"Vorbeibringen, verstanden, Tribun", bestätigte der Soldat auch diese Entscheidung und musste zugeben, dass er beeindruckt war. Er hatte damit nicht gerechnet und versprach sich eine Menge Spass, wenn er seine Pritsche mit hochoffiziellem Befehl durch das Legionslager transportieren sollte. Das erklärte wohl auch sein leichtes Grinsen, als sich die Männer wieder rühren durften.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
-
-
Priscus stand am Ende der Marscheinheit seiner Centurie und freute sich. Endlich gab es mal wieder etwas anderes zu tun als den üblichen Kasernenalltag. Und diese Abwechslung war diesmal sogar ein echter Arbeitseinsatz und kein Übungsmarsch. Spannung und Abwechslung war also schonmal garantiert.
Er nutzte die Pause, die durch das Warten entstand, um den weniger erfahrenen Soldaten noch letzte Tipps zum Tragen ihres Marschgepäcks zu geben. Für einige würde es der erste Arbeitseinsatz sein und das erste Mal überhaupt, dass sie nicht zur Übung das Lagerverließen.
-
Zitat
Original von Servius Artorius Reatinus
"Eine Woche Latrinendienst, damit du lernst, was Sauberkeit ist. Die Pritsche reparierst du auch in einer Woche, das Ergebnis will ich sehen!" Immerhin hätte der gute Mann sagen können, Reatinus würde es nicht prüfen und es am Ende doch nicht tun.
"Eine Woche Latrinendienst, verstanden, Tribun", bestätigte der Soldat die Strafmaßnahme. Da inzwischen auch sein Centurio im Raum stand, würde er sich zwar nicht drücken könne, aber sonderlich verärgert über die Strafe schien er auch nicht zu sein. "Soll ich dich rufen lassen oder die reparierte Pritsche zu dir bringen? Oder kommst du einfach in einer Woche nochmal?" erkundigte er sich dann seelenruhig nach den Modalitäten der angekündigten Nachkontrolle. -
Langsam verdrehte Hyginus etwas genervt die Augen. "Vom Aedil natürlich. Der hat uns eine Konzession ausgestellt." Hyginus hatte zwar nicht viel Ahnung von Gesetzen, aber soweit er wusste, musste man nur eine Konzession haben, aber sie nicht immer mit sich herum tragen. Also spielte er seine Rolle erst einmal weiter.
-
Schon als der Tribun eintrat und eine Stubenkontrolle ankündigte, hätte einer der Soldaten darauf wetten können, dass sein Platz die Aufmerksamkeit des Offiziers erregen würde. Also trat er gleich nach der Frage ohne zu Zögern und fast schon gelangweilt vor. "Das ist mein Platz, Tribun."
-
"Keine Ahnung", gab der Mann in der Rüstkammer ehrlich zur Antwort. "Wenn du schon eine Unterkunft zugewiesen bekommen hast, würde ich aber erstmal das Zeug dahin schleppen."
-
"Natürlich ist unsere Tätigkeit genehmigt!" erklärte Hyginus voller Überzeugung. Dann wandte er sich an seinen Kameraden. "Cosinus, zeig' ihm eine Warenprobe."
Etwas unbeholfen tat Regulus nun so, als würde er irgendetwas von einem unsichtbaren Lastesel holen, der anscheinend neben den beiden gestanden hatte, hielt es der Wache hin und erklärte gleich auch noch, dass es rote Heringe natürlich im Meer geben würde.
-
"Wir handeln mit Fischen", erklärte Sinus alias Hyginus höflich weiter. "Erlesene Ware aus allen Teilen des Reiches. Insbesondere haben wir hervorragende Bezugsquellen für rote Heringe." Er lächelte fein, war damit mit seiner Schauspielkunst aber doch langsam am Ende. "Ausweisen? Wie sollen wir uns ausweisen?"
-
Die beiden "Besucher" hatten die Verzögerung immerhin genutzt, sich eine kleine Geschichte auszudenken, die sie der Wache erzählen wollte. Es war ihnen wohl zu langweilig, wenn sie einfach gesagt hätten, dass sie zwei Rekruten sind die durchs Tor wollen.
"Salve", grüßte daher Hyginus ausgesucht höflich und Regulus deutete eine Verbeugung an. "Mein Name ist Sinus und dies ist mein Kollege Cosinus. Wir sind Händler und möchten den Praefectus Castrorum sprechen."
-
Priscus war zwar nicht gerade enttäuscht, dass es sich nur um eine Stubenkontrolle handelte, aber bei dem geräuschvollen Auftritt hatte er fast schon etwas mehr erwartet. Immerhin würde ein neuer Tribun vielleicht ein paar neue Fangfragen auf Lager haben und nicht die üblichen alten Scherze bei der Stubenkontrolle machen.
"Tribun, Optio Tallius Priscus meldet das Contubernium vollzählig angetreten", gab er dann die Meldung ab, als sie eingefordert wurde.
-
Der Mann aus der Waffenkammer steuerte noch ein Scutum, ein Pilum und einen Gladius bei und zückte dann die unvermeidliche Wachstafel. Bürokratie gab es überall. "Hier einmal den Erhalt der Ausrüstung quittieren", erläuterte er und reichte Tafel und Griffel weiter.
-
Die wahllose Wahl des Tribuns war zufällig auf die Stube gefallen, in der auch Priscus sein Quartier hatte. Er kannte den Tribun zwar noch nicht, aber die Nachricht von der Ankunft eines Neuen hatte sich natürlich längst verbreitet. Das musste er also sein.
Augenblicke später standen die Soldaten stramm und geordnet da und falls der Tribun nun eine Meldung verlangte, würde es wohl Priscus als Optio und damit ranghöchstem Bewohner der Stube zufallen, diese abzugeben. Er war schon gespannt, was der Neue zu sagen hätte.
-
Bisher hatte noch niemand Priscus gefragt, was er davon hielt, dass der Legatus mit einem recht auffälligen Haustier durch die Gegend lief. Also brauchte er auch nicht seine Meinung dazu zu äußern, sondern betrachtete halb amüsiert über die Reaktion der Rekruten und halb genervt über die unnötige Störung den weiteren Ablauf. Solange der Legatus nicht näher kam, sah der Optio zumindest keine Notwendigkeit, die Übung zu unterbrechen.
"Na los, worauf wartet ihr?", rief er daher den "Besuchern" zu, die von dem Besuch des Luchses wohl ein wenig aus dem Konzept gebracht worden waren und erst jetzt zögerlich auf das Tor zuliefen. Largus und Pino, die beiden menschlichen Torpfosten, machten ihre Sache dagegen beachtlich lässig und ließen sich bisher durch nichts irritieren. Nur Pino konnte sich einen grinsenden Blick, ein Augenzwinkern und ein leise zischendes "Ksksks" in Richtung des Luchses nicht verkneifen.
-
Nach der Erholungspause für die Arme war die Übung zwar noch nicht ganz beendet, aber der Optio wusste gut genug, dass zu viel Anstrengung nicht zum Ziel führte. Also lief der Rest der Übung ruhiger ab, zumindest für die Arme, bevor es wieder zurück in die Unterkünfte ging.
Die nächste Übungseinheit begann nach dem üblichen Appell und der Ausrüstungskontrolle ebenfalls ruhig. "Heute üben wir das Rumstehen!" verkündete Priscus mit seinem üblichen Grinsen. Er schien an jeder Übung Spass zu haben. "Natürlich nicht einfach so Herumstehen, sondern das korrekte, sinnvolle, pflichtbewusste Wache stehen. Pino und Largus, ihr zwei Spielt jetzt mal Torpfosten. Stellt euch da vorne hin. Ein bisschen weiter auseinander. Das soll ein Tor sein und nicht die Tür zur Latrine! Regulus und Hyginus, ihr zwei kommt gleich von hier und wollt ganz friedlich durch's Tor. Celsus und Sermo, ihr zwei steht Wache am Tor. Tut einfach das was ihr glaubt, was eine Torwache tut." Immerhin hatten sie alle schonmal eine Torwache in Aktion erlebt.
Als alle auf dem Posten waren ging es los und die beiden "Besucher" spazierten auf das "Tor" zu. Der Optio blieb schweigend daneben stehen und beobachtete, wie die Wache sich anstellen würde.
-
"Salve, ich bin Macer", grüßte der Mann zurück. Auf die Bescheinigung schaute er nur kurz um zu sehen, ob er den Namen richtig mitbekommen hatte. "Einmal komplette Ausrüstung? Dann komm' mal mit." Er führte den Rekruten vor ein Regal, in dem allerlei Ausrüstung lag und neben dem weitere Kisten standen. "Helme dort, Caligae dort, Gürtel hier, Körperpanzerung da", zählte er auf und deutete in die jeweilige Richtung. "Such' dir was raus was passt. Mit dem Kram läufst du im Zweifelsfall ein paar Jahre oder noch länger herum, bevor du dir was neues leisten kannst."
-
Naxh zähem Ringen kam der Sieg für Priscus fast ein wenig überraschend. Erschöpft aber glücklich ballte er eine Faust als Zeichen des Sieges, bevor er sich von seinem Gegner verabschiedete. Dann suchte er sich erst einmal einen Platz am Rande der Arena und winkte auf dem Weg dorthin in Richtung der Fans, die ihn lautstark angefeuert hatten. Aber jetzt brauchte er dringend einmal ein paar Augenblicke Pause und einen Schluck Wasser, denn zwei lange, kräftezehrende Kämpfe hintereinander waren auch für den Optio keine Leichtigkeit gewesen.
-
Nach einigen weiteren Augenblicken und weiteren Toten erlöste Priscus die Gruppe. "Aufhören! Scuta deorsum!" Grinsend schaute er in die erschöpften Gesichter. "Na, wem ist der Arm schon auf der Hälfte der Strecke abgefallen? Und das war noch gar nichts. In einem Kampf müsst ihr sowas noch viel länger aushalten. Und dabei stecht ihr nicht nur in die Luft und steht einfach so herum."
-
Auch wenn Priscus die Ermüdung einiger Soldaten schon sehen konnte, liess er die Truppe weiter laufen. Bis zum Ende des Platzes mussten sie es schaffen. Mit den immer gleichen Ermahnungen trieb er sie weiter an und sorgte für die Geschlossenheit der Formation.
Kurz bevor das Ende des Platzes erreicht war, sprintete der Optio ein Stück nach vorne, um wieder vor die Formation zu gelangen und drehte sich zu den herannahenden Männern um. Den Optiostab nahm er wieder quer vor den Körper, um eine Linie anzudeuten. "Hier ist die feindliche Linie!" rief er, lief dabei aber immernoch rückwärts vor den Männern her.
Dann wurde er langsamer und liess sich einholen. "Drei! Zwei! Eins! Aufprall!" rief er dabei und brachte mit dem letzten Ruf zumindest die Rekruten in der Mitte dadurch zum Stehen, dass es sich ihnen entgegen stemmte. "Linie halten!" Die Übung war noch nicht beendet. "Schilde bleiben oben! Und mit dem Gladius stechen! Über den Schild oder unter dem Schild. Und die Wand geschlossen halten!" Jetzt sprang er wieder mit dem Stab vor der Reihe auf und ab und verteilte Stöße. "Du bist tot! Schlechte Deckung! Schild hoch!"
-
"Schild höher!" oder "Linie halten!" rief Priscus immer wieder und hielt seinen Stab quer vor dem Körper, um die gerade Linie aufzuzeigen.
Dann bewegte er sich ein wenig zur Seite, um nicht mehr direkt vor der Formation zu laufen, sondern seitlich versetzt. "Celeriter! *" lautete dann das nächste Kommando, damit die Soldaten in einen leichten Laufschritt verfielen. Natürlich musste auch dabei weiterhin der Schritt und die Linie gehalten werden. "Linie halten! Geschlossene Formation!" lauteten daher auch weiterhin die ständigen Rufe des Optio, während es weiter über den Platz ging.
* lat.: Schneller!
-
"Hört sich gut an", zog der Medicus ein positives Fazit und setzte weitere Bemerkungen auf die Wachstafel mit dem Musterungsergebnis. "Tauglich. Mal schauen, wann du zum ersten Mal wieder hier auftauchst, um dich zusammen flicken zu lassen."
Er händigte ihm die Tafel mit dem Ergebnis, aus damit der Rekrutierungsprozess weiter gehen konnte.