"Decurio, ist das nicht etwas leichtsinnig wenn wir nur mit Übungswaffen bewaffnet sind ? Was machen wir wenn nun echte Angreifer das Lager angreifen ?"
fragte Vibulanus da er bei solchen Dingen immer etwas misstrauisch war.
"Decurio, ist das nicht etwas leichtsinnig wenn wir nur mit Übungswaffen bewaffnet sind ? Was machen wir wenn nun echte Angreifer das Lager angreifen ?"
fragte Vibulanus da er bei solchen Dingen immer etwas misstrauisch war.
Nach dem Mittagessen nahmen auch die wilden Eber an dem Übungen teil. Da sie allerdings schon selbstständig auf dem Reitplatz trainiert hatten,
würden sie kaum Probleme mit dem Training haben und waren entsprechend gelassen. Damals war der Decurio abwesend gewesen und die Probati
hatten nach einer Beschäftigung gesucht. Die Wurfspeere waren die einzigen Waffen mit denen sie noch nicht bis zum Erbrechen trainiert hatten und
so fiel die Wahl der Männer auf Übungen mit den schlanken Speeren.
Zufällig sah Vibulanus gerade wie der Duplicarius seinen Becher zum Gruß hob. Natürlich erwiederte Vibulanus die Geste.
Dabei schwappte etwas weißer Schaum aus dem Becher und lief ihm über die Hand. Vibulanus wischte den Schaum kurz
weg und stürzte den Inhalt des Bechers in sich hinein. Herübergehen wollte er nicht, denn der Duplicarius war schließlich
nicht allein. Allerdings riss er sofort einen Witz über den Duplicarius und dessen Pferd an den er sich gerade erinnert hatte.
Glücklicherweiße konnte Cupidius ihn bei dem Lärm der Feiernden hören. Vibulanus hatte an diesem Tag endlich einmal
alle Sorgen über Bord geworfen und feierte nun ausgiebig.
Da ihre Becher inzwischen leer waren ging sie auch zu den Sklaven und ließen sich ihre Becher mit Bier nachschenken und bedienten
sich natürlich auch bei den Häppchen. Das Essen hier war um Welten besser als das in der Ala und so bedienten sich Vibulanus tüchtig.
Auch das eine oder andere hübsche Mädchen hatte er auch schon gesehen, so dass das Fest sich für ihn bereits gelohnt hatte. Doch
dasBeste war, dass die Feier noch gerade erst begann. Mit Essen und Trinken ausgesattet feierten sie ihren freien Tag. Und natürlich
den Tempel.
Als der Legatus Augusti Pro Praetore die Ala II erwähnt jubelten Vibulanus und die anderen Probati natürlich besonders laut.
Sie lauschten der Rede und waren natürlich nicht sonderlich enttäuscht, als sie relativ schnell auch schon wieder vorbei war,
denn diese langen Reden von Politikern fanden sie eher langweilig.
Vibulanus und ein paar seiner Kameraden waren auch bei der Weihung des Tempels anwesend. Schließlich war er Mars gewidmet,
ein Gott der für Probati immer an erster Stelle kam. Immerhin waren sie Soldaten. Die Opferung des weißen Stieres hatte die jungen
Männer besonders beeindruckt. Sie jubelten mit der Menge mit als sie hörten, dass der Tempel von Mars angenommen worden war.
Lugosix hatte sogar einige Becher billigen Landwein aufgetrieben und zusammen stießen die unerfahrenen Probati auf den Tempel
und Mars an, als sie auf die Worte des LAPP warteten.
Vibulanus ärgerte sich nun ein wenig über die Worte des Decurios. Da im Moment noch alle Probati standen und nun gegen die fünf Angreifer kämpfen
wollten, brüllte Vibulanus die andern Namen der anderen Gruppenführer.
"Ingwiowolf! Accius! Lasst euch nicht ablenken. Geht mit euren Jungs zum Wall und haltet die anderen
auf. Die fünf hier sind nur Ablenkung. Wenn da nochmal fünfzehn von den Kerlen kommen sind wir dran.
