Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    "Auf Anordung des Tribuns Duccius Vala hast du zwei Wochen Latrinendienst, um darüber nachzudenken, wann du deine Klappe zu halten hast! Herzlichen Glückwunsch!", verkündete er lautstark, so dass es gleich auch die anderen Soldaten klar und deutlich verstehen konnten. Abschreckung war noch immer eine der besten Methoden, die Jungs auf Kurs zu bringen.

    "Salve, Tribun!", grüßte der Medicus Ordinarius zurück. Er war ganz offensichtlich schon lange im Dienst der Legion, ganz sicher über die 20 Jahre normale Dienstzeit hinaus. Schneeweiße Haare umkränzten eine kahle Stelle auf dem Kopf. Die Fingergelenke wirkten etwas zu verquollen von der Gischt, als dass man dem Mann sofort zutrauen würde, noch sicher ein Sklapell führen zu können. Tatsächlich aber war ihm schon seit Jahren kein nennenswerter Fehler bei Operationen unterlaufen.


    "Dein Kommen wurde mir bereits angekündigt." Mehr sagte er nicht, denn der Tribun war ja offensichtlich der, der etwas von ihm wollte.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Hmhmhm...", brummte Vala einen Moment lang unschlüssig, ob er jetzt mit dem Medicus das weitere Vorgehen diskutieren solle oder nicht. Seine Hand wanderte auf der Platte des Schreibtischs nach rechts und versank dann hinter ihm, ohne dass er den abwesenden Blick vom Optio nahm, und schließlich kam sie mit einer Klapptafel wieder hervor.
    "Kannst du lesen und schreiben, Soldat? Wenn nicht, lass dir von deinem Optio helfen, oder von irgendwem, der es kann. Ich brauche das ganze noch einmal auf Wachs. Wenn du das erledigt hast, kannst du zurück an deine reguläre Arbeit. Nun denn... ans Werk."


    Einen altgedienten Medicus, der immerhin Stellvertreter des Stellvertreters des Medicus Ordinarius war, zu fragen, ob er lesen und schreiben könne, kam Sextius Taurea wie eine schwere Beleidigung vor. Dieser seltsame senatorische Tribun war ihm schon von Beginn des Auftrags an nicht allzu kenntnisreich erschienen und diese Begegnung machte es nicht besser. Mit sparsamen Eifer nahm er die Tafel entgegen. "Wird erledigt." Mit einem ebenso sparsamen Gruß verließ er das Büro und begab sich zurück ins Lazarett, wo sein Schreibzeug lag.


    Eine halbe Stunde später stand er wieder vor der Tür. Er hatte nicht die ganze Zeit zum Schreiben gebraucht, sondern auch noch einen Zwischenstop auf der Latrine eingelegt. "Salve. Hier der schriftliche Bericht", meldete er sich und hielt die Wachstafel bereit.


    Op. med. Sextius Taurea über die Lage der Stadt Mantua nach einer Inspektion auf Anweisung des Trib. lat. Duccius Vala:


    In der Stadt gab es in den letzte zwei Tagen deutlich mehr Tote als für die Jahreszeit für üblich zu erachten ist. Nicht nur Alte, Kranke und Kinder, sondern auch starke und gesunde Menschen. Schlechte Winde sind die angenommene Ursache und werden durch Gebete, Hygiene und die umfangreiche verwendung von hilfreichen Heilkräutern bekämpft. Unterstützung durch die Ärzte der Legion wurde nicht gewünscht.


    Ein Übergreifen der schlechten Winde auf das Lager ist nicht auszuschließen. Aufgrund der Schnelligkeit der Krankheit sollte hierüber baldige Klarheit herrschen in etwa drei Tagen. Ein Trennung von Kranken und Gesunden außerhalb und innerhalb des Lagers ist geraten.

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    Original von Titus Duccius Vala
    "Im Gespräch eines Offiziers mit einem Vertreter der Stadt. Danke, Optio, du darfst wegtreten.", berichtete Vala ohne wirklich irgendwas zu sagen, was er allerdings auch nicht wirklich brauchte. Er nickte dem Unteroffizier noch einmal sehr schmal lächelnd zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die Arbeit, die da noch vor ihm lag.


    Die Antwort des Tribunen fiel etwas dürftiger aus, als Priscus erhofft hatte. Aber sie war umfangreich genug, um zu wissen, wie er nun mit dem Probatus umzugehen hatte. "Verstanden", bestätigte er daher noch einmal, grüßte und verließ das Büro wieder, um sich geradewegs zurück zu den Unterkünften zu begeben.

