Beiträge von Arianus Cheruscus

    Arianus hatte offenbar nicht erwartet soviel Hilfe und Zuspruch zu erhalten. Vielmehr hatte er auf Missbilligung und Häme gewartet. Umso besser. Er bedankte sich bei seinen Mitprobati leise für die schnellen und guten Ratschläge und versuchte sich eingermaßen umzusetzen, was sogar teils misslang. Da Arianus allerdings das erste mal versuchte ein Pferd zu reiten, war es natürlich immer noch alles andere als perfekt.


    "Danke für eure Hilfe Kameraden.", sagte Arianus leise.


    Plötzlich rief ihm der Decurio einen guten Ratschlag zu und galoppierte direkt neben Arianus. Der versuchte nun nicht vor Schreck einen Fehler zu machen, was ihm auch gelang.


    "Verstanden Decurio...", antwortete Arianus noch etwas unsicher.


    Dennoch tat er genau wie ihm geheißen. Das Abstützen gab Arianus nun mehr Sicherheit und beseitigte einen großen Teil seiner Nervosität. So langsam machte Arianus erkennbare Fortschritte. Dennoch lag offensichtlich noch harte Arbeit und Training mit Hector vor ihm.

    Endlich war Arianus in seinem Element. Gelaufen war er schon sein ganzes Leben lang und er war wohl einer der Probati mit großer Ausdauer und ausgeprägter Beinmuskulator. Zu den Reitertruppen war er ohnehin nur gegangen, da er kein römischer Bürger war und keinesfalls in die Flotte eintreten wollte.


    Gleich von Beginn an hielt Arianus mit der Spitze locker mit und versuchte den Decurio mit einem gleichmäßig schnellen Laufrhythmus und gelegentlichen Zwischensprints, um "Konkurrenten" außer Puste zu bringen, zu beeindrucken.

    Als die Anweisung des Decurios zu Arianus durchdrang, brach bei diesem der kalte Schweiß aus.


    "Ihr Götter, ich bin froh korrekt aufgestiegen zu sein und jetzt sollen wir schon galoppieren! Nun ja, immer noch besser als die ganze Zeit auf dem tückischen Ozean mit einem Schiff herumzufahren.", dachte er sich.


    Zunächst versuchte Arianus einen leichten Galopp hinzubekommen. Er war jedoch viel zu vorsichtig und einer der langsamsten aller Probati. Als er enen missbilligenden Blick des Decurios auffing, versuchte er es ein wenig schnell, was zur Folge hatte, dass Hector Arianus fast durchgegangen wäre. Gerade noch so konnte sich Arianus im Sattel halten. Anschließend hatte er den richtigen Druck für einen leichten Galopp einigermaßen heraus, auch wenn er immer noch ziemlich nervös wirkte.

    Arianus nutzte die Gelgenheit sich unter die am Tempel versammelten Soldaten zu mischen. Einerseits wollte er den neuen Praefecten sehen und andererseits hatte er sich aus Unwissenheit bisher noch nicht in den Tempel getraut.


    "Dann wollen wir mal sehen wie jemand Kundiges in römischer Sitte dem Kriegsgott Mars huldigt.", dachte sich Arianus.


    Er wollte im Zug der Romanisierung seiner Familie natürlich auch die Götter der Römer zu seinen eigenen machen. Dabei hatte er allerdings noch viel zu lernen, da seine Eltern noch an die germanischen Götter glaubten und ihn entsprechend erzogen hatten.

    Auch Arianus versuchte nun ein wenig schneller zu reiten. Zunächst war er offenbar übervorsichtig, denn er war einer der langsamsten in der Reihe. Als Hector sich jedoch dem Tempo der anderen Pferde anpasste wurde Arianus schon ein wenig unruhig.


    "Ganz ruhig Hector, ganz ruhig!", sagte Arianus immer wieder.


    Trotz dieser offensichtlichen Nervosität kappte es für einen Anfänger ganz gut. Nach kurzer Zeit der Übung fiel Arianus sogar nicht mehr allzu negativ aus der Gruppe der Probati auf.

    Arianus sah nach den vergangenen harten Stunden immer noch nicht wirklich erholt aus, aber immerhin war er nun wieder sauber und erfrischt.


    "Du hast recht Gisco. Ich könnte zwar noch etwas mehr Eiswasser vertragen, aber ich sollte meine Kräfte lieber für den Decurio schonen. Ich komme mit euch", sagte Arianus.


    Danach stieg Arianus aus dem Wasser, zog sich ein Handtuch um, rieb sich trocken und begann damit sich wieder einzukleiden.

    Auch Arianus stand rechtzeitig an seinem Platz. Er rieb sich zwar immer noch ein wenig die Schultern, da das Bäumeschleppen wirklich anstrengend gewesen war, aber dennoch sah man ihm den weiteren Tatendrang an.


    "Jetzt das Laufen! Da bin ich in meinem Element!", dachte sich Arianus.


    Ungeduldig wartete er, bis alle Probati eingetroffen waren und der Decurio weitere Anweisungen gab.

    Arianus hatte sich offenbar auch schon Gedanken über den Ausgang gemacht.


    "Ich habe auch gehört, dass man als Probati keinen Ausgang hat. Aber wenn wir die Ausbildung hinter uns haben und wir wirklich einmal Freigang bekommen, dann sollten wir zusammen gehen. Ich bin hier in Confluentes geboren und aufgewachsen und bin daher wohl der Ortskundigste. Das Castellum lag praktisch direkt vor der Haustür. Die meißten hier sind allerdings von weit weg, aus allen Ecken des Imperiums. Wo kommt ihr denn alle her und wie ist es da?", fragte Arianus zwanglos in die Runde.


    Der Themenwechsel behagte Arianus, denn er war wirklich kein großer Philosoph, sondern eher ein Mann fürs Grobe.

    Wie geheißen befestigte Arianus sein Parma am Sattel. Dies dauerte ein wenig, da er sich offenbar vorher noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie man das Schild dort befestigen könnte. Dennoch bekam er es nach kurzer Zeit hin. Die Spatha hatte er vorher bereits korrekt weggesteckt gehabt, denn ohne die dadurch freie Hand hätte er sich ein fehlerfreies Aufsitzen ohnehin nicht zugetraut.


    Nachdem Arianus den Ausführungen des Decurios gelauscht hatte, nahm er die Zügelhilfe sachte in die Hand und begann gleichzeitig mit seinen Beinen leichten Druck auf das Pferd auszuüben. Schon bei der kleinsten Regung Hectors straffte Arianus die Zügelhilfe weiter um ein Durchgehen des Pferdes zu verhindern.


    Dies erforderte die volle Konzentration von Arianus, denn er wollte gleichzeitig ungefährdet sein und Hector dennoch nicht zu arg drangsalieren. Schon nach kurzer Zeit erschienen die ersten Schweißtropfen auf seiner Stirn.


    "Puh! Da fand ich das Stämmeschleppen leichter.", dachte sich Arianus.

    Arianus hatte gerade seinen Sattel in die, seiner Meinung nach, nun richtige Position gebracht und sich aufgrund der Anweisung des Decurios die Übungswaffen besorgt, als ihm Gisco seine Hilfe anbot. Sofort wirkte Arianus ein wenig peinlich berührt, denn viele Probati hatten schon Umgang mit Pferden gehabt, während Arianus aufgrund der Armut seiner Familie hier zum ersten Mal mit ihnen Umgang hatte.


    "Im Moment nicht, das Aufsitzen haben wir ja an den Holzpferden geübt. Aber wenn es darum geht das Pferd wirklich zu reiten werde ich wohl Hilfe benötigen.", antwortete Arianus leise, denn er wusste nicht ob es dem Decurio genehm war, wenn Probati während einer Übung redeten. Dennoch wollte er offenbar keine Hilfe ausschlagen.


    Anschließend schwang sich Arianus ein wenig rustikal auf Hector auf. Er achtete dabei darauf die Waffen nicht im Weg zu haben oder gar Hector zu verletzen. Da Hector jedoch keine stillstehende Holzattrappe war, hatte Arianus nun sichtlich mehr Mühe. Dennoch schaffte er es ohne weiteres Aufsehen. Hector wieherte jedoch kurz, wie um Arianus ein Zeichen zu geben, dass er das noch ein wenig üben solle.

    Äußerst vorsichtig führte Arianus sein neues Pferd Hector auf den Reitplatz. Hector wieherte und sträubte sich ein wenig, da Arianus ihn doch ein wenig ungelenk führte. Offensichtlich hatte er bisher noch nicht viel mit Pferden zu tun gehabt.


    "Hoffentlich setzen sie hier nicht allzu viel voraus, aber nach den Holzpferden zu urteilen ist es auch eher nicht der Fall.", dachte Arianus sich.


    Man sah Arianus die Freude regelrecht an, als er mit Hector endlich am rechten Platz stand. Dann sah er wie die anderen ihre Sättel angebracht hatten und korrigierte offenbar peinlich berührt den Sitz seines Sattels. Er war völlig falsch angebracht gewesen.

    Arianus blieb ruhig in der Nähe stehen und beobachtete wie seine schon etwas länger dienenden Mitprobati einen Kampf simulierten. Gespannt und neugierig verfolgte er das Geschehen.


    "Sieht auf den ersten Blick gar nicht so schwer aus. Aber meine Schwächen werde ich ohnehin eher mit dem Reiten haben.", dachte sich Arianus.


    Da der Decurio im Moment an dem Vorgeführten nichts auszusetzen hatte, würde Arianus bei nächster Gelegenheit versuchen ähnliches zu vollbringen.

    Arianus betrat langsam die Stelle und wartete bis die die meißten Probati wieder weg waren und er ein wenig Platz zum manövrieren hatte. Gemächlich schlenderte er zwischen den Pferden herum. Ein Stallbursche, der die Probati endlich aus dem Stall raushaben wollte um wieder arbeiten zu können, wies ihn schnell an:


    "Die Pferde da im hinteren Stall da drüben sind noch frei. Du scheinst es aber nicht sehr eilig zu haben.", sagte der Stallbursche.


    "Wozu die Eile, das Imperium hat uns sicher ausreichen gute Pferde für alle zur Verfügung gestellt. Außerdem bin ich kein ausgewiesener Pferdekenner.", sagte Arianus daraufhin zu ihm.


    "Kein Problem. Unsere Pferde hier sind in der Tat alle Tauglich für den Einsatz, aber Manche haben eben ihre vorlieben", antwortete der Stallbursche.


    Daraufhin machte sich der Stallbursche wieder an die Arbeit und Arianus ging in den hinteren Teil des Stalls und sah sich in Ruhe um. Die Pferde sahen für ihn zwar von Farbe und größe her verschieden aus, aber welches nun ein Leistungsfähigeres sein sollte, blieb ihm verschlossen. Daher deutete er einfach auf eine, dass ihm vom Äußerlichen her gut gefiel.


    "Ich nehme dieses hier!" rief Arianus dem Stallburschen zu.


    "In Ordnung.", antwortete der Stallbursche desinteressiert.


    Arianus zuckte mit den Schultern und prägte sich dann das Pferd ein, auf dass er es morgen wiederfinden würde. Als er mit sich zufrieden war, verließ Arianus die Stallungen.


    "Er heißt übrigens Hector.", , rief ihm der Stallbursche nach.


    Als das Arianus hörte zuckte er kurz zusammen, weil er das zu Fragen vergessen hatte. Kurz darauf nickte er aber nur vor sich hin und tat so als sei nichts geschehen.

    Arianus hatte zunächsst seine Probleme gehabt den korrekten Schlag zum korrekten Kommando zu machen, aber nach einigen Fehlversuchen hatte er den Bogen raus und sich die entsprechenden Kommentare bemerkt.


    "Da macht sich mein Lateintraining bezahlt!", dachte sich Arianus.


    Nun folgte er den Kommandos des Decurio mechanisch und mit austrugslosem Gesicht. Nach einiger Zeit begann er zu schwitzen, ließ in seinem Bemühen aber kein Stück nach.


    "Ich will einer derjenigen sein, die durchkommen!", dachte er.


    Nach einiger Zeit wirkte Arianus fast ein wenig übereifrig, denn das Holzschwert schlug immer wieder mit voller Wucht gegen den Pfahl. Ein langes Leben würde das Holzschwert so sicher nicht haben.

    Arianus schaute müde zu Gisco und hob dann schlaff grüßend die Hand.


    "Salve. Mein Name ist Arianus Cheruscus. Deine Frische wird nicht lange halten, denn schon bald sollen wir zurück zum Übungsplatz um dort zu Laufen."


    Von einem Wortspiel schien Arianus allerdings nichts bemerkt zu haben.

    Auch Arianus war froh den Befehl zum Abtreten zu hören. Anders als viele Andere ließ er sich jedoch Zeit zu den Stallungen zu kommen und fing nicht gleich an zu sprinten.


    "Ich hatte in meinem bisherigen Leben kaum etwas mit Pferden zu tun und werde daher kaum ein Gutes von einem Schlechten unterscheiden können. Wozu also die Eile.", dachte sich Arianus.


    Fröhlich summend verließ Arianus den Reitplatz.

    Auch Arianus griff sich eine Parma und eine Spatha aus Holz. Er schien keine Probleme damit zu haben sich mit Holzwaffen abzugeben.


    "Den Göttern sei Dank sind es Übungswaffen! Dann wird mein wohl kommendes Ungeschick nicht gleich jemanden den Tod bringen.", dachte sich Arianus.


    Daraufhin machte er sich auf den Weg zum besagten Pfosten und schaute Neugierig, was der Decurio nun wohl auf Lager hatte.

    Ruhig hörte Arianus sich die Meinungen seiner MitProbati an. Anschließend öffnete er kurz wieder seine Augen, dachte kurz nach, und setzte zu einer Antwort an.


    "Ich habe auch gehört, dass im Osten größerer Reichtum für das Imperium zu holen ist als im freien Germanien. Allerdings habe ich aus den Erzählungen meiner Eltern entnommen, dass die freien Germanen sehr zerstritten sind und über keinerlei disziplinierte Kriegführung verfügen. Da sieht es im Osten doch schon ganz anders aus, wie unser Kaiser leider erleben musste. Es wäre in jedem Fall ein Segen für meine Mitgermanen, wenn auch sie an den Segnungen der römischen Zivilisation teilhaben könnten."


    Danach gab sich Arianus wieder ganz dem wohltuenden Gefühl warmen Wassers hin.

    Auch Arianus hatte es sich nicht nehmen lassen sich in seine Unterkunft zu begeben. Halbherzig knabberte er ein wenig an einem Brot herum, doch schon bald legte er es lustlos wieder weg.


    "Das Laufen nachher wird sicher auch nicht sonderlich erholsam werden. Ich hätte nicht gedacht, dass man auch bei einer Reitereinheit so intensive körperliche Ertüchtigung betreibt.", steuerte Arianus bei.


    Anschließend schloss er seine Augen um sich ein wenig auszuruhen. Einschlafen konnte er jedoch nicht, denn noch war die Anstrengung zu spürbar und der Gedanke an das sicher schlauende Laufen in 2 Stunden zu nahe.

    Auch Arianus war froh nach diesem Kraftakt eine kleine Pause zu bekommen. Als einer sogar etwas von Essen sprach stimmte Arianus sofort freudig zu, denn er hatte einen mörderischen Kohldampf.


    "Gute Idee! Aber nicht zu viel, denn das bekommt einem vor dem Laufen nicht besonders.", meinte Arianus zu Einar und ging mit ihm in Richtung der Unterkünfte.


    "Nachher beim Laufen kann ich wohl besser Abschneiden, das habe ich schließlich auch vor meiner Zeit hier oft.", dachte sich Arianus.