäftigt? War sie überhaupt da? Derzeit langweilte sich die junge Sklavin derartig, dass es nur zu amüsant war, einem solchen Typen die Türe zu öffnen.
    Ein liebliches Lächeln formte sich auf ihren Lippen und sich verschanzte sich schüchtern, gleichzeitig aber auch herausfordernd hinter der Tür, sodass nicht viel mehr, als ihr Kopf zu sehen war.

    Gespannt folgte sie seinen Worten und war von seinem Willen, ihr den Becher wieder füllen zu lassen doch sehr angetan. Wenn er nur wüsste, welchen Standes sie war, würde er ihr wohl nicht so "dienlich" sein, wie jetzt, aber noch bevor er seinen Satz vollständig beendete, bekam sie einen kleinen Schrecken. Bedingung? Hatte man es doch schon erkannt? Warum war er denn dann so freundlich, wenn er dan doch Bedingungen stellte, als wäre sie nun auch noch seine Sklavin ... das passte irgendwie nicht zusammen. Erst nach seiner Pause und nachdem er ihr seine "Bedingung" mitteilte, atmete sie innerlich auf. Er will nur, das Lynn dort sitzen bleibt, damit er weiterhin versuchen kann, sie zu berzierzen? Nun ... soll er doch, sie würde nicht wegrennen, schließlich war sie ja diejenige, die sich hier setzte, um sich ein wenig vor dem warmen Klima zu schützen. Außerdem hatte sie ja nichts dagegen, dass er sich setzte, dass er ihr ein wenig Gesellschaft gab, also gab es keinen Grund, nicht hier sitzen zu bleiben. Mit einer leichten Verlegenheit, auch wenn sie nicht sagen konnte, ob sie echt, oder nur gespielt war, reichte sie ihm den Becher und strich sich eine Strähne wieder zurück, die in ihr Gesicht viel, als sie sich nach vorne beugte.


    Natürlich bleibe ich hier... antwortete sie auf seine Frage und musste leicht schmunzeln, als er seinen Kopf neigte. Wie ein Hund, wenn er auf etwas wartete wirkte er, und sie musste sich beherrschen, nicht laut zu lachen, wo ihr aber sein Grinsen sehr bei behilflich war, denn es verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Sie wusste zwar nicht, weshalb, dachte sie doch, es wäre fast schon reiner Zeitvertreib im zuzusehen, wie er sich bemühte. Aber nun war ihr tatsächlich so, als wäre an ihm etwas sehr anziehendes, womit nicht nur seine Statur gemeint war, denn das mochte wahrscheinlich sowieso jedes weibliche Wesen in seiner Nähe.

    Jetzt wirkte er doch ein wenig 'sicherer', obwohl Lynn erwartet hatte, dass ihn das Lächeln erst recht aus der Fassung brachte, aber anscheinend war er ein wenig anders, als die Männer in der Casa. Gespannt hörte sie seinen Worten zu und war gleichsam faszinierd und verwundert. Fernweh und Abenteuer also. Nunja, etwas seltsam war es ja schon, dass sich ein junger Mann in die Fänge von Afrika verirrte um sich dort, wie er sagte, "die Hörner abzustoßen". Wer weiß, ob er es geschafft hatte, wenn nicht war er nun gewiss bei der Legion oder einer der anderen militärischen Einheiten, um sich dann dort von seinen älteren Kameraden seine "Hörner" die Hörner gänzlich abschleifen zu lassen, denn dort ging es bekanntlich nicht immer so vor sich, wie es sollte. zumindest wusste sie nun sein Alter ... 21. Er war nur ein Jahr älter als Lynn, da hatte sie wohl gar nicht so falsch gelegen, als sie sich vorhin um sein Alter Gedanken machte. Trotzallem schien er sich nicht sehr mit Frauen beschäftigt zu haben, so merkwürdig, wie er sich verhielt, aber vielleicht war dies nur Facette eines Mannes, der auch nur auf das eine aus war. Nun, da hätte er bei ihr keine Chance, denn sie wusste sich durchaus zur Wehr zu setzten, auch bei Männern, die wesentlich kräftiger als sie selbst war. als Sklavin lernt man schnell einige Kniffe und allen voran wusste sie natürlich, wo man einem mann hintreten musste, damit er nicht mehr so schnell wieder aufstehen würde.
    Seine Frage riss sie wieder aus den Gedanken und anfangs wusste sie gar nicht, was er wollte, folgte dann aber seinem Blick auf ihren Becher und verstand dann. Ein weiterer becher würde ihr sicherlich gut tun, auch wenn sie sich dann sicherlich Probleme mit dem Geld bekommen würde. Die anderen Bewohner der Casa glaubten ihr soweit, wenn sie sagte, dass es heute teurer wäre, als sonst, aber bei ihrer Herrin war sie sich da ganz und gar nicht sicher... Andererseits, kontrollieren wird sie sowieso nicht, also was solls. Sie erwiderte sein Nicken mit einem von ihr, gefolgt von einigen Worten, dessen Klang schon so manch männliches Wesen in den Bann gezogen hatte.


    Gerne ... Mittendrin brach sie ab und schaute ihn ein klein wenig verwundert an. Normalerweise hätte jetzt sein Name gefolgt, aber er schien ihn ihr nochimmer nicht preisgegeben zu haben. War vielleicht auch besser so, da käme sie nicht in die missliche Lage ihren zu nennen, der sie dann auch sogleich als Sklavin entpuppen ließ, worauf dann Viele nicht mehr so schön reagierten...

