Beiträge von Marcus Matinius Mamercus

    ... so früh schon durch Sonne und Wind? Es war der Mamercus, aber nicht wirklich geschwind.


    Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Die Tatsache, das mein Onkel kaum in der Casa war, mein anderer Onkel eh nicht und mein Vater scheinbar noch nichts von meiner Anwesenheit in Rom wusste, gab mir gewisse Freiheiten. Allerdings war es nicht wirklich das, was mein Leben erfüllte. Die Schule in Achaia war es erst Recht nicht und die Androhung des Militärs oder gar des Cultus, die ich mir schon das ein oder andere Mal hatte anhören müssen, ganz sicher nicht. Also schlenderte ich diesen Morgen durch die laue Vorfrühlingsluft und suchte nach der Erfüllung meines Lebens.

    Sag mal, spinnst Du? knallte er zurück und rieb sich die Wangen. Ich glaub mal eher, Dir fehlt was in Deinem Oberstübchen. Was fällt Dir eigentlich ein? Dich sollte mal Dein Zukünftiger richtig rannehmen. Ich schnaufte vor Wut und funkelte sie ebenfalls an. Das ich nun so gegen 180 driftete war zwar nicht gut, weil ich dann meist später bereute, was ich sagte, aber was Anderes fiel mir bei ihr wirklich nicht mehr ein. So bückte ich mich nach meinem Bündel und warf es mir über die Schulter. Ein herzallerliebster Empfang, grummelte ich sie an. Ich gehe!

    Schweigend hatte ich dem Ganzen beigewohnt und war mir doch etwas fehl am Platz gekommen. So war das also. Meine Schwester hatte Liebeskummer und brauchte wohl dringend einen Mann. Als plötzlich der Medicus reinkam und mich fast umrannte, wich ich schnell zur Seite und stellte mich dann wieder an meinen Platz. Ein wenig Mitleid hatte ich mit ihr ja schon, auch wenn wir uns nicht immer verstanden.

    Natürlich hatte auch er den Tumult mitbekommen. Er bekam immer alles mit, auch das seine Schwester bisher noch keinen Brief an den Vater geschrieben hatte. Und Onkel Fuscus war irgendwie so beschäftigt gewesen, dass er ihm nicht mal zu große Lügengeschichten hatte erzählen müssen.
    Weil er aber eben so ziemlich Alles mitbekam, stand er nun plötzlich auch in ihrem Zimmer und auch wenn er sie eigentlich nicht leiden konnte, meistens zumindest, war sie doch seine Schwester und er machte sich Sorgen, was ihn selbst wohl am Meisten überraschte.
    Schweigend stand er in der Tür und wartete, was nun noch Alles wohl geschehen würde mit ihr.

    Wieso sind übrhaupt so viele hier? Sollten Onkel Plautius und Fuscus nicht in Germanien sein? Das ist ja echt Beschiss.... Das Verhalten seiner Schwester gefiel ihm nicht und er entzog ihr den Arm und funkelte sie seinerseits kurz an, ehe er leicht spöttisch meinte. Ja, bei Deinen Haaren auf den Zähnen, wundert es mich nicht, das Vater noch keinen Gatten für Dich gefunden hat. Ich kann nicht behaupten, dass Du Dich zu Deinem Vorteil verändert hast. Und es geht Dich nichts an!

    Ach Du Scheibenkleister, dachte ich nur bei mir, als ich meine Schwester erblickte. Das war ja fast genauso schlimm wie Onkel Plautius übern Weg zu laufen. Aber wie ich so war, nämlich nicht auf den Mund gefallen grinste ich sie keck an. Und Du? Solltest Du nicht in Tarraco sein und Deinem Gemahl aufwarten? Was treibt Dich in die ewige Stadt? Hier verläufst Du Dich doch nur, dachte ich bei mir. Andererseits musste ein klitzekleiner Teil von mir ja gestehen, dass ich mich irgendwie sogar ein ganz ganz klein bisschen freute sie zu sehen. Aber das verdrängte ich so gut es ging. Ich hab Ferien, antwortete ich dann noch ohne rot zu werden.

    Man musste zugeben, das ich etwas wild aussah, verstaubt von der Reise und auch etwas zottelig, wobei ich letzteres immer war. Gespannt und auch ein wenig nervös wartete ich nun im Atrium darauf, das der unfähige Sklave irgendwen aus der Casa hier anschleppte. Wobei ich nur hoffen konnte, dass es nicht gleich mein Vater oder Onkel Plautius waren, weil dann wäre die Kacke echt am dampfen gewesen. Ein Sklave kam und reichte mir etwas zu trinken und ein paar Happen, wohl aus dem Festsaal und ich konnte mich gerade noch zurückhalten um mich nicht gänzlich draufzustürzen. Huldvoll winkte ich ihn fort, nachdem ich mir genommen hatte.

