Beiträge von Vennala

    Ich huschte im Hintergrund mit einem Gepäckbündel an den Geschwistern vorbei. Unachtsam, wie ich war, stiess ich aber mit einem Mann zusammen, der etwas abseits stand.


    Oh, verzeihung!


    Sagte ich eilig und verschwand schnellst möglich im nächsten Korridor.

    Ich kam an einem der Herren aus dem Hause der Annaere vorbei, er sass auf der Bakn und las. Ich senkte meinen Blick und fragte.


    Möchtet Ihr etwas zu trinken oder kleine Häppchen zu Essen?

    Ich hatte einen Korb am Arm und begutachtete das Wachstäfelchen, auf dem die Herrin mir die Anweisungen geschrieben hatte. Gemächlich schlenderte ich umher, die freien Minuten geniessend.

    Ich neigte den Kopf vor der Herrin und wurde etwas rot im Geicht, weil ich so unaufmerksam gewesen war und die Stelle vergessen hatte.


    Nachdem ich die Anweisungen für die Einkäufe bekommen hatte, begab ich mich auf den Markt.

    Ich lief durch das Atrium der wunderbaren Casa. Es war ein fantastischer Morgen. Die Sonne war eben gerade aufgegangen und tauchte alles in fliessendes Gold. Wie in einem Palast fühlte ich mich, stolz stand ich im Sonnenlicht, mein blondes Haar schimmerte fürstlich.


    Erinnerungen an meine Kindeheit kamen in mir auf. Obwohl Italiens Sonne ihr Licht ganz anders auf mich scheinen liess. Denn es kündete sich bereits ein schwül warmer Tag an.


    Fleissig machte ich mich ans Putzen der Marmorfliessen.

    Erleichtert darüber, dass ich das Cubiculum meiner Herrin doch noch gefunden hatte, stellte ich die Körbe ab und begann die Tunicen in die Truhe zu räumen. Dannach holte ich Minervinas Spindeln und ein filligranes Brettchengeweben aus einem Beutel und legte es auf ein kleines Tischchen.

    Ich kam die Strasse entlang, mit Geschenken beladen, die mir meine Herrin beauftragt hatte bei Lucius Annaeus Florus in der Casa Julia abzugeben. Anscheinend heiratete er und Minervina war verhindert an die Feier zu kommen.


    Zaghaft klopfte ich an die Pforte der Casa Julia. Von innen drangen laute Stimmen nach aussen. Hörte mich überhaupt jemand?

    Ja, natürlich, das wäre schön, ich mag den Markt. In meiner Heimat gab es immer einen grossen Markt. Wir Gallier verkauften oft Wollen und andere Dinge.


    Ich hielt kurz inne.


    Ich werde noch warten, es drängt mich noch nicht, nach Mantua zu gehen.

    Ich lächelte zurück.


    Ich werde Minervina vermutlich nur in Mantua finden, aber ich wurde nach Rom gebracht, als man mich aus meiner Heimt vortriss.


    Ich genoss unser Gespräch.


    Wann musst du wieder in der Casa sein?

    Ich spürte Maras Leid, das in ihrer Sprache mitsang.


    Mir gefällt Mara auch, bedeutete es ebenfalls etwas ind er Sprache deiner Heimat?


    Ich überlegte kurz, ob es in gallisch etwas heissen würde, doch mir fiel nichts ein.


    Wo genau wohnst du in Rom? Ich würde dich später gerne wiedersehen.


    Ich fühlte mich zum ersten Mal in der Fremde wohl, das hatte ich alleine Mara zu verdanken.

    Ich bemerkte Maras freundliche Art und ich mochte sie auf den ersten Blick.
    Ich bin Vennala, das ist gallisch und heisst Schwalbe. Das sagt auch schon alles über meine Herkunft. Ich wurde erst vor einem Jahr verschleppt. Ich war damals 20. Nun habe ich erfahren, dass meine Freundin aus der Kinderzeit, Antonia Minervina, in Italia wohnhaft ist, man hat mir gesagt in Mantua. Ich erinnere mich noch gut, wie sie damals mit mir spielte, obwohl ich eine Keltin war und nicht einmal ihre Sprache sprechen konnte. Aber wir haben uns verständigt, wer weiss wie.
    Ich musste lachen.
    Vielleicht mit den Fetzen Latein, die ich konnte oder dem wenigen Gallisch, das Minervina sprach.
    Nun möchte ich sie finden.


    Das sagte ich sehr entschlossen und lächelte zu Mara. Erstaunlich, niemand beachtete uns, wie wir da an der Wand lehnten und uns fröhlich unterhielten. Für einen Moment vergass ich alles, Rom, die vielen Leute, unsere Unfreiheit.

    Ich wurde neugierig, anscheinend störte sie sich nicht an meiner Anwesenheit. Ich lehnte mich heiter neben sie an die Wand und begann zu fragen:


    Wie heisst du denn und woher kommst du?


    Dazu lächelte ich aufgeschlossen, ich freute mich, Bekanntschaft gemacht zu haben. Zumindest schien sie mein schlechtes Latein wenigstens zu verstehen.


    Ich musterte die junge Frau unauffällig. Sie hatte blondes Haar, genau wie ich, nur vielleicht etwas dunkler. Ich fuhr mir duch den hellen Schopf. Mein Haar war immer schon mein Stolz gewesen und es war wahrscheinlich das einzige, was nicht zu meinem übrigen Äusseren passte. Ich pflegte es, wie es die Frauen in meiner Heimat auch taten.
    Die Frau gegenüber von mir schien da ebenso ihre Rezepte zu haben, denn auch ihr Haar war unüblich schön für eine Sklavin.