Beiträge von Salambo

    Still und leise schlüpfte Salambo in die Bibliothek hinein, wich dem Hund aus, und näherte sich auf weichen Sohlen ihrer Herrin. Ein feines Gespür für deren Launen erlaubte es Salambo, mit nur einem Blick die Stimmung ihrer Domina einzuschätzen – und heute war das gar nicht schwer: gereizt. Oh je. Seit den Saturnalien war Salambos Leben nicht gerade einfacher geworden. Bei jeder Gelegenheit zickte Leontia herum, hatte an allem etwas auszusetzen, und piesackte sie bei den nichtigsten Anlässen.


    Salambo vermutete, dass die kleine Begebenheit mit dem feschen Vic, der ihr, Salambo den ersten Saturnalienkeks gereicht hatte, ihre Herrin tief in ihrer Eitelkeit gekränkt hatte, und das diese ihr das immer noch nachtrug… Aber das war es wert gewesen! Ach ja, der fesche Vic… – Salambo erduldete die kleinen Bosheiten ihrer Herrin gleichmütig, und war gewiss, dass auch wieder bessere Zeiten kommen würden. Schließlich war die Flavia in Alltagsfragen heillos lebensuntüchtig, und vollkommen auf sie angewiesen.


    Mit einem dezenten Räuspern trat sie an den Schreibtisch und senkte den Kopf. Gleich sprangen ihr die Wachstäfelchen mit Leontias Notizen ins Auge. Sie las: ‚Übbrigens ist ganz nathürlich, daß diejenigen immer die Rechtschaffnern sein werden, die sich mit einer geringeren und wolfeileren Lebensweisse behelfen, als die für ihre fielen Bedürfnise fiel Gelt nöthig haben.’ etc. - Was für eine grauenvolle Orthographie! Natürlich würde sie, Salambo, die später noch ins Reine bringen müssen. Warum es einer so klugen Frau wie ihrer Herrin niemals gelungen war, die Grundzüge der Rechtschreibung zu verinnerlichen, war ihr völlig schleierhaft. Aber es lag wohl in der Familie.


    „Werte Domina“, sprach sie leise und bescheiden, „dein neuer Sklave ist angeliefert worden, der Eunuche Daphnus.“ Sie legte die Besitzurkunde vor Leontia auf den Schreibtisch. „Er wartet draußen. Wünschst du, dass ich ihn hereinführe?“

    „Sehr schön.“ Ein maliziöses Lächeln umspielte Salambos volle Lippen. „Dann bin ich zuversichtlich, dass wir gut miteinander auskommen werden.“ Und als wäre nicht gewesen, fuhr sie geschäftig fort: „Also, mach dich drauf gefasst, dass die Domina dich gleich gründlich ausfragen wird. Rede ruhig frei, sie mag keine Sklaven, die auf den Mund gefallen sind - aber drück dich manierlich aus. Und mach dir nicht zu große Sorgen, sie wird dich schon nicht gleich auffressen...“ Sie zwinkerte gönnerhaft, griff nach dem Blumengewinde, das Daphnus noch um den Hals trug, und rückte es kurz zurecht. „Unsere Herrin schätzt den Anblick der Schönheit.“, bemerkte sie leichthin. „Und du bist ja ein ganz Hübscher.“


    Mit einem „Warte kurz, ich melde dich.“, öffnete sie den Türflügel einen Spalt, und schlüpfte geschwind in die Bibliothek hinein. Einen Moment lang war der Blick gegeben auf einen blanken, schwarz und weiß gemusterten Mamorboden, und ein paar Wortfetzen einer kühlen Frauenstimme drangen bis in den Gang hinaus: „….Lucius Flavius Serenus, ich sagte keine Diskussion….“, dann schloss sich die Türe wieder, und vor Daphnus war nur mehr das verwirbelte Spiralmuster auf den Türflügeln zu sehen.

