Beiträge von Enya

    Enya war froh, dass sie diese Fesseln endlich los war, und sie bereute es ziemlich, zuvor daran gerissen zu hatten, denn die Fasern des Hanfseils hatten sich teilweise in die Haut hinein geschnitten, sodass ihre Handgelenke nicht nur rot waren, sondern auch mit kleinen Schnitten übersäht waren.
    Sie war ebenfalls aufgestanden, weil es ihr einfach falsch vorkam, sitzen zu bleiben, wenn Valeria aufstand. "Danke." sagte sie knapp und verarbeitete Valerias Worte. Sie hatte von Anfang an den Eindruck gehabt, dass Valeria keine wirklich selbstständige Frau war, und ihre Geschichte stärkte das nur noch. "Ein Legat?" fragte sie mit leicht verächtlichem Ton und konnte sich kaum etwas Schlimmeres als Ehemann vorstellen als einen Legaten. "Nun, du hast mich von diesem schmierigen Händler gekauft, und dafür bin ich dankbar. Also, was für Aufgaben sind es, bei denen ich dir helfen soll?" fragte sie und versuchte trotz ihrer Zweifel freundlich zu bleiben.

    "Etwas Wasser wäre nett." sagte Enya und sah sich um. Sie hatte eigentlich erwartet, dass Valeria ein Haus hier in der Stadt hatte, aber sie hatte nur ein Zimmer. Was bedeutete, dass Enya ein Souvenier auf einer Urlaubsreise war.
    Sie drängte die finsteren Gedanken zur Seite und sah sich um. "Du wohnst nicht hier in der Stadt." stellte sie einfach fest, ehe sie sich Valeria zuwandte. "Lebst du überhaupt in Germanien oder bist du hier nur zu Besuch?" fragte sie und versuchte ein möglichst aggressionsfreies Gespräch zu führen.

    "Ich bin eine Sklavin. Im Allgemeinen werden Sklaven geprügelt wenn sie sagen, dass man sie doch bitte losschneiden soll." sagte Enya um sich irgendwie zu rechtfertigen. Sicher hätte sie vorher etwas sagen können und sicher war es nicht an ihr, Valeria Vorwürfe zu machen, aber Valeria war nun einmal die Einzige, die da war, um ihre Wut zu empfangen. "Und wenn du willst, dass ich etwas sagen, dann muss ich mich daran erst einmal gewöhnen. Warum tust du das überhaupt?" fragte Enya ein wenig misstrauisch, während sie Valeria folgte.

    Enya hatte zu dem Händler noch eine sehr eindeutige Geste gemacht, ehe dieser gegangen war, und wandte sich dann Valeria zu. Die Römerin mit den ungewöhnlich hellen Haaren schien ziemlich freundlich zu sein, was Enya zwar bemerkte aber im Moment nur gering zu einer Veränderung ihrer Laune beitragen konnte. Sie riss ein paar mal an ihren Fesseln, bis ihre Haut unter den Seilen schon ziemlich rot war. Wütend ließ sie es bleiben und sah zu Valeria hinüber. "Ein Messer soll mir recht sein." sagte sie und kurz hatte sie ein Bild vor Augen, wie sie dem Händler das Messer in seinen fetten Hintern steckte. Sie schüttelte sich und zwang sich zu einem freundlichen Gesicht, dem man allerdings ansehen konnte, dass es nicht wirklich aufrichtig war. "Silva Nigra? Das ist eine Taverne, ja?" fragte sie und ließ ihre gefesselten Hände locker vor dem Körper hängen. "Dieser fette Händler hätte sicher auch ein Messer gehabt. Aber du hättest ihm das Geld erst geben dürfen, nachdem er mich freigeschnitten hat. Jetzt wird er über deinem Geld hocken und es vollsabbern.
    Ihre Wut über ihre Situation wich und ließ nur noch eine Verärgerung über die Tatsache übrig, dass sie hier auf dem Weg dank der Fesseln offen als Sklavin ausgestellt wurde. Wie demütigend.
    Und genau diese Demütigung löste die üblichste ihrer Reaktionen aus: Trotz. Sie reckte ihr Kinn nach oben und sah dann zu Valeria. "Naja, wenn sie dort auch ein Messer haben, soll es mir recht sein."

    Enya war es eigentlich egal, ob Valeria das gefiel oder nicht, aber dieser Sklavenhändler wurde immer ekliger. Sie stieß ihn von sich, und wusste im gleichen Augenblick, dass sie es entweder nun schaffen würde, verkauft zu werden, oder in den nächsten Wochen nichts zu lachen haben würde.
    "Warte!" rief sie, an Valeria gewandt und bemühte sich, freundlicher zu wirken. Die nächsten Worte kosteten sie einiges an Überwindung, aber ein kurzer Blick auf den Händler half ihr ihre Hemmungen zu überwinden. Mit einer Hand wischte sie sich den Speichel aus dem Haar, ehe sie weitersprach. "Es ... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht lächerlich machen. Ich kann dir sehr hilfreich sein."

