Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Sie bestellten kurz und sprachen erst weiter, als die Bedienung losgeeilt war, die bestellten Dinge herbeizutragen. "Iulia Cara, natürlich. Die Tochter meines alten Freundes Iulius Drusus." Für einen kurzen Moment zog der Schatten der Trauer über sein Gesicht. Was hatten sie nicht alles zusammen angestellt und durchgestanden. Wie lange das alles her war!


    "Sie sollte auf keinen Fall über die Alpen gehen. Es ist viel zu gefährlich, schon gar für eine junge Frau. So wenig Zeit kann sie doch gar nicht haben, daß sie nicht den Umweg nehmen könnte, oder? Wobei auch das Meer zu dieser Jahreszeit nicht gerade sanft ist. Sollte ich sie bei meiner Rückkehr noch in Mogontiacum antreffen, werde ich meine Frau darauf ansetzen, sie zu überreden, bis zum Frühjahr zu warten, die beiden haben sich doch schließlich schon angefreundet. Die Reise wird dann weitaus angenehmer sein und auch weniger Gefahren bergen. - Wenn sie nicht gerade dringend hier erwartet wird."

    Valerian legte den Kopf schief. Er konnte es verstehen, wenn jemand versuchte, aus diesem Moloch zu entkommen. "Germanien ist ruhig, fast gemütlich. Nachrichten aus Rom kommen nur langsam an und man hat das Gefühl, einige davon gehen unterwegs auch verloren. Ja, es ist durchaus schön dort. Man kann durchatmen. Aber... ich muß zugeben, daß ich Rom trotzdem unglaublich vermisse. Ich gehöre einfach hierher." Er seufzte. Eine Rückversetzung nach Rom schien geradezu unmöglich. "Dein Bruder würde sich gewiß außerordentlich darüber freuen, wenn Du nach Germanien reisen würdest."

    Sie setzten sich an besagten kleinen Tisch und Valerians Blick suchte schon nach der Bedienung. Da stellte der Iulier bereits seine erste Frage. Valerian grinste ein wenig schief. "Ja, über die Alpen. Aber ich sage Dir, ein Vergnügen war das ganz und gar nicht. Wir waren eine ganze Gruppe, in dieser Jahreszeit allein zu reisen, wäre ja reinster Selbstmord. Auf dem Rückweg tu ich mir das nicht noch einmal an, zumal da oben mittlerweile bestimmt noch mehr Schnee liegt. Auch wenn es ein Umweg ist und ich Schiffsreisen hasse, ich nehme den Umweg über Gallia. - Ah, da ist ja die Bedienung endlich." Er winkte die resolut wirkende Frau heran.

    "So unsinnig finde ich Deinen Vorschlag nicht. Ich bin auch selbst schon darauf gekommen und habe gleich nach meiner Ankunft schriftlich um einen Gesprächstermin angesucht. Ich hoffe, daß er mich vorlassen wird. Sonst muß ich es eben doch schriftlich versuchen. Nunja, ich bin nicht zu stolz dazu, um Verzeihung zu bitten. Auch wenn ich im Recht war, war es doch eine Riesendummheit, mich so leichtfertig mit dem mächtigsten Mann Roms anzulegen. Ich bin ein Wurm in seinen Augen. Und es ist ihm ein Leichtes, mich zu zerquetschen. Zumal mein Patron verschollen ist und nicht für mich eintreten kann." Valerian zuckte mit den Schultern. Mehr als ein Versuch war es nicht. Er wußte auch, daß er es unter Umständen auch noch schlimmer machen konnte. Wobei er nicht vorhatte, den PU noch mehr gegen sich aufzubringen.

    Einen stark verdünnten Wein ließ Valerian sich geben. Schon, weil es sich mit einem Becher in der Hand besser redete. Was er allerdings hörte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Im Gegenteil verursachte es ein mehr als unangenehmes Gefühl in seiner Bauchgegend. Aber wieviel konnte, - durfte, - er Vespa sagen von seinen Befürchtungen?


    "So langsam mache ich mir wirklich Sorgen um ihn. Bitte, wenn Du etwas von ihm hörst, dann sag ihm, daß ich dringend auf Nachricht von ihm warte." Nein, er durfte sie nicht zu sehr in Sorgen stürzen. Durfte ihr nicht sagen, warum er mittlerweile schon das Schlimmste befürchtete.

    Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana warf Mattiacus ein kurzes, aber ehrliches Lächeln zu. „Danke, ja“, antwortete sie und akzeptierte gleich darauf einen Becher mit verdünntem Wein von dem Sklaven, der herankam. Anschließend, nachdem sie sich alle gesetzt hatten, wandte sie sich dem Quintilius zu. Kurz fragte sie sich, inwiefern er mit Quintilius Sermo verwandt sein mochte, aber die Gedanken darüber wurden beiseite gewischt, als der Mann vor ihr das Wort ergriff und ihr gleich darauf eine Wachstafel überreichte. Ihr Blick flog kurz über das, was dort geschrieben stand, und als sie tatsächlich erfasst hatte, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Miene für einen Augenblick Überraschung verriet. „Das…“ Sie verstummte. Alles, was sie dazu sagen könnte, war nicht für die beiden Männer hier gedacht, die mit diesem Geschenk nichts zu tun hatten. Sie sah auf und lächelte. „Ich danke dir, Quintilius, dass du mir diese Botschaft überbracht hast. Ich werde sie gleich unterzeichnen.“ Sie bedeutete einem Sklaven, ihr einen Stylus zu bringen, bevor sie sich ein wenig zurücklehnte. Ein kurzer Blick ging zu Mattiacus. „Über die Verhandlung habt ihr ja bereits gesprochen. Davon abgesehen… Die Wahlen haben stattgefunden, Purgitius Macer ist nun einer der beiden Consuln. Ein gewisser Marius…“ Sie forschte kurz in ihrem Gedächtnis. „… Marius Turbo hat Acilius Attianus als Prätorianerpräfekt abgelöst. Und der Kaiser weilt nach wie vor in Misenum.“ Was nichts anderes hieß als: in Rom zog der Vescularier die Strippen.



    Valerian hatte nicht die geringste Ahnung davon, daß sein Cousin eine Ehe anbahnte zu Decima Seiana. Sie hatten noch keine Gelegenheit zu einem Gespräch gehabt. Sonst hätte er vielleicht bei seiner Vorstellung erwähnt, in welcher Weise sie verwandt waren. So aber ahnte er nicht, daß die Decima sich für seine Familienverhältnisse interessieren konnte. "Gern geschehen", nickte er also und lächelte. Eine Urkunde wie diese schickte man doch ohnehin ungern mit der normalen Post. Da hatte es sich für seinen Legaten doch gut getroffen, daß er nach Rom gereist war.


    Den kurzen Zusammenfassungen der Ereignisse folgte Valerian interessiert. Natürlich war ihm das alles viel zu allgemein, aber er konnte jetzt kaum anfangen, die beiden auszufragen. Nur beim Thema Praetorianer horchte er auf. "Davon habe ich schon gehört. Der Mann hat vor langer Zeit einmal bei den Praetorianern gedient, aber mehr weiß ich auch nicht über ihn." Daß Acilius Attianus einfach so abgelöst worden war, machte Valerian sehr nachdenklich. "Prudentius Balbus ist immer noch verschwunden. Wie damals Artorius Avitus. Und in beiden Fällen hieß es, sie seien in geheimem Auftrag unterwegs. Ich mache mir große Sorgen um ihn." Das war schon mehr, als er eigentlich sagen konnte. Balbus war sein Patron. Und er hatte ihn zum Geheimdienstchef machen wollen. Und da weihte er ihn nicht mal ansatzweise ein, wenn er einen zeitaufwendigen geheimen Auftrag übernahm? Valerian wurde mit jedem Tag unruhiger, der ohne Nachricht von Balbus verging.

    Valerian griff hungrig zu. Die Reise war anstrengend gewesen und die Mahlzeiten allzu oft recht karg. So war er jetzt froh, es sich gemütlich machen zu können und endlich wieder ordentliches Essen zu bekommen. "Bei den Aureliern? Der patrizischen Senatorenfamilie?" Er nahm den Becher und trank einen tiefen Schluck. "Ich wußte gar nicht, daß die so einfach ihre Sklaven verkaufen? Wie kam es dazu? Hast Du was ausgefressen?" Er fragte im lockeren Plauderton, behielt Caelyn aber dennoch im Auge. Er hatte gelernt, auf kleine Anzeichen für Lügen zu achten. Bei den Verhören im Carcer der Castra Praetoria wurden Lügen niemals geduldet.

    "Und ob ich die kenne. Genaugenommen hunderte, die Auswahl ist groß." Valerian grinste von einem Ohr zum anderen. Immerhin fragte Licinus jemanden, der jeden Stein in dieser Stadt beim Praenomen nannte. "Ich denke, die Taverna Apicia ist für unsere Zwecke bestens geeignet. Gemischtes Publikum, zivile Preise und die Gegend nicht so schlecht, daß man ständig auf der Hut sein muß. Hunger habe ich jetzt auch. Heute morgen habe ich nicht viel herunter bekommen. Da ich wegen der weiten Reise kaum Zeit für die Vorbereitung hatte, war ich doch ziemlich nervös." Valerian ging einfach voran und zeigte den Weg.

    Valerian öffnete die Tür und hielt sie für Licinus offen. Es empfing sie der übliche Mischmasch an Gerüchen und Stimmengewirr. Die Taberna war zu jeder Tageszeit gut besucht, da man sowohl gut essen als auch gut trinken konnte. Und Qualität zu einem fairen Preis sprach sich eben herum. "Wie wäre es da vorne?" Valerian deutete auf einen kleinen Tisch, der noch unbesetzt war und steuerte ihn bereits an, in der Annahme, daß Licinus mit der Wahl des Platzes einverstanden war.

    "Oh, bitte! Nein, nein! Du brauchst Dich absolut für nichts zu entschuldigen. Im Gegenteil ehrt es Dich sehr, daß Du Dich um meine Frau so sorgst. Zeigt es doch deutlich, welch gute Freundin Du ihr bist. Dafür kann ich Dir nur danken." Valerian wehrte sofort ab. Er nahm es Prisca keinesfalls übel, daß sie sich erkundigte, ob für Calvena gesorgt war.


    "Zeit habe ich leider gar nicht viel, ich habe noch einige andere Besuche vor mir. Die Prüfung selbst wird nur einen Tag dauern, jedoch muß ich noch einige Schriftrollen studieren vorher, da meine schriftliche Prüfung einfach zu lange her ist, um den Stoff noch so parat zu haben. Germanien... ich fürchte, es hat sich nicht verändert. Ich habe dort ja meine ersten Jahre als Soldat verbracht. Und seit dem hat sich jedenfalls kaum etwas verändert. Ein paar neue Gebäude gibt es in Mogontiacum. Aber sonst ist alles wie damals. Warum fandest Du Germanien so schrecklich? Calvena fühlt sich dort nicht unwohl, sie vermißt Rom nicht so sehr. Sie vermißt ihre Freundinnen, aus diesem Grund wünscht sie sich zurück nach Rom. Nicht wegen der Stadt." Bei ihm selbst war es anders. Er vermißte Rom mit jeder Faser seines Seins.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus war ziemlich überrascht gewesen, dass dieser Quintilius Valerian aufgetaucht war! Er hatte eigentlich gehofft, dass er ihn nie wieder sehen würde! Aber so war es auch nicht schlecht: Also höchste Zeit, auf dem Ego dieses kleinen Möchtegernoffiziers herumzutrampeln!


    "Quintilius, ja?" Natürlich erinnerte er sich noch gut an die Hochzeit. Sehr genau! Also war es auch kein Problem, seinen Hass abzurufen. "Quntilius, findest du nicht, dass du reichlich spät dran bist mit deiner Entschuldigung?" Er beugte sich vor und fixierte Valerian kalt. "Ist es dir jetzt etwa doch langweilig geworden im kalten Germanien? Ist der Winter vielleicht zu kalt?" Er legte den Kopf schief. "Jammert dein geliebtes Frauchen?" Mit grimmiger Zufriedenheit lehnte er sich wieder zurück.



    Valerian schluckte. Es traf ihn. Ohja, es traf. Und er zeigte auch, daß es traf, der Praefectus Urbi sollte sich daran laben, denn genau darauf war er ja aus. Ja, er sollte bekommen, was er wollte. "Ja, Herr. Ich bin sehr spät dran mit meiner Entschuldigung. Jedoch war vor meiner Abreise keine Gelegenheit mehr. Und eine schriftliche Entschuldigung schien mir angesichts der Schwere meiner Verfehlung absolut unangemessen." Nochmals holte er tief Luft, zeigte sich zerknirscht und demütig. "Dein Zorn trifft mich hart, wenn auch gerecht. Ich möchte mein unaussprechlich schlechtes Benehmen wieder gutmachen, - wenn ich kann."

    Valerian war froh, überhaupt mit jemandem sprechen zu können. Er folgte dem Sklaven zum Arbeitszimmer, in dem sonst immer Balbus gesessen hatte. Nun traf der Quintilier dort dessen reizende Ehefrau an. Wie sie sich wohl fühlen mochte? "Salve, edle Aelia Vespa. Bitte verzeih die Störung. Ich bin Lucius Quintilius Valerian, ein Klient Deines Mannes." Er war sich nicht sicher, ob sie sich seiner noch erinnerte. "Ich... bin eigentlich in Germanien stationiert und nur kurz in Rom. Da konnte ich doch die Gelegenheit nicht auslassen, herzukommen und mich zu erkundigen, ob es Neuigkeiten von Deinem Mann gibt."

    Valerian war erleichtert, das zu hören. Sie hatten alle bestanden! "Danke, Kommandeur", sagte er auch er und wandte sich dann an seine Mitprüflinge, um ihnen zu gratulieren. Dabei lag ihm natürlich ein Gespräch seines Kollegen von der Prima besonders am Herzen*, so daß er sich nach wenigen Worten an Senator Annaeus an Licinus wandte. "Glückwunsch, Iulius. Hast Du vielleicht noch Zeit und Lust, einen Becher Wein mit mir zu trinken? Für ein Gespräch, so von Primus Pilus zu Primus Pilus?" Sein Grinsen verriet, daß es kein gar so trockenes Gespräch werden mußte, wie diese Worte zunächst vermuten ließen.



    Sim-Off:

    *Modestus übergehe ich nur, weil er schon nach Germanien umgemeldet ist. Wir haben ja auf der Reise nach Germanien noch reichlich Gelegenheit, uns auszutauschen :)

    Die Vorwürfe der jungen Patrizierin ließen Valerian glatt den Kopf ein wenig einziehen. Nanu, die schien ja richtig zornig zu werden deswegen? "Du kannst mir glauben, leicht gefallen ist es mir nicht. Aber den schriftlichen Teil des Examens habe ich schon vor Jahren absolviert. Der mündliche Teil findet nur statt, wenn genügend Teilnehmer zusammen kommen. Nun hat es hier schon so lange gedauert, in Germanien würde es vermutlich noch ewig dauern, bis weitere Teilnehmer dazu kommen. Es findet einfach zu selten statt, um die Gelegenheit außer acht zu lassen." Warum verteidigte er sich eigentlich? Vermutlich war es das eigene schlechte Gewissen, das ihn dazu trieb.


    "Calvena ist gut versorgt, hab keine Angst um sie. Und ich werde so schnell wie möglich zu ihr zurückkehren. Schon in wenigen Tagen werde ich die Rückreise antreten. Solltest Du ihr also eine Antwort schicken wollen, nehme ich diese gerne mit. Laß sie einfach in die Casa Quintilia bringen." Was Calvena sich freuen würde, wenn sie von all ihren Freundinnen Antworten überbracht bekam!

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Ungerührt nahm der Scriba den Beutel entgegen und leerte ihn vor sich auf den Schreibtisch. Dann begann er, sorgfältig zu zählen. Als er fertig war, blickte er wieder auf. "Gut, ich werde sehen, was ich tun kann." Ächzend erhob er sich und ging hinüber zum Officium des Praefectus. Kurz darauf kam er wieder. "Du darfst eintreten. Aber denk daran, wen du vor dir hast! Es gibt noch entlegenere Orte als Germania!" Die Drohung war wohl klar!



    Ungläubig starrte Valerian dem Scriba nach. Jetzt? Er ließ ihn jetzt gleich vor? Unglaublich! Mit solch einem schnellen Erfolg hatte er gar nicht gerechnet. Schnell fuhr er sich ordnend über das Haar, zupfte hier und da an der Kleidung. Prüfte seinen Soldatengürtel, ob er auch ohne Makel war. Und da war der Scriba auch schon zurück, um ihm zu sagen, daß er empfangen wurde. Die Drohung quittierte er mit einem Nicken. "Ja, ich weiß. Ich habe nicht vor, ihn nochmals zu verärgern. Trotzdem danke für den Hinweis." Natürlich war es eigentlich nicht nett von dem Scriba gemeint, aber man konnte doch so tun, als hätte man es so aufgefaßt.


    Er bekam seine Chance. Und er würde sie hoffentlich nicht vermasseln. Festen Schrittes betrat Valerian das Officium des Mannes, der seine Macht so gerne mißbrauchte. Ja, er verabscheute ihn. Aber man konnte nicht bestreiten, daß Salinator wesentlich schlauer war, als man es ihm ansah. Es war dumm, es sich mit ihm zu verderben. Mehr als dumm. "Salve, ehrenwerter Praefectus Urbi", grüßte Valerian höflich mit einem militärischen Salut. Immerhin war auch Salinator Soldat und Kommandant. "Herr, ich möchte meinen kurzen Aufenthalt in Rom nutzen, um mich in aller Form bei Dir zu entschuldigen. Ich kann als einzige Entschuldigung vorbringen, daß ich an jenem Tag nicht ich selbst war. Es war der Tag meiner Hochzeit und ich befand mich im Rausch der Gefühle." Valerian atmete tief durch. Das war nciht mal gelogen. Wäre er Herr seiner Sinne gewesen, hätte er sich nicht mit diesem Mann angelegt.

    "Mach Dir keine Gedanken. Germanien ist weit. Sie wird gewiß nicht so schlecht von Dir denken. Allerdings muß ich zugeben, daß sie immer ganz außer sich vor Freude ist, wenn ein Brief von Dir kommt." Gut, ebenso, wenn von den anderen Freundinnen ein Brief kam. Aber warum das Herz der Claudia unnötig beschweren? Calvena hatte sie wirklich sehr gern und sie freute sich wirklich immer sehr über einen Brief von ihr.


    Er schmunzelte, als sie betonte, daß ihre guten Wünsche eigentlich Calvena galten. "Es ist trotzdem freundlich von Dir, uns Glück zu wünschen. Auch wenn es Calvenas wegen ist. Ich liebe sie und bin froh, daß sie so gute Freundinnen hat. Denn durch solche Dinge zeigt sich wahre Freundschaft. Du bist so eine wahre Freundin." Es mochte ein wenig geschwollen klingen. Aber es war ehrlich gemeint. Romana war für Calvena eine so gute Freundin, daß er bereit war, sich mit ihr zu versöhnen, koste es, was es wolle.


    Sie nahm seine Entschuldigung an! Die Erleichterung darüber stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Wie sehr sich Calvena darüber freuen würde! "Das widerum ehrt Dich. Danke. Vielleicht gibt es eines Tages etwas, das ich für Dich tun kann. Oder für die Deinen. Ich werde es dann mit Freuden tun."

    Als Decima Seiana das Atrium betrat, erhob auch Valerian sich höflich, um sie zu begrüßen. "Salve, Decima Seiana. Ich bin ebenfalls erfreut, Dich kennenzulernen. Dein Verwandter, mein Legat Decimus Livianus übermittelt auch Dir seine herzlichsten Grüße und ich soll Dir dies hier übergeben, mit der Bitte, es zu unterzeichnen, damit ich es ihm wieder mitbringen kann." Er zog die Wachstafel hervor, die er sehr sorgfältig aufbewahrt hatte während der Reise.



    ~ CONVENTIO ~


    Mit diesem Schreiben wechselt das Landgut des Marcus Decimus Livianus bei Ostia zum Preis von 5000 Sesterzen per heutigen Datum in den Besitz der Decima Seiana über. Das Geschäft wird gültig durch Unterschrift beider Parteien auf diesem Dokument, welches sich in dem Besitz des Verkäufers befindet und einer Zweitanfertigung, welche im Besitz des Käufers verbleiben wird.


    ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLX A.U.C.
    (26.11.2010/107 n.Chr.)


    gezeichnet
    MARCUS DECIMUS LIVIANUS


    gezeichnet





    "Außerdem... bat er mich, euch nach den aktuellen Ereignissen hier in Rom zu fragen. Was in Germanien ankommt, ist nicht nur deutlich veraltet, sondern auch zumeist unvollständig und stark verkürzt." Ganz abgesehen davon, daß er selbst auch großes Interesse daran hatte, seinen Informationsstand zu aktualisieren. Zu schade, daß er auf die Erkenntnisse der Praetorianer keinen Zugriff mehr hatte.

    Hatte Calvena ihrer Freundin nichts geschrieben? Das wunderte ihn aber sehr. "Du wußtest es noch nicht?" Sein Tonfall war ehrlich erstaunt und er schüttelte den Kopf. "Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich. Sie spricht so viel von Dir. Ob vielleicht ein Brief verloren gegangen ist? Bitte sei ihr nicht böse, ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Dir mit Absicht ihre Schwangerschaft verschwieg. Sie liebt Dich, ich möchte gar behaupten, wie eine Schwester. Hab auf jeden Fall Dank für Deine guten Wünsche und Dein Opfer." Dafür konnte er Romana nicht genug danken.


    Ebenso wie für ihre Bemühungen. "Und hab auch Dank für Deinen Einsatz, was meine Rückversetzung hierher betrifft. Ich bewundere Dich für Deinen Mut und Deine Beharrlichkeit. Ich hoffe, der Praefectus Urbi hegt jetzt nicht auf Dauer Zorn gegen Dich. Er hat viel Macht und kann einem das Leben sehr leicht sauer machen, wie mein Fall deutlich beweist. Ich fürchte, viel kann ich nicht tun. Zumal mein Patron immer noch verschollen ist. Auf jeden Fall werde ich versuchen, zu Salinator vorzudringen, um mich bei ihm zu entschuldigen. Zwar fürchte ich, daß es nicht viel bringen wird, aber ich werde mich danach besser fühlen." Er hatte Glück, wenn er es überhaupt schaffte, Salinator selbst zu sprechen.


    Zerknirscht mußte er zugeben, daß Romana Recht hatte. "Ja, das stimmt. Ich habe es aktiv verschwiegen, damit Du glaubst, es sei nicht so. Es tut mir leid, es war feige von mir und ich kann mich nur dafür entschuldigen." Wenigstens war es jetzt heraus und die Heimlichtuerei hörte auf. "Hör zu, natürlich hast Du Recht: Ein Patron steht auch für seinen Klienten gerade. Ein Vater erst Recht für Deinen Sohn. Nimm also zunächst meine förmliche Entschuldigung für das Fehlverhalten meines Klienten, der nun leider nicht mehr mein Sohn ist. Wenn ich etwas tun kann, um Dich und Deine Familie für die entgangenen Dienste zu entschädigen, dann sag es bitte." Es störte ihn nicht, eine Entschädigung zu leisten, auch wenn er sich nicht sicher war, ob der Fehler wirklich so eindeutig auf Marhabals Seite gelegen hatte. Das Temperament der Claudia konnte durchaus auch der Grund für den ganzen Ärger sein. Doch wenn er damit ihr Verhältnis auf eine normale Basis stellen konnte und so Calvena glücklich machen konnte, dann war es ihm das allemal wert.

    Höflich wartete Valerian ab, bis der Mann ihn endlich zu bemerken geruhte. Innerlich kochte er wegen dieser Überheblichkeit eines einfachen, eingebildeten Scribas. Doch äußerlich gab er ganz den geduldigen, ergebenen Bittsteller. Es brachte nichts, ungeduldig zu sein, das wußte er nur zu genau. Es brachte auch nichts, unfreundlich zu sein. Im Gegenteil. Deshalb war er weiterhin freundlich und höflich. "Ja, ich dachte mir schon, daß er einen sehr vollen Terminplan hat, als wichtigster und mächtigster Mann Roms. Doch ich brauche wirklich nur wenige Minuten. Ein paar Worte, ein Geschenk, mit dem ich den Ernst meiner Entschuldigung unterstreichen möchte. Verstehst Du? In einem unzweifelhaft riesigen Heer von Klienten fürchte ich, daß ich nicht zum Zuge kommen werde. Nur wenige Minuten, eingeschoben zwischen zwei anderen Besuchern. Ich will ihn weder belästigen noch aufhalten." Unauffällig ließ er einen Beutel auf den Schreibtisch fallen. Gut gefüllt. Einhundert Sesterzen sollten für einen Scriba viel Geld sein. Sicherlich eine gute Bezahlung für einen nur wenige Minuten dauernden Termin beim mächtigen PU.



    Sim-Off:

    Wohin überweisen?

    Gerne nahm Valerian in einem der bequemen Korbsessel Platz. Und hörte sich den Bericht des erfahrenen Juristen dann genau an. Er selbst hatte nicht viel Ahnung von Gesetzeskunde. Er kannte sich zwar in den militärischen Gesetzen aus, aber alles andere war ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Vor der Adoption hätte er sich vielleicht genauer erkundigen müssen. Aber andererseits hatte er sich eben auf die Gesetzeskenntnis des Praetors verlassen. Der auch noch so freundlich gewesen war, die Sache zu übernehmen, obwohl er nicht zuständig gewesen war. Valerian seufzte. Eine elend verfahrene Sache.


    "Und es ist gar nichts möglich, die Sache doch noch in die gewünschten Bahnen zu lenken? Promotus hat ein gutes Jahr lang die harte Ausbildung bei der Legion auf sich genommen, er wollte Rom dienen. Ist es nicht so, daß der Kaiser selbst an jeden das Bürgerrecht verleihen kann? Auch an einen Freigelassenen?" Aber er schüttelte schon selbst den Kopf. Der Weg zum Kaiser führte allein über Salinator. Und der würde nichts durchlassen, was von Valerian kam. "Wenn nur Balbus in Rom wäre", sagte er leise und mehr zu sich selbst.