    Nach langem hin und her und suchen und letztlichem Finden stand ich nun vor dem Haus. Hier war irgendwie gerade verflixt viel los und das behagte mir nicht. Denn das hieß, dass wohl mein Vater hier war und eine Feier gab. Und das widerum hieß definitiv Ärger.
    Aber was für eine Wahl hatte ich? Ich hatte kaum noch eine Sesterze in der Tasche um mir eine Übernachtung zu gönnen und wenn ich nicht weiter wie ein Vagabund aussehen wollte, dann musste ich da wohl jetzt durch. So trat ich, nachdem gerade wieder ein scheinbarer Gast im Haus verschwunden war an die Porta und klopfte energisch dran. Als sich diese etwas später öffnete, sagte ich in einem herrischen Tonfall, der mir eigentlich nicht so inne war, aber Sklaven gegenüber hatte er schon seine Vorteile: Marcus Matinius Mamercus, Sohn des hochgeschätzten Senators Publius Matinius Agrippa begehrt augenblicklich Einlaß in seine Casa!

    Dieser stinkende Esel, der sich Händler nannte, war mir fast noch schlimmer erschienen als die Überfahrt auf dem Schiff. Irgendwie war die Reise verhext und Übelkeit mein ständiger Begleiter. Der Kerl schien sich nie zu waschen und stank aus dem Maul wie die Kuh aus dem A....
    Aber ich war ihn endlich los geworden, kaum das wir das Stadttor passiert hatten. Rom war riesig, aber irgendwie war es mir als kleiner Junge riesiger vorgekommen. Gut, ich trug die Kennzeichen meines neuen Statusses erst seit Kurzem und in den Augen meines Vaters und meiner Familie überhaupt war ich vermutlich eh noch das rotznasige Kind, das sie nach Achaia geschickt hatten, aber heh, ich war hier, ich war frei und ich war ein Mann! Oh ja, darauf bestand ich. Auch wenn ich eigentlich noch nicht wirklich was zu bieten hatte. Ausser im Moment einen Bärenhunger, keine Ahnung wo ich war und dem untrüglichen Gefühl, dass die Reise irgendwie noch eine blöde Überraschung für mich übrig haben würde, ehe ich endlich in der Casa in ein Bad würde steigen können. Suchend sah ich mich um, verfluchte die Stadt, die ich so heiss ersehnlichst hatte erreichen wollen und verfluchte den Händler, dessen Gestank ich auch nach 2 Stunden immer noch in der Nase zu haben glaubte.

    Zwei Tage hielt ich es in diesem verschlafenen Nest aus. Zwei Tage aber auch nur deshalb, weil ich dringend die Kleidung gereinigt haben musste, die ich bei mir trug und mein Magen und Gang sich wieder an das Festland gewöhnen musste. Länger wollte ich hier nicht verweilen. Mich zog es nach Rom, in neue Abenteuer und Geschichten, zum Mittlepunkt, zum Nabel der Welt und vielleicht in eine verwaiste Casa mit Sklaven, in der ich es mir mal richtig gut gehen lassen konnte. Mein Vater, so wusste ich, war noch immer in Hispania und der Rest der Bagage hing da gewiss auch rum. Also konnte ich mich so richtig schön austoben und Rom unsicher machen. Und darauf freute ich mich schon diebisch.
    Viel Geld hatte ich dummerweise nicht bei mir, aber ein Händler war gegen ein paar Sesterzen so freundlich, geldgierig mich mitzunehmen und so führte mich mein Weg zu meiner Zukunft.

    Das Schiff aus Achaia, mit diversen Umwegen, legte in diesem Hafen an und ich konnte endlich auf italischem Boden meinen Fuß an Land setzen. Und dringend wurde es, denn das stetige Rollen der Wellen hatten mir einfach nur unendliche Übelkeit und unruhige Stunden eingebracht. Es war mir egal, dass das Schiff noch weiter fahren würde nach Ostia. Keinen Moment länger wollte ich an Bord bleiben. Wollte endlich dieses verdammte Schanken los werden, das ich immer noch auszuhalten hatte, bei jedem Schritt, den ich mich von dem elenden Kahn entfernte. Ich hasse Schiff fahren! Ich hasse Schiff fahren! Ich hasse Schiff fahren! Aber nein, statt das ich das nicht weiss, geh ich an Bord von so nem wurmstichigen Kahn und wag mich auf dieses elende weite Nass hinaus.
    Immer noch den Geschmack der Übelkeit im Mund hatte ich vor diesen mit einem kräftigen Wein wegzuspülen und so sah ich mich schon ein wenig verzweifelt nach einer gescheiten Taberna um.

    Danke sehr, Magnus.
    Bei dem Ort bin ich mir nicht sicher. Welcher Ort wäre denn theoretisch am Sinnvollsten, wenn meine ID überlegt Priester zu werden?


    Danke auch Dir Agrippa.
    Ich beuge mich da Deiner weisen Entscheidung, kennst Du Dich in der Familie doch viel besser aus als ich. Auch wenn der Stammbaum gute Auskunft gibt, wirst Du doch besser wissen, wo noch ein Sproß des Hauses Aufnahme finden kann.