    Enya hatte Valeria keinen Moment aus den Augen gelassen, und hatte sich recht widerwillig von dem Sklavenhändler aufzerren lassen. Sie stellte sich hin, wollte sie es ja schließlich hinter sich bringen, und sah Valeria emotionslos an. Doch als der Sklavenhändler sprach, verschluckte sie sich fast und musste laut lachend losprusten. "Ja, das ist das, was eine Frau sich wünscht: Eine Sklavin, die ihren Mann verführt." sagte sie höhnend und schüttelte den Kopf über so viel Dummheit, um den Händler dann mit den Ellenbogen von sich zu drücken. Sie hasste diesen widerlichen Kerl der laufend versuchte sie anzugrabschen.
    Sie sah zu Valeria und musste zugeben, dass diese Frau anders war, als die anderen 'Käufer' hier. Denn zum einen war sie halt eben eine Frau, was schon recht ungewöhnlich war, doch zum Anderen war sie nicht so herablassend wie die Anderen. Oder war sie einfach nur schwach? Wenn sie schwach war, würde Enya sie dazu bringen können, sie frei zu lassen oder ihr zumindest die Chance zu geben zu entfliehen.
    "Ihr Römer rühmt euch doch damit, uns Barbaren das Schreiben näher gebracht zu haben. Wundert es sich dann, dass ich das kann? Ich habe es gelernt, als ich noch klein war, doch nicht freiwillig. Und warum fragst du das? Kannst du es nicht und willst, dass ich Briefe für dich schreibe?" fragte sie nun bewusst provokant, wollte sie doch sehen, wie weit die Gutmütigkeit dieser Frau ging.

    Enya hatte schon seit Stunden auf diesem Markt verbracht, und verfluchte den Händler dafür, dass er seiner 'Ware' nicht einmal etwas Anständiges zu Essen gönnte. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt, und es war nicht der erste Tag in dieser Woche, an dem das so war.
    Sie erinnerte sich noch genau, wie das Ganze angefangen hatte, wie sie mit ihrer Mutter in den Wald gegangen war, da sie gemeinsam Kräuter suchten. Enya hatte von ihrer Mutter viel über die heilenden Kräfte von Kräutern gelernt, und war auf dem besten Weg, ihren Platz einzunehmen, wenn sie einmal zu alt und zu schwach dafür war. Doch es sollte anders kommen.
    Betrunkene Römer, Soldaten, wie sich schnell herausstellte, hatten sie im Wald gesehen und gejagt. 'Lauf!' hatte ihre Mutter ihr zugebrüllt und Enya war gelaufen, doch den Pferden der Römer hatte sie nicht entkommen können, und so war sie schnell von einem der Tiere umgestoßen worden und war arg unsanft im Wald gelandet.


    'Schaut nur!" hatte einer der Soldaten vergnügt gerufen. 'Hier haben wir gar keine Germanin. Wir haben eine Römerin.' lachte er mit Blick auf ihre Haarfarbe, doch sein Lachen wurde freudlos und sein Blick wurde kalt. 'Oder wohl eher der Bastard eines Römers. Ihr germanische Frauen seid eh nur zu einer Sache gut!'


    Dann sah sie nur noch eine Keule, die ihre abwehrenden Arme passierte und sie am Kopf traf. Ein stechender Schmerz, dann Dunkelheit.


    Die nächten Tage waren die Hölle gewesen. Sie hatte nicht gewusst, zu welchen Taten Männer möglich waren, doch sie hatte es schnell erfahren müssen. Einzig ihr Hass und ihr Stolz hinterten sie daran zu verzweifeln. Als die Männer schließlich jedes Interesse an ihr verloren hatten, hatten sie Enya an einen Sklavenhändler verkauft.


    Als sie hier in Mogontiacum ankam, in einen Käfig gesperrt der auf einem Karren befestigt war, hatte der Sklavenhändler sie wie ein Stück Vieh in Augenschein genommen. 'Hör mir zu! Du bist jetzt mein Eigentum und ich kann mit dir machen was ich will. Ich werde dich nicht quälen oder in mein Bett befehlen, denn ich handele mit Sklaven, ich verbrauche sie nicht. Wenn du auf dem Markt angeboten wirst, gib dein Bestes. Denn wenn niemand dich kauft habe ich keine Verwendung für dich, und ich werde dich in einer Mine arbeiten lassen, bis ich mein Geld zurück habe. Hast du das verstanden?'


    Enya hatte es zu gut verstanden und hatte genickt, ohne jedoch ihren stechenden Blick von seinen Augen zu nehmen. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie diesen Mann auf der Stelle getötet, doch es ging nicht. Nun kreisten Enya Gedanken um diese Dinge und der Hunger trieb Übelkeit in ihr hoch. Ja, sie hatte wahrlich schlechte Laune, als sie unnötigerweise auch noch von einer Frau angesprochen wurde.


    Enya musterte die Frau kalt, ehe sie antwortete. "Ich heiße Enya. Und du?"

    Hallo zusammen,
    ich bin Enya, eine Germanin die von den verfluchten Römern versklavt wurde und in den Besitz von Decima Valeria in Colonia übergehen soll.
    Und jetzt bin ich auch noch gezwungen, um Einlass zu bitten, aber ich werde es den Römern nicht leicht machen :D
    Gruß
    Enya