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    Original von Titus Duccius Vala
    "Ah.. Salve Optio, danke für dein Kommen.", grüßte Vala knapp, der gerade dabei war sich einige Notizen zu machen auf die er sich später stützen könnte, "Ich hatte heute das Vergnügen mit einem deiner Schützlinge. Matinius Avianus. Ein tüchtiger Mann, ohne Frage. Allerdings scheint er nicht allzu viel darüber nachzudenken, wo man wann und wie den Mund zu halten hat, und wann eben nicht."


    Während Vala über den Casus reüssierte, schmunzelte er den Optio mit einer Mischung aus Müdigkeit und vager Neugier an. Er hatte nicht vor den Probaten, eben seines Status wegen, direkt in die Pfanne zu hauen, aber Strafe musste sein. Wie er eben selbst schon mehrfach und sehr schmerzhaft hatte erfahren müssen. Und Schaden machte klug.


    "Ich denke, eine Woche Dienst in den Latrinen sollte ihm Gelegenheit genug geben sich die bitter notwendigen Gedanken zu machen."


    Die Anweisung war klar und deutlich. Eigentlich gab es keinen Grund zu weiteren Nachfragen. Aber Priscus war schon neugierig, wie es der Probatus geschafft hatte, den Tribunen zu so einer direkten Anweisung zu bringen. Gaius Normalprobatus hatte schließlich im Normalfall kaum die Gelegenheit, überhaupt mit einem Tribun zu sprechen. "Latrinendienst für Matinius Avianus? Verstanden", bestätigte er. "Bei welcher Gelegenheit hat er denn zu viel oder zu wenig geredet?", fragte er nach. Als Optio wollte er auch wissen, wo sich seine Leute rumtrieben.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Die Laune des Tribunen verschlimmbesserte sich mit jedem Wort des Medicus. Das waren großartige Aussichten.


    "Hat man dir gesagt, was man für die nächsten Tage erwartet? Wenn man sämtliche Heilkräuter einkauft die man zu fassen bekommt spricht das meines Erachtens nach für die Erwartung einer längeren Krise... lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Mann. Was hat man dir gesagt?"


    Viel gab es eigentlich nicht mehr aus der Nase des Medicus zu ziehen, weil er nicht viel mehr erfahren hatte. on Spekulationen über göttliche Prüfungen ein die Launen des Pluto einmal abgesehen. "Für die nächsten Tage werden weitere Tote erwartet. Ich denke nicht, dass wir zumindest um Kranke drumherum kommen. Aber das werden wir schnell wissen. Die Krankheit braucht nicht lange, um zu töten. Strike Trennung von Kranken und Gesunden scheint geraten. Hygiene auch. Aber das ist bei uns ja sowieso beides Standard. Ich empfehle, in den kommenden Tagen niemanden ins Lager zu lassen, der in der Stadt war. Und vorsichtshalber alle vor dem Lager lagern zu lassen, die in den letzten Tagen dort waren. Drei Tage, dann sind wir deutlich schlauer."

    Gleich nachdem er von einem Soldaten seiner Centurie erfahren hatte, dass der Tribun ihn sehen wollte, machte sich Priscus auf den Weg zum Officium. Er hatte keine Ahnung, was der Tribun wohl von ihm wollte. Normalerweise interessierten sich senatorische Tribune eher selten für einen einfachen Optio. Und Priscus interessierte sich eher selten für solche Tribune. Er klopfte an und machte Meldung. "Salve. Optio Tallius Priscus von der IV. Centurie der IX. Cohorte meldet sich wie befohlen."

    "Schlechte Winde in der Stadt", verwendete Sextius Taurea als Antwort eine der Formulierungen, die er in seinem Gespräch in der Stadt mehrfach gehört hatte. "Ungewöhnlich viele und vor allem schnelle Tode in den vergangenen zwei Tagen. Die Ärzte der Stadt kaufen an nützlichen Heilkräutern auf, was sie in die Finger bekommen können. Über die genauen Ursachen sind sie aber eher ratlos. Direkte Hilfestellung von uns wollen sie anscheinend nicht haben."

