Valeria hob überrascht eine Augenbraue, als sie nun ebenfalls nach ihrem Namen gefragt wurde. Normal war es jedenfalls nicht, dass eine Sklavin ihren potentiellen Käufer ausfragte, aber die Sklavin sah recht keck aus und Valeria hatte etwas in der Art schon beinahe erwartet. Sie ließ sich vor dem Mädchen in die Hocke sinken und versuchte zu schätzen, wie alt es war.
"Ich bin Valeria", sagte sie dann mit schräg gelegtem Kopf und die Sklavin weiterhin freundlich musternd. Sie teilte die Ansicht ihrer gesamten Familie, dass Sklaven ebenfalls Menschen waren, die nur durch ein Unglück oder eine unschöne Begebenheit in die Sklaverei gekommen waren. Und im Falle Enyas war das ja auch wirklich so, doch das wusste Valeria schließlich noch nicht.
Dass Enya sie so kalt musterte, schreckte Valeria nicht ab, im Gegenteil. In gewisser Weise machte sie die Sklavin für sie interessanter, weil sie nicht nur eine stumme Haarkämmerin sein würde, sondern vielleicht auch etwas zu erzählen hatte. Und sie sprach Latein und schien demnach keine Germanin zu sein.
"Kannst du lesen und schreiben?" fragte sie Enya, denn das wären die Aufgaben, die sie neben den üblichen, fraulichen Dingen würde können müssen, um Valeria im Tempel zur Hand zu gehen. Der Sklavenhändler, der zuerst noch etwas abseits gestanden hatte, kam nun herangewuselt und zerrte Enya auf die Beine.
"Stell dich hin, wenn jemand Interesse an dir zeigt", sabberte er ihr ins Ohr, ehe er Valeria anzüglich angrinste.
"Enya, meine Herrin. Eine wahrlich wundervolle Sklavin, die auch deinem Manne die Stunden versüßen kann, wenn es gewünscht ist."