    Die Kühle aus ihrer Stimme verschwand nun gänzlich, sie konnte es einfach nicht lange genung aushalten, zu jemandem wie ihm so abwehrend zu sein. Lynn versank wieder in ihren Gedanken und bemerkte, dass er ebenfalls ziemlich nervös war ... ja er hatte nicht einmal nach ihrem Namen gefragt ... sehr merkwürdig dieser Kerl, aber sie würde sich nichts anmerken lassen, sollte er versuchen, an sie ranzukommen und Lynn würde darüber Lächeln, wie ungeschickt er sich dabei anstellte. Oder tat sie ihm vielleicht unrecht? Wohlmöglich, aber sie genoß es, dass sich einmal Jemand um sie bemühen musste. Aber man sollte ihm ja wenigstens die Hoffnung geben, auf der richtigen Spur zu sein, weshalb sie ihm ein liebliches Lächeln schenkte und gespannt wartete, wie er darauf reagierte.


    Das wusste ich nicht, nur hatte es mich gewundert, weil es wie gesagt schon eine ganze Weile so heiß ist... erwiderte sie und schaute ihm dabei feste in die Augen. Irgendwie schaffte sie es nun, diesem Blick standzuhalten, musste aber stets schmunzeln, wenn sie merkte, dass er es nicht tat. Was hat dich denn nach Afrika geführt ... das ist schließlich ja schon ein Stückchen weg.


    Afrika? Was sollte denn jemand wie er dort machen? Oder war er vielleicht ein Soldat? Naja, vom Körperbau her würde es schon passen, aber warum war er dann wieder hier? Machte sie sich nun wieder zu viele Gedanken, oder war es normal, sich solche Fragen zu stellen? sie hatte nicht oft Gespräche mit Fremden geführt ... vorallem nicht solchen Fremden, wie er es war.

    Aufmerksam beobachtete Lynn, wie der Mann sich stumm auf einen Pkatz neben sie setzte und sie ebenfalls mit musternden Blicken bedeckte. Eine leichte Röte schoss ihr in die Wangen, denn sie war es nicht gewöhnt, dass man sich näher für sie interessierte, schließlich war sie ja nur eine Sklavin. Ganz kurz senkte sie ihren Blick und schaute starr auf ihre Tunika, bevor sie nach wenigen Momenten wieder aufblickte und ihn wieder anschaute. Nervös griff die Sklavin nach ihrem Becher, um irgendetwas in den Händen zu halten, damit man ihr nicht zu sehr anmerkte, wie aufgeregt sie eigentlich war, obwohl man es dadurch wohl noch mehr wahrnehmen musste, denn der Becher war leer und es gab keinen Grund, ihn sich nun genauer zu betrachten.
    Leicht verstohlene Blicke wanderten immer wieder zu ihm und so erhaschte sie immer mehr Details seines muskulös wirkenden Körpers. Sie war in diesem Augenblick sprachlos, obwohl sie die passenden Worte auf der Zunge hatte, wollten sie einfach nicht ihre Lippen verlassen. Wieder fauchte sie sich -diesmal nur innerlich- an und redete sich ein, dass das alles nur Schwachsinn ist, was sie denkt und diese ganze Nervosität nur unbegründet sei.


    Mit ihrer sonst üblichen Kühle antwortete sie
    Ja ... wie schon die ganze Zeit über ... Jetzt erst fiel ihr auf das 'heute' auf, welches er sagte, als wäre es etwas besonderes. Anscheinend war er noch nicht sehr lange in Rom, denn es war schon mehr als zwei Wochen so unglaublich heiß und kein Regen war weit und breit in Sicht ...

    Während die Hübsche genüßlich an ihrem Becher nippte und -mal wieder- über die alles mögliche am nachgrübeln war, bemerkte sie erst nach einigen Augenblicke den jungen Mann, der sich neben sie stellte und nach einem Platz fragte. Sie schaute erst irritiert zu ihm, öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber dann wieder ganz schnell. So schnell hatte sie nun doch nicht mit Gesellschaft gerechnet ... kannte sie ihn? Es kam ihr irgendwie so vor, dieses Gesicht flüchtig gesehen zu haben, aber ihre Erinnerungen waren wie verschleiert von dieser Hitze und es bedurfte reger Anstrengung, sich an irgendetwas zu erinnern, obgleich ihr das Grübeln wohl nie schwerfallen würde. Lynn musterte den Kerl nun etwas genauer ... er war stattlich, wirkte recht männlich, aber noch relativ jung. Naja, älter wie sie war er wohl trotzdem, aber seine Stimme verriet ihr, dass er noch nicht so weit ins Alter geschritten war. Ihre Blicke wanderten vom Oberkörper hinunter bis zu den Beinen und waren danach schlagartig wieder beim Gesicht, bevor sie den Becher absetzte und die letzten Tropfen des Bechers leeren wollte, die allerdings an ihren Lippen bleiben wollten und sie war außer Stande, sie sich abzuwischen, war sie doch von seinen enorm schönen Augen bald wie gefesselt.
    Einen kleinen Augenblick lang verharrte sie noch in dieser Stellung, ehe sie sich wieder auf das Geschehen konzentrierte und mit zarter und lieblicher Stimme seiner Frage antwortete, die nun schon Ewigkeiten her schien.


    Natürlich ... du kannst dich gerne hier niederlassen...


