Beiträge von Casilius Proculus

    Endlich war Casilius am Castellum angekommen. Er trat näher, blickte auf und erst jetzt merkte er dass der Regen aufgehört hatte. Erfreut schlug er die Kapuze in seinen Nacken zurück und trat auf das Tor zu.
    Zwei Soldaten standen dort Wache. Casilius schmunzelte. Die Beiden konnten sich sicher einen besseren Zeitpunkt für ihren Wachdienst vorstellen als sich im Regen ordentlich durchwaschen zu lassen.


    "Ave Soldat. Das hier ist doch wohl das Castellum der Ala II Numidia, oder? "

    Endlich kam Confluentes in sicht. Tief ins Gesicht hatte sich Casilius die Kaputze seines Mantels gezogen um sich vor dem niederprasselnden Regen zu schützen. In Germanien scheint es wohl andauernd zu regnen.
    Soldaten auf Pferden, wohl eine Einheit aus der Ala II Numidia preschten im Galopp an ihm vorbei. Casilius sah ihnen interessiert und beinahe neidisch hinterher.
    "Ein Pferd, ein …Sehen schneidig aus die Burschen auf den flotten Gäulen. Mal sehen ob auch ich eine so gute Figur abgeben kann. "
    Pfeifend und leise singend stapfte er der Stadt entgegen und konnte es nicht mehr erwarten vor den Toren des Castellums anzukommen.


    "Ich komm', weiß nicht woher,
    Ich bin, ich weiß nicht wer,
    Ich leb', weiß nicht warum,
    Ich sterb' und weiß nicht wann,
    Ich geh', weiß nicht …"

    Als Casilius am nächsten Morgen neben dem Wagen herstapfte war er tief in Gedanken versunken. Das Gespräch das er gestern in der Taverne geführt hatte war ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ist es klug sich zum Militärdienst zu melden? Kann er sich dadurch ein neues Leben aufbauen, und vor allem, kann er sich dadurch dauerhaft aus Campanien oder überhaupt aus Italien fernhalten? Mit der Beantwortung dieser Frage wird er sich selbst quälen müssen. Niemanden wird er sich anvertrauen können, auch nicht Tigranes.
    Den ganzen Tag hielt sich Casilius etwas abseits, wechselte kaum zwei Worte mit Tigranes. Damit lenkte er aber ungewollt die ganze Aufmerksamkeit von Tigranes auf sich. Ihm war nichts entgangen.


    Am Abend, Casilius war diesmal für die Essenszubereitung zuständig und hatte zu diesem Zweck ein Lagerfeuer angelegt, saßen sie zusammen und grillten auf Stöcken aufgespießte Fische, die Casilius am Nachmittag in einem kleinen Weiher gefangen hatte. Der alte Sklave hatte eine Kithara in seinen Händen und klimperte darauf irgendein altes Lied aus der Mythenwelt um Odysseus vor sich hin. Casilius beachtete ihn kaum. Er war noch immer mit seinen Gedanken beschäftigt.


    "Heute sind wir aber sehr schweigsam Casilius. Was ist den los mit dir. Bald sind wir in Augusta Vindelicum, und du ziehst ein Gesicht als ob es eine Strafe währe dort anzukommen. "
    Tigranes prüfte seine aufgespießte Forelle ob sie schon durch währe, entschied sich aber sie noch einmal übers Feuer zu halten.
    "Du machst dir sicher Gedanken, was du dann weiter unternehmen willst, nicht war? "
    Casilius seufzte. " Du hast wie immer Recht, Tigranes. " Er prüfte den Fisch und nahm ihn dann vorsichtig vom Stock.
    "Die Zeit war hart, der Marsch über die Alpen war viel schwieriger als ich es mir vorgestellt hatte. "
    "Das ist nicht immer so. Es gibt Zeiten, Jahre möchte ich meinen, wo nichts passiert. Man möge meinen der Weg über die Alpen ist wie ein Pummel über die Märkte Roms. Und dann gibt es Zeiten wie diese, wo alles über einem zusammenstürzt. Das Leben hält immer Überraschungen parat. Es kommt vielmehr darauf an, was du daraus machen kannst. "
    "Natürlich Tigranes. Aber was mich vor allem beschäftigt ist, wie ich mich nun entscheiden sollte? An sich möchte ich weiter nach Mogontiacum oder nach Augusta Treverorum. Auch Lutetia oder Britannien hatte ich mir bereits gedacht. Doch ich kann mich einfach nicht entscheiden. "
    "Weist du Casilius, wichtig ist ein Ziel vor Augen zu haben. Nur in der Weltgeschichte herumzuwandern ohne Perspektive, einfach von irgendetwas davonzulaufen, und wenn es die eigene Courage ist, ist nicht fruchtbar. Du verlierst die Sicht auf das Wesentliche, man stumpft ab und irgendwann kannst du nicht mehr, verlierst den Lebensmut und endest als versoffenes Subjekt in irgendeiner Spelunke. Jeder Mensch braucht sein Ziel, und wenn es nur die Aufgabe ist einen Pferdewagen heil nach Vindelicum zu schaffen. "
    "Und, was ist meine Aufgabe? Ich weiß es nicht. Macht man sich da nicht einfach was vor? "
    "So, du meinst es ist Verschwendung einen Wagen über die Alpen zu schaffen? Ich lebe davon, und ich lebe gerne davon. Auch wenn die Schicksalsgöttin es nicht immer gut mit einem meint verfolge ich doch mein Ziel. Und wenn ich am Abend über die Abrechnungen sitze und den Beutel klingen höre weiß ich, dass sich die Plagerei ausgezahlt hat. "
    Casilius nahm seinen Fisch, versuchte ein Stück davon grätenfrei abzulösen und zu essen.
    "Vielleicht hast du ja recht, Tigranes. Herumstreunen liegt mir nicht. "
    "Wie du dich auch entscheiden willst, vergiss nicht, dass du bei mir immer einen Platz finden wirst. "
    "Danke Tigranes, ich weiß dein Angebot zu schätzen. " Casilius war erleichtert sich mit Tigranes ausgesprochen zu haben. Er Bedankte sich nochmals.
    "Gestern hatte ich ein interessantes Gespräch in der Taverne mit einem Mann, ich glaube Sabax oder so ähnlich nannte er sich. Übrigens behauptete er dass er dich kennt. "
    "Du meinst sicher Strabax, oder? "
    "Ja genau, den meine ich. Er gab mir den Rat nach Mogontiacum zu gehen. Ich finde es verlockend. Vielleicht sollte ich dort zu einer der Hilfstruppeneinheiten gehen. Eine Reitereinheit sollte dort stationiert sein. Ich werde es auf einen Versuch ankommen lassen."
    Tigranes dachte nach. "Du meinst wahrscheinlich die Ala II Numidia. Diese ist aber in Confluentes stationiert. Das sind noch drei Tagesreisen weiter nördlich. "
    "Auch gut. Werde ich es eben in Confluentes versuchen. "


