“Naja, ich dachte, ich kaufe ein kleines Haus oder miete eine kleine Wohnung. Es ist ja nicht für immer, da muss es nicht so luxuriös sein. Und meine Sklaven nehm ich mit, das geht schon. Wir haben ja auch wirklich genug Geld für so etwas.“ Letzteres stimmte in jedem Fall, und auch das ein oder andere Gebäude sollte es geben, das man für ihre Zwecke gebrauchen könnte. Axilla hatte da ganz recht, es war ja auch nicht für immer, sondern nur, um dem Gestank Roms zu entfliehen. Und der Gefahr durch den Krieg.
“Ich wollte ja nicht einfach jetzt schon eines kaufen oder anmieten, ehe ich dich überhaupt gefragt habe. Aber ich möchte es wirklich gerne, Gaius. In Ostia würde ich mich wirklich sehr viel wohler fühlen, gerade mit dem neuen Kind.“
Beiträge von Iunia Axilla
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Einerseits war Axilla ja sehr froh, dass das Thema Männer jetzt erst einmal scheinbar vom Tisch war. Und noch viel froher, dass keine Diskussion über das Aneinander-Vorbeireden aufkam. Das wäre sehr anstrengend geworden, hierbei leicht und spaßig einfach immer weiter zu scherzen, wie Frauen das häufig gern machten, wie sie es aber nicht konnte..
Aber uneigentlich war die neue Frage da nicht wirklich viel besser. Thermen. Hochburgen von quasselnden und lästernden Weibern mit uninteressanten Themen, wie Mode, oder Frisuren, alte Ehemänner, Heiratsallianzen... oder noch schlimmer, Tratsch über angebliche Liebschaften. Axilla ging in die Therme, um Sport zu machen, und hoffte jedes Mal, nicht von irgendeiner Frau angequatscht zu werden, die sich von ihr erhoffte, Neuigkeiten aus der Kanzlei zu erfahren. Oder die ihrerseits Axilla dazu bringen wollte, irgendwelche Bitten an Imperiosus weiterzugeben. Es klappte selten.
“Therme? Ich... öh, meistens benutz ich unser Balneum hier. Aber... die Thermae Agrippae sind ganz gut.“ Zumindest die Palaestra war ganz gut und groß genug, um zu laufen. Wenngleich sie lieber ein Mann wär, und auf dem Sand Ringen würde, aber Frauen fanden sich für diesen Sport definitiv nicht.
“Allerdings bin ich da wie gesagt nur recht selten. Da musst du auch jemanden fragen, der diese Genüsse vielleicht mehr zu schätzen weiß als ich.“ Sich von irgendwelchen Fremden enthaaren und einölen zu lassen und dabei über Mode und die neuste Verschwörungstheorie zu palavern... Für Axilla war das der Inbegriff der Qualen im Tartarus. -
Jetzt war es an Axilla, etwas sehr perplex dreinzuschauen. Ehemänner? Diademata hatte von Ehemännern gesprochen? “Oh, nein, natürlich nicht! Ich meinte unsere Männer, die iunischen Männer! Ehemänner, das... das ist was ganz anderes. Die sind nicht verwandt mit uns, das... das ist was anderes.“
Da hatten sie ja gehörig aneinander vorbeigeredet. In dem Licht betrachtet war Diadematas Einwand von vorhin dann doch gar nicht mehr so schlimm. “Und wenn sich ein Ehemann gegen die Familie seiner Frau stellt, anstatt Streitereien da gütlich und intern zu regeln, dann ist es zu überlegen, ob so ein Mann eine Iunia als Frau verdient hat.“
Axilla würde ihrem Mann so ziemlich alles verzeihen. Sie hatte ihm auch schon sehr viel verziehen, allem voran seine Mitwisserschaft an einem Kaisermord und der Inthronisation eines Mörders. Viel schlimmere Verbrechen konnte es nicht geben, und sie hatte ihm verziehen. Aber sollte ihr Mann jemals gegen die Iunii intrigieren oder Seneca etwas antun, Axilla würde ihn verlassen und ihren Sohn mitnehmen. Das war die Grenze, die sie nie überschreiten konnte. Ihre Familie war wichtiger als alles andere. Ohne Ausnahmen.Zum Glück aber fragte Diademata auch gleich nach Serrana, so dass sie das Thema nicht zwangsläufig vertiefen mussten. “Oh, das musst du sie wohl selber fragen. Sie und ich haben nicht besonders viel Kontakt, da ich sie dort nicht besuche.“
Das war jetzt nicht die ganze Wahrheit. Eigentlich redete sie nicht mit Serrana, weil sie immer miteinander stritten und Serrana ganz komische Vorstellungen hatte, vor allem auch, was die Germanicer anging. Oder das Leben allgemein. Da hatte Axilla wenig Bedürfnis, sich mit ihrer Cousine auseinander zu setzen und mit ihr zu reden. Und Serrana wohl ebenso, hatten die beiden schon wirklich lange nicht mehr miteinander gesprochen. -
Alles Gute!