Benützt den Wall. Der ist unser einziger Vorteil"
Da der Duplicarius gerade mit einem komisch herumfuchtelnden Idioten beschäftigt war, sprang Vibulanus mit dem Schild voraus nach vorn um
Romanus frontal zu rammen. Kurz bevor er aufprallte schickte er noch einen schnellen Stich voraus, der den Duplicarius entweder in der Seite oder
dem Rücken treffen würde. Inzwischen stürmten die Accius und Ingwiowolf und etwa noch einem Dutzend Probati zum Wall, wo sie versuchten die
Equites mit falschen Hastae und Wurfspeeren fernzuhalten.
Es ist echt toll, dass du mal im alleingang den Duplicarius besiegst und den Kampf praktisch beendest. Applaus für unseren Überhelden.
"Also diesem einen Duplicarius würde ich nicht über den Weg trauen."
meinte Vibulanus spaßig und ging mit den anderen Probati zum Wall. Auf die Wurfspeere freute sich
Vibulanus bereits, denn er hatte mit seinen Männern bereits öfters den Umgang mit den Wurfspeeren
geübt.
Als er die Rufe und das dumpfe Einschlagen von Wurfspeeren hörte wusste Vibulanus, dass die Übung nun begonnen hatte. Er unterdrückte
den Drang mit den Männern aus seinem Contobernium in die Richtung der Rufe zu eilen und wandte sich stattdessen dem Decurio zu.
"Decurio, einige Rufe und Einschläge an der Palisade. Darf ich vorschlagen vorerst nur zwei Contobernia zu dem Teil der Palisade zu schicken?
Vieleicht wollen sie uns nur ablenken, Decurio"
Am nächsten Morgen war Lugosix mit einem breiten Lächeln und einem prall gefüllten Geldbeutel aufgestanden. Er hatte eben
ein Händchen für Würfelspiele. Vibulanus war nach seiner Wache auch noch einige Zeit am Feuer gesessen bevor er sich dann
ins Zelt schlafen gelegt hatte. Der Puls am nächsten Morgen war sogar recht passabel, doch er wurde von wilden Ebern noch
etwas verbessert. Einer von ihnen hatte einen Apfel aufgetrieben, der mit einem Pugio in kleine Stückchen zerschnitten und in
den Puls der acht Männer untergemischt wurde. Hinglix hatte im Wald sogar noch eine Hand voll wilde Himberen gefunden, die
die Männer auch in ihren Brei rührten. So war der süße Puls sogar recht lecker und die acht Männern verschlangen ihn gierig.
Nach den dreißig Runden um das Lager, hörte Vibulanus gerne, dass sie nicht wieder Holz fällen oder ähnliche Dinge tun mussten.
Etwa vierzig Probati gegen zwanzig Equites. Ihre Unterzahl würden die Equites der Turma Prima wohl wieder durch ihre Erfahrung
wett machen, doch vieleicht konnten die Probati dieses kleine Spielchen ja gewinnen. Die wilden Eber nahmen sich die Holzwaffen
und begannen sich zu lockern.
Bin wieder zurück.
Ich muss mich leider bis Ende nächster Woche abmelden.
Lugosixbreitete wieder das ovale Lederstück aus und nahm zwei knöcherne Würfel aus der Tasche. Er hatte den
Decurio nicht bemerkt und verhielt sich entsprechend locker.