    Behutsam beobachtete sie nun die weiteren Bewegungen dieses Mannes und versuchte, nicht allzu interessiert und neugierig zu wirken. Was war nur mit ihr los? Nichteinmal eine Woche war es her, da waren ihre weiblichen Reize nur dafür da, sich einen kleinen Vorteil bei den Herren zu erspielen und scherte sich sonst einen Dreck um diese, aber nun? Erst traf sie diesen Curio, dessen Blick ebenso fesselnd war, wie der von diesem Kerl hier und nun taucht er hier auf, der auch recht attraktiv und anziehend wirkte.

    Nach einigen hundert Metern gab sie es auf. Ihr war so elend heiß und es schien, dass dort hinten nicht wirklich irgendetwas Interessantes war. Nocheinmal fuhr Lynn mit ihrer Hand über ihre Stirn und grübelte ein wenig nach, während sie sich einige Schritte zur Seite, in den Hausschatten, wendete. Sie holte den ledernen Beutel mit den Sesterzen hervor und kramte ein wenig in ihm herum. Wenn ich die gewünschten Dinge wieder am selben Stand kaufe, dann bleiben mir noch ein paar Sesterze, von denen ich mir einen kleinen Becher Quellwasser kaufen kann, ohne, dass die Herrin etwas davon erfahren wird. grübelte sie und steckte schließlich den Geldbeutel zufrieden wieder weg. Aber woher Quellwasser nehmen, und nicht stehlen? War sie auf dem Weg hier nicht an einen Stand vorbeigegangen, der es verkaufte? Sie war sich absolut nicht mehr sicher ... wutentbrannt fauchte sie sich selbst wieder an ... zuviel hatte sie nun wieder nachgedacht und dabei nicht auf ihre Umgebung geachtet, dass wird sich irgendwann einmal als fatal herausstellen, dessen war sie sich sicher und konnte es trotzdem nicht verhindern. Sie legte eine Strähne wieder nach hinten, die während ihres kleines "Wutanfalls" über ihre Augen gefallen war und verließ wieder den schützenden Hausschatten. Die hübsche Sklavin wendete sich wieder der Richtung zu, aus der sie kam und ging dann schnellen Schrittes wieder den gleichen Weg entlang, den sie gekommen war, in der Hoffnung, einen kleinen Stand zu finden, der ihr einen Becher Wasser anbot. Nach halbem Weg entdeckte sie tatsächlich einen solchen Stand, der ihr sogar eine, vor der Sonne geschützte, Sitzgelegenheit bot. Lynn hatte zwar schlichte Kleidung an, man erkannte sie allerdings meist nicht als Sklavin, was sie sehr oft ziemlich amüsant fand, denn so bekam sie öfter den "Luxus" einer frei Geborenen zu spüren. Frei geboren ... pah. Darüber konnte sie nur müde lachen. War sie damals nicht auch frei geboren worden? Hatte man sie denn nicht zu einer Sklavin gemacht? Ja ... das hatte man, aber in ihrem langjährigem Sklavendasein, in dem sie schon mehr als einen Herren hatte, wurde ihr exzellent eingetrichtert, dass die Römer äüßerst noble und gutherzige Leute waren, die das alles nur taten, um der Allgemeinheit ein gutes Leben zu bescheren. Zwar hatte sie sich immer gefragt, warum sie nun nicht zur Allgemeinheit gehörtte, denn ihr ging es ja nicht besonders gut, stellte diese Frage allerdings nie laut, schließlich waren die meisten Herren, bei denen sie war, sehr hart zu ihr. Und mehr als einmal musste sie die Peitsche spüren und so manch ungewollten Beischlaf mit ihrem Herrn erleben, aber ihr Vater sagte schon früher immer, dass sie sehr sturr war und sie nichts aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Wie sehr er damit recht hatte, hatte sie doch schon so manchem römischen Herrn mit ihrer leicht arroganten und unverletztlich wirkenden Art den ein oder anderen sehr viele Probleme gemacht, allerdings musste man sagen, dass sie es bei Einem ganz leicht hatte, denn er schien ihr nie widerstehen zu können und es war fürcherlich leicht, ihn um den Finger zu wickeln. Mehr als einmal hatte er durch Lynn seine Frau betrogen und schämte sich hinterher so sehr, dass er Selbstmord begann. Sie hatte man dann wieder an den nächsten verkauft, bis sie schließlich bei ihrer ersten Herrin ankam, und da war sie zur Abwechslung mal ziemlich froh drum.


    Während sie wieder über ihre Vergangenheit nachdachte, bemerkte sie gar nicht, wie sich die Schlange vor ihr langsam legte und sie nun von hinten angemacht wurde, endlich etwas zu bestellen. Völlig aus den Erinnerungen gerissen schaute sich Lynn herktisch um, vergaß sie doch für einen Augenblick, dass gar nicth in der Casa war und es nur wildfremde Leute waren, die wollten, dass sie sich beeilte.
    Schnell bestellte sie sich nun einen großen Becher Quellwasser, legte dem missmutigen Händler den gewünchten Preis in die Hand und setzte sich dann unter den riesigen Sonnenschirm, das kalte Wasser genießen, welches ihr langsam die trockene Kehle hinunter rann. Vielleicht traf sie ja jemanden, der sich zu ihr gesellen wollte, gar vielleicht der Römer, über den sie fast gestolpert wäre. Sie kicherte leise, gestand sich aber dann doch ein, dass der inzwischen wohl über alle Berge war.

