Beiträge von Nerva

    Schließlich kam Nerva mit der fremden Leibsklavin auch in Fundulus' Zimmer. Das Klopfen hatte nichts genützt, denn hinter der Tür übertönte das Schnarchen alles. Nerva hob eine Braue, als sie Fundulus so da liegen und schlafen sah. Na, das sah ihm ja ähnlich. Sich erst tagelang nicht blicken lassen und dann verkatert heimkommen und sich dort gleich ins Bett legen.


    Sie würde mit dem Burschen auch noch ein ernstes Wörtchen zu reden haben, sobald er mal wieder nüchtern war und was wollte... Früher oder später musste er ja auch mal wieder zum Essen erscheinen. "Besser wir stören ihn nicht weiter und geben stattdessen gleich Bescheid.", flüsterte Nerva der anderen Sklavin zu und verließ das Zimmer dann auch lieber wieder.

    Nerva konnte Montanus eindeutig ansehen, dass es hinter seiner Stirn zu rattern begann. Ein gutes Zeichen. Es konnte ihm nicht schaden, auch mal seinen Kopf anzustrengen. So lächelte sie ihn mit Genugtuung an.


    "Ja, ich denke schon.", murmelte sie und verließ dann zusammen mit Aylean wieder das Zimmer um nun auch noch nach Fundulus zu sehen.

    "Ich wollte dich darüber in Kenntnis setzen, dass deine Cousine einen Gast hat, falls du dich zu ihnen gesellen möchtest. Ich kümmere mich derweil um Aylean, die Leibsklavin unseres Gastes."


    Ob Nerva das absichtlich tat? Dass sie nicht zu erkennen gab, um was für einen Gast es sich da handelte. Vielleicht baute sich in Montanus' Kopf ja jetzt schon ein Bild über einen möglichen Verehrer auf, der sogar seine eigenen Leibsklaven hatte. Nun, in dem Fall würde er wohl enttäuscht werden. Andererseits hätte er selbst ja vielleicht mehr von dem eigentlichen Besuch.


    "Die beiden sind im Triclinium.", fügte sie schließlich noch hinzu. Eigentlich wollte sie nun auch weitergehen um auch nach Fundulus zu sehen, aber sie wollte erst Montanus' Reaktion sehen.

    Nerva hatte die junge Aylean zu Montanus Zimmer geführt und bedeutete ihr nun zuerst zu warten. Vernehmlich klopfte Nerva an die Tür, ehe sie diese öffnete und Aylean signalisierte mit herein zu kommen.
    "Junger Herr?", sprach sie recht förmlich in den Raum, was Montanus eigentlich schon zu verstehen geben sollte, dass Gäste da waren.

    „Nun, dann komm mal mit“, meinte Nerva lächelnd zu der jungen Sklavin. Wir werden jetzt erst mal nachschauen, ob der junge Herr Montanus da ist, und dann sein Bruder Fundulus. Unsere Casa ist nicht besonders groß, es wird also nicht lange dauern.“ Und sie führte Aylean erst mal zu Montanus’ Zimmer.

    Nur wenige Minuten, nachdem Nerva verschwunden war kam auch schon Burrus herangeeilt. Er war ein recht ansehnlicher junger Bursche, auch wenn er momentan etwas schlaksig wirkte, da er erst vor kurzem einen wahren Wachstumssprung hinter sich gebracht hatte.
    Er trug einen Krug mit verdünntem Wein in der einen Hand und vier Becher in der anderen. Wie er es gelernt hatte senkte er den Kopf vor dem Gast und stellte dann, möglichst ohne aufzufallen den Wein und die Becher hin. Geschickt schenkte er zwei Becher ein und zog sich dann wieder in den Hintergrund zurück, um zu warten.

    Nerva betrat die Küche und sofort schreckten Burrus und der andere Bursche hoch. Sie hatten beide offensichtlich gefaulenzt und fühlten sich nun ertappt.
    "Burrus, bring verdünnten Wein und zur Sicherheit vier Gläser in das Triclinium, wir haben Besuch. Du", sprach sie zum anderen Burschen. "Bereite ein paar Kleinigkeiten vor und bring sie dann ebenfalls. Und benehmt euch, verstanden?!" Sie klang harsch und nicht halb so nett, wie noch kurz zu vor zu Aylean.
    doch diese lächelte Nerva nun kurz an und sagte: "Willst du dich eben hier ausruhen und das zeug da ablegen, oder magst du mit mir nachsehen, ob die jungen Herren zu Hause sind?"

    Nerva hatte nur lächelnd dem Bericht der jüngeren Sklavin gelauscht und nur mit halbem Ohr mitbekommen, dass die junge Frau eingeladen wurde. Nun, es sollte ihr recht sein. Aber mit der Bewirtung würden sie wohl so lange warten müssen, bis Nerva wieder in der Küche gewesen war.
    Dann kamen sie auch schon zuhause an und Nerva nickte Narcissa zu. Mit einem griff in ihre Tasche hatte sie die Gürtelschnalle hervorgeholt und sie Narcissa gereicht.
    "Erfrischungen werden in wenigen Minuten da sein.", sagte sie noch kurz, dann nahm sie die junge Sklavin erstmal mit in die Culina.

    Nerva werkelte in der Küche herum und regte sich mal wieder über die Burschen auf.
    "Burrus!", rief sie wütend. "Soll mir das Feuer ausgehen!? Hol Holz und leg nach, du Faulpelz!" Fundulus Sklave hatte es seinem Herren nachgemacht und war ebenfalls verschwunden, doch Nerva wusste in etwa wo er sein musste. Immerhin hatte sie ihn ja sebst auf den Besorgungsgang geschickt. Es dauerte jedoch inzwischen zu lange. Der würde etwas erleben, wenn er wieder auftauchte!
    Sie rührte in der Schüssel herum und beobachtete, wie Burrus Stapel um Stapel Holz holte und es neben der Feuerstelle aufschichtete. Dann machte er sich daran das feuer wieder richig zum Laufen zu bringen, so, dass man damit auch kochen konnte.

    Etwas verstimt, dass Narcissa nun doch etwas gekauft hatte, nahm Nerva die Gürtelshcnalle entgegen und steckte sie weg.
    Sie atmete tief durch, um sich dann wieder an die jüngere Sklavin zu wenden.
    "Du bist ja schon viel herumgekommen. Früher hab ich mir das auch immer mal wieder gewünscht, aber inzwischen bin ich zufrieden mit meinem Leben hier und will auch gar nicht mehr woanders hin gehen. Reisen ist doch sehr anstrengend, oder"

    "Ich bin hier in Rom geboren und hab noch nie die Stadt verlassen. Das ist bei dir wohl etwas anders, oder nicht?", fragte Nerva freundlich nach. Es war schließlich nicht jeder wie sie in den Sklavenstand hineingeboren worden. Und selbst wenn, nicht jeder Sklave lebte in Rom, bei weitem nicht!
    Das junge Ding an ihrer Seite wirkte recht sympathisch auf die ältere Frau und auch ihr offensichtlicher Arbeitseifer gefiel Nerva. Burrus hätte sicher jede Gelegenheit genutzt zumindest einen Teil seiner Last los zu werden, dessen war Nerva sich sicher!

    Nerva hatte die Entschuldigung des Mannes mit einem Nicken hingenommen. Sie glaubte nicht ganz an die Wahrhaftigkeit, mit der sie hervorgebracht worden war, doch es ja wenigstens etwas. Vor allem mehr, als sie zu erwarten hatte. Dennoch war Nerva froh, als Narcissa vorschlug weiter zu gehen. Stumm nickte sie und folgte dann auf einer Höhe mit Aylean den beiden jungen Damen. Kurz schenkte sie dem Mädchen ein Lächeln und fragte dann leise, ob sie Hilfe bei dem Obst bräuchte.

    Nerva presste die Lippen aufeinander, das war mal wieder typisch für so einen feinen Fatzke! Doch sie hatte gelernt den Mund zu halten und es hin zu nehmen. Zum Glück war sie bei den Quintiliern eher so etwas wie eine strenge Tante, als nur eine Sklavin.
    Der Dank und die Hand Narcissas schafften es doch auch tatsächlich sie zu beruhigen und sie trat mit zusammen gepressten Händen, aber wieder scheinbar entspannten Gesicht etwas zurück.
    Das geschenkte Düftchen irritierte sie dann doch, und der Mann kam ihr arg aufdringlich vor. Hoffentlich würde er bald seines Weges ziehen und sich um seinen Garten kümmern!

    Nun wurde es Nerva zu bunt mit diesem Rüpel. Sie ging um ihre Herrin herum und drängte sich zwischen diese und den Mann.
    "Danke mein Herr, das wird nicht nötig sein. Ihre Entschuldigung wurde angenommen und für einen kleinen versehentlichen Schubs braucht man doch keine solchen Umstände zu machen. Aber vielen Dank der Herr."
    Nerva lächelte freundlich und schaffte etwas Abstand zwischen Narcissa und diesen Mann. Begütigend legte sie kurz eine Hand auf den Unterarm des Mannes, in dessen Hand er das Geld hielt, und drückte ihn sachte herunter.
    "Bitte, ich bin mir sicher, es ist in Ordnung. Sie haben doch sicher einen Garten, oder? Er wird garantiert prächtig aussehen, so wie sie ihn versorgen. Wahrlich prächtig!"
    Das Lächeln blieb unverändert auf ihrem Gesicht, während sie freundlich fragte: "Was für neue Pflanzen wollen Sie denn anbauen? Sie habe ja nicht grade wenig an Saatgut gekauft."

