Als (entfernte) Verwandte hat Aelia Caenis praktischerweise einen sehr kurzen Weg, da sich ihre Räumlichkeiten in demselben Gebäude befinden wie jener Raum, in dem die Gäste empfangen werden - und sie hat damit auch die Möglichkeit, die Hochzeit wieder zu verlassen, sollte es zu voll und drückend werden, denn auch wenn sie durchaus bereits solche Feiern besucht hat, ist sie die Anwesenheit vieler Fremder auf einmal nicht mehr gewöhnt.
Die Botschaft, dass die Feier stattfinden würde, überrascht die Aelierin nicht besonders - die lange Zeit in Alexandria hat sie dazu gebracht, Kulten und kultischen Handlungen nicht weiter zu trauen, als sie diese werfen kann, und die meisten Auguren sahen bei einer entsprechenden Bezahlung wunderbare Omen für junge Ehen voraus, wenn es nicht gerade tote Vögel oder Blitze vom Himmel hagelte. So hat sie sich an diesem Morgen auch entsprechend zuversichtlich für das Fest vorbereiten lassen - das Haar trägt sie hochgesteckt, unter einer durchsichtigen, lindgrünen palla verborgen, die weiße stola im aegyptischen Stil wirkt fast ein wenig streng; aber dies ist auch der Tag der Braut und es wäre unangebracht, ihr mit extravaganter Kleidung die Schau zu stehlen zu versuchen. Allein ein wenig Schmuck läßt noch auf den vergnüglichen Charakter des Festes hindeuten, und als sie auf die Brautleute zuschreitet, gilt auch Aelius Quarto ein freundliches Nicken zur Begrüßung.
"Salve, Vespa, Prudentius Balbus, ich möchte euch alles Gute zur bevorstehenden Vermählung wünschen - und dass ihr diesen ersten Tag eures künftigen, gemeinsamen Lebens als so glücklich und freudvoll erlebt, wie ihr euch eure kommenden Jahre wünscht," spricht sie ruhig und bedacht, als sie das Paar erreicht hat - mit ein wenig Unbehagen hat sie schon registrieren müssen, dass sie die erste ist von den Gästen, eine Position, die ihr etwas unangenehm ist - wenngleich ein leichter Akzent verrät, dass sie in den letzten Jahren nicht in Rom gelebt haben kann. Auch wenn ihr die Brautleute persönlich nicht bekannt sind, so gehört doch die Braut zur Familie, und der Bräutigam wird es bald - und ihre Wünsche sind dadurch aufrichtig gemeint.