    Endlich hatte Lynn ein wenig Zeit für sich selbst. Man hatte ihr zwar aufgetragen, ein wenig auf dem Markt einzukaufen, hatte aber extra betont, dass sie sich heute einmal Zeit lassen konnte und sich ein wenig mehr von Rom anschauen konnte. Zwar wusste sie den Grund für diese seltsame Entscheidung ihrer Herrin nicht, gab sich aber damit zufrieden, trotz der Hitze ein wenig Ausgang zu haben. Nocheinmal ging sie die Einkausliste durch, die nun wirklich nicht allzulang war. Gewürze ... und ein wenig Obst. Wirklich nicht viel, aber sie würde sie es kaufen, kurz bevor sie sich auf den Weg zurück zur Casa machte, damit das Obst nicht unnötig viel Sonne abbekam, wenn sie so durch die großen Straßen von Rom schlenderte und so den ein oder anderen Bewohner aus der Entfernung musterte, was sie liebend gern tat. Man konnte unglaublich viel über Menschen erfahren, wenn man ihnen einfach nur zuschaute und man hatte ihr früher - viel früher, in der Heimat noch - erzählt, dass man jede Person mindestens zweimal im Leben trifft und es somit vielleicht ganz nützlich sein könnte, etwas mehr über die Menschen hier zu erfahren. Außerdem musste sie noch viel von den Römern lernen und sie beobachten, damit sie sie besser verstehen konnte, denn in vielerlei Hinsicht waren sie ihr noch sehr befremdlich.


    Die junge Sklavin atmete einmal schwer aus und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Die Sonne war heute wieder unermüdlich und die Wolken ließen auf sie warten. Was gäbe sie nur für ein wenig Regen ... Allmählig kam in ihr der Verdacht hoch, dass es vielleicht doch keine Belohnung war, sich Zeit lassen zu dürfen. Jetzt, wo sie draußen war wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in den Schatten der Casa zurückkehren zu können, aber das blieb ihr nun vorerst verwehrt, denn es war mehr ein Befehl, länger weg zu bleiben, denn Angebot. Was Sabina wohl wieder tut? Ob sie sich mit diesem mysteriösen Kerl traf? Konnte sie seinen Augen und seinem Lächeln nicht widerstehen? Lynn kicherte leise. Nein, wohlmöglich konnte ihre Herrin das nicht, was auch nur verständlich war, denn sie tat es ebenso wenig. Oh weh ... sie grübelte wieder zu viel nach und passte nicht auf, was sie währenddessen tat. Zwar geschah grade nichts weiter, außer, dass fast über die Füße eines jungen Römers gestoplert wäre, den auch nicht weiter beachtete, aber sie wusste, dass das irgendwann einmal ihr Verhängnis sein konnte. Sie schüttelte einmal sachte ihren Kopf, um die wilden Gedanken aus ihrem Schädel zu vertreiben und konzentrierte sich wieder auf den Weg, der vor ihr lag. Ungewiss, wohin, oder zu wem er sie führen möge...


    Sim-Off:

    Wer will, der darf :)

    Abwechselnd schaute Lynn immer zu ihrer Herrin und zu diesem Curio, wie sie die Unterhaltung, wenn man es denn so nennnen konnte, fortführten. Es wirklich lutsig, mitanzusehen, wie seltsam sich die beiden da aufführten und zu gerne hätte siees ihrer Herrin mitgeteil, aber wer weiß, was dann passieren würde. Sicherlich gäbe es schlimme Strafen, vor der es die junge Sklavin grauste, wenn sie ihrer Herrin erzählen würde, dass sie sich das völlig ... beinahe schon lächerlich machten und außerdem hätte sie ja nichts mehr zum, um den tristen Sklavenalltag ein klein wenig aufzumuntern, denn dafür reichte dieses Treffen allemal.
    MIt hochgezogener Braue betrachtete sie nun allerdings ihre Herrin, denn ihr schien leicht zu frösteln, was man bei diesem Wetter natürlich in keinster Weise erwartet, vorallem, da die grelle Sonne doch schon fast auf ihren Rücken brannte, dass es nicht mehr feierlich war, man mochte sich Sorgen um ihre Herrin machen, aber Lynn tat es nicht. Noch gab es keinen driftigen Grund Sabina so weit zu dienen. Zwar wurde sie als ihre Leibsklavin eingeteilt, aber abgesehen von ein paar Gesprächen und geringer Aushilfe kannte sie ihre Herrin noch so gut wie gar nicht und sie sollte sich nicht einbilden, dass sie es ihr so einfach machen würde, nur weil sie eine Unfreie war. Als sie nun zu Curio sah, wurde ihr aber schlagartig bewusst, was in Sabina vorging. Er schaute sie mit eben diesen Blick an, den auch schon die Sklavin zu spüren kam. Anscheinend machte sich dieser Blick, bei dem man sich nicht sicher sein konnte, ob er gewollt, oder ungewollt war, bei jedem anders bemerkbar, auch wenn letzendlich das Ergebnis gleich schien. Denn ohne Weiteres Nachdenken oder Zögern setzte sich ihre Herrin neben Curio und das hätte Lynn auch gemacht, wenn er sie mit diesem Blick darum gebeten hätte, auch wenn sie Ärger ihrer Besitzer zu erwarten hatte, aber seine Augen waren wirklichz unwiderstehlich und brauchte schon eine große Antrengung, sich ihm so zu widersetzen. Dieser Blick galt nun aber nicht ihr, sondern Sabina und so konnte sie nur mit einem Schmunzeln zusehen, wie sie sich neben ihn setzte und er sich mit großer Überraschung zu freuen schien. Überraschung? Hatte sie sich nun doch getäuscht? Dieser Blick konnte ihm sicher als Werkzeug zur Unterwerfung unwilliger Frauen dienen, denn das es klappte hatte sie ja nun sogar am eigenen Leib erfahren, auch wenn es nicht zu mehr kam, als das sie verlegen ihren Blick abwendete. Aber in diesem Moment schien es, als wäre er wirklich irritiert, dass sie seiner Bitte, eigentlcih ja ein versteckter Befehl, folgte. War er sich seiner 'Macht' vielleicht gar nicht bewusst?