    Die Nubierin blickte zu dem Germanen auf, und lächelte ein aufmunterndes, blitzendes Lächeln. „Nein, Niederknien musst du nicht – obwohl, wer weiß, vielleicht würde es ihr gefallen? – eigentlich reicht es, wenn du dich tief verbeugst. Und es versteht sich von selbst, dass du sehr höflich sein solltest. Bedenke, wir dienen einer der erhabensten Familien des Imperiums, einem Geschlecht, das noch vor kurzer Zeit die Kaiser stellte!“ Sie dämpfte ihre Stimme, und beugte ihren Lockenkopf zu Daphnus hin. „Es kursieren ja die schlimmsten Gerüchte, wie grausam und unberechenbar die Flavier angeblich sind, aber ich sage dir, wenn du es nur richtig anstellst, hast du hier ein angenehmes Leben! Wenn du allerdings einen Fehler machst, dann bist du ganz schnell weg vom Fenster! Will sagen, du endest als abschreckendes Beispiel, oder als Futter für die Muränen…“


    Sie verzog das Gesicht und schüttelte angewidert den Kopf. „Scheußlich.“ Noch etwas näher kam sie ihm, und ihre dunklen, fast schwarzen Augen, fixierten unverwandt Daphnus' blaue. „Ich kann dir helfen, weißt du. Ich bin eine Sklavin in der siebten Generation, und diene den Flaviern mein Leben lang… ich kenne alle Fallstricke und Kniffe, die es hier zu beachten gibt, wenn du überleben willst. Und ich helfe dir gerne. – Aber…“, und urplötzlich schwand alle Wärme aus ihrer Stimme, wich einem frostig schneidenden Tonfall, „…eines merk dir, Daphnus, komm nie – niemals! – zwischen mich und meine Herrin! Ich bin ihre bevorzugte Sklavin, und wenn du mir diesen Platz jemals streitig machen solltest, dann mache ich dir erst das Leben zur Hölle und sorge dann dafür, dass du es auf unschönste Weise verlierst!“ Wie Dolche aus Eis bohrte sich der Blick der hübschen Nubierin in die Augen ihres sehr viel größeren Gegenübers. Was für ein Spaß! Herrlich! Salambo liebte dieses Spiel.


    „Haben wir uns verstanden, Daphnus?“

    Zitat

    Original von Daphnus:
    Daphnus wartete im Vestibulum,es war ein klammer Nachmittag,und ihm fröstelte.Der Agent des Sklavenhändlers hatte die Villla bereits verlassen,nachdem er einige Worte mit dem Ianitor gewechselt hatte.Auf einem kleinen Schemelchen neben Daphnus hatte der Ianitor die Kaufurkunde abgelegt,Daphnus,der diese aus den Augenwinkeln mustern konnte,erkannte die Unterschrift seiner künftigen Herrin,Flavia Leontina....
    Etwas unverständliches brummend hatte der Ianitor ihm die engen Fußfesseln abgenommen,wegen der Daphnus mit lächerlich kurzen Schritten dem Agenten vom Hause des Sklavenhändlers durch die lärmenden Straßen bis zur Villa Flavia hinterhereilen mußte,zum Gespött der Straßenjungen..
    So hat Daphnus nun zu warten,den Blick demütig gesenkt,seine Wangen leicht gerötet vor Scham,denn er fühlt,wie ihn so manch spöttischer Blick streift...


    Schnellen Schrittes trat eine dunkelhäutige junge Frau aus der Villa ins Vestibulum und kam direkt auf Daphnus zu. Eine fließende taubenblaue Tunika umspielte sacht ihren geschmeidigen Körper, und bei jedem Schritt wippten ihre dunklen Locken fröhlich auf und nieder. „Salve!“, grüßte Salambo fidel, „Bist du der neue Sklave?“ Ihr Blick fiel auf den Schemel mit der Kaufurkunde, sie nahm das Dokument auf, überflog es, und nickte zufrieden. Dann erst musterte sie Daphnus genauer – und lächelte breit. Ihre weißen Zähne blitzten hell in dem dunklen Gesicht. „Willkommen in der Villa Flavia. Mich nennt man Salammbô. - Salammbô die Siebte.“, präzisierte sie nicht ohne Stolz. „Ich bin die Leibsklavin unserer Domina. Komm doch bitte mit, Daphnus, ich stelle dich ihr gleich vor. “


    Energisch geleitete sie Daphnus ins Innere der Villa, durchquerte mit ihm die Fauces und das prunkvolle Atrium, in dem rotglimmende Kohlebecken knisternd eine angenehme Wärme verströmten. Weiter ging es durch herrschaftlich geschmückte Säle und weitläufige Korridore, schließlich bog Salambo in einen langen Säulengang ein, der auf eine Flügeltüre zuhielt, auf der schwarze und weiße Einlegearbeiten ein kompliziert verschnörkeltes Spiralmuster bildeten. „Sie ist in der Bibliothek.“, erklärte Salambo, machte vor der Türe halt, und sah Daphnus fragend an. „Bereit?“