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Sim-Off: Oh, entschuldige, übersehen
Ganz so einfach sah Axilla die ganze Sache nicht. Aber Diademata war so beschwingt und ausgelassen, da wollte sie nach wie vor nicht die Spielverderberin spielen und mahnend wie Kassandra mit erhobenem Finger dastehen, wenn ihr doch nicht geglaubt werden würde.
“Naja, aber es ist ebenso unsere Pflicht als Frauen, unseren Männern in allen Dingen beizustehen, egal, was sie auch entscheiden“, gab sie trotzdem zu bedenken. Hauptsächlich, weil ihr die Vorstellung von Grund auf widerstrebte, dass sich ein Mitglied der Gens gegen eben jene wenden könnte, nur um seine eigene persönliche Stellung zu retten. Axilla würde sich eher erdolchen, als irgendetwas gegen ihre Familie zu tun, da wäre ihr ein ehrenvoller Tod lieber als ein unehrenhaftes Leben. Alles andere widersprach vollständig dem, was sie als gut und richtig empfand, und so viele moralische Verfehlungen sie auch sonst begangen haben mochte, dies war diese eine, feine Grenze, die zu überschreiten sie nicht imstande wäre.
“Allerdings wird sich auch so sicher etwas angemessenes finden. Vielleicht weiß Seneca ja etwas. Oder Serrana.“ Letzteren Namen fügte Axilla eher zähneknirschend an. Sie und ihre Cousine hatten sich jetzt schon sicher Jahre nicht mehr gesehen, dennoch war Axilla nicht unbedingt erpicht darauf, das zu ändern. Schon gar nicht, wo Serrana nach wie vor mit einem Germanicus verheiratet war, von denen Axilla weniger als gar nichts hielt. Allerdings hatten die vielleicht wirklich Kontakt zu irgendwas nicht ganz so schrecklichem. Den Helvetiern zum Beispiel. -
Er freute sich, und Axilla lächelte leicht. Natürlich freute er sich, das hatte sie erwartet. Wobei sie fast eher damit gerechnet hatte, dass er sie wieder umarmte und drückte, was dieses Mal aber ausblieb.
“Ganz bestimmt werden sie das“, antwortete sie, auch um sich selbst mit den Worten zu beruhigen. “Vielleicht solltest du Isis ein Opfer bringen. Um sicher zu gehen“, schlug Axilla ihrem Mann noch vor. Immerhin war die große Göttin aus dem Süden eine Muttergottheit.Allerdings gab es auch noch eine zweite Sache zu besprechen, und Axilla hoffte, dass sie es diesmal besser verpacken könnte. “Ich würde mich allerdings sehr viel wohler fühlen, wenn ich das Kind in Ostia bekommen könnte. Die Hitze und der Gestank von Rom, das ist wirklich fürchterlich, an der Küste ist es sicher viel angenehmer. Und Seneca will ja auch schon lange, dass ich mich während des Bürgerkrieges aus Rom zurückziehe. Und... mir wär es wirklich sehr viel wohler. Es ist ja auch nicht so weit weg, du kannst ja jederzeit vorbeikommen, ist ja nicht einmal einen halben Tag zu Fuß. Mit einem Pferd geht es noch schneller.“
Axilla bemühte sich, möglichst unschuldig und bettelnd zu schauen, mehr wie ein großer Hund als wie eine kleine Frau. Sie hoffte nur, diesmal würde ihr Mann endlich ja sagen. “Und Atticus würde es an der Küste sicher auch gefallen. Er hat noch nie das Meer gesehen, und dort kann er viel mehr draußen spielen, nicht nur in unserem Haus.“ Wenn das mal kein Argument war! -
Leise schloss Axilla die Tür hinter sich und kam zu Imperiosus herüber. Sie kam sich ein klein wenig blöd vor, wenn sie daran dachte was sie ihm sagen wollte. Und wie. Gen au genommen hatte sie gar keine Ahnung, wie sie ihm genau sagen sollte, dass sie ein Kind vermutlich erwartete. Natürlich würde er sich freuen, davon war Axilla fest überzeugt. Davor hatte sie auch keine Angst, dass er sich nicht freuen könnte. Dann schon eher, dass er sich zuviel freuen würde, und sie das Kind dann doch verlieren würde. Und noch viel mehr, dass sie sich jetzt nicht richtig ausdrücken würde.
Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, wie immer, wenn sie nach den passenden Worten suchte und nicht wusste, welche das waren. Und so kam sie bis zu seinem Schreibtisch, ohne was zu sagen. Geistesabwesend ließ sie ihre Finger über die vielen Briefe gleiten, drehte eine Wachstafel zu sich um, überflog die Zeilen, ohne wirklich zu lesen, was da stand. Ganz leicht setzte sie sich mit einer halben Pobacke auf den Rand seines Schreibtisches. “Hmmm... also“, fing sie wenig eloquent an. “Also... es könnte sein, dass... also, eigentlich ist es ziemlich sicher, nur ich will nicht, dass du dich zu sehr freust, falls doch etwas passiert.“ Kurz sah Axilla von den Tafeln und Schreiben auf, bedachte ihren Mann mit einem Rehblick aus großen, grünen Augen. “Auf jeden Fall“ fuhr sie mit wieder gesenktem Blick fort, “... hat mir meine Hebamme auch bestätigt, dass ich.. also im Moment... ein Kind in mir trage. Schon seit einigen Monden. Also... so dass man es auch bald sehen müsste.“
Vorsichtig schaute Axilla immer wieder halb verstohlen zu Imperiosus herüber, um seine Reaktion zu sehen. Sie hoffte nur, dass sie es gut herausgebracht hatte – auch wenn sie fürchtete, dass das das furchtbarste 'ich bin schwanger' des letzten Jahrzehnts gewesen war. -
Diesmal ging es länger als sonst. Schon häufig war Axillas Blutung für einen oder auch zwei Monate ausgeblieben, um danach nur doch wieder einzusetzen. Einmal waren es sogar 4 Zyklen gewesen, und dank Übelkeit und Stimmungsschwankungen war Axilla auch sehr sicher, dass sie schwanger gewesen war. Allerdings war es ein paar Wochen später mit heftigen Bauchkrämpfen und einer gewaltigen Menge an Blut auch wieder vorbei gewesen.
Axilla hatte keinen dieser Vorfälle mit ihrem Mann besprochen. Er war so glücklich mit Atticus, und Axilla war auch glücklich mit ihrem Mann. Und auch, wenn sie ihm gerne ein eigenes Kind noch schenken wollte, auch, wenn er es verdient hatte – Axilla wollte nicht unbedingt noch ein weiteres Kind. Was, wenn es dann so dunkel war und Imperiosus ähnlich sah, dass er dann doch erkennen würde, welches Geheimnis in Axillas ältesten Kind schlummerte.Dazu kam noch eine weitere Sache, die ihr Gewissen sehr beschäftigte und sie zögern ließ, ihren Mann in solche Dinge einzuweihen.
Axillas Mutter hatte nur ein einziges Kind bekommen, das älter als ein paar Wochen geworden war. Nur Axilla hatte gelebt, und bei ihrer Geburt war sie klein und fast kränklich gewesen. Auch Axillas Mutter war immer zierlich und kränklich gewesen.