    Wieder wurde sie jeh aus ihren Gedanken gerissen, obwohl sie sich vornahm, vorsichtiger zu so tief nachzudenken. Es war wohl auch der dritte Punkt, warum sie es so interessierte: Er zog sie durch seine mysteriöse, bald schon magische Art an, sodass sie gar nichts andere tun konnte, als zuzuschauen. Ein leichtes Zucken und dann ein verwirrtes Umherschauen waren die Reaktion auf die Bitte ihrer Herrin und langsam streckte sie ihre Hand nach dem ledernen Beutel aus, in dessen Magen sich doch schon so mancher Sesterze liegen musste. Was sollte ich machen? ... Neue Sandalen für sie und eine Tunika?! grübelte sie nach. Geteilter Meinung nahm sie nun den Beutel entgegen. Sie freute sich zwar, dass sie eine Tunika bekommen würde, und dann auch noch eine, die sie sich selbst aussuchen durfte. Anscheinend waren ihr die Götter heute gewogen ... andererseits ... nun konnte sie diesem Spektakel doch nicht beiwohnen, obwohl sie sich so darauf freute, das Ende zu genießen. Eher den Weg dahin, denn das Ende wäre wohl eine Hand-in-Hand-Gehen, oder derlei. Nur der Weg dahin war das Amüsante.
    Mit einem ungewohnt zornigen Blick, der so gar nicht ihre Art war, verbeugte sie sich. Natürlich, Herrin Ihre Worte waren trotzallem freundlich, auch wenn man mit etwas Anstregnung deutlich erkennen konnte, dass es nur Facette war, aber dafür waren sie beide mit Sicherheit viel zu abgelenkt. Langsam drehte sie sich um und suchte nach einem passenden Stand, an dem sie ihre Suche beginnen konnte. Und so ließ sie die beiden 'Turteltäubschen' alleine...