    Die Antwort, die Sextius Taurea bekam, entsprach nicht ganz dem, was er erwartet hatte. Eigentlich hatte er seine Hilfe anbieten wollen. Stattdessen bekam er gute Ratschläge. Aber es störte ihn nicht, dass seine Hilfe offenbar nicht dringend gewünscht war. Vielmehr war dies für ihn ein weiteres Zeichen, dass wohl alles halb so schlimm war und die Legion sich erst einmal auf sich selber konzetrieren konnte. "Danke für deine Zeit. Dir und vor allem deinen Patienten ebenfalls den Segen der Götter!", wünschte er zum Abschied. Er erinnerte sich an den Hinweis auf den Brunnen im Hof, wusch sich dort und machte sich auf den Rückweg ins Lager, um Bericht zu erstatten.

    Sextius Taurea hörte sich den Bericht seines Kollegen nachdenklich an, wie er sich eigentlich jeden Bericht zu Krankheiten schon immer nachdenklich angehört hatte. Von schnellen Antworten wurden Menschen nicht schneller gesund, nicht einmal auf dem Schlachtfeld. "Seit zwei Tagen und heute schon Tote auf den Straßen? Das ist schnell. Die meisten, die ich erlebt habe, sind zäher gewesen. Menschen sterben nicht einfach so nach zwei Tagen. Erst recht nicht schneller." Er schüttelte den Kopf und blickte besorgt, während er an seinem Becher nippte. "Aber das ist gut", antwortete er dann scheinbar unzusammenhängend. "Zumindest für uns. Wenn wir jetzt noch keine Anzeichen sehen, haben die Winde das Lager tatsächlich nicht erreicht. Schon in wenigen Tagen haben wir dann Sicherheit." Damit würde dann zumindest der Stab zufrieden sein können. Für ein paar Tage die Tor zumachen und alles war erledigt. Aber Sextius Taurea war eben auch Medicus. "Können wir irgendwas tun außer opfern? Du brauchst Kräuter?" erkundigte er sich.

    "Gut gemacht", lobte der Optio mal wieder. "Tauscht die Gegner mit einer anderen Gruppe und macht dann weiter", ordnete er an und ging dann selber auch zum nächsten Kampfpaar. Jeder Zusammenstoß entwickelte sich anders. Mal überrannte ein großer Rekrut seinen deutlich kleineren Gegner förmlich, mal duckte sich ein kleinerer Rekrut so geschickt hinter seinen Schild, dass er den Gegner fast von den Beinen hob. Mal musste der Optio das unerwünschte Drehen der Gegner um sich selber verhindern und mal wich einer viel zu ängstlich und zu schnell zurück, anstatt Gegenwehr zu leisten.

    Sextius Taurea, altgedienter Medicus der Legio I, hatte sich zielstrebig die Insula des Calavianus Eutychides ausgesucht, um seinen Auftrag zu erfüllen. Wobei sich die Zielstrebigkeit ausschließlich auf den kürzesten Weg durch die Stadt bezog. Eilig hatte er es nicht. Er war Stellvertreter des Stellvertreters des Medicus Ordinarius, der das Lazaratt der Legio I leitete, und er war schon zu lange dabei, um sich noch ernsthaft Chancen auszurechnen, selber eines Tages Medicus Ordinarius zu werden. Abhetzten konnten sich also andere. Er band sein Pferd an einem Pfosten vor dem Haus an und trat ein. In der Luft lagen Stimmen, die Geräusche von emsiger Arbeit und der Geruch von Heilkräutern. "Wo steckt der Chef?" fragte er der ersten, dem er begegnete.

    Schon nach wenigen Schritten zurück konnte er Matinier nicht mehr weiter, denn dort stand der Optio. Bei dieser Übung stellte er sich gerne direkt hinter die Männer. Den Optiostab hielt er quer vor den Körper, um eine eindeutige Barriere zu bilden. "Gegendruck! Lass' dich nicht zurück treiben!" Er stemmte sich selber leicht nach vorne, um dem Rekruten beim Gegendruck zu helfen. Damit wurde der natürlich richtig in die Mangel genommen und musste aufpassen, nicht gleich ganz platt gequetscht zu werden.

    Der angesprochene Medicus betrachtete den Tribun einigermaßen fassungslos. Er war es nicht gewohnt, dass man so mit ihm umging. Er war immerhin Medicus! Und sinnlose Befehle war er auch nicht gewohnt. Umziehen - wozu umziehen? Der Medicus blickte an sich herunter und fand seine Kleidung auch für einen dienstlichen Ausritt in die Stadt sehr angemessen. Also zuckte er nur mit den Schultern und verabschiedete sich von den Kollegen. Er schickte einen jungen Helfer los, ihm ein Pferd zu besorgen und wartete dann draußen auf der Via Principalis auf weitere Anweisungen.