Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    "Wow, Praefectus Castrorum?" Das machte die Suche nach dem Namen einfacher. Die älteren Kameraden in der Stube erinnerten sich rasch. "Matinius Plautius! Der alte Sack war dein Vater?"


    Das Thema Essen konnte wohl in jeder Stube endlos diskutiert werden. "Das kann man schon essen", meinten die einen, während die anderen es sogar für richtig gut hielten. "Die meiste Zeit wirst du aber eh hier essen", gaben andere zu bedenken und hielten das Thema damit für gar nicht so wichtig.

    Nachdem er die ersten Schritte neben der Spitze gelaufen war, ließ sich der Optio langsam zurückfallen, bis er auf der Höhe von Matinius Avianus war. "Du hast den allgemeinen Tagesablauf schon erklärt bekommen und weißt, was dich die nächsten Wochen erwarten wird?", erkundigte er sich und schien vom Laufen nicht zu belastet zu sein, um dabei noch zu sprechen.

    "Weißt du, in welcher Centurie er war?", lautete sofort die Rückfrage. Die Kameraden des Vaters würden sich sicher noch freuen, den Sohn kennenzulernen.


    Die Antwort in der Kochfrage quittierte der Stubenälteste mit einem zufriedenen Nicken und schwieg ansonsten wieder. Dafür begannen die anderen, aus Mantua zu erzählen. "Ist schon ordentlich groß und verhungern wirst du da sicher nicht. Wir nehmen dich mit, wenn es soweit ist." Groß war natürlich relativ und hing davon ab, welche Städte die einzelnen Soldaten schon gesehen hatten. Mit Tarraco kam es sicher nicht mit, aber keiner der Soldaten in dieser Stube hatte je Tarraco gesehen, konnte es also nicht wissen.

    "Man kann's auch übertreiben", quittierte der Optio den Befehl halblaut, bevor er die Geschwindigkeit erhöhte. Das meiste Stöhnen und Seufzen der Kameraden ging im anschwellenden Geklapper der Rüstungen unter, als auch sie in leichten Laufschritt verfielen. "Abstände vergrößeren!" mahnte er, soweit die Atmung es zuließ, da man sich im Laufschritt viel schneller mit der Ausrüstung in die Quere kam.

    Die Anwesenheit des Legaten verhinderte, das Priscus ausspuckte. Zumindest verhinderte sie, dass er ungefähr in Richtung des Germanen spuckte. Der schien ein ziemlich arroganter Kerl zu sein. Aber da der Optio diesen Kampf nicht von sich aus angeboten hatte, konnte er sich denken, dass auch der Germane nicht völlig freiwillig hier aufgetreten war. Also konnte er auch die ausgeschlagenen Hand mit einem Achselzucken ignorieren. "Wer nicht will der hat schon", bemerkte er lapidar, drehte sich weg, spuckte dann erst aus und trug seinen Schild zum Rand des Platzes. Dort nahm er den Helm ab, streifte die Hülle vom Schwert, kontrollierte die Klinge und steckte sie wieder in die Scheide. Ein prüfender Blick auf den Schild, einer auf den Helm und ein paar Bewegungen, um Körperteile und Rüstung zu prüfen folgten. Den Rest würde er sich später anschauen können, wenn er die Rüstung ablegte. Er atmete nochmal durch, setze den Helm wieder auf und entspannte sich langsam von der Konzentration des Kampfes. Erst jetzt blickte er wieder in die Mitte des Kampfplatzes und wartete auf ein Zeichen, ob er noch gebraucht würde oder gehen konnte.

    Mit prüfendem Blick schritt der Optio die Linie ab und achtete auf die korrekte Haltung der Männer. Je länger sie schon dabei waren, umso weniger Nachlässigkeiten duldete er. Aufrecht stehen, Scutum neben dem linken Fuß abgesetzt, linke Hand an der vorderen oberen Scutumecke, Pilum neben dem rechten Fuß abgesetzt, senkrecht gehalten von der rechten Hand, Blick geradeaus - so schwer war es ja auch nicht, wenn man das einmal wusste. Und der Optio schien auch zufrieden zu sein.


    "Nicht schlecht für einen trüben Herbstmorgen. Und damit uns nicht kalt wird, laufen wir uns ein wenig warm. Scuta sursum! Pila sursum! Ad dextram! Cursim pergite!*"


    Sim-Off:

    * Schilde auf! Speere auf! Rechts um! Im Laufschritt marsch!

    Früh morgens, gleich nach dem Morgenappell, ging es für die Gruppe, zu der seit neustem auch ein junger Mann namens Publius Matinius Avianus gehörte, auf den Exerzierplatz. Die erfahreneren Soldaten hatten erstmal normalen Arbeitsdienst unter der Aufsicht des Centurio, während die jungen Männer mit dem Optio noch ein paar Extraeinheiten wie diese auf dem Exerzierplatz machten.