    Unauffällig beobachtete die junge Sklavin das Geschehen, schließlich wusste sie nicht, wie weit die Toleranz der beiden ginge, wenn sie merkten, dass sie mit gierigem Auge alle Details und gesprochene, wie auch ungesprochene Worte auffing. Warum interessierte sie das nur so sehr? Vielleicht, weil sie sich insgeheim davon einen kleinen Vorteil erhoffte? Informationen waren eines der wertvollsten und gefährlichsten Güter des Imperiums. Sie stürzten Kaiser und brachten Kaiser. Oder war es vielleicht, weil es einfach nur amüsant war, wie sich die beiden da doch ziemlich unbeholfen anlächelten? Da dort eine gewisse Verbindung zwischen ihnen bestand, war schon außer Frage, aber wie es schien, waren sich die beiden dessen Verbindung kein Stück bewusst. Der Kerl dort, wie nannte sie ihn ... Curio, ahnte es anscheinend, aber so wie es aussah leugnete er es. Ein merkwürdiger Mann war er und zu gern wüsste sie mehr über ihn. Was er so gerne macht, was er arbeitet, aber vorallem, wie er mit Frauen normalerweise (?) umgeht, denn sein momentanes Verhalten war ja eher etwas ... unnormal und so sehr täuschte sich Lynn nicht, dass er völlig anders war und stets der zurückhaltende, schüchterne kleine Junge von nebenan war. War es das, warum sie sich so sehr interessierte? Um zu sehen, dass frei geborene wahrscheinlich auch, oder noch schlimmere Probleme haben, wie Unfreie? Oder war es etwas ganz anderes? War es dieser Curio selbst, der gleichzeitig so zaghaft und nachdenklich, wie auch mysteriös und anziehend auf Sabinas Leibsklavin wirkte? Jetzt, mit offenen Augen schien er nicht mehr der ruhige, fast schlafende Mann zu sein, wie vorhin, aber trotzallem strahlte er etwas beruhigendes ab, auch, wenn er selbst in der Nähe ihrer Herrin nicht mehr so beherrscht war. Wieder musste sie kichern. Es war wohl der zweite Punkt auf der Liste gewesen, denn es war wirklich in seiner Weiße witzig, den beiden zuzuschauen. Und auch meine Herrin war etwas ungewöhnlich. Beide waren zeitwilig in Gedanken vertieft, schwelgten wahrscheinlich in Erinnerung, an gemeinsame Stunden? Vielleicht war gar ein Kuss der Auslöser ihres Verhaltens. Manche Menschen waren in solchen Sachen doch immer etwas eigen, das merkte man in Rom nur zu genüge, denn hier trafen sich viele Fremde auf der Straße, verwickelten sich in ein schönes Gespräch und gingen ein paar Stunden später Hand in Hand durch die Straßen und Gassen der Hauptstadt des Imperiums. Naja, so sollte es sein, und auch wenn es vorkam, gab es doch meistens irgendwelche Probleme. Der Eine war zu schüchetern, die Andere hatte schlechte Erfahrung oder die sofort eintretende Liebe, oder auch "Liebe auf den ersten Blick" genannt, machte sie beide so blind, dass sie sich selbst nicht mehr wiederfanden.
    Lynn wurde völlig aus den Gedanken gerissen, als sie eine sanfte Hand, die sie zuerst nicht zuordnen konnte, auf ihrer Schulter spürte. Anscheinend wurde ihr gerade ein Lob ausgesprochen und sie bekam es nicht mir, so vertieft grübelte sie über diese Situation nach und eigentlich hatte sie sich ja schon damit abgefunden, dass sie nurnoch nebensächlich war und dachte, dass die beiden für diese Momente mit sich selbst genug beschäftigt wären, aber wahrscheinlich suchte man nur wieder ausflüchte, um irgendwie eine dieser peinlichen Stillen zu verhindern, wie sie doch so oft bei eben diesen Augenblicken passieren. Aber anscheinend wurde er nur dadurch überhaupt auf sie aufmerksam und seine leicht musternden Blicke erwiderte sie nur mit einem freundlichen Lächeln. Wer weiß, was er dabei dachte, denn er wirkte wieder sher in Gedanken verstrickt. Er hatte mit Sicherheit auch eine Sklavin, dass konnte sich Lynn zumindest gut bei ihm vorstellen und wer weiß, wie es bei ihnen in der Casa mit den Sklaven zuging und was sie sich so alles gefallen lassen mussten. Obwohl ... hier musste man zwischen anderen Haushälten unterscheiden, denn hier lag die Möglichkeit nicht fern, dass sich die weiblichen Sklaven in seinem Haushalt vielleicht gerne von ihm ... verwöhnen ließen. Bei dem Gedanken lächelte sie leicht und versuchte, diese Gedanken aus ihrem Kopf zu verscheuchen, aber Curio sah schon lange wieder zu ihrer Herrin und hatte sie wahrscheinlich längst wieder vergessen. So gab er ihr wieder Zeit, das Geschehen zu beobachten, und sie nahm sich vor, aufzupassen, dass sie nicht zu viel nachgrübelte, denn das konnte einmal böse ins Auge gehen. Also hörte sie wieder den beiden zu und versuchte, sämtliche ihrer Regungenm zu deuten. Auffällig war, dass Sabina annahm, dass er beschäftigt wäre, sah man doch schon aus mindestens hundert Schritt Entfernung, dass er jeden Moment hätte einschlafen können und eine solche Person war in diesem Moment wohl eher weniger beschäftigt. Waren das verzweifelte Versuche, ein Gespräch aufzubauen, oder pure Nettigkeit? Oder aber sie wollte herausfinden, was er von ihrer Herrin dachte. Hätte beispielsweise 'ja' gesagt, auch wenn es nicht stimmen würde, dann wüsste sie ja, dass sie unerwünscht wäre, aber es kam anders, und vielleicht überraschte Sabina das etwas.
    Nach einem kurzen Wortwechsel wanderten Curios Blicke aber wieder zu Lynn und zum ersten Mal konnte sie seine wunderschönen, blaunen Augen erkennen, die so leuchtenden, als würden mehrere Glühwürmchen den Augapfel als ihr zuhause nennen. Diese Augen machten ihn noch mysteriöser und anziehender, denn es fiel ihr schwer, diesen Blicke zu widerstehen, auch wenn sie sich doch für ziemlich resisten gegenüber solchen Dingen geglaubt hatte. Ihr schoss eine leichte Röte in die Wangen, als sie richtig wahrnahm, dass er sie richtig zu beobachten schien und schnell senkte sie verlegen den Blick zu Boden und betrachtete, wie ihre Zehen aus den neuen sandalen schauten. Sie hoffte, dass er seinen Blick nun wieder abwendete und blickte verstohlen hoch. Mit einem erleichterten ausatmen erkannte sie, dass das tatsächlich der Fall war und hob wieder ihren Kopf ... die Röte allerdings blieb und das war ihr mehr als unangenehm, wenn das ihre Herrin sehen würde...

