Valentinus hörte sich neugierig die neuesten Entwicklungen der Familie an und nickte erheitert bzw. schaute betroffen an den entsprechenden Stellen. Er bediente sich ebenfalls dankbar von Brot und Wein um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen.
"Nun, das ist ganz einfach zu beantworten. Mein Vater hat sich vor langen Jahren mit meiner Mutter in Tylus zur Ruhe gesetzt. Dies ist so weit von den Grenzen des Imperiums entfernt, dass es in meinen jungen Jahren wohl nicht ratsam gewesen wäre ohne meinen Vater zurückzukehren. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Tylus ist keineswegs so barbarisch wie die Völker im Norden, von denen man mir berichtet hat. Vielmehr ist es eine Enklave der Zivilisation weit im Süden umgeben von riesigen Wüstengebieten. Außerdem hat mein Vater darauf geachtet mich in standesgemäßen römischen Sitten und Gebräuchen zu unterrichten."
Valentinus beobachtete den Sklaven kurz verdutzt und musste dann aber lächeln.
"Einige Dinge sind für mich aber natürlich noch sehr neu. Mit dem Pracht Roms kann es natürlich kein anderer Ort der Welt aufnehmen. Außerdem... habe ich zum Beispiel bisher kaum Menschen mit blondem Haar gesehen. Zuerst dachte ich, das seien nur extravagante römische Haarfärbetrends, aber anscheinend ist dies nicht der Fall."
Als Valentinus nach seinen Zukunftsplänen gefragt wurde, machte ihn das ein wenig nachdenklich. Er hatte von seinem Vater offenbar keine ausgeklügelten Pläne und Handlungsanweisungen mitbekommen, sondern regelrecht ins kalte Wasser geworfen.
"Ich habe durchaus vor langfristig in Rom zu bleiben, falls sich nichts anderes ergibt, dass eine Abreise erfordert. Vielleicht finde ich ja sogar hier eine Wohnstatt... da muss ich später gleich einmal nachfragen. Optio bei der Legion bist du? Puh, das könnte ich mir nur schlecht vorstellen. Ich habe mich bisher nur in Büchern vergraben und wäre körperlich wohl für niemanden einen Gegner. Ich habe mir vorgestellt eine Karriere in der Verwaltung zu beginnen. Vielleicht kann ich es wirklich einmal schaffen und es meinem Vater als Senator gleichtun... aber es ist nun wirklich zu früh über derartig hochgesteckte Ziele nachzudenken."
Valentinus wirkte wirklich nicht wie der geborene Soldat. Ein Großteil seiner Gleichaltrigen hätte ihn wohl körperlich übertrumphen können. Dafür hatte er jedoch einen wachen Blick und eine einnehmende Art an sich. Hoffentlich würde ihm dies weiterhelfen!
"Aber genug von meinen Ambitionen. Was sind denn die neuesten Entwicklungen in Rom? Mein Vater hat mir immer gesagt, dass es hier in einem Jahr mehr Veränderungen geben kann, als woanders in 100 Jahren."
Daraufhin widmete sich Valentinus einigen Oliven.