Im Laufe der Jahre war Obsidia Placida immer wieder schwanger gewesen, hatte es Axilla auch öfter erzählt, hatte das Kind die Hand auf den sich wölbenden Bauch legen lassen. Die meisten von Axillas Geschwistern wurden noch vor dem ersten Atemzug von den Göttern geholt. Und die, die gelebt hatten, waren zumeist nicht einmal alt genug geworden, um einen Namen zu erhalten. Mädchen, Jungen... es war egal gewesen. Den ältesten Bruder, den Axilla gehabt hatte, hatten sie nach sechs Wochen gerufen, so dass einfach aufgehört hatte, zu atmen. Axilla war noch sehr klein gewesen, sie erinnerte sich kaum. Aber sie erinnerte sich an die traurigen Augen ihres Vaters, diese Enttäuschung darin, den Schmerz.
Axilla hatte das Kind von Archias damals in ihrem Leib töten wollen, was nicht gelungen war, es dann aber später doch verloren. Sie hatte außer Atticus auch bestimmt andere verloren. Was war, wenn Atticus das einzige Kind war, das sie haben würde? Wenn ihre Mutter ihr dieses Unglück vererbt hatte? Axilla wollte ihrem Mann da keine falschen Hoffnungen machen, solange es noch nicht so weit war, dass sie es ohnehin nicht mehr lange verbergen würde können.Aber diesmal dauerte es länger als sonst. Die Phase der Übelkeit war gekommen und gegangen. Ihre Haut war so klar und strahlend, dass die meisten Sklavinnen nur einen Blick brauchten, um zu erkennen, wie es um sie stand. Nicht mehr lange, und ihr flacher Bauch würde sich erneut wölben. Spätestens das würde ihr Mann dann zweifelsfrei mitbekommen.
Also stand Axilla heute vor seinem Officium, als er einmal zuhause war und nicht in der Kanzlei oder beim Kaiser, und betrat den Raum mit klopfendem Herzen.
“Gaius, hast du einen Moment Zeit?“ fragte sie fast zögerlich, als sie eintrat – natürlich ohne zu klopfen, es war ja ihr Haus und ihr Mann hatte ja keinen Besuch da. -
Nach einigen sehr hedonistischen Tätigkeiten war der Hunger von Vettiena Capita schon so gut wie befriedigt (während sie die Männer, mit denen sie sich vergnügt hatte, üblicherweise erschöpft, aber zufrieden zurückließ), als ihr Weg sie wieder bei der Liege vorbeiführte, auf der ihre Rundreise durch die Genüsse dieses Festes sie geführt hatte. Auch wenn Axilla vorhin noch mit flehentlichem Blick klar gemacht hatte, dass sie auch ohne Capitas Beihilfe mit ihrem Mann das Fest genießen wollte, wollte sie doch einmal vorbeischauen, ob sich die Meinung ihrer Freundin mit zunehmendem Weingenuss vielleicht doch geändert hatte. Zumal Axilla ihr durchaus etwas schuldete, denn der Kaiser war diesem fest leider nicht zugegen. Und dabei hätte sie zu gerne einmal einen wirklich mächtigen Mann zwischen ihren Schenkeln gehabt, und nicht nur einen der langweiligen Senatoren. Selbst aufstrebende Ritter waren nur schwer zu vergleichen mit jemandem wie dem Imperator, und Vescularius wäre der erste Kaiser gewesen, bei dem eine solche Träumerei auch eine gewisse Realitätsnähe hatte. Seine Vorgänger wären sicher nie auf einem solchen fest erschienen, doch nach allem, was man über Salinator hörte, wäre sein Erscheinen sogar möglich gewesen.
Allerdings war Axilla nicht anwesend, nur ihr Mann stand neben seiner Kline und schaute sich ein wenig verloren im Raum um, während um ihn herum sich Menschen ihrer Lust hingaben. Capita besah sich den Mann einmal, und ein feines Lächeln spielte um ihre von der Maske verborgenen Züge. Langsam trat sie von hinten an ihn heran und strich mit einer Hand über seinen knackigen Hintern. Als er sich erschrocken zu ihr umdrehte, schenkte sie ihm ihr schönstes und verführerischstes Lächeln. Leider aber recht vergeblich, denn er fragte sofort nach seinem Eheweib.