    Nerva schaut entsetzt zu dem kleinen Töpfchen, auf welches die junge Frau nun wies. Musste das sein? Doch sie verstand es ihre negativen Gefühle zu verbergen und so huschten nur kurz ihre Augen zu besagtem Töpchen und wogen kurz dessen Wert ab. Mit etwas Glück und Verhandlungsgeschick würde es nicht all zu viel kosten.
    Terentia Varena, hieß die junge Frau also und die Sklavin Aylean. Dieser nickte Nerva auch kurz zu, wie es Brauch war.
    Die unge Herrin wollte grade zu einer Antwort ansetzen, als so ein Rüpel sie doch glatt anrempelte. Zum Glück hatte Nerva Narcissas Geldbeutel im Blickfeld, ansonsten hätte der Bursche gleich etwas zu hören bekommen. Diebe konnte kein rechtschaffender Mensch gut leiden. Doch es schien tatsächlich nur ein Versehen gewesen zu sein, und Narcissa fing sich recht schnell wieder.
    Nerva beobachtete das mit Zufriedenheit. Das Kind war wirklich gut gezogen.
    Und nun wurde sie selbst vorgestellt. Sie senkte den Kopf, wie es üblich war und wartete den Verlauf der Begegnung ab.

    Nerva war wirklich nicht besonders angetan von der Tatsache, dass sie die junge Herrin begleiten musste. Die beiden jungen Burschen daheim, und damit meinte sie nicht die Quintiliabrüder, würde garantiert nicht ihre Arbeit tun, so dass Nerva sie nachher wieder hetzen dürfte. Außerdem würde dann sicher wieder etwas Käse und etwas Wein aus ihrer Vorratskammer fehlen! Die Burschen wussten, dass sie dafür nichts zum Abend bekommen würden, doch das schien es ihnen immer wieder wert zu sein.
    Zum Glück hatte sie ihrer Herrin bisher alles wieder ausreden können, was diese meinte unbedingt zu brauchen. Ihr hatte Nerva noch nichts von der Finanzlage erzählt und hatte dies auch nicht vor. Sie fand das war Sache der jungen Herren. Sollten die sich doch mal die Hände schmutzig machen.
    Doch als sie an den Stand mit den Salben kamen befürchtete Nerva, dass diesmal ihre Überredungskünste versagen würden. Die Salbe duftete aber auch wirklich gut!
    Doch da kam diese junge Frau vorbei und warnte Narcissa, was Nerva mit halben Ohr mitbekam. Warm, wenn auch verhalten lächelnd betrachtete Nerva die junge Frau, die ihr sogleich sympathisch war, und sei es auch nur aus dem einfachen Grund, dass sie die Herrin vor einer unnötigen Ausgabe bewahrt hatte.

    "Das würde ich ja, wenn er sich mal zeigen würde...", maulte Nerva weiter und verließ dann das Zimmer. Ihre Aufgabe bestand nicht darin, Montanus oder Fundulus zurechtzuweisen, sondern jetzt mit dem was sie noch hatte kaufen können ein gutes Essen zu zaubern.


    "Ich rufe dich dann, sobald das Essen bereit ist. Es wird aber noch etwas dauern.", meinte sie und schaute sich nochmal über die Schulter.

    "Nein, ich habe ihn nicht gesehen. Ich weiß nicht, wo er sich wieder herumtreibt." Darüber war sie auch ein wenig wütend. Dass Fundulus entweder kritzelnd in einer stillen Ecke saß, oder er unterwegs war um irgendein Mädchen zu betören. Vielleicht war es nur die Eifersucht, da nie jemand versucht hatte sie zu verführen, aber das konnte sie den beiden nicht vorwerfen.


    "Es ist mir egal, wer von euch beiden arbeiten will, aber einer sollte es mindestens.", schnaubte sie schließlich.

    "Soweit ich weiß, zehren wir schon eine ganze Weile davon. Denkst du denn, dass das dein Leben lang reichen wird? Wenn du ein alter Mann bist und dein Bruder auch und ihr nicht vorteilhaft genug verheiratet seid, dann werdet ihr früher oder später am Hungertuch nagen, wenn ihr nicht arbeiten geht."


    Jetzt hatte sie es endlich ausgesprochen. Bei Narcissa machte sie sich da keine Sorgen. Die würde mit ihrem Gesichtchen schon einen Mann finden, der dann für sie Sorge tragen musste. Aber die beiden Brüder konnten nicht erwarten, dass ein Mädchen für sie sorgte...