    "In aciem venite! State!*", hallte das Kommando des Optio durch die leicht nebelige Morgenluft.


    Sim-Off:

    In einer Linie antreten! Stillgestanden!

    "Salve", lautete die vielstimmige Antwort und mehrere Augenpaare musterten den neuen Stubenkollegen. Wie üblich war es der Stubenälteste, der sich dann um die Einweisung kümmerte. "Da vorne ist Platz für deinen Kram. Zumindest die Ausrüstung. Da drüben das ist dein Bett. Hier vorne kannst du noch Kleinkram ablegen. Kannst du schreiben? Dann schreib' deinen Namen auf das Zeug, dann geht's nicht verloren. Ansonsten mach' ein Zeichen rein."

    Priscus hätte nichts dagegen gehabt, wenn das Manöver mit einem ruhigen Rückmarsch ausgeklungen wäre, aber die Offiziere hatten das offensichtlich anders geplant. Er war sich nicht sicher, ob das jetzt noch ein belastungstest für die Legionäre werden sollte, wie gut sie im Eilmarsch waren oder eher einer für die Reiterei, die sich um ihr Gepäck kümmern musste, aber wie so oft in der Legion konnte ihm diese Frage eigentlich auch wieder egal sein. Er hatte seine Befehle und die lauteten, für leichte, aber vorschiftsmäßige Marschausstattung zu sorgen und aufzupassen, dass niemand zurück fiel bei dem gesteigerten Tempo.

    [Sim-off]Da hast du wohl deine eigene Antwort übersehen. So weit waren wir nämlich schon. :D[/simoff]
    Der Arzt quittierte die Antwort mit einem undefinierbaren Brummen. "Gut. Dann mach' mal so 30 bis 40 Liegestütze und zähle dabei laut mit", forderte er ihn als nächstes auf.

    Dass der am Boden liegende Gegner nun plötzlich nach ihm schlug, fand Priscus gar nicht witzig. Die gepolsterte Waffe konnte ihn zwar nicht verletzen, aber schmerzhaft war es trotzdem. "Ganz ruhig, Kollege", presste er hervor und belastete den anderen Fuß, um das getroffene Bein zu entlasten.


    Als der Legatus hinzu kam und den Kampf beendete, nahm Priscus auch seinen Schild vom Bauch des Gegners und die Glückwünsche kommentarlos entgegen. Auch er reichte eine Hand, um dem Gegner beim Aufstehen zu helfen. Die Mischung aus Adrenalin vom Kampf und jahrelanger Routine mit Übungskämpfen als Legionär und als Ausbilder verhinderten, dass der diesen Kampf und sein Ergebnis in diesem Augenblick als entwas besonderes wahrnahm. In seinem Kopf lief vorerst nur das Standardprogramm ab, das aus Durchatmen, Prüfen auf Verletzungen, Freimachen des Kampfplatzes, Prüfen der Ausrüstung und einigem mehr bestand.

    Erst als er den Schild schon oben hatte fiel Priscus auf, dass er mit einem normalen Schild kämpfte und nicht mit einem Übungsschild. Bei letzterem waren die Kanten dicker, massiver, aus runden Holzstäben, und dadurch auch stumpfer. Bei seinem normalen Schild war die Kante gerade mal fingerdick und mit Metall beschlagen. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte rannte der Gegner auch schon planmäßig in den Schild und ging zu Boden. Der Optio ließ den Schild sinken und atmete durch. Ein bis zwei Augenblicke brauchte er, um halbwegs klaren Kopf zu haben und den Schweiß aus den Augen zu zwinkern. Da hatte er wohl Glück gehabt mit seiner Aktion und genau den richtigen Moment erwischt.


    Aber für den Gegner musste das schmerzhaft gewesen sein. Sein Mitleid hielt sich zwar in Grenzen, aber er hatte ja auch Befehl gehabt, den Mann nicht umzubringen. Er setzte seinen Schild auf dem Bauch des Gegners ab und hielt ihn weiter fest, so dass dieser nicht gleich aufspringen konnte. Im Kampf würde er nun wohl einfach zustechen oder die vorrückende Truppe würde den Mann einfach tot trampeln. Ein Gladiator würde wohl das Votum der Zuschauer abwarten. Priscus schaute dagegen, ob sein Gegner Blut spuckte. Tat er offenbar nicht, aber er bewegte sich noch. Das waren schonmal gleich zwei gute Zeichen. Er blickte auf, ob sich der Legatus nun irgendwie einmischen wollte.

    Der Gegner sprang immer wieder an dieser oder jener Seite an Priscus vorbei und versuchte ihn an der Seite oder im Rücken zu erwischen. Der Optio kam sich langsam vor wie ein Kreisel, der einfach nur den Bewegungen des Gegners folgte, um ihm immer möglichst die ganze Schildseite zu zeigen. Mit dem gewölbten Scutum nicht allzu schwer, aber definitiv nicht die bevorzugte Kampfweise des Optio. Stundenlang, tagelang, wochenlang hatte er schon Rekruten beigebracht, stur geradeaus zu kämpfen - Stich, zurück, Stich, zurück, Stich, zurück - und jetzt musste er sich hier so eine Nummer antun. Er arbeitete die meiste Zeit nur noch mit dem Schild, auch wenn es langsam schwer wurde. Der Gegner sprang eh immer weg, wenn das Schwert kam und hatte dazu auch ausreichend Platz. Ging das Schwert weg, kam er wieder angehüpft. Bei einem dieser Angriff riss Priscus den Schild hoch, aber nicht so wie sonst, sondern mit einem etwas anderen Griff. Der Schild lag flach auf seinem Arm, die Oberkante knapp vor seinem eigenen Hals, die Unterkante dafür weit voraus und hoffentlich genau da, wo der Gegner nur einen winzigen Augenblick später hinlaufen würde.


    Optio Nero Appius Crassus
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    "Salve, Appius Crassus ist mein Name", tönte es als Antwort zurück durch den Raum. "Neuer Rekrut? Willkommen bei den Adlern! Dann wollen wir dich mal tauglich machen für die beste Truppe des Imperators!" Mit einem Grinsen knallte der Optio ein Ausrüstungsstück nach dem anderen auf den Tresen, das er aus verschiedenen Regalen holte.


    "So, anprobieren und nachschauen, ob alles dabei ist. Dann hier quittieren. Wird dir alles vom Sold abgezogen." Crassus kritzelte etwas auf eine Wachstafel und schob sie dann Cavarinus zu.




    Hiermit bestätige ich, Manius Quintilius Cavarinus, den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I Lorica segmentata (Schienenpanzer)
    - I Paenula (Mantel)
    - II Tunicae (Römisches Standatkleidungsstück)
    - II Cingulae militares (Gürtel)
    - II Paar caligae (Stiefel)
    - I Loramentum (Lederriemen)
    - I Lucerna (Öllampe)
    - I Furca (Tragestange)
    - I Reticulum (Tragenetz)
    - I Pera (Tasche)
    - I Mantica (Sack)
    - I Situla (Bronzetopf)
    - I Patera (Kasserolle)
    - I Ligula (Löffel)
    - I Aultellus (Messer)
    - I Ampulla (Feldflasche)
    - I Cingulum (Gurt)
    - I Cassis (Helm)
    - I Paar Ocreae (Beinschienen)
    - I Gladius (Kurzschwert)
    - I Pugio (Dolch)
    - II Pilae (Wurfspeere)
    - I Scutum (der viereckige Legionsschild)
    - I Tegimentum (Schildhülle)


    Unterschrift des Soldaten:

    "Sehr schön, scharfe Augen hast du also auch", stellte der Arzt zufrieden fest, nahm die Hand wieder herunter und begab sich an seinen Tisch. "Dann sind wir hier soweit durch. Du bist tauglich." Mit einem breiten Grinsen gab er die Wachstafel zurück, die der Rekrut mitgebracht hatte.

    Tatsächlich fand der Arzt auch nichts, was ohne beunruhigt hätte. Er klopfte dem Rekruten noch einmal aufs Brustbein, schien mit dem dabei entstehenden Geräusch zufrieden zu sein und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. "Kannst dich wieder anziehen. Alles in Ordung."


    Als der Rekrut die Tunika wieder angezogen hatte, stand der Arzt am anderen Ende des Raumes und hob den Daumen, den Zeigefinder und den Mittelfinger der rechten hand in die Luft. "Geh' mal bis an die Wand hinter dir zurück und sag' mir, wie viele Finger ich hochhalte."

    Wieder ging der Gegenangriff des Optios mehr oder weniger ins Leere und brachte den Gegner nur zum Ausweichen. Langsam aber sicher wusste Priscus wieder, warum er freie Einzelkämpfe nicht mochte. Wenn der Gegner einfach zur Seite weggehen konnte, brachte die ganze Sache mit schwerer Rüstung und großem Schild nur noch die Hälfte. Er war schließlich kein Gladiator!
    Leicht frustriert machte er noch ein oder zwei Schritte weiter nach vorne und hielt den Schild dabei in Richtung Gegner. Erst dann dreht er sich auch mit dem Rest des Körpers und ging wieder in Nahkampfstellung. Die Schwertspitze blieb wieder einmal hinter dem Schild verborgen. Sollte der Gegner doch kommen.