“Oh, es ist nur da hinten den Gang hinunter, am Peristyl vorbei, kaum zu verfehlen. Aber vielleicht kann ich dich ein wenig ablenken, während deine Frau dich hier so schändlich allein stehen lässt?“ Eine sanftes Streicheln über seinen Unterarm machte schon die Art der Ablenkung andeutungsweise klar. Wenn Axilla auch vielleicht keine Gesellschaft wollte, war ihr Mann da vielleicht etwas offener, was das anging. -
Kurz musste Atticus überlegen, als Imperiosus ihn fragte, ob er damit auch besiegt war. Seine kleine Stirn kräuselte sich dabei, und in solchen Momenten sah ihr Sohn sienem Erzeuger ähnlicher als sonst irgendwann. Aber in all der Zeit hatte Imperiosus das nie gesehen, und Axilla dankte den Göttern dafür. “Ja!“ verkündete Atticus schließlich streng, als hätte er gerade ein schwerwiegendes politisches Problem beschlossen, das Kriege auslösen oder verhindern würde. Erst danach, als sein Vater mit Manius sprach, grinste Atticus bis über beide Ohren. Die Rolle des großen Feldherren gefiel ihm ganz offensichtlich.
Manius hingegen stand eher schüchtern da und antwortete eher leise “Ja, Herr“. Auch wenn er und Atticus wie Brüder waren, alles teilten, gemeinsam schliefen, gemeinsam lachten, Manius hatte schon die Unterschiede gelernt zwischen 'Titus Papa' und seinem Vater, dass Atticus Axilla 'Mama' nannte, während Manius der Sohn der Amme war und sie Mama nannte. Als die beiden Kinder noch jünger waren, hatte es die ein oder andere Frage gegeben, aber inzwischen hatten sie beide es einfach als so gegeben akzeptiert, ohne sich darüber auch nur Gedanken zu machen. Einzig war Manius entsprechend schüchtern, wenn er mit dem Hausherrn einmal sprach.
Allerdings löste sich diese Schüchternheit sogleich in Wohlgefallen auf, als Atticus wieder abgesetzt war und mit einem “Ich bin der Eroberer!“ kreischend auf seinen Milchbruder zulief, und kurze Zeit später wieder nasse Schwämme fröhlich durch die Gegend flogen.Axilla folgte dem kurzen Wortwechsel. Nur kurz zuckte es in ihrem Blick, als Imperiosus die Rebellen als 'Tölpel' bezeichnete. Eigentlich musste er es am besten wissen von ihnen allen, aber vielleicht wollte er auch einfach niemanden hier beunruhigen. “Ich hoffe, dass ihr beide Recht behaltet und Imperator Vescularius nicht auf die stadtrömischen Einheiten zurückgreifen wird im Zuge des Krieges.“ Axilla hoffte es wirklich. Sie betete für eine scharfe Klinge, die Salinator in der Nacht ein rotes Lächeln verpassen würde, ehe dieser Mann noch mehr Unheil anrichten würde. Sie betete dafür, dass Seneca die Prätorianer vielleicht überzeugen würde, das zu tun. Auch wenn das wohl eine vergebliche Hoffnung war, wenn sie sich den neuen Präfekten anschaute, oder auch den alten. Die standen sehr weit oben auf auf der Liste der Gefälligkeitenempfänger des Usurpators.
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“Papaaaaa!“ ertönte es auch gleich hell, als Atticus seinen Namen hörte, und mit offenen Armen kam der Junge auf Imperiosus zugerannt. Ohne im Lauf innezuhalten warf sich Axillas Sohn geradezu gegen seinen Vater und umarmte ihn herzlich. Dass er dabei noch den triefnassen Schwamm in der Hand hatte, bemerkte er wohl gar nicht, und auch nicht, dass er seinem Vater damit gerade sehr effektiv die Seite seines Gewandes mit Wasser tränkte. Axilla musste bei dem Anblick lächeln und stand geschmeidig auf, um ihrem Mann einen kurzen und geziemenden Kuss zur Begrüßung zu geben. Sie wollte nicht, dass sein Verwandter dachte, sie sei lüstern, oder die Ehe zwischen Imperiosus und ihr unziemlich. Nun, sie war etwas körperbetonter, als es einer römischen Matrone statthaft wäre, aber das musste Icelus ja nicht gleich wissen.
