Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Nachdem alle bereit waren, ging es über Wiesen und Felder entlang des Ufers wieder zurück in die andere Richtung. Die Ausbildung zu Wasser war damit aber keineswegs schon beendet. Abgesehen davon, dass sie jederzeit wieder kommen konnten und der interessierte Rekrut auch in den Thermen des Lagers üben konnte, mussten sie schließlich noch einmal zurück auf die andere Seite. Und natürlich hatte der Optio dazu keine Brücke vorgesehen.


    Schließlich erreichten sie eine Stellen, an deren gegenüberliegender Seite sich ein hölzerner Steg befand. Hier machten die Transportschiffe fest, die die Legion versorgten. An der Seite des Stegs war ein kleines Floß festgemacht. "Wer schwimmt rüber und holt das Floß? Freiwillige vor!" fragte der Optio in die Runde.

    Priscus bemerkte, dass seine Anweisung nicht gerde Begeisterungsstürme hervor brachte. Aber das war ihm egal, denn er war hier, um die Rekruten auszubilden und nicht zum sie zu amüsieren. Und das Durchqueren eine Flusses konnte im Einsatz ziemlich wichtig werden.


    Während die ersten schon im Wasser waren, schichtete auch der Optio seine Ausrüstung in seinem Schild auf. Dann folgte er den anderen auf die andere Seite des Flusses. Die Rekruten gingen vorsichtig durchs Wasser und keiner rutschte aus. Der Optio war zufrieden. "Gut gemacht. Aus euch werden vielleicht mal wirklich gute Legionäre."


    Eine große Verschnaufpause gönnte er den Männern aber trotzdem nicht. "Rüstungen wieder anlegen. Wir marschieren auf dieser Seite des Flusses weiter."

    Inzwischen war der Optio auch im Wasser. "Gut gemacht, Celsus", lobte er den Rekruten nach dessen Meldung. "Das werden wir gleich nutzen."


    Zunächst einmal galt es aber dafür zu sorgen, dass jeder der Rekruten einmal schwimmend das andere Ufer erreicht hatte und schwimmend wieder zurück kam. Priscus gehörte selber nicht gerade zu denjenigen Soldaten, die vom Wasser besonders begeistert waren, aber es reichte eben zum Schwimmen in langsam fliessenden Gewässern. Also schwamm er herüber zum anderen Ufer, um von dort die langsamsten Rekruten anzutreiben und mit ihnen wieder zurück auf die andere Seite zu schwimmen. Schließlich waren alle wieder dort, wo sie begonnen hatten und einige waren schon sichtbar angestrengt.


    "So Jungs, das andere Ufer habt ihr nun alle gesehen und wisst, wie man da herüber kommt. Aber ihr habt auch gesehen, dass das mit dem Schwimmen nicht ganz so leicht ist. Ihr werdet euch denken können, dass ihr mit der ganzen Ausrüstung keine Chance hättet." Er machte eine kurze Pause, damit sich auch wirklich jeder dieses aussichtslose Unterfangen vorstellen konnte. "Aber Probatus Celsus hat dort vorne eine flache Stelle ausgemacht, an der man stehend den Fluß durchqueren kann. Nächste Aufgabe also: Diese Stelle nutzen, um eure komplette Ausrüstung auf die andere Seite zu bringen!"

    Der Optio ließ es weniger schnell angehen wie einige der Rekruten und legte ganz in Ruhe seine Rüstung und seine Tunika ab. Er musste ohnehin den Überblick behalten, dass ihm keiner der Rekruten abhanden kam.


    "Na los, 'rüber auf die andere Seite! Der erste ist schon wieder zurück!", trieb er dann aber doch ein paar allzu Vorsichtige an. "Ihr seid doch nicht zum ersten mal im Wasser!"


    Für Celsus hatte er dann gleich einen Sonderauftrag. "Schwimm mal ein bisschen in die Richtung dort und schaue, wie tief es dort ist und ob man dort stehen kann" ordente er an und zeigte in die gewünschte Richtung. Natürlich wusste er, dass dort eine flachere Stelle war, an der man mit dem Kopf über der Wasseroberfläche den ganzen Fluss durchqueren konnte, denn schließlich war er nicht mit der ersten Ausbildungsgruppe hier. Aber das brauchte der Rekrut ja nicht zu wissen.

    Während Priscus seinen Gegner über die Schulter in die eine Richtung hebeln wollte, zog der Gegner eben jene Schulter in die andere richtung. Nach einigen Augenblicken des Kräftemessens musste Priscus einsehen, dass dieser erste Angriff zwar nicht schlecht war, aber auch noch nicht erfolgreich. Er lockerte seinen Griff ein wenig und drehte sich zur Seite aus der Umklammerung, um nicht gleich in einen Gegenangriff zu laufen.


    Federnd wich er einen Schritt zurück und täuschte dann gleich wieder einen Angriff auf den Oberkörper an, um seinen Gegner bloss nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Das kostete zwar Kraft, sollte ihn aber unter Druck setzen. Noch einmal federte er wieder zurück, um seinen nächsten Angriff vorzubereiten.