    So wie es aussah, kannte sie ihn wirklich, denn anscheinend war sie so von diesem Wiedersehen so gefesselt, dass sie ihren Worten nurnoch halbherzig zuhörte. Anscheinend war zwischen diesen beiden etwas tiefergehendes vorgefallen, denn so schaute man nicht zu jemandem, den man zwar kannte, allerdings nicht in einer irgendeiner Weise mochte ... sehr mochte. Von diesem Moment an schien Lynn nurnoch nebensächlich zu sein, aber so war nunmal das Schicksal eines Sklaven, waren sie auch noch so gut. Wenn man sie gerade nicht brauchte war es so, als wären sie nicht da, machten sie allerdings auf sich aufmerksam, machten sie dem Herrn klar, DASS sie da waren, gab es Ärger. Ein kleiner Seufzer war von ihren Lippen zu vernehmen. Nicht nur, weil sie wieder einmal das Sklavendasein bedauerte, nein. War dieser Kerl denn tatsächlich der erste Mensch, den sie .. süß fand, war er doch anscheinend schon vergeben. Als hätte ich es wagen können, mich mit meiner Herrin auf eine Stufe zu stellen. Verdrängt wäre ich worden, so lange gezüchtigt, dass die Sklavin niemals mehr auf die Idee kam, an etwas wie Liebe zu denken. Was schrieb einem das Schicksal doch für grausige Sachen vor. Grausig .. das war schon der passende Ausdruck, auch wenn es etwas hart klang. Sie hatte sich nun schon mit dem Leben als Sklavin abgefunden. Es gab ja nichts weiter. Nurnoch flüchtige Erinnerungen an Bruder und Schwester, aber je öfter die Erinnerungen an sie hochkamen, desto schneller schienen sie zu verblassen. Welch Ironie. Dachte sie oft an ihre Geschwister, verschwanden die schönen Momente, dachte sie allerdings nicht daran, dann würden diese Erinnerungen in der Vergessenheit versinken. Aber sie waren im Hier und Jetzt und dieses Hier und Jetzt zeigte einen einen friedlichen Mann und eine leicht unruhige Herrin. Langsam schritt sie zu diesem Kerl hin. Die Schritte waren merkwürdig. Bald schon eine Mischung aus Eile und Zaghaftigkeit, Unsicherheit und einer Art Verlangen, aber trotzallem waren ihre Schritte langsam. Nichts anderes, als hintergehen, konnte die hübsche Sklavin. Sehr gespannt wartete sie auf das Geschehen und kicherte stumm in sich hinein. Wer weiß, vielleicht hatte man das seltene Glück, ein Liebespärchen anzutreffen, was selber noch nichts von ihren Gefühlen wusste. Das wäre natürlich äußerst interessant anzuschauen. Als die wenigen Schritte zur Bank gemacht waren, dauerte es einen Augenblick, ehe irgendetwas passierte. Weder die Herrin tat etwas, noch der Mann regte sich. Es lag eine seltsame Spannung in der Luft, die fast zum Greifen war, bis sie sich schlagartig löste, als dieser Hübsche seine Augen öffnete. Das einzige, was Lynn zu seinem Blick einfiel war 'Überraschung'. Pure Überraschung. Ein Funken Freude mochte man darin finden, Freude, seine Liebe wiederzusehen. Denn dass konnte sie auch an diesem Blick erkennen. Seine Brust hob un senkte sich nun ein wenig schneller, als er wirklcih begriff, wer vor ihm stand und das göttlichste überhaupt, war seine Lippenbewegung, die so unmissverständlich die Worte Sabina aussprachen, dass man es fast schon hören konnte. Nun er wusste anscheinend, dass er sie liebte, war aber dennoch über sich selber verwundert. Und ihre Herrin? Sie schien nun doch die Ruhe selbst zu sein und redete von Dingen, dessen Zusammenhang Lynn nicht verstehen konnte. Aber auch an Sabina war etwas anders, wie vorhin. War dies vielleicht alles nur Facette? Empfand sie vielleicht auch was für ihn? Möglich ... bei ihr war ich mir da nicht sehr sicher. Hatte die Sklavin doch eigentlich eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, die man bei diesem Stand auch dringend benötigte, um sich auf alle bekannten und fremden Persönlichkeiten in einer Casa einzustellen und vorzubereiten, war sie doch bei ihrer Herrin kein bisschen sicher. Nur, dass nicht alles so war, wie es schien merkte man. Ihr Blick in Lynns Richtung gab mir ihr wenigstens den Gedanken, noch zu existieren und ein aufgeregtes Nicken mit einem lieblichen Lächeln war die Erwiderung auf ihren Blick. Sie wollte sehen, was da zwischen ihnen vorging, wollte die Barriere schmelzen sehen ... war das wirklich so aufregend? Oh ja ... die Spannung hatte sich noch nicht völlig gelöst. Im Gegenteil, sie baute sich wahrscheinlich im Untergrund auf, um später wieder hochzudonnern und mit einem Schlag würde sie sich entladen und nur die Götter mögen wissen, was dann mit den beiden geschehen mag...

    Nur nebenbei bemerkte die Sklavin, wie ihre Herrin ihrem Rat folgte und sich tatsächlich die rote Tunika beim Händler kaufte. Sie war wunderschön, da sie nicht sehr protzig, aber trotzdem elegant wirkte. Außerdem stand Sabina die rote Farbe besonders gut. Es sei nur zu hoffen, dass sie es nicht wieder so beschmutzte, wie die hellgelbe letztens. Bald eine Stunde brauchte sie, um sie wieder sauber zu kriegen. Wer weiß, was sie damit wieder anstellte. Während sie bezahlte konnte Lynn wieder kurz zu diesem Mann schauen, er war richtig hübsch und er wirkte, als säße er da schon seit Stunden, ohne sich zu rühren. Sie bemerkte gar nicht, wie ihre Herrin sie ansprach und sie konnte von Glück sagen, dass sie es anscheinend nicht so ernst meinte, denn sie sollte keinesweges Ärger bekommen, weil sie nicht ihrer Herrin zuhörte. Schließlich hätte es ja auch ein Befehl sein können und wenn ein solcher missachtet werden würde, wäre eine Strafe sicherlich die Folge davon gewesen. Irritiert sah sie zu Sabina, die schon fast symbolisch mit offenem Mund zu diesem Kerl schaute, der seltsamerweiße leicht am schmunzeln war ... so schien es zumindest. Hatte er etwas mitbekommen? Nein, sicher nicht, schließlich konnte man mit geschlossenen Augen nichts sehen, das wusste jedes Kleinkind und weder Lynn noch ihre Herrin hatten ein Wort über ihn verloren. Schlief er vielleicht wirklich? Hatte er wohlmöglich ... seltsame Träume? Bei dem Gedanken fing sie leicht an, zu kichern, schaute dann aber schnell wieder zur Herrin. Was war denn mit ihr los? Vielleicht kannte sie ihn ja, oder verwunderte er sie ebenso? Leicht fragend erhob die Sklavin das Wort, obwohl die Worte doch trotz ihrer Zargheit etwas undurchdringliches hatten. Herrin, seht ihr diesen Kerl dahinten? Er sieht so ... süß aus, wie er dort sitzt.. Wieder musste sich kichern. Süß. Noch nie fand sie jemanden süß, schließlich war sie nur eine Sklavin und der festen Überzeugung, dass wenn man sich die Männer mehr oder weniger vom Hals hielt, diese sich auch nicht in einen vergucken konnten, oder eben andersherum. Denn das würde nur zu Problemem führen. Eine Liebe zwischen Sklavin und Freiem konnte ja nicht gut gehen. Zu viele Probleme gab es dabei. Aber anscheinend kam es oft genug vor, den man hörte manchmal davon und sie konnte diese Nachichten nur mit einem Kopfschütteln beantworten. Aber dieser Kerl, er löste etwas in ihr aus und schnell wendete sie sich wieder an Sabina. Herrin, es ist irgendwie seltsam, wenn ich ihn anschaue, aber ich kann meinen Blick auch nicht von ihm abwenden?! Aber sagt Herrin, was ist mit euch? Geht es euch auch so?. Ihre Herrin war mehr als komisch, vorhin noch diese erheiterten Gespräche und auch bei der Auswahl der Tunika war sie doch ganz fröhlich. Jetzt schien sie zwar nicht minder froh, aber irgendwie war sie ... anders, als vorhin. Hatte es wirklich etwas mit dem Kerl da zu tun? Wirkte er vielleicht auf sie auch so, oder eher noch, anziehender, als auf die junge Sklavin? Sie wusste es nicht und konnte nur auf eine Antwort von ihrer Herrin warten, wenn sie denn in der Lage war, sie zu hören und ihre Worte zu verstehen.