Atticus erzählte auch gleich munter drauf los, den Gast ganz übersehend. “Ich und Manius hab spielt.“ “Haben gespielt, Titus“, verbesserte Axilla ihren kleinen Sohn. Er sprach schon viel, aber brachte manchmal noch ein wenig die Grammatik durcheinander. Er war ja auch noch wirklich klein. “Ich hab gewonnen!“ verkündete er noch strahlend, ohne auf die Korrektur weiter zu achten. Den Satz konnte er auch ganz fehlerfrei. Atticus gewann in seinen Erzählungen grundsätzlich immer – und in der Wirklichkeit auch erschreckend oft. Obwohl Manius fast ein Jahr älter war als Atticus, war ihr kleiner Sohn jetzt schon größer und kräftiger als sein Milchbruder. Das war wohl das Erbe seines Erzeugers.
Axilla setzte sich wieder und wandte sich wieder ihrem Gast zu. Das Familienidyll wirkte sicher etwas beklemmend und einschüchternd, Axilla wollte aber, dass der Verwandte ihres Mannes sich wohl fühlte.
“Eine militärische Karriere ist auf jeden Fall sehr ehrenvoll.“ Axilla meinte das ehrlich. Ihr Vater war Tribun gewesen, und sie konnte sich nichts besseres vorstellen, als den Legionen des Reiches zu dienen. Auch ihr perfekter, kleiner Prinz würde eines Tages Tribun werden, das stand für sie schon von seinem ersten Atemzug an fest. “Aber im Moment mit dem aufkommenden Krieg könnte es auch eine gefährliche Entscheidung sein.“
Es war eine seltsame Zerrissenheit. Auf der einen Seite hoffte Axilla, dass die Rebellen nicht bis nach Rom vordrangen, so dass ihrer Familie nichts passierte. Auf der anderen Seite wusste sie, dass Palma der rechtmäßige Erbe von Valerianus war, und Salinator nicht nur ein schmieriges Ekel, sondern auch ein Usurpator, und sie hoffte, dass die Götter da der gerechten Sache den Vorzug gaben. -
Die nächsten 7 Tage eher sporadisch anwesend. Es gilt, mehrere Wellen bajuvarischer Eindringlinge abzuwehren
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Axilla lächelte leicht, wenngleich ein wenig schwermütig. Sie würde gerne glauben, dass alles ganz leicht ginge, aber leider wusste sie es besser. “Angesichts der Marktpreise fürchte ich eher, dass letzteres wahr ist“, meinte sie fast schon traurig, und wieder wanderte ihr Blick zu ihrem spielenden Sohn. Atticus ahnte nichts von diesen Schwierigkeiten, von dem heraufziehenden Krieg und seinen Schrecken, von Hunger und Elend. Natürlich wusste er, dass es das gab, Axilla packte ihren Sohn nicht so sehr in Watte, als dass sie ihn die Dinge nicht hören ließ. Aber woher sollte er in seinem Alter wissen, was die Worte wirklich bedeuteten? Woher sollte er wissen, welche Auswirkungen Hunger auf die Menschen in der Subura hatte? Woher sollte er wissen, was Gefahr war? Die gefährlichste Waffe, die er gerade kannte, war ein mit Wasser vollgesogener Schwamm in den Händen eines anderen Kindes.
Axilla zwang sich, von diesen Gedanken Abstand zu nehmen und sich mehr ihrem Gast zu widmen. Sie lächelte dieses einstudierte Lächeln, das so echt aussah, aber ihre Augen nicht ganz erreichte, hinter dem sie schon Jahre ihre Gefühle so gut verstecken konnte. Es fehlte nur ein Thema, das ebenfalls über alles so hinwegtäuschen würde.
“Imperiosus hat zwar gesagt, dass du kommen wirst, aber er war relativ knapp mit Informationen, was du denn hier machen möchtest. Hast du denn schon Pläne?“ fragte sie einfach drauf los und sah sich ihr Gegenüber zum ersten Mal so richtig an. Er hatte graue Augen. Ganz kurz war ihr Lächeln daraufhin echt, als sie das bemerkte. -
Auch wenn Axilla sich bemühte, ihrem Gast die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, wanderte ihr Blick doch immer wieder zu ihrem spielenden Sohn. Mit seinen blonden, etwas wirren Haaren sah er aus wie ein junger Apollo, besonders im Vergleich mit dem dunkelhaarigen Manius, und sein Lachen hallte hell wie Silberglöckchen durch den ganzen Garten, wann immer er mit dem Schwamm traf, und auch, wenn er getroffen wurde. Er war so ein perfekter Junge, ihr kleiner Gott, und Axilla betete zu allen übrigen Göttern, dass sie ihm lange diese unbeschwerte Leichtigkeit und Furchtlosigkeit erhalten mögen.
Nur mit halbem Ohr hörte sie so ihrem Gast bei dem anfänglichen Geplänkel zu, aber besonders wichtiges war ohnehin nicht dabei. “Aber wenigstens war er doch nicht wirklich weit, auch wenn ich grade im Sommer lieber in Ostia wäre als in Rom“ meinte sie also lächelnd zu ihrem Gast. Und es stimmte sogar, sie wollte nach wie vor liebend gerne aus Rom hinaus. Sie musste nur Imperiosus überreden. Auch ihr Cousin Seneca wollte, dass sie die Stadt verließ, ehe der Krieg noch näher kam.
“Und definitiv kann die Reise noch als sicher angesehen werden. Von den entfernteren Provinzen hört man ja schauerliche Dinge. Die ganzen östlichen Provinzen sollen ja regelrecht abgeriegelt sein“, gab sie auch gleich ein wenig Klatsch weiter, in der Hoffnung auf ein richtiges Gespräch. In Ostia hatte Icelus da sicher weit mehr davon gehört als sie, immerhin war das der Hafen Roms. -
Möglichst elegant nahm Axilla wieder Platz, damit der Verwandte ihres Mannes ihrem Beispiel folgte und sich ebenfalls zu ihr in den Schatten setzte. Leider hatte er nicht näher spezifiziert, was er trinken wollte, so dass Axilla kurz ein wenig zögerlich war, ehe sie einem Sklaven andeutete, er solle verdünnten Wein bringen. Sie selbst trank nur Saft. Seit dem Abend, als sie Purgitius Macer bewirtet hatte und sich so maßlos betrunken hatte, hatte sie Wein nicht mehr angerührt. Nun, bis auf an dem einen Abend, als es zum Ritual dazugehört hatte.
Und so nahm sie auch ihren Becher und trank einen Schluck, als der Sklave schließlich einen schön gearbeiteten Becher mit Wein an den Gast weiterreichte.“Deinen Worten entnehme ich, deine Reise war anstrengend?“ versuchte Axilla, eine Konversation zu starten. Sie hatte keine Ahnung, wo Icelus eigentlich hergekommen war. Bestimmt hatte Imperiosus es ihr erzählt, aber es war definitiv eine Weile her, so dass sie alles wieder vergessen hatte.
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Der Ianitor nickte leicht und ließ den Gast eintreten. Ein kleiner Wink genügte, und ein junger Sklave flitzte schon los, um der Hausherrin bescheid zu geben.
Dann folge mir bitte, die domina ist im Garten" -
Der Sommer hatte in Rom nun vollends Einzug gehalten, und Axilla fluchte mehr über sich selbst als über ihren Mann, dass sie noch hier in dieser Stadt war. In Ostia wäre es jetzt sicher weit weniger heiß. Und ganz sicher war die Luft weitaus besser! Axilla konnte sich gar nicht daran erinnern, ob es in Alexandria jemals ähnlich miefig gewesen war, wie hier in Rom. Sie konnte sich nicht daran erinnern. Auch wenn es dort sicher heißer gewesen war.
Axilla saß im Schatten der Bäume des Gartens und sah ihrem Sohn und seinem Milchbruder beim spielen zu. Es war fast unheimlich, wie schnell er wuchs und wieviel der Junge jeden Tag mehr und mehr lernte und mehr und mehr konnte. Ihr kam es vor, als wären es erst wenige Wochen gewesen, dass er die ersten Schritte getan hatte, und jetzt fegte Atticus lachend und kreischend mit Manius durch den Garten, wobei sie sich mit vollgesogenen Schwämmen gegenseitig abwarfen und nur immer wieder zu einem Sklaven mit einem Eimer voll Wasser rannten, um neue Munition zu holen. Axilla hatte sicher nichts dagegen, wenn die beiden kleinen Kinder sich so etwas auslaugten und gleichzeitig abkühlten. Und der Garten wurde so auch noch schön bewässert. Wenn sie ehrlich war, hätte sie mitunter gerne mitgespielt, aber im Moment war sie auch zufrieden damit, auf einer gemütlichen Liege sich auszuspannen und den Vögeln beim Singen und den Kindern beim Lachen zuzuhören. Es war so lange her, dass sie so ausgiebig und sorgenfrei hatte lachen können, da wirkte es fast wie ein sehr schöner Traum, ihren Sohn so zu hören.
“Domina, ein Pompeius Icelus ist für deinen Mann da und würde gern hier bei dir auf ihn warten“, informierte ein vorauseilender Sklavenjunge Axilla, und so setzte sie sich gesittet auf und übte schon ihr freundliches Lächeln, als der neue Verwandte ihres Mannes in den Garten geführt wurde. Sie erhob sich und begrüßte den Mann mit einem Lächeln. Er war jünger als ihr Ehemann, aber wohl im selben Alter wie sie, vielleicht etwas älter.
“Salve, Pompeius Icelus. Willkommen im Haus meines Mannes. Wir wussten nicht genau, wann du eintreffen würdest, sonst wäre Imperiosus sicher heute hier gewesen, um dich zu begrüßen. Aber setz dich doch zu mir in den Schatten. Möchtest du etwas trinken?“
Ein Wunder. Axilla erinnerte sich noch an die ersten Male, da sie Gäste hatte begrüßen sollen. Damals, als Urgulania noch gelebt hatte und sie der Rolle als Gastgeberin verpflichtet hatte. Sie hatte damals ihre Lippen kaum auseinandergebracht und alles verwechselt. Und jetzt begrüßte sie einen fremden mit einem lächeln und einer Handbewegung, ganz selbstverständlich. Wann hatte sie sich so verändert? -
Als er den Namen hörte, erhellte sich die Miene des Griechen und der Gast bekam ein Lächeln. “Selbstverständlich, tritt bitte ein, junger Herr. Der Hausherr ist im Moment noch in der Kanzlei, dürfte aber bald nach Hause kommen. Seine Ehefrau, Iunia Axilla, wäre aber zugegen, falls du ihr während deiner Wartezeit Gesellschaft leisten möchtest.“
Dass Pompeius Imperiosus einen verwandten erwartet hatte, war im Haus bekannt, es war auch ein Zimmer eingerichtet worden aus eben diesem Anlass. Allerdings war der genaue Zeitpunkt seiner Ankunft nicht bekannt gewesen, zumal zu der jetzigen Zeit. Mit dem Aufkommen des Krieges standen sämtliche reisen unter ungünstigen Sternen. -
Zum Glück kam er nicht noch näher, sondern blieb nur stehen und warf Theorien in den Raum – wenngleich die der Wahrheit für Axillas Geschmack beängstigend nahe kamen. “Meine Gründe haben dich nicht zu interessieren“, versuchte sie ihn mit Worten ein wenig auf Abstand zu halten. “Und du hast keine Ahnung, welchen Menschen zuliebe ich was tun würde, geschweige denn, wer zu meinen Freunden zählt und wer nicht.“ Das zumindest stimmte definitiv. Der Terentier konnte nicht alle ihre Freunde kennen, kein Mensch konnte wissen, wen sie traf, weil sie ihn gern hatte, und was nur der Politik geschuldet war. Immerhin war sie die Frau eines Procurators. “Also kannst du auch aufhören, darüber zu spekulieren, für wen deine Frau die Beine breit gemacht hat. Auf die Art findest du es sicher nicht raus.“ Und auch das war wahr. Axilla würde eher sterben, als Seneca zu verraten. “Ich finde es sowieso bezeichnend, dass dich der Mann viel mehr interessiert als die Untreue deiner Frau.“
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Der Ianitor besah sich den Mann vor sich. Er hatte den Hausherrn beim Cognomen genannt und auch seine sonstige Einlassung klang sehr vertraulich. Andererseits kannte der Ianitor eigentlich alle Freunde seines Herren, dieser Mann hier aber war ihm bislang unbekannt.
“Verzeih mir, dominus, aber... du bist...?“ Der Bursche hatte keinen Namen genannt oder sonst etwas, was dem Griechen geholfen hätte, den Burschen irgendwie einzuordnen.