    Übermütig schlang Salambo die Arme um den Nacken ihres feschen – und unerschrockenen! – Triumphators, und zog ihn mitten in den wirbelnden Tanz hinein. „So, meine ich!“, lachte sie ausgelassen, schwang die Hüften, und schnitt über seine Schulter hinweg eine bösartige Fratze zu einer drallen Blonden, die gerade Anstalten machte, sich ihrem Fang zu nähern. So nicht, meine Liebe! Das Mädchen verstand und drehte ab. Na also. Nach ein paar Runden inmitten wild herumwirbelnder und springender Tänzer, gab Salambo sich zufrieden. „Puh, jetzt bin ich aber wirklich durstig!“, stellte sie fest, und strich grinsend ihre Locken zurück. „Wo geht’s denn zu dieser famosen Taverne, Vic?“


    „Also, die Saturnalien sind schon das beste was es gibt! Und wie schön ist es erst abends, wenn alle ihre Kerzen anzünden, richtig verzaubert sieht das dann aus, nicht?“ Munter plaudernd schlenderte sie weiter an seiner Seite, schäkerte und lachte, und freute sich ihres Lebens. Einmal Königin sein, einmal einfach nur Spaß haben! Das war doch tausendmal besser, als so eine steife Cena in der Villa, nur damit die Herrschaften ihre Traditionen pflegen konnten. Ohne ihrem Feldherren noch eine weitere solche Schlacht zuzumuten, ließ Salambo sich willig in die Taverne abschleppen…
    (Und was weiter geschah? Hm…also ich bin mir sicher, sie hatte ihren Spaß.)

    „Jaha, die Römer sind wirklich eigen mit den Königen“, lachte Salambo, „da bleib ich doch lieber inkognito. Aber ich verstehe das schon, in meinem Königreich, da dulde ich auch keine Rivalen. Ich pflege sie für gewöhnlich den Krokodilen vorzuwerfen. Essen gehen? Fabelhaft!“ Sie schlenderte fidel neben Victor her, zeigte viel Hüftschwung, und malte sich dabei ihr Königreich aus. „…und mein Palast hat Türme aus Smaragden und Rubinen, eine Treppe von Topas und einen Garten mit diamantenen Früchten…ich bin Königin Salammbô die VII, und du, Vic, bist natürlich mein oberster Feldherr, ein meisterhafter Stratege, und siegreich in unzähligen Schlachten…“


    ‚Io Saturnalia’-Wünsche waren von überall zu hören, man fiel sich in die Arme, ließ Weinkrüge und Amphoren kreisen. An einer Straßenecke drängten sich die Leute um einen Tisch, wo, nach dem Klappern der Würfel zu schließen, dem Glücksspiel gefrönt wurde. Aus einem Innenhof drang fröhliche Katzenmusik, und einige Menschen tanzten auf offener Straße. Salambo kicherte. „Nun, mein Feldherr, wagt du ein Tänzchen mit deiner Königin?“ Sie wiegte sich in den Hüften, grinste schelmisch, und ein bisschen herausfordernd. Tanzen war ja nun nicht jedermanns Sache.

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor


    Sie ließ ihn warten. Er war sich seiner Sache all zu sicher, konnte er ruhig ein bisschen bangen ob sie auch wirklich kam. Zuerst drängelte sie sich durch die Menge um einen Blick auf den Saturnalienkönig zu werfen, und ihm auch mal zuzujubeln. Dann hielt sie einen kleinen Schwatz mit einer Bekannten, die gerade dieselbe Idee gehabt hatte. Zuletzt packte sie das Geschenk ihrer Herrin aus, es war eine Kette aus Elfenbeinplättchen, auf denen verschiedene afrikanische Tiere eingeschnitzt waren, und legte sie sich erfreut um den Hals.


    Erst danach schlenderte sie wieder auf besagte Säule zu. Denn Salambo wusste: man darfs den Kerlen nicht zu leicht machen. Auch wenn’s schwer fällt. Hoffentlich war er noch da. Ah, da stand er ja. Heimlich schlug sie einen Bogen, pirschte sich lautlos wie eine Leopardin in der Steppe an ihn heran, und legte dem flotten Vic von hinten plötzlich die Hände vor die Augen. „Rate wer es ist!“ lachte sie übermütig und warf die Locken, daß sie seinen Hals kitzelten.

    Ich, Salammbô, die Siebte meines Namens, aus uralter Sklavenlinie, und der Gens Flavia treu ergeben, würde gerne ins ID-Leben treten. Danke :)


    Stand: Sklavin
    Besitzerin: Flavia Leontia
    Name: Salambo
    Wohnort: Rom
    Familie: Ein Halbbruder, Hannibal