    Heute war es soweit, die junge Sklavin begleitete das erste Mal in Rom ihre Herrin. Vorher ging sie seltsamerweiße immer alleine durch Rom, dabei hätte sie ihr doch helfen können, sich hier zurecht zu finden, denn am Anfang ist Rom wirklich eine beeindruckend große Stadt, di mit ihren Gassen und Winklen sehr verwirrend für Neuankömmlinge und auch teilweise für ältere Bewohner war. Zwar war sie nicht sonderlich gewillt, bei dieser Hitze nach draußen zu gehen, aber was die Herrin befahl, tat ihre junge Sklavin mit größt möglichen Einsatz und Gewissen und nicht zuletzt lag es in ihrem Interesse auch mehr über ihre neue Herrin herauszufinden. Bis jetzt hatten sie ja noch nicht so viel miteinander zu tun gehabt. Als sie am ersten Stand ankamne, vernahm Lynn das kleine Seufzen ihrer Herrin. Anscheinend war sie diese große Auswahl noch nicht gewöhnt und das war hier ein relativ kleiner Stand, es gab weitaus größere. Mit großen Blicken musterte sie die schönen, bunten Tuniken. Eine war schöner als die andere und in Gedanken stellte Lynn sich vor, wie schön es wäre, wenn sie eine solche Tunika tragen könnte. Aber wer würde ihr schon eine Tunika kaufen? Sie war ja nur eine Sklavin ... eine junge noch dazu. Sie deutete auf eine der schönen roten Tuniken und wich dann einen kleinen Schritt nach hinten, um ihrer Herrin Platz zu machen. In diesem Moment schaute sie sich kurz auf dem Markt um. Trotz der heutigen Hitze, die ja im Gegensatz zu den letzte Tagen nicht mehr ganz so heftig war, war hier wieder ein großes Gedränge und wo man auch hinschaute, waren Menschen, die sich um die Waren stritten, die den Preis drückten und lauthals in die Menge ihre großartigen Waren anpriesen. Ihre Blicke wanderte den Rand es Marktes ab, wo viele Tavernen standen. Sie hatten hier das perfekte Einzugsgebiet, denn oft kam es vor, dass irgendwelche Käufer so genervt waren, dass sie kurz in einer Kneipe verschwanden und sich ihr hitziges Gemüt mit ein wenig Alkohol wieder abzukühlen. Auch dort waren viele Menschen, hastig redeten sie, schnell gingen sie weiter, ja, alle schienen irgendwie in Eile. Umso mehr wurde ihr Blick von einem der Männer dort angezogen, der völlig friedlich mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen auf einer der Bänke saß, die alten Männern ein wenig Ruhe bringen konnten. Er wirkte kein bisschen hastig, als wäre er die Ruhe selbst. Aber gleichzeitig hatte er etwas mystisches ... etwas anziehendes. Tatsächlich sah er nicht übel aus. Schnell wendete die junge Frau verlegen, denn sie schaute eigentlich niemals irgendwelchen Männern hinterher, ihren Blick wieder von ihm und ging die wenigen Schritte wieder zurück zu ihrer Herrin, die nochimmer die Tuniken bestaunte. Lynn zeigte ihr noch ein paar Tuniken, die ihrer Meinung nach sehr schön aussahen und gut zu Sabina passen würden, aber immer wieder in einem günstigen Augenblick erhaschte sie einen verstohlenen Blick zu diesem fremden Mann, der noch immer nichts bemerkt hatte. Nein, er saß noch immer dort, schien sich nicht bewegt zu haben, als würde er schlafen ...

    Oki :) Dann muss ich nur noch auf die Freischaltung warten und dann klären wir das. Und danke für die herzliche Begrüßung.