    Für Casilius fand der Tag ein gutes ende. Er wusste nun was er wolle, und wie er gedachte seine Zukunft zu gestallten. Gut das er Tigranes kennen gelernt hatte. Ohne seine Hilfe würde Casilius diesen Schritt nicht wagen, und ohne Tigranes hätte Casilius es nicht über die Alpen geschafft.

    Bis Cambodunum verlief nun die Reise ohne Probleme. Nachdem die Passhöhe erreicht war ließ der Regen nach und der Himmel klarte auf. Man mochte meinen die Götter hätten sich ihr Opfer geholt und waren besänftig. An der Passhöhe ließ Tigranes anhalten. Mit Hacken und Schaufeln bewaffnet versuchten sie dann eine Grube im schlammigen Boden auszuheben, doch der Felsige Untergrund verhinderte ein tieferes Vordringen. Mit Steinen häuften sie so notgedrungen einen Hügel auf und
    begruben so den Nubier. Nur kurz währte die Unterbrechung. Tigranes ließ die Pferde wieder einspannen und so ging es weiter Richtung Cambodunum.
    Die Stadt erreichten sie an einem herrlichen Sommertag. Tigranes versuchte die leeren Proviantbestände wieder aufzufüllen. Die Pferde wurde versorgt, neues Stroh geladen und es blieb sogar Zeit sich etwas umzusehen. Casilius war überrascht so viel Geschäftigkeit an einem Ort anzutreffen der so unscheinbar war und von dem er vor ein paar Tagen noch nicht einmal den Namen kannte geschweige denn wo dieser Ort zu finden sei. In einer kleinen Taverne versuchte er die letzten Erinnerungen an die Reise mit viel Wein zu ertränken, doch es schien ihm irgendwie nicht zu gelingen. Er werde einen anderen, einen besseren Zeitpunkt dafür abwarten müssen.


    Als Casilius sich in einer Ecke der Taverne verkroch, vollkommen abwesend bemerkte er nicht wie ein Mann, schmierig und verschwitzt an ihn herankam.
    "Sie mal einer an. Ein neues Gesicht. Woher des Weges?"
    Casilius erschrak als er die Stimme hörte, schaute auf und sah den genüsslich vor sich hin grinsenden Mann.
    "Sehr gesprächig scheint der Kleine nicht zu sein. " er hielt sich mit einer Hand am Tisch fest.
    "Vielleicht kann er nicht Sprechen? So etwas soll es geben. Vielleicht wurde ihm ja die Zunge heraus geschnitten. Das geht ganz leicht. "
    Er beugt sich zu Casilius vor, so dass Casilius den schlechten Atem aus seinem Mund riechen konnte.
    " Man muss nur den Kleinen ordentlich in die Mangel nehmen, damit er sein braves Mundwerk endlich aufmacht, und dann greift man ihm in den Rachen, holt sich die Zunge um sie dann mit einer schönen, rot glühenden Zange zu schnappen. Schnipp, da liegt sie, das gute Ding. "
    Er richtete sich wieder auf.
    "Ich weiß wie man das macht. Auf dem Feldzug gegen die Daker haben wir reichlich davon gebrauch gemacht. "
    Er beugte sich wieder grinsend zu Casilius herunter. "Mal sehen ob bei dir noch alles dran ist. "


    Ein Ruck und der Alte fