• Der Sklave konnte also Griechisch. Immerhin etwas. Und ausreichend genug, dass man ihn gründlich befragen konnte, was der Senator in jedem Fall tun würde. Er wandte sich jedoch vorher an den anderen Sklaven, welcher die Habseligkeiten des Parther mit sich führte.


    "Was ist mit seinem Schwert?"


    Und setzte hinzu:


    "Es ist besser, wenn ich es an mich nehme."


    Dann trat er näher auf den Parther hinzu, musterte ihn von Kopf bis Fuß und ging einmal um ihn herum. Er war von kräftiger Statur, den Soldaten konnte man in seiner Haltung spüren. Es war die Frage, ob es wirklich sinnvoll war, einen gefangenen Soldaten im Haushalt unterzubringen. Womöglich war er auf einem Landgut besser aufgehoben. Zumal nicht sicher war, wie er hier in der Stadt von Nutzen sein könnte.


    "Was hast Du mit ihm vor?"


    fragte er Seiana und wandte sich dann wieder an diese.

  • Seiana blickte ebenfalls zu dem Sklaven, der das Bündel und das Schwert trug, und zuckte andeutungsweise mit den Achseln. Was mit dem Schwert geschehen sollte, darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht – sie hätte es irgendwo verwahrt, bis Faustus hier war, aber im Grunde war es ihr egal, was damit geschah. Auch wenn die Waffe sie durchaus faszinierte, konnte sie doch nichts damit anfangen. Wieder an ihren Onkel gewandt, nickte sie bestätigend. „Der Sklave kann das Schwert ja in dein Officium bringen.“


    Sie wartete in Ruhe, während Meridius den Parther genauer in Augenschein nahm, und ein Teil von ihr empfand Mitleid mit Tsiáhar, der so begutachtet wurde, auch wenn ihr klar war, dass das das gängige Verhalten gegenüber Sklaven war und sie gerade in solchen Fällen besser daran tat, ebenfalls eine gewisse Distanz zu wahren und nicht zu persönlich zu werden. Dennoch konnte sie sich nicht ganz dazu durchringen, konnte sie nie beiseite schieben, dass es letztlich doch Menschen waren, ob nun Sklaven oder nicht.


    Als der Senator sie wieder ansprach, musste Seiana erneut leicht mit den Achseln zucken. Tsiáhar war eben erst angekommen, und Faustus hatte sie vorher nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass er einen parthischen Sklaven hierher schicken würde. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es noch nicht. Ich bin selbst von seiner Ankunft überrascht worden. Faustus hatte geschrieben, dass er als Leibwächter eingesetzt werden könnte,“ – exotische Zierde kam für sie nicht in Frage, sie würde keinen Menschen so vorführen – „aber bis wir wissen, ob er dafür wirklich vertrauenswürdig genug ist, wird es eine Zeit lang brauchen. Ich wollte ihn hier erst einmal unterbringen und dann mit dir reden. Ich weiß auch nicht, welche Pläne Faustus mit ihm hat, wenn er wieder hier ist.“

  • Da standen sie nun, neben einer Büste aus hellem Marmor, und warteten: Starcus, Maechticus und der siase ( :D ) Sklave, der auf seinen Herren wartete. Dass der Senator persönlich kam, um zu zahlen, war höchst selten, denn normalerweise hatte man Verwalter für solche Dinge, aber den zweien war das auch recht - Hauptsache, es bezahlte überhaupt jemand.


    Sim-Off:

    3000 HS an Staatskasse II, bitte

  • Zitat

    Original von Titus Tranquillus
    Da standen sie nun, neben einer Büste aus hellem Marmor, und warteten: Starcus, Maechticus und der siase ( :D ) Sklave, der auf seinen Herren wartete. Dass der Senator persönlich kam, um zu zahlen, war höchst selten, denn normalerweise hatte man Verwalter für solche Dinge, aber den zweien war das auch recht - Hauptsache, es bezahlte überhaupt jemand.


    Sim-Off:

    3000 HS an Staatskasse II, bitte


    Der Senator erschien wenig später selbst, hatte er doch vor, sich den neuen Sklaven nun genau unter die Lupe zu nehmen, mit ihm zu sprechen und dann zu sehen, wo man ihn erst einmal kurzfristig unterbringen und einsetzen würde, ehe sich etwas fand, was seinem Preis und seinen Fähigkeiten entsprechend auf Dauer sein Tätigkeitsfeld werden würde.


    So beäugte er den Sklaven zuerst, ehe er sich an die Handlanger des Sklavenhändlers wendete und ihnen die gewünschte und abgemachte Summe auszahlte. 3000 Sesterzen wechselten also den Besitzer und der Sklave ging in den oikos des Senators über.


    Sim-Off:

    am 08.03. bereits überwiesen!

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana blickte ebenfalls zu dem Sklaven, der das Bündel und das Schwert trug, und zuckte andeutungsweise mit den Achseln. Was mit dem Schwert geschehen sollte, darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht – sie hätte es irgendwo verwahrt, bis Faustus hier war, aber im Grunde war es ihr egal, was damit geschah. Auch wenn die Waffe sie durchaus faszinierte, konnte sie doch nichts damit anfangen. Wieder an ihren Onkel gewandt, nickte sie bestätigend. „Der Sklave kann das Schwert ja in dein Officium bringen.“


    Sie wartete in Ruhe, während Meridius den Parther genauer in Augenschein nahm, und ein Teil von ihr empfand Mitleid mit Tsiáhar, der so begutachtet wurde, auch wenn ihr klar war, dass das das gängige Verhalten gegenüber Sklaven war und sie gerade in solchen Fällen besser daran tat, ebenfalls eine gewisse Distanz zu wahren und nicht zu persönlich zu werden. Dennoch konnte sie sich nicht ganz dazu durchringen, konnte sie nie beiseite schieben, dass es letztlich doch Menschen waren, ob nun Sklaven oder nicht.


    Als der Senator sie wieder ansprach, musste Seiana erneut leicht mit den Achseln zucken. Tsiáhar war eben erst angekommen, und Faustus hatte sie vorher nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass er einen parthischen Sklaven hierher schicken würde. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es noch nicht. Ich bin selbst von seiner Ankunft überrascht worden. Faustus hatte geschrieben, dass er als Leibwächter eingesetzt werden könnte,“ – exotische Zierde kam für sie nicht in Frage, sie würde keinen Menschen so vorführen – „aber bis wir wissen, ob er dafür wirklich vertrauenswürdig genug ist, wird es eine Zeit lang brauchen. Ich wollte ihn hier erst einmal unterbringen und dann mit dir reden. Ich weiß auch nicht, welche Pläne Faustus mit ihm hat, wenn er wieder hier ist.“


    Meridius verstand und gab sich mit der Auskunft zufrieden. Es machte jetzt wahrscheinlich eh wenig Sinn, wenn er den Parther befragte und ausquetschte. Sollte er in der Tat ersteinmal in der Sklavenunterkunft unterkommen. Die anderen Sklaven würden sich um ihn kümmern. Und für eine Befragung mit Hilfe eines der anderen Sklaven, welche Griechisch sprachen, würde ohnehin noch genug Zeit bestehen.


    "Gut. Ich überlass ihn Dir. Aber das Schwert hier ..."


    Er ließ es sich auf einen Wink hin bringen ...


    "nehm ich besser an mich. Es ist in der Waffenkammer besser aufgehoben."


    Er lächelte Seiana zu.


    "Den Rest soll Faustus dann selbst in die Hand nehmen, wenn er wieder hier ist."

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Der Senator erschien wenig später selbst, hatte er doch vor, sich den neuen Sklaven nun genau unter die Lupe zu nehmen, mit ihm zu sprechen und dann zu sehen, wo man ihn erst einmal kurzfristig unterbringen und einsetzen würde, ehe sich etwas fand, was seinem Preis und seinen Fähigkeiten entsprechend auf Dauer sein Tätigkeitsfeld werden würde.


    So beäugte er den Sklaven zuerst, ehe er sich an die Handlanger des Sklavenhändlers wendete und ihnen die gewünschte und abgemachte Summe auszahlte. 3000 Sesterzen wechselten also den Besitzer und der Sklave ging in den oikos des Senators über.


    Sim-Off:

    am 08.03. bereits überwiesen!


    Sim-Off:

    Habe keinen Zugriff auf das Konto... ;)


    Die Handlanger nahmen das Geld, banden den Sklaven los und trollten sich nach einem freundlichen Gruß und einer Empfehlung ihres Chefs.

  • Sie brachten ihn direkt in ein edles Atrium und blieben dicht an einer Büste stehen, grunzend vor lauter Vorfreude auf die 3000 Sesterzen.
    Sias sah sich nicht weiter um, vielleicht würde er sein ganzes Leben in diesem Haus verbringen und diesen Raum noch oft genug betreten. Kurz nach ihrer Ankunft erschien der Hausherr. Offenbar erledigte er seine Angelegenheit nur allzu gerne selbst, denn wieder war er persönlich gekommen um sich seine Neuerwerbung anzusehen. Der junge Sklave begegnete seinem Blick stumm undsah zu, woe der Senator das Geld an Tranquillus Schergen weitergegeben hatte, dann erst lockerte sich deren fester Griff um seinen Arm, nachdem der eine nachgezählt hatte schließlich, lösten die Beiden ganz seine Fesseln.
    Er wartete.

  • Seiana nickte ihrem Onkel zu und erwiderte sein Lächeln. „In Ordnung. Ich hoffe ja, dass er bald kommt…“ Und das nicht, weil sie fürchtete mit Tsiáhar nicht zurecht zu kommen. Danach nickte sie Elena zu zum Zeichen, dass sie sich wieder entfernen konnten, und die Sklavin zupfte an Tsiáhars Tunika und machte eine Kopfbewegung, ihr zu folgen. Zusammen mit den anderen Sklaven entfernten sie sich erneut von den beiden Römern.


    [Blockierte Grafik: http://img229.imageshack.us/img229/7504/elenail2.jpg]
    Während sich Marcus und der andere Sklave etwas zurückhielten, blieb Elena an Tsiáhars Seite und plauderte munter drauflos, ihr Griechisch bei weitem nicht fehlerfrei und mit einem deutlich hörbaren Akzent, aber doch gut verständlich. „So, wo waren wir vorher? Ah ja, du kommst aus Parthien. Was hast du da gemacht? Und wie ist das Land, aus dem du kommst?“ Dann hielt sie einen Moment inne und lachte leise. „Entschuldige, ich sollte dich nicht so mit Fragen überfallen. Was möchtest du zuerst, etwas essen oder die Unterkünfte sehen und was Wärmeres zum Anziehen?“

  • Zitat

    Original von Sias
    Sie brachten ihn direkt in ein edles Atrium und blieben dicht an einer Büste stehen, grunzend vor lauter Vorfreude auf die 3000 Sesterzen.
    Sias sah sich nicht weiter um, vielleicht würde er sein ganzes Leben in diesem Haus verbringen und diesen Raum noch oft genug betreten. Kurz nach ihrer Ankunft erschien der Hausherr. Offenbar erledigte er seine Angelegenheit nur allzu gerne selbst, denn wieder war er persönlich gekommen um sich seine Neuerwerbung anzusehen. Der junge Sklave begegnete seinem Blick stumm undsah zu, woe der Senator das Geld an Tranquillus Schergen weitergegeben hatte, dann erst lockerte sich deren fester Griff um seinen Arm, nachdem der eine nachgezählt hatte schließlich, lösten die Beiden ganz seine Fesseln.
    Er wartete.


    Es dauerte eine Weile bis der Senator das Geschäftliche geregelt und auch die Besitzurkunde überprüft hatte. Dann wandte er sich an den neuen Sklaven, ging auf diesen zu und sah ihn an, wie man einen Mann ansah, den man für eine beträchtliche Summe erworben hatte. Er schien in ordentlichem Zustand.


    "Ich bin Senator Decimus Meridius. Du wirst mich mit Herr, Dominus oder Senator ansprechen. Du heißt Sias? Woher kommst Du?"


    Einen neuen Sklaven in den Haushalt einzuführen überließ er gewöhnlich dem maiordomus, die Vorstellung übernahm er bei teuren Erwerbungen jedoch selbst.

  • Sias hob den Blick zu seinem neuen Herrn, doch scheinbar sah er mehr durch ihn hindurch, als, dass er ihn wirklich ansah. Der Senator mustere ihn, offenbar zufrieden.
    Sias bewegte den Kopf ganz leicht, um die einzelnen Strähnen aus der Stirn zu bekommen. "Ja, Dominus."
    Seine linke Hand strich kurz über die andere, es war nichts zu sehen, aber als die Schergen des Sklavenhändlers ihn aus dem Wagen gezerrt hatten und er gestrauchelt war, war Sias auf seine Rechte gefallen. Der Schmerz würde vorbei gehen, es war nur eine Kleinigkeit. Nur eine Kleinigkeit. Seine Stimme war tonlos, seine Antort leise.



    "Ich stamme aus Piraeus, aus Griechenland."
    kaum konnte er sich an die Zeit erinnern, die er dort verbracht hatte, ein ganzes Leben schien dazwischen zu liegen, er war nicht der selbe gewesen damals. Alles war anders.

  • Der Bursche war einer der leiseren Sorte. Und damit durchaus angenehm. Meridius mochte es nicht, wenn sich Sklaven vorlaut gaben und sich ständig aufbäumten. Die Stimme klang zwar etwas leblos, aber mit der Zeit gab sich das vermutlich. Die Griechen selbst waren Sklaven gewohnt, Sias würde sich mit Sicherheit auch daran gewöhnen.


    "Piraeus."


    wiederholte der Senator nachdenklich. Bisher war er noch nicht in Griechenland gewesen. Alles was er über dieses Land wusste, wusste er aus Reisebeschreibungen und der Literatur.


    "Wie ist es denn in Griechenland?
    Und was macht euch Griechen zu besonderen Menschen?"


    Er wollte den Sklaven etwas genauer kennen lernen, damit er einschätzen konnte, wofür er für ihn Verwendung haben konnte.

  • Eigentlich wunderten ihn diese Art von Fragen nicht und doch musste er einen Moment überlegen, wie er denn wirklich antworten sollte. Er sah inzwischen so in Richtung des Senators, dass man wohl meinen konnte, Sias würde ihn wirklich ansehen.


    "Es ist..." Er verstummte und überlegte noch einen Augenblick. "Lebendig, aber ich..ähm glaube, doch etwas familiärer, persönlicher, als hier in Rom."


    Er erinnerte sich an die vielen Gelehrten, die mit einem Haufen Papyrusrollen über die Foren eilten, an die großen Häfen, von denen jeder sprach und von denen er selbst nur einmal einen gesehen hatte und an die kleinen Gässchen in denen man zusammen saß und über Wissenschaften und Politik diskutierte.


    Etwas wie ein Lächeln war auf dem Gesicht des blonden Sklaven zu erkennen.
    "Ich will nicht sagen, dass wir mehr nachdenken, aber wir sprechen nicht sofort aus, was uns gerade in den Sinn kommt, sondern warten bis der Moment gekommen ist das zu tun. Wenn man so möchte, kann man das natürlich nachdenklich nennen, philosophisch oder ...seltsam."
    Seine Stimme war nach wie vor leise, aber sie hatte eine gewisse Farbe bekommen, über die Sias sich selbst erschrak. Es lag wohl an dem Thema, dass sein neuer Herr gewählt hatte. Erwischt.

  • Valentinus und Serapio betraten gemeinsam das Atrium. Anerkennend sah sich Valentinus um und bewunderte offensichtlich die Ausstattung.


    "Schön ist es hier. Ich bin erst vor kuzrem in Rom angekommen und war vorher noch nie im römischen Reich oder gar Rom. Mir fallen ständig fast die Augen aus dem Kopf, dabei habe ich die größten Wunder sicher noch gar nicht gesehen."


    Daraufhin setzte er sich erst einmal hin und man sah wie erschöpft Valentinus von der langen Reise nach Rom war. Obwohl er größere Strecken mit Pferd und Schiff zurückgelegt hatte, war es dennoch eine einzige Strapatze gewesen.


    "Jetzt erzähl mir aber erst einmal etwas von dir und unserer Familie hier in Rom. Bisher kenne ich sie nur vom Hörensagen..."


    Daraufhin wartete er auf eine Antwort Serapios.

  • "Mich freut es auch!", antworte ich fröhlich meinem Cousin Valentinus, während wir zusammen von der Porta ins Haus hinein gingen. Nur ganz vage hatte ich mal von ihm gehört, ich hatte ja auch Onkel Lucidus nie näher kennengelernt. Valentinus schien mir ganz überwältigt zu sein von dem schönen Atrium, und er erklärte auch wieso:
    "Noch nie im römischen Reich?!", wiederholte ich ungläubig, und sah meinen Cousin mit grossen Augen an.
    "Bona Dea, wie schrecklich! - Wirklich? Du bist unter Barbaren aufgewachsen, im Ausland?!"
    Der Arme! Das war ja noch schlimmer als Exil! Kein Wunder dass er staunte, hier in Rom, dem Herzen des Imperiums, wenn er doch von jenseits der Grenzen der zivilisierten Welt kam! ;) (Naja, wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich schon gesehen, dass es auch woanders auf der Welt Kultur gab... aber trotzdem, das war nicht das selbe!)
    Ich setzte mich ihm gegenüber, auf die Tuffsteinbank am Rande des Impluviums. Hell flutete Sonnenlicht durch die Öffnung im Dach, und glänzte auf dem Wasser in dem Becken, dessen glatte Oberfläche durch die Erschütterung unserer Schritte sich jetzt leicht kräuselte. Die Strahlen wärmten angenehm mein Gesicht, ich hob es und blinzelte in die Sonne.


    Ein junger Sklave näherte sich, ein Junge mit blondem wuscheligem Haar. Der kam wie gerufen.
    "Salve! Bringst Du uns bitte etwas zu trinken? Und auch was zum Prandium."
    Meine Kehle war ganz staubig, hungrig war ich auch, und Valentinus sah erst recht so aus als ob er eine Stärkung gut vertragen könnte.
    "Oder isst die Familie heute zusammen?", erkundigte ich mich noch, doch der Junge verneinte. "Und sag doch bitte dem Senator Bescheid, dass Decimus Valentinus, der Sohn von Decimus Lucidus gerade angekommen ist."
    "Mach ich," meinte der junge Sklave, "wenn der Senator zurückkommt. Er ist nämlich gerade ausser Haus."
    "Ach so." Ich stützte den Arm auf die Seitenlehne und wandte mich wieder Valentinus zu, und zugleich dem weiten Feld unserer Familie.


    "Ja also", begann ich, "ich komme aus Tarraco, und ich bin der jüngste Sohn von Silanus. Normalerweise bin ich gar nicht hier in Rom, das ist nur eine Ausnahme heute, sonst bin ich in Mantua, wo ich bei der Legio Prima diene. Als Optio seit kurzem. Wir sind gerade aus dem Osten zurückgekommen, von dem Feldzug gegen die Parther... Onkel Livianus ist dort verschollen. Er war der Legat der Prima. Wir wissen nicht was mit ihm ist...
    Meine Schwester Seiana lebt aber hier im Haus, die wirst Du bestimmt noch kennenlernen. Onkel Meridius ist natürlich der Hausherr, und Pater Familias. Er freut sich bestimmt, dass Du hier vorbeischaust. Dann wohnt noch seine Frau hier, Iulia Severa, wen sie nicht auf dem Landgut ist, und die beiden haben einen ganz kleinen Sohn, Optatus. Ihr anderer Sohn, Maximian ist vor einiger Zeit gestorben."

    Ich machte eine Pause und sah hinüber zu den Alae, von wo die Masken der Ahnen uns ernst entgegenblickten.
    "Onkel Mattiacus wohnt auch hier. Er arbeitet im Palast, hm..., was genau weiss ich jetzt gar nicht. Etwas bedeutsames zweifellos. Du musst ihn mal nach den Germanienreisen fragen, die er früher unternommen hat, er kann da tolle Geschichten erzählen! - Und dann ist da natürlich noch Tante Lucilla! Sie hat aber geheiratet, auch einen Senator, und wohnt deshalb leider nicht mehr hier. Sie ist eine richtige Matrona jetzt, und macht auch Politik. Ausserdem wohnt noch Pulchra hier, eine Cousine aus dem griechischen Familienzweig... - Das waren jetzt, glaub ich, alle, die Du zur Zeit hier in Rom antreffen kannst. Wenn Du sie erwischst. Wie das so in der Familie liegt, alle sind ständig unterwegs und nie zu Hause."


    Während ich da erzählte und erzählte, kam der kleine blonde Sklave zurück, mit zwei Bechern und zwei Krügen. Er schenkte uns ein, wobei er den Wein moderat mit Wasser mischte, und stellte auch schon mal eine Schale mit Oliven auf den Tisch, dazu knuspriges Brot und Schafskäse.
    "Wie ist das, wirst Du länger bleiben?", erkundigte ich mich neugierig und griff nach dem Becher.
    "Und wie, wenn ich fragen darf, kommt es dass Du ausserhalb des Imperiums aufgewachsen bist?"

  • Valentinus hörte sich neugierig die neuesten Entwicklungen der Familie an und nickte erheitert bzw. schaute betroffen an den entsprechenden Stellen. Er bediente sich ebenfalls dankbar von Brot und Wein um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen.


    "Nun, das ist ganz einfach zu beantworten. Mein Vater hat sich vor langen Jahren mit meiner Mutter in Tylus zur Ruhe gesetzt. Dies ist so weit von den Grenzen des Imperiums entfernt, dass es in meinen jungen Jahren wohl nicht ratsam gewesen wäre ohne meinen Vater zurückzukehren. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Tylus ist keineswegs so barbarisch wie die Völker im Norden, von denen man mir berichtet hat. Vielmehr ist es eine Enklave der Zivilisation weit im Süden umgeben von riesigen Wüstengebieten. Außerdem hat mein Vater darauf geachtet mich in standesgemäßen römischen Sitten und Gebräuchen zu unterrichten."


    Valentinus beobachtete den Sklaven kurz verdutzt und musste dann aber lächeln.


    "Einige Dinge sind für mich aber natürlich noch sehr neu. Mit dem Pracht Roms kann es natürlich kein anderer Ort der Welt aufnehmen. Außerdem... habe ich zum Beispiel bisher kaum Menschen mit blondem Haar gesehen. Zuerst dachte ich, das seien nur extravagante römische Haarfärbetrends, aber anscheinend ist dies nicht der Fall."


    Als Valentinus nach seinen Zukunftsplänen gefragt wurde, machte ihn das ein wenig nachdenklich. Er hatte von seinem Vater offenbar keine ausgeklügelten Pläne und Handlungsanweisungen mitbekommen, sondern regelrecht ins kalte Wasser geworfen.


    "Ich habe durchaus vor langfristig in Rom zu bleiben, falls sich nichts anderes ergibt, dass eine Abreise erfordert. Vielleicht finde ich ja sogar hier eine Wohnstatt... da muss ich später gleich einmal nachfragen. Optio bei der Legion bist du? Puh, das könnte ich mir nur schlecht vorstellen. Ich habe mich bisher nur in Büchern vergraben und wäre körperlich wohl für niemanden einen Gegner. Ich habe mir vorgestellt eine Karriere in der Verwaltung zu beginnen. Vielleicht kann ich es wirklich einmal schaffen und es meinem Vater als Senator gleichtun... aber es ist nun wirklich zu früh über derartig hochgesteckte Ziele nachzudenken."


    Valentinus wirkte wirklich nicht wie der geborene Soldat. Ein Großteil seiner Gleichaltrigen hätte ihn wohl körperlich übertrumphen können. Dafür hatte er jedoch einen wachen Blick und eine einnehmende Art an sich. Hoffentlich würde ihm dies weiterhelfen!


    "Aber genug von meinen Ambitionen. Was sind denn die neuesten Entwicklungen in Rom? Mein Vater hat mir immer gesagt, dass es hier in einem Jahr mehr Veränderungen geben kann, als woanders in 100 Jahren."


    Daraufhin widmete sich Valentinus einigen Oliven.

  • "Ach so."
    Ich nickte höflich zu den Erklärungen über Tylus, dieses fremde Land aus dem mein Cousin kam, und trank dabei Schluck für Schluck aus meinem Becher. Natürlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass es da genauso zivilisiert wie hier zuging, aber gut, Valentinus wirkte jetzt nicht gerade ungehobelt - im Gegenteil!
    "Ja, das Haar ist echt", meinte ich dann mit Blick auf den kleinen Sklaven, und plauderte unbefangen: "Färben klappt nicht so gut - also, ich hab das ja auch mal versucht, als es gerade echt angesagt war, mit Kalkwasser und so, da hatte ich auch noch lange Haare, aber es wurde nicht richtig hell, eher so fleckig und.... äh ja."
    Ich rieb mir die Nase und beschloss, dass ich diese Episode aus meinem früheren Leben nicht unbedingt vertiefen musste.
    "Viele Frauen haben deshalb Perücken in blond, also alles was Du siehst ist natürlich nicht echt. Sind aber sehr teuer, diese Dinger."
    Neugierig lauschte ich, was Valentinus so vorhatte. Oh, da war jemand, der sich vorgenommen hatte hoch hinaus zu kommen. So kurz ich ihn auch kannte, ich konnte mir das bei ihm schon gut vorstellen, er hatte so etwas gewinnendes an sich.
    "Schön dass Du bleibst! Du kannst ganz sicher hier wohnen... Hm. Also Soldat zu sein, das ist vor allem eine Frage des Trainings! Und des Willens. Und der Disziplin und der inneren Einstellung natürlich!", gab ich schneidig von mir. (Wobei ich es mir bei Valentinus jetzt, so auf Anhieb, auch nicht so besonders gut hätte vorstellen können.)
    Ich riss mir ein Stück Brot ab, belud es mit Käse und Oliven, und mampfte, hungrig vom Reiten.


    "Das Umwälzendst...", begann ich mit vollem Mund. "Entschuldige." Ich schluckte erst mal, und berichtete dann manierlicher: "Das Bedeutsamste ist natürlich der Tod des Imperators. Aber das wird Dir ja nichts neues sein."
    Das war doch sicher auch schon in die entlegensten Winkel der Erde gedrungen.
    "Ich war ja auch dabei, in der Schlacht wo er verwundet wurde. Am Chaboras..." Mein Blick ging in die Ferne, und meine Hand mit dem Brot darin sank langsam herab. "Das war ein verdammtes Inferno."
    Dieser verfluchte Name, jedesmal liess er die Erinnerungen aufleben. In einem tiefen Zug trank ich meinen Becher leer und füllte ihn aus der Kanne mit dem reinen Wein, um dann nur ein klein bisschen Wasser nachzugiessen. Ich trank und konzentrierte mich auf meine Umgebung, um wieder ganz im hier und jetzt zu sein.
    "Und vor Dura Europos, als wir die Stadt belagert haben, da ist er dann gestorben. Seinen Verletzungen erlegen... Die Wunde war wohl brandig geworden. Er war ein grosser Mann, wirklich! Unheimlich erhaben, und streng, und doch, ja, gütig...
    Er hat seinen Sohn, den Caesar Ulpius Aelianus Valerianus zum Nachfolger bestimmt. Der Imperator ist in der Nacht gestorben, und am nächsten Morgen schon hat die Prima den Schwur auf den Caesar geleistet. Die anderen Legionen dann auch. Der Caesar war zu der Zeit aber in Illyrien. Es heisst dass er bald nach Rom, kommt, das heisst es allerdings schon seit einer Weile. Ist ein komischer Schwebezustand. Aber Unruhen gab es keine. Und, naja, man munkelt auch der Caesar wäre nicht gerade bei bester Gesundheit - ich hoffe das sind nur Gerüchte. Darüber stand sogar etwas in der Acta, in einer Sonderausgabe, mehr noch, da wurde schon über eine mögliche Nachfolge spekuliert. Sogar Onkel Meridius' Namen haben die da genannt. - Aber auf die Acta bin ich gerade ganz schlecht zu sprechen, die haben neulich einen Artikel gebracht, der war dermassen despektierlich über uns Soldaten, ich hab gedacht ich lese nicht recht! So was von unpatriotisch! Unter Tante Lucilla hätte es das nicht gegeben!"

    Ich nickte bekräftigend, und fixierte grimmig die Olivenschale.
    "Deshalb bin ich auch hier, ich habe nämlich einen Leserbrief geschrieben, und den hat fast die ganze Legion, also alle die Platz auf dem Papyrus gefunden haben, unterschrieben - sogar der Legat -, und den hab ich jetzt selbst nach Rom gebracht. - Hmm, was gibt es sonst neues in Rom, keine Ahnung, ich bin echt nicht auf dem neusten Stand... Ähm, also, was die Mode angeht, sind gerade orientalische Einflüsse gross im Kommen, viel bunt, lebhafte Muster und so."
    Was das aktuelle anging musste ich sonst aber passen. Stattdessen aß ich auch noch ein paar Oliven und erkundigte mich: "Liegt Tylus dann in der Nähe von Syrien, oder von Parthien? Und wie lebt man da so? Du musst ja wirklich eine lange Überfahrt hinter Dir haben, wie war denn die Reise?"

  • Valentinus hatte der Lagebeurteilung und den Schilderungen von Serapios Parthien - Erfahrungen gespannt gelauscht. Welch unglücklicher Zufall, dass gerade jetzt der Imperator gestorben ist und unruhige Verhältnisse zu herrschen scheinen! Aber Valentinus ließ sich nichts anmerken und begann die Fragen zu beantworten.


    "Wo Tylus liegt? Nun, es liegt südostlich von Syrien und wird durch eine große Wüste von diesem getrennt und südlich des Partherreiches, von dem es wiederum durch ein Meer getrennt wird."


    Er hielt sich bewusst vage und grob, da Valentinus mit dem Kartenmaterial nicht so vertraut war. Vielleicht sollte er sich wirklich einmal einige Landkarten zulegen.


    "Das Alltagsleben für die gehobeneren Schichten dürfte nicht viel anders sein als hier. Man spricht sogar Griechisch und Latein in Tylus! Ein Glück für mich, sonst hätte ich vielleicht einen hinderlichen Dialekt aufgeschnappt. Das gemeine Volk hat es hingegen wohl schwerer, kann es doch viele römische zivilsatorische Errungenschaften nicht teilen... außerdem ist das Land dort nicht so reich und ergiebig wie die Ländereien hier. Daher gibt es auch eine etwas Andersartige Mentalität. Während man hier auf Militär und Expansion setzt, hat sich Tylus eher auf den Handel mit den verschiedenen Großreichen spezialisiert. Wenn man genügend Geld hat kann man dort wirklich alles bekommen was man hier bekommt und noch exotischere Dinge!"


    Valentinus bemerkte, dass er drohte ins Schwärmen zu geraten, und unterbrach sich kurz. Er wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass er Sehnsucht nach einer Heimkehr nach Tylus hegte.


    "Die Reise war ziemlich beschwerlich wie du dir vielleicht denken kannst. Das Durchqueren einer großen Wüste und des Mittelmeeres haben mich ganz schön geschlaucht. Ich habe stark abgenommen und viele meiner Sachen passen mir sogar nicht mehr!"


    Nachdem er die letzte Frage beantwortet hatte streckte sich Valentinus demonstrativ um seine Reisestrapatzen noch zu unterstreichen.


    "Wo sind eigentlich all die Bewohner des Hauses? Es wäre mir eine Freude all jene kennenzulernen, von denen ich nur in Geschichten gehört habe!"


    Daraufhin sah sich Valentinus ein wenig neugierig um.

  • Wie exotisch! Vor meinem inneren Auge schälten sich farbenprächtige Wüstenstädte aus dem Dunst, bunte Kuppeln gleißten in der Sonne, Palmen wiegten ihre Wedel im Wind, und schmerbäuchige Händler rieben sich die Hände über Haufen von Gold, während ihre Karawanen zwischen den Dünen dahinzogen, beladen mit Perlen, Juwelen, Teppichen, kostbaren Gewürzen und dem feinsten Opium... Bestimmt würde es sich für das Imperium lohnen, dieses Land mal zu erobern. Aber dafür müssten wir wahrscheinlich erst mal mit den Parthern fertig werden.
    "Klingt spannend! Sehr exotisch. - Aber hier kannst Du auch alles was es nur gibt bekommen, glaub mir. Schliesslich bringen so gut wie alle Völker ihre Waren und Schätze hierher zu uns, nach Rom!"
    Die Strapazen so einer langen Reise konnte ich nachvollziehen. Ich stach mir noch ein paar Oliven auf einen kleinen hölzernen Spiess, um sie dann einzeln davon herunter zu picken.
    "Mhm, jetzt kannst Du Dich ja erholen. Und Du musst unbedingt mal in die grossen Thermen hier gehen, die am Marsfeld, es gibt echt nichts besseres um auszuspannen.", schlug ich meinem Cousin vor.
    "Keine Ahnung wo die sind." Ich drehte den Kopf und winkte dem jungen Sklaven herzukommen. "Geh doch bitte mal nachsehen, ob sonst von der Familie jemand da ist", bat ich den kleinen Blondschopf. Wie war das schön, Diener zu haben die man herumschicken konnte! "Und sag auch Bescheid, dass man Zimmer für uns richtet. Ich bleibe nur für eine Nacht, aber Valentinus für länger."
    Der Junge nickte und machte sich auf den Weg, ich dagegen lehnte mich faul auf der Bank zurück und blinzelte in das Sonnenlicht, das durch das Compluvium hindurch warm auf uns hinunterfiel

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla


  • Meridius nickte. So etwas in der Art hatte er sich ebenfalls gedacht. Die Griechen waren als Denker bekannt, zumindest, so lange sie aus Athen kamen. Auf der anderen Seite hinderte es sie nicht, unentschlossen zu sein, zögerlich, oder vorschnell in ihren Entscheidungen. Ihre Geschichte hatte gelehrt, dass ihre Philosophie nicht ausgereicht hatte, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Sie hatten ihre fähigsten Männer bisweilen selbst in die Verbannung geschickt, unfähigen Männern ihr Ohr geliehen, sich in Streitereien verstrickt und ihre Kräfte in Bruderkämpfen vergeudet. Ihre Ohren juckten nach Neuigkeiten, nach philosophischen Weisheiten und albernen Torheiten gleichermaßen. Die breite Masse der Griechen war weder philosophisch noch nachdenklich und unterschied sich in nichts vom Plebs der Großstadt Roms.


    "Nun, es freut mich, dass ich damit einen Sklaven erworben habe, der denkt, bevor er handelt."


    Er lächelte dem jungen Mann zu und ging dann ein paar Schritte auf ihn zu.


    "Man hat Deine Fähigkeiten recht umfangreich beschrieben. Würdest Du sagen, der Sklavenhändler hat über- oder untertrieben? Und an welchem Platz setze ich Dich am besten ein? Bedenke, dass die richtige Entscheidung nicht nur Dir, sondern auch mir zu gute kommen muss. In einer Küche wird wohl jede Sesterze für Dich verschwendet sein, in den Stallungen ebenfalls..."

  • Der Ianitor führte sie in das Atrium und Ferun staunte, als sie die hohen überragenden Säulen in der Mitte des Raumes, die das Dach unterhalb der Öffnung des Impluvium, durch das Regen und Sonnenschein gleichermaßen ins Haus strömten, stützten, sah. Dazu die kunstvollen Wandmalereien und der glatte und saubere Boden. Noch nie im Leben hatte sie ein solches Anwesen von Innen betreten. Es kam ihr vor, als residierte hier der Kaiser höchstpersönlich.


    Etwas verunsichert und ängstlich wartete sie darauf, daß jemand sie ansprach, der sich ihr annehmen würde.

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