"Also meine Herren, da wir noch arme Probati sind, wird mit Quadrans gespielt. Ihr seht das Spielfeld. Wenn ihr eine von Drei bis Elf,
mit Ausnahme der Sieben, würfelt dürft ihr alle Münzen auf dem Feld mit der Nummer nehmen. Liegt dort keine Münze so müsst ihr
eine Münze auf das Feld legen. Bei einer Sieben müsst ihr immer eine Münze auf das Feld der Sieben legen. Würfelt ihr eine Zwei
dürft ihr alles Geld, das in dem Ring liegt, nehmen. Bei einer Zwölf dürft ihr sogar alles Geld auf dem Feld nehmen, also auch das aus
dem Feld der Sieben. Ihr müsst so lange würfeln bis ihr einmal ein leeres Feld getroffen habt und eine Münze hereinlegen müsst. Im
Klartext heißt das, ihr könntet drei Felder abräumen und erst dann ein leeres Feld treffen wo ihr eine Münze hineinlegen müsst. Dann
wäre euer Zug vorbei. Ihr könnt nach jedem Zug aussteigen. Noch Fragen ?
Da sah Lugosix den Decurio und blickte auf das noch leere Spielfeld. "Decurio, seit ihr so mutig als erster zu Würfeln ?"
Inzwischen stand Vibulanus auf dem Erdwall und spähte in den Wald. Da es nun langsam kälter wurde rammte er die Hasta in den Boden
und lehnte seine Parma dagegen. Als er nun beide Hände frei hatte wickelte er seinen Mantel enger um sich. Wenigstens wenigstens war
er noch für die erste Wache eingeteilt worden. Er nahm seinen Schild und den Speer wieder in die Hand und kaute hungrig an einem Stück
Speck, dass er sich für solche Nächte aufbewahrt hatte. Plötzlich raschelte ein Busch und er hörte merkwürdige Geräusche. Er schaute noch
genauer hin, doch dann erkannte er, dass lediglich zwei harmlose Tiere und keine wilden Germanen waren. Erleichtert stützte er sich wieder
auf seine Hasta und ließ seine Blicke wieder über den Waldrand wandern.
Nachdem er seinen Puls gegessen hatte und sein Geschiff notdürftig abgespült hatte, packte er es
wieder ein. Er gähnte kurz und schaute durch das Lager. Als er den Decurio sah ging er zu ihm herüber.
"Wer teilt die Nachtwache ein, Decurio ?"
fragte Vibulanus obwohl er nicht glaubte, dass Germanen soweit hinter den Limes kamen oder Räuber
so dumm wären, war er dennoch vorsichtig.
"Jawohl, Decurio." sagte Vibulanus bevor er wegtrat.
Da es acht Männer waren, die halfen, dauerte es nicht besonders lange bist das lederne Zelt errichtet war. Die Pferde waren
schon längst versorgt und so schnapten sich die wilden Eber gleich ihre paterae. Sie folgten dem Geruch bis zu du den Lagerfeuern
an denen gekocht wurde.
"Man ham wir heut n Glück das wir nicht selber kochen müssn." meinte Flavolix glücklich.
Und was gibt es überhaupt ? fragte Erkmar
"Wäh. Puls. Das hät mer au selber nobrocht." maulte Laribold.
"Wenigstens ist ein bischen Fleisch drin. Da is wohl n Pferd krepiert." meinte Flavolix grinsend.
Als der Eques jedem Eber zwei Kellen auf die sein paterae geklatscht hatte, gingen die Männer wieder zu ihrem Zelt. Ihre Sättel
dienten als improvisierte Sitzgelegenheit und waren um das kleine Feuer, das sie vor ihrem Zelt angezündet hatten, angeordnet.
"He Laribold, hast du noch was von dem Grünzeug ? Der Frass könnts gebrauchen." fragte Erkmar während er sich gierig einen
Löffel des zähen Breis in den Mund stopfte.
Laribold antwortete nicht, sondern lies einen kleinen Lederbeutel herumgehen. Jeder nahm sich ein oder zwei der getrockneten
Blätter heraus und zerupfte sie über seinem Essen und rührte sie darunter.
"Wie heißt das Zeug überhaupt ?" fragte Vibulanus als er gerade etwas davon in sein Essen rührte.
"Das isch Majoran. Findeste überall im Wald. Musch halt nur pflüge und trockne."
Vibulanus nickte und schaufelte das Essen in sich hinein.
Als sie den letzten Pfahl in den Wall getrieben hatten, rochen Erkmar und Vibulanus das Essen. Zumindest vermuteten sie,
dass es Essen war, das sie da rochen. Müde gingen die beiden mit einigen anderen Probati, die ihre Arbeit beendet hatten
zum Decurio.
"Wir sind fertig, Decurio. Wir haben alle Pfähle im Wall befestigt. Können wir unsere Zelte aufbauen ?"
sagte Vibulanus und schaute über die Schulter des Decurios hinweg in das kleine Lager. Es mussten nur etwa sechzig
Soldaten in dem Lager untergebracht werden, weshalb es auch relativ überschaubar war.
Nachdem sie einen Stamm zerteilt hatten, spitzen Vibulanus und Erkmar sie auf einer Seite an. Das wiederholten sie einige Mal
und als sie genug davon hatten bekannen sie die Baumstämme in den Wall einzustampfen. Während Vibulanus den ehemaligen
Baum mit der spitzen seinte zum Boden hielt, hollte Erkmar mit seiner Dolabra weit aus und ließ auf das stumpfe Ende das Stammes
saußen. Er den noch Holzpflock mit dem Teil der Dolabra, wo der Schaft in das eiserne Kopfstück mündete. Nach einigen Hieben
war stand der Stamm fest in der Erde und die beiden Probati gingen fünf Schritte weiter und begannen den nächsten Pfahl einzuschlagen.
Hinter ihnen machte sich bereits ein anderer Probati mit seiner Dolabra daran, den Pfahl anzuspitzen.
Als Erkmar zu dem Lager zurückkam ließ er den Baumstamm neben die anderen Stämme, die schon auf dem Boden lagen,
fallen und sah sich kurz die Arbeit der anderen Probati an. Sie hatten schon ein paar Meter weit gegraben, doch es waren
nur etwa zwanzig Probati und so würde es wohl noch eine Weile dauern.
Zusammen mit einem anderen Probati schleppte Vibulanus mühevoll einen der Baumstämme zum Lager. Das Gewicht des
Baumes drückte aur ihre Schultern, doch sie hielten es aus.
"Duplicarius, können wir nicht die Pferde zum Holzrücken benutzen ? Sie mussten uns heute nicht tragen, also sollten sie
noch nicht erschöpft sein. So könnten wir einige Zeit sparen."
"He. Du solltest ihn mit Duplicarius ansprechen. Dominus oder Herr sagen nur die Sklaven."
brummte der große Erkmar leise und freundlich zu den Neuen, der versucht hatte den Baum mit einem Dolch zu entasten.
Dann spannte er seine beeindruckenden Muskeln an und hob einen der Bäume allein an und schulterte ihn. Mit einem
freundlichen Lächeln klopfte er dem Neuen kameradschaftlich auf die Schulter und ging ohne große Mühe zum dem Lagerplatz zurück.
Vibulanus und Erkmar stoppten kurz mit dem fällen des Baumes, um ein lautes "Vorsicht!" zu rufen. Danach packte er seine Dolabra
wieder ganz am Ende des langen Schafts und ließ die Mischung aus Axt und Hacke mit viel Schwung ein letztes Mal auf das Holz schlagen.
Mit einem lauten knirschen brachen die letzten verbindungen des Baums zu seinen Wurzeln als er langsam kippte. Mit einem dumpfen
Knall schlug der Baum auf dem Boden, weit wegen von anderen Probati oder Equites, auf. Erkmar und Vibulanus stellten sich an den
unterschiedlichen Enden des Baumes auf und hackten nun sämtliche Äste ab.
Auf der Lichtung hatten die anderen drei Eber inzwischen angefangen zu graben. Sie benutzten ebenfalls ihre Dolabrae, doch nun
wurde die andere Seite benutzt um den Boden aufzuhacken. Mühvoll gruben die Männer und warfen des Aushub gleich neben den
Graben um so einen kleinen Erdwall zu errichten. Laribold stöhnte. Wäre er doch in den Wald gegangen um Bäume zu fällen.