Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Nun mußte Valerian doch leise lachen. "Oh, ich kenne ihn bereits. Ich hatte damals die Ehre, ihm die Kerker der Cohortes Praetoriae zu zeigen. Er war zu der Zeit Vigintivir und die Inspektion der Gefängnisse gehörte zu seinen Pflichten." Ohja, das war eine lustige Geschichte gewesen. Aber das erzählte er der jungen Verlobten des Flaviers lieber nicht. Er wollte es sich durchaus nicht auch noch mit den Flaviern verderben.


    "Es war mir eine große Ehre, mit Dir plaudern zu dürfen, ehrenwerte Aurelia Prisca. Hab Dank für Deine wertvolle Zeit und Deine lieben Wünsche. Mögen die Götter auch Dir ihren Schutz und ihr Wohlwollen gewähren. Auf ein baldiges Wiedersehen. Vale." Ein sehr angenehmes Gespräch, keine Frage. Valerian verabschiedete sich mit einem Lächeln. Wie würde sich Calvena freuen, wenn er ihr von diesem Gespräch erzählte! Ein Sklave begleitete ihn hinaus. Reine Höflichkeit, denn der Weg war wirklich nicht schwer zu finden. Das stumme Mädchen, das so nett bedient hatte, bekam von ihm zum Abschied auch noch ein freundliches Lächeln, bevor er die Villa Aurelia verließ.

    Vom Tor kommend nahm Valerian den direkten Weg zur Unterkunft des Iuliers. Er wußte das Vertrauen der Wachen zu schätzen und wollte ihnen keinen Anlaß geben, es zu bereuen, daß sie ihn ohne Begleitung in der Castra herumlaufen ließen. Es war wirklich ein merkwürdiges Gefühl, hier sozusagen unberechtigt herumzulaufen. Dies war für so viele Jahre sein Zuhause gewesen.


    An der Barracke der Centuria VI der Cohors II klopfte er schließlich an die Tür des Optios.

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    Original von Ein Praetorianer
    “Salve Quintilius.” Begrüßte der Mieles den Mann. Er kannte ihn er war der Centurio der durch den Stadtpräfekten Weg versetzt wurde. Ein Punkt der bei vielen Prätorianern für Unmut gesorgt hatte da sie der Meinung waren das der Präfekt seinen Nase lieber nur in die Angelegenheiten der Urbaner stecken sollte. “Der Optio ist in die Sechste Centuria der Zweiten Cohorte versetz worden als er befördert wurde. Dort solltest Du ihn finden.” Er klärte er. Das ihm keiner Zeigen musste wo das war stand außer Frage.


    "Danke, Miles." Offenbar war er hier nicht so sehr vergessen worden, wie es dem Praefectus Urbi lieb wäre. Aber es war besser, wenn Salinator von dieser Tatsache nicht unbedingt etwas erfuhr. "Gut zu wissen, daß er in der Castra ist und nicht zur Palastwache fort." Er nickte den Wachen nochmal freundlich danken zu und machte sich dann auf den Weg zur Unterkunft der Cohors II.

    Der Vescularier war als Leckermaul bekannt. So waren es verschiedene Spezialitäten aus Germanien, die Valerian ihm zum Geschenk machte. Er hatte sich wahrhaft nicht lumpen lassen, nur das Beste vom Besten, und das mengenmäßig auch keineswegs knapp bemessen, hatte er mitgebracht. Zwei Männer halfen ihm nun dabei, diese Köstlichkeiten am Haus des Vesculariers abzugeben. Natürlich wußte Valerian, daß Salinator ihn nicht mehr sehen wollte. Trotzdem gehörte es sich seiner Ansicht nach, wenigstens selbst dabei zu sein, wenn sein Geschenk an der Porta abgegeben wurde. Es handelte sich dabei vor allem um Schinken, Waldhonig, Honigwein und sogar Trüffel, die teuerste Gabe, in einer mit Wachs versiegelten Amphore haltbar gemacht.


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    "Es war eine schöne Zeit, damals mit ihm. Lang ist es her. Wir waren schon ziemliche Tunichtgute als Probati, das muß ich zugeben." Valerian schmunzelte leicht. Er würde diese Zeit wohl niemals vergessen. Und seinen Freund ebenso wenig.


    "Nunja, von den Germanen ist nicht viel zu sehen und zu hören zur Zeit. Sicher gibt es immer mal wieder kleinere Überfälle. Deren junge Männer sehen es ja als eine Art Mutprobe an, Gehöfte zu überfallen und vor allem Pferde zu stehlen. Aber Banditen habt ihr doch sicher in Italia auch genug. Nein, es ist alles ruhig. Der letzte größere Einsatz war vor Jahren in Borbetomagus. Das war noch vor meiner Zeit bei den Praetorianern."

    "Ich werde mein Bestes geben", versprach Valerian und meinte es auch genau so. Niemals würde er wollen, daß es Calvena schlecht ging. Er wußte nur zu gut, daß es nun wirklich an ihm war, sich zusammen zu reißen.


    Es war geradezu rührend, wie naiv Serrana war. "Leider ist nicht jedes hohe Amt mit Männern besetzt, die Deinen Ansprüchen genügen. Um genau zu sein, gibt es davon sogar nur wenige. Die meisten nutzen ihre Macht gnadenlos aus, um reicher zu werden, um noch mächtiger zu werden - oder einfach, weil es Spaß macht. Er fühlte sich beleidigt, also zerquetschte er mich. - Weil er es kann." So war das Leben und es war müßig, sich darüber aufzuregen. Man mußte einfach damit leben und diese Tatsache in seine Planungen fest mit einbeziehen.

    Von der Principa der Cohortes Urbanae wurde Valerian von einem Soldaten zum Tor zurückbegleitet.


    Dort wandte sich Valerian sogleich an die Praetorianer. In der Hoffnung, vielleicht an einen Mann zu geraten, der ihn noch kannte, immerhin war er jahrelang hier ein und aus gegangen. "Salvete. Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian, Primus Pilus der Legio II Germanica. Ich möchte mit Optio Lucius Iulius Antoninus sprechen." Mit etwas Glück hatte Antoninus Zeit für ihn.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus grinste hämisch. Er konnte förmlich sehen, wie Valerian um seine Fassung rang! Es hatte sich doch rentiert, ein paar Informationen über diesen aufmüpfigen Centurio einzuholen, der scheinbar so viele Freunde in Rom hatte! "Jaja, nur schade, dass manche Leute im kalten Germanien hausen, in zugigen Holzhütten und bedroht von wilden Barbaren und blutrünstigen Bestien..." antwortete Salinator voller Hohn, dann brach er in Gelächter aus. "HAHAHAHAHA!!"


    Nachdem er sich beruhigt hatte, zuckte er mit den Schultern. "Naja, wir werden sehen! Und jetzt geh' mir aus den Augen! Du und deine schäbige Speichelleckerei - ihr widert mich an!" Das war nun wirklich keine Lüge! Er konnte diesen Kerl einfach nicht leiden! Allerdings kam dem Praefectus Urbi nun doch ein Grund, warum er diesen Quintilier wieder nach Rom holen sollte: Um ihn Tag für Tag zu demütigen! Das würde vielleicht auch ein lustiger Zeitvertreib sein!


    Ob Salinator je selbst in Germanien gewesen war? Anscheinend nicht. Aber umso besser, denn so lange er glaubte, daß man dort so ein furchtbares Leben hatte, ließ er Valerian vielleicht wenigstens dort in Ruhe. In das hämische Lachen stimmte er natürlich nicht ein. Aber er zuckte auch nicht mit der Wimper, als dieser weitere Hohn über ihm ausgeschüttet wurde. Der Rauswurf war eindeutig. "Ich wünsche Dir einen guten Tag, Praefectus. Vale." Er salutierte zackig, um dann abzutreten.


    Was für ein Reinfall! Dieser Besuch war so überflüssig gewesen, wie nur irgendwas! Aber er hatte noch ein wenig Zeit, er würde versuchen, mit seinen früheren Männern Kontakt aufzunehmen. Das sollte hier nicht so schwer sein.

    "Flavius Piso? Hat er nicht bereits die ersten Schritte auf dem Cursus Honorum hinter sich gebracht? Ich wünsche Dir auf jeden Fall für Deine Zukunft alles erdenklich Gute." Valerian versuchte zu überlegen, was er über den Flavier wußte. Gab es da nicht eine Geschichte mit einem Gedicht oder Lied? Nein, er war sich nicht sicher, ob das dieser Flavier gewesen war. Ach, war das nicht der, der damals den Kerker besichtigt hatte? Ja, genau! War dem nicht sogar ein bißchen übel geworden? Valerian mußte ein Grinsen unterdrücken. "Danke für Deine Einladung. Gerne werden wir zu Deiner Hochzeit kommen, sofern uns dies möglich ist. Calvena wird bestimmt außer sich sein vor Freude." Und gleichzeitig würde sie traurig sein, weil sie höchstwahrscheinlich nicht würden dabei sein können.


    "Vielen Dank für Deine guten Wünsche und für Deine Anteilnahme. Ich werde mir alle Mühe geben und hoffe auch, daß wir bald nach Rom zurückkehren können. Sollten wir etwas diesbezüglich hören, werden wir nicht vergessen, Dich davon in Kenntnis zu setzen." Das konnte er leichten Herzens versprechen, denn Calvena würde in solch einem Fall bestimmt all ihren Freundinnen sofort schreiben. "Nun muß ich mich leider wieder auf den Weg machen." Valerian erhob sich, um sich zu verabschieden.

    Dieser Mann war der Onkel von Drusus? Valerian kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Wir begannen kurz nacheinander unsere Grundausbildung und gehörten zum gleichen Contubernium. Wir waren enge Freunde. Als ich von seinem Tod hörte, war das ein schwerer Schock für mich." Irgendwie wollte er es auch heute noch nicht wahrhaben.


    "Versuchen können wir es jedenfalls. Calvena wird bestimmt nichts unversucht lassen. Sie fühlt sich ja auch etwas allein ohne ihre Freundinnen. Ich denke, sie und Cara zusammen könnten sich gegenseitig das Leben verschönern." Das fände Valerian zumindest ideal. "In Germanien? Nunja... sagen wir mal... sehr ruhig. Nahezu langweilig ruhig, um die Befürchtungen Deiner Nichte zu bekräftigen. Aber es ist auch angenehm, nicht immer und ständig auf der Hut sein zu müssen, wie es hier in Rom der Fall ist. Vielleicht wird sich einiges ändern mit dem neuen Statthalter. Wir haben vor, gemeinsam nach Germanien zu reisen, Annaeus Modestus und ich." Auch eine merkwürdige Situation für ihn. Immerhin war der Mann der Vorgesetzte seines Kommandeurs.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus lachte freudlos auf. "Wozu hast du das denn gemacht? Glaubst du, ein Mann wie du wird überhaupt eines Tages einmal ein Staatspferd bekommen?" Da hatte ja mal wieder jemand Energie und Geld vergeudet! Das war wahrscheinlich auf den Mist von diesem Livianus gewachsen! Höchste Zeit, dem Burschen etwas mehr auf die Finger zu sehen!


    Er klopfte auf den Tisch. "So, jetzt hab' ich genug von dir!" Tatsächlich hatte er sich genug Spaß geleistet! "Was willst du also? Dein armes Gewissen befriedigen wohl kaum, dafür bist du ein zu durchtriebener Hund! Also willst du wieder nach Rom zurück, dass deine kleine Nutte von Frau ihr Balg in der Zivilisation aufziehen kann?"


    Für einen Moment sah Valerian tatsächlich rot. Fast hätte er die Fäuste geballt und direkt in das feiste Gesicht seines Gegenübers gedonnert. Seine Finger zuckten kurz, dann hatte er sich wieder im Griff. Wie gerne nur würde er diesem fiesen Fettsack die Gurgel zudrücken! Aber er durfte nicht! Wegen seiner Frau! Wegen seines Kindes! Nein, immer schön ruhig bleiben! Woher wußte dieser Mistkerl eigentlich, daß Calvena schwanger war? Egal, merkwürdig genug, daß er sich dafür interessierte.


    "Ich habe es gemacht, um Dir zu zeigen, daß Dich ehre." Eine glatte Lüge. Aber sie kam ihm leicht und sicher über die Lippen. "Herr, welcher Römer sehnt sich nicht danach, in Rom zu leben? Natürlich will ich nach Rom zurück! Wie könnte ich etwas anderes behaupten?" Rom war seine Heimat. Rom war ein Teil von ihm. Und er ein Teil von Rom. Er kannte jede Gasse, jeden Stein, jeden Baum. Doch wie kam Salinator dazu, ihn danach zu fragen? Vermutlich, um ihn für immer und ewig aus Rom zu verbannen. Einen anderen Grund jedenfalls konnte er sich nicht denken.

    "Dein zukünftiger Ehemann? Bitte verzeih die persönliche Frage: Wer ist denn der unendlich Glückliche?" Valerian meinte das durchaus ehrlich. Prisca war sehr schön, hatte eine umwerfend charmante Art, gehörte zu einer angesehenen, reichen Familie, besaß sicher auch selbst einiges an Vermögen und war somit sicherlich eine der besten Partien, die man zur Zeit in Rom machen konnte, wenn nicht gar die beste. Natürlich würde er es ohnehin bald durch die Acta erfahren, wen sie heiratete. Was seine jetzige Neugierde durchaus nicht schmälerte.


    "Er kann. Er ist der Vertreter des Kaisers. Mit allen Vollmachten. Glaube mir, er kann nahezu alles tun, als wäre er der Kaiser selbst. Ich habe ihn beleidigt, das war sehr dumm von mir. Ein kleiner Moment der Unbeherrschtheit. Und mein Patron... Als Praefectus Praetorio hat er auch einiges an Einfluß. Vor allem könnte er direkt zum Kaiser vordringen, was so gut wie niemand mehr schafft. Bei ihm könnte er gewiß ein gutes Wort für mich einlegen." Valerian zuckte mit den Schultern. "Ich muß es irgendwie alleine versuchen. Hab Dank für Dein Interesse, das ist wirklich sehr freundlich von Dir."

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus genoss jeden Tropfen, der von Valerians Gesicht perlte. Was für ein Spaß am frühen Nachmittag! "Ein gehorsamer Soldat? Sehr witzig!" kommentierte Salinator seine Erklärungen. Als er dann fortfuhr, warf er erbost ein. "Glaubst du etwa, du kannst dich reinwaschen durch ein bisschen Bestechung hier und da? Hältst du mich etwa für bestechlich, Quintilius?" Natürlich war er das! Aber in diesem besonderen Falle passte es nur zu gut in seine Demütigung! Und dass Valerian am Ende für alles bezahlen würde, durchaus auch monetär, war dadurch ja nicht ausgeschlossen!


    Plötzlich kam dem Vescularier eine neue Kerbe, in die er schlagen konnte. "Da fällt mir ein: Was machst du eigentlich hier in Rom? Ist das dein Verständnis von treuem Dienst für den Kaiser? Deinen Posten zu lassen, um auf schäbige Weise seine eigene Haut zu retten?"



    "Wie könnte ich Habenichts einen Mann wie Dich bestechen? Herr, nichts liegt mir ferner, als so etwas von Dir anzunehmen." Was für ein Witz. Dieser Mann war gierig, in jeder Beziehung. Wenn der nicht bestechlich war, dann gab es so etwas wie Bestechung nicht. "Es ist nur eine Kleinigkeit. Ein paar Spezialitäten aus Germanien." Er hätte sie doch vergiften sollen. Wie schade, daß er dazu zu stolz gewesen war.


    "Mit der Erlaubnis meines Legaten habe ich hier den mündlichen Teil des Examen Tertium absolviert. Morgen schon reise ich zurück nach Germanien." Was daran verwerflich sein sollte, war ihm absolut schleierhaft. Aber vermutlich suchte Salinator gerade nach Ameisenknochen. Dem schien wirklich alles recht zu sein, um Valerian zu demütigen.

    Nachdenklich legte Valerian seine Hand ans Kinn. "Merkwürdig. Wenn doch Patrizier in die Sache verwickelt waren, warum versuchen dann nicht die Kollegien, in denen doch größtenteils Patrizier sitzen, die Sache in den Griff zu bekommen? Sie müßten doch größtes Interesse daran haben?" Ob es wohl jemanden gab, der blockierte? Aber warum sollte jemand so etwas tun? Lag es nicht im Interesse aller, den Zorn der Götter zu besänftigen?


    Die Wachstafel verstaute Valerian ebenso sorgfältig wie die andere zuvor. "Ich mußte die Praetorianer verlassen, weil ich den mächtigsten Mann Roms beleidigte. Das war zugegebenermaßen mehr als dumm. Ich versuche, einen Gesprächstermin mit ihm zu bekommen, um mich zu entschuldigen, aber ich befürchte, daß man mich gar nicht vorlassen wird."

    Der Wein traf ihn mitten im Gesicht. Valerian hatte die Bewegung kommen sehen, jedoch war er regungslos stehen geblieben. Es fiel immer schwerer, ruhig zu bleiben. Immer wieder rief er sich Calvenas liebes Gesicht vor sein geistiges Auge. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Er durfte es nicht verschlimmern. Ein paar Minuten nur. Ein paar Minuten nur mußte er sich zusammenreißen.


    "Es steht mir nicht zu, des Kaisers Wünsche zu erraten." Er war dem Kaiser immer treu gewesen. Würde ohne zu zögern für ihn sterben. Warum also sollte der Kaiser ihn ablehnen? Nein, nicht der Kaiser war das Problem. Nur dieser fette Glatzkopf hier. Reiß Dich zusammen, Junge, ermahnte sich Valerian selbst.


    Der Wein tropfte an Nase und Kinn herab. Noch immer tat Valerian nichts, um ihn abzuwischen. Sollte dieser gehässige Mann doch seinen billigen Triumph auskosten. "An welche Stelle auch immer ich gestellt werde, ich werde mein Bestes geben. Ich bin Soldat, ich gehorche. Du bist derjenige, der darüber entscheidet, wo diese Stelle ist und ob meine in den letzten Jahren erworbenen Fähigkeiten voll ausgeschöpft werden." Seine Stimme war fest, als er das sagte. Doch der Tonfall keinesfalls hochmütig, sondern immer noch bescheiden und zerknirscht, so schwer es auch fiel, den Stolz zu unterdrücken. "Ich kann nur wiederholen: Ich bin nicht gekommen, Dich um etwas anderes zu bitten, als um Verzeihung. Ich bin gekommen, mich zu entschuldigen und Dich zu beschenken. Da ich allerdings nicht damit rechnete, gleich mit Dir sprechen zu dürfen, habe ich mein bescheidenes Geschenk nicht dabei. Ich werde es an Deinem Haus abgeben lassen. Ich erwarte nichts, Herr. Ich hoffe nur auf Deine Verzeihung."

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus stellte zufrieden fest, dass Valerian völlig eingeklappt war. Wie schön, ihn nach Herzenslust vorführen zu können! Aber natürlich war er noch lange nicht fertig. "Und gar nichts zu machen, erschien dir wohl angemessen, hm?" hakte er daher ein. "Ich bin der Stellvertreter des Kaisers! Mich zu verarschen ist so, als würdest du den Kaiser selbst verarschen! Willst du das, hm? Vielleicht ein kleiner Scherz über seine Gesundheit?" Salinator funkelte den Primus Pilus an. "Du glaubst wohl, diese Sache kann man einfach so wettmachen, indem man ankriecht, Asche auf sein Haupt streut und dann als Belohnung für seine Insubordination gleich noch Tribun wird, oder vielleicht gleich Praefectus Praetorio?" Der Praefectus Urbi hatte sich richtig in Rage geredet.


    Es wurde nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Valerian schluckte schwer an den folgenden Beleidigungen. Doch er schluckte. Er mußte! Calvena zuliebe! Seiner Familie zuliebe! Und wenn es noch so schwer war. "Herr... Nein, genau das will ich nicht. Ich sah keinen anderen Weg, als Dich persönlich aufzusuchen. Kein Brief könnte ausdrücken, was ich ausdrücken möchte. Ich bin nicht hergekommen, um etwas zu erhalten. Ich bin hergekommen, um etwas zu bringen. Meine Bitte um Verzeihung. Die Bekräftigung meiner Bereitschaft, dem Kaiser zu dienen. Herr, mein Fehler war groß und dafür muß ich bezahlen. Das ist nur Recht. Doch ich war dem Kaiser stets treu ergeben. Habe ihn mit meinem Leben beschützt. Und das werde ich auch weiterhin nach Kräften tun, wie weit ich auch entfernt leben mag. Du bist sein Stellvertreter, also seine Augen, seine Ohren, sein Mund. Somit... gehört meine Treue auch Dir. Auch wenn ich Deiner nicht wert sein mag." Bittere Galle stieg ihm hoch bei diesen Worten. Wieder schluckte er, um den bitteren Geschmack loszuwerden. Es war schwer, das Schütteln zu unterdrücken, das ihn zu überkommen drohte. Doch es gelang ihm, weiterhin zerknirscht dreinzublicken.

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    Original von Claudia Romana
    Romana nickte langsam. “Ja“, machte sie nur, an Calvena denkend, in ihrem fernen Germanien. Wo die Wölfe in der Nacht heulten. Wo die Germanen ihren grausamen Göttern ihre Kinder opferten. Wo es kalt war, bitter kalt. “Ich werde ihr einen Brief schreiben. Noch bevor du weggehst. Damit du ihn mitnehmen kannst“, ging sie auf seinen Wink mit dem Zaunpfahl ein. Somit würde sie zumindest einen Boten haben, der unter Garantie zu Calvena zurückkehren würde – und einen Boten, der das gratis machte. Für sie. Nein, nciht für sie, sondern für seine Frau.


    Die Claudia unterdrückte ein Grinsen, dass in ihr aufkommen wollte wegen des Schmalzes, den Quintilius hier von sich gab. Sie war eine wahre Freundin... nun, es war doch nett, dies zu hören! Romana entschloss sich, nicht zu antworten, sondern nur fein, aristokratisch und ein klein wenig distanziert zu lächeln und den Kopf ganz kurz zu neigen, keineswegs unterwürfig, vielmehr anerkennend.


    Sie runzelte ihre Stirn kurz, dann winkte die Claudia ab. “Das ist sehr nett von dir, aber glaube mir, ich brauche nichts von dir, ich habe keinen Wunsch. Bis auf eine einzige Sache... das du Calvena gut behandelst.“ Ernst blickte sie auf ihn. Nun gut. Es stand nichts mehr zwischen ihnen, wie es aussah. Marhabal war noch immer unmöglich, aber sein Problem. Sein Problem alleine. Und Calvenas Problem. Aber dieses Problem hatte sie sich ausgesucht. Sie musste Calvena für diese Tat ja nicht vor Freude in einer Umarmung aus weichem weißem Stoff erdrücken. “Aber da ich weiß, dass du dies ohnehin tun wirst, brauche ich auch diesen Wunsch nicht zu äußern.“ Sie rang sich doch noch ein Lächeln ab.



    "Sehr gerne nehme ich einen Brief von Dir mit. Wenn Du möchtest, warte ich jetzt darauf. Oder aber Du läßt ihn in den nächsten zwei Tagen an der Casa Quintilia abgeben, denn so lange werde ich wohl bestimmt noch in Rom sein." Wie Calvenas Augen leuchten würden, wenn er ihr die Briefe ihrer Freundinnen überbrachte!


    "Auch wenn ich es ohnehin tun werde, erfülle ich Dir diesen Wunsch sehr gerne, denn... für mich gibt es nichts Kostbareres als Calvena." Er liebte sie wirklich und sehnte sich unglaublich danach, sie wieder in seine Arme zu schließen. "In Deiner Schuld stehe ich dennoch. Und werde dies nicht vergessen."

    "Die Kälte ist in der Tat genau das, was mich an Germanien am meisten stört. Auch wenn ich aus Erfahrung weiß, daß nur das erste Jahr wirklich schlimm ist, danach gewöhnt man sich an das Klima. Eine strahlendweiße Schneelandschaft hat auch ihre Reize. Und die Sommer können durchaus heiß werden." Man mußte eben versuchen, das Positive zu sehen, wenn man seine Lage nicht ändern konnte.


    Seiana unterschrieb die Wachstafel und Valerian verstaute sie sogleich sorgfältig, nachdem er sie entgegen genommen hatte. "Über diesen Skandal habe ich in der Acta gelesen. Wird denn nicht vielleicht noch nach den Schuldigen gesucht? Es muß doch Ermittlungen geben. Ach, es ist ein Elend, daß ich die Praetorianer verlassen mußte." Dann wüßte er besser Bescheid als jeder der hier anwesenden, daran zweifelte er nicht im Geringsten. "Ja, gerne. Vielen Dank." Noch ein kleiner Schluck, das konnte nicht schaden.

    Es tat gut zu sehen, wie besorgt die beiden um ihn waren. Natürlich vor allem, da auch Calvenas Schicksal damit verbunden war. Doch er hatte auch das Gefühl, daß er selbst ihnen nicht ganz gleichgültig war. "Ich werde mich sehr vorsehen und lieber jede Beleidigung schlucken, die er mir sicherlich an den Kopf werfen wird. Eigentlich hatte ich gehofft, er würde mich vergessen. Aber da er meine Beförderung blockiert hat, kann ich ganz sicher davon ausgehen, daß er meinen Namen niemals vergessen wird. Nein, ich muß reinen Tisch machen, sonst ist meine Karriere an diesem Punkt beendet." Dabei hatte er darauf gehofft, eines Tages für den Ritterstand in Frage zu kommen. Als Praetorianer hätte er das leicht erreichen können. Vor allem, wenn die Pläne seines Patrons zum Tragen gekommen wären.

    Welch temperamentvolle Rede! Valerian staunte, wie die zuvor so ruhige, zurückhaltende junge Dame nun aufdrehte und flammend ihre Ansicht zu Germanien und dessen ursprünglicher Bevölkerung kundtat. Er unterdrückte ein Schmunzeln, denn beleidigen wollte er sie keineswegs. Auch, daß er anderer Meinung war, behielt er besser für sich. Als Mann hatte er ja auch ganz andere Möglichkeiten als eine junge Frau aus bester Familie. Er konnte schon verstehen, daß sie sich in Mogontiacum nicht wohl gefühlt hatte, auch wenn er keinen Begriff davon hatte, wie eine solche Frau überhaupt ihre Tage verbrachte.


    "Nichts ist vergleichbar mit Rom", stimmte er also auf eine Art zu, die keine Lüge enthielt. "Kein Ort kommt auch nur annähernd an Rom heran. Ich beneide Dich dafür, daß Du hier leben darfst. Mir ist Rom verwehrt, solange der Zorn des Praefectus Urbi auf mir ruht und mein eigener Patron verschollen ist. Steht denn zu befürchten, daß Du ein weiteres mal nach Germanien reisen mußt?" Er fragte nicht nur aus Höflichkeit. Eine Aurelia, die das übliche Heiratsalter schon lange erreicht hatte, da stand doch gewiß bald eine Eheschließung an. Und es war immer interessant zu hören, welche der mächtigen Familien auf diese Weise ihren Zusammenhalt demonstrierten.