    "Das ist gut", antwortete Priscus. Mit anderen Rekruten hatte er da mehr Mühe gehabt, ihnen zumindest soweit das Paddeln beizubringen, dass sie sich über Wasser halten konnten.


    "Rüstung ablegen und alle einmal zum gegenüberliegenden Ufer und zurück schwimmen", kommandierte der Optio dann, um die Übung einigermaßen locker angehen zu lassen.

    Zitat

    Original von Kaeso Caecilius Macro
    Er nickte kurz und grinste, bevor er auch, mehr um zu zeigen, dass er das auch konnte, als auch wirklichem Nutzen heraus, begann die Arme kreisen zu lassen. Es hatte keine Überheblichkeit oder Angriffslust in seiner Stimme gelegen, aber dass Macro das hier ernst nahm, war leicht zu erkennen.
    Er stellte sich einen Moment später breitbeinig und stabil hin und wartete wie Priscus auf das Startzeichen.


    "Dann wollen wir mal", sagte auch Priscus und stellte seine Dehnübungen ein. Mit dem Startzeichen war die Vorbereitung vorbei und der Ernstfall setzte ein. Konzentriert und mit überall angespannten Muskeln kam er leicht geduckt auf seinen Gegner zu, um wenig Angriffsfläche zu bieten und selber nach einer Lücke in der Deckung zu suchen.


    Zweimal täuschte er einen Angriff an, um die Reaktion seines Gegners zu beobachten. Dann schnellte er tatsächlich vor und versuchte, den Gegner am Arm zu klammern und über die eigene Schulter auszuhebeln.

    Der Weg führte vom Exerzierplatz nicht ins Lager zurück, sondern auf die Straße in Richtung der Stadt. Aber bevor sie diese erreichten, ging es wieder nach links auf einem Feldweg in Richtung Fluss. Der Weg knickte noch einmal ab, bis Priscus die Rekruten am Ufer anhalten lies.


    "Heute ist ein schöner Tag, heute gehen wir schwimmen!", erklärte er, was die meisten inzwischen wohl geahnt hatten. "Celsus, kannst du schwimmen?"

    An der Linie hatte der Optio tatsächlich nichts auszusetzen und so führte er die kleine Truppe wieder im Gleichschritt zurück zu den Barracken, wo sie ein wenig Pause hatten, bevor die nachmittägliche Übungseinheit mit der gesamten Centurie anstand.


    Am nächsten Morgen mussten dann wieder die Probati zu ihrer speziellen Übungseinheit antreten. "Probati, state!", kommandierte Priscus und schritt die Linie ab. "Heute machen wir mal etwas ausgefalleneres" verkündete er dann und führte die Gruppe gleich wieder im Gleichschritt vom Exerzierplatz hinunter, ohne das Ziel ihres Weges anzukündigen.

    Der Optio beobachtete einige der kläglichen und später auch einige der gelungenen Würfe. Mit den Übungseinheiten der ersten Tage schien dieser Rekrut keine größeren Probleme zu haben. Aber auch die schönste Übung musste einmal vorüber gehen. "Letzter Wurf von jedem", rief Priscus daher laut aus. "Anschließend Speere wegräumen und in Linie antreten!"

    Auch im Contubernium von Priscus wurde gekocht, was den Optio nicht daran hinderte, trotzdem noch einmal den Gang entlang zu gehen, in jede Stube hinein zu schauen und zumindest guten Appetit zu wünschen. Die Geschmäcker schienen dabei ganz verschieden zu sein, denn in der einen Stube wurde schon heftig gekocht, woanders gebraten, in einer weiteren Stube putzte man noch Gemüse und ein paar Kameraden schienen irgendetwas dazu backen zu wollen, zumindest verarbeiteten sie eifrig einen Teil ihrer Getreideration mit der Handmühle zu Mehl.

    Während er sich weiter locker machte, beobachtete Priscus, wie sich die anderen Wettkampfpaare zusammen fanden. Das Los hatte offenbar die Gewinner der beiden vorherigen Wettkämpfe gleich in der ersten Runde gegeneinander gebracht. Einer würde also schon ziemlich bald die Hoffnung auf einen zweiten Sieg begraben müssen.


    Priscus machte noch ein paar Dehnübungen für die Beine, während er die anderen beobachtete und auf seinen Gegner und das Zeichen zum Start wartete.

    Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich der Optio, dass niemand im Wurfbereich herum lief und die anderen Rekruten auch wieder zum Wurf ansetzen wollten. "Weitermachen!", ordnete er daher an, damit sich Celsus in dieser Runde auch wieder beteiligte. Selber ging er scheinen Schritt zurück, um nicht beim Ausholen im Weg zu stehen.

    Der Optio hatte einige Würfe beobachtet und war soweit zufrieden. "Celsus, das sieht nicht schlecht aus. Dann hol' dir mal ein Scutum dazu, das du während des Wurfs in der linken Hand hältst."


    Das zusätzliche Gewicht würde den Rekruten erstens deutlich mehr Kraft kosten und zweitens die Balance des Körpers beim Wurf ganz erheblich verändern.

    Priscus holte sich zwei Soldaten dazu, die ihm beim Zerlegen des Schweins halfen und schickte außerdem einen aus jedem Contubernium zurück zu ihren Stuben, um einen Topf zu holen. Währenddessen trug der Signifer die Innereien zu einer Kochgelegenheit in der Principia, um sie gleich dort für den Kriegsgott zu kochen, damit sie dann auf den Altar liegen gelassen werden konnten.


    Es dauerte eine Weile, bis das Ferkel zerlegt war und jede Stubengemeinschaft ihren Anteil erhalten hatte. Natürlich blieb auch noch ein gutes Stück Fleisch für den Centurio übrig. Während dann der Signifer die Innereien wieder auf dem Altar platzierte und damit daa göttliche Mahl eröffnete, suchte sich Priscus eine Waschgelegenheit, um das Blut von den Fingern zu bekommen, bevor sie wieder zu ihren Unterkünften zurück kehrten.

    Ein Nicken mit einem leicht grimmig verzogenen Gesicht zeigte dem Rekruten, dass der Optio mit dieser Art der Ausführung zufriedener war. Die anderen Rekruten, die den Ablauf der Übung schon kannten, hatten etwa zeitgleich geworfen und nun konnten alle gleichzeitig ihre Speere zurück holen.


    Priscus ging im Verlauf der Übung wieder von einem zum nächsten, um seine Leistung zu beobachten und zu verbessern, wo es nötig war. Schließlich kam er auch wieder bei Celsus an, um zu sehen, wie der nach seinen ersten Versuchen abschnitt.

    Auch der Optio freute sich, dass der Centurio die Litatio verkünden konnte. Er hatte zwar nicht angenommen, dass der Kriegsgott böse auf sie war, aber man wusste bei Göttern ja nie.


    Für Priscus bedeutete das Ergebnis, dass er nun weiter an dem Schwein herum schneiden musste, um es in kleinere Portionen zu verteilen. Die Innereien würden gekocht und den Göttern auf dem Altar überlassen werden. Vom Rest des Tieres sollte jedes Contubernium einen gleichen Anteil bekommen, um gemeinsam den Festtag des Mars Pater feiern zu können.

    Mit einer ruckartigen Handbewegung durchschnitt der Optio dem Ferkel die Kehle. Es war nicht das erste Tier, das er auf diese Weise tötete und er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, ob es das erste bei einem derartigen Opfer war und ob er da irgendetwas besonders tun sollte. Entscheidend war, dass das Tier tot war. Und möglichst rasch danach die Schale unter dem aufgeschnittenen Hals lag, um das auslaufende Blut aufzufangen.


    Priscus hielt das nun tote Ferkel weiter fest, bis die Schale voll und der Schnitt ausgeblutet war. Dann legte er es auf die Seite und öffnete den Bauch, um die Innereien zu entnehmen. Das Blut verschmierte ihm beide Arme, aber die Aussicht, dass es für ihn und seine Kameraden heute Abend frisches Fleisch geben würde, wog das problemlos wieder auf. Sofern das Opfer angenommen wurde. Aber das hatte der Centurio nach der Begutachtung der Innereien zu entscheiden.

    "Halt!" brüllte Priscus ziemlich laut und blickte dabei alles andere als erfreut.


    "Probatus Celsus! Ich habe gesagt, du übst aus dem Stand! Aus dem Stand heißt, dass du keinen Anlauf nimmst! Was ist daran so schwer zu verstehen?" Er wartete die Antwort aber gar nicht erst ab, sondern schimpfte gleich weiter. "Und außerdem geht hier niemand einfach sein Pilum holen, ohne sich umzuschauen, ob die anderen gerade nicht werfen!"

    Allzu lange ließ der Optio die jungen Männer allerdings nicht laufen. Schließlich hatte er heute noch anderes vor. Es war vielleicht gerade einmal eine Runde um den Exerzierplatz gewesen, als er sie wieder anhalten ließ. Nicht ganz zufällig war am Rand des Exerzierplatzes wieder einer der hölzernen Verschläge für Übungswaffen in der Nähe.


    "Heute machen wir mal wieder ein bisschen Speerwerfen", verkündete er das Programm für den weiteren Vormittag. "Scuta et pila deponite! Holt euch Übungsspeere aus dem Verschlag." Auch hier war es wieder so, dass die Übungswaffen schwerer waren als die echten, so dass die Soldaten gut trainiert wurden. Außerdem verbogen sich die Holzspeere nicht beim Aufprall wie ein Pilum, so dass man mehrmals mit ihnen üben konnte.


    "Probatus Celsus, her zu mir!", kommandierte der Optio den neuesten Frischling zu sich. "Du übst erstmal ohne Schild in der linken Hand und nur aus dem Stand. Speer in die rechte Hand, ausholen, nach vorne beschleunigen, Ausfallschritt, loslassen." Er führte die Bewegung vor, ohne dabei tatsächlich einen Speer zu werfen. "Zielen ist unwichtig. Sieh erstmal zu, dass der Speer mit der richtigen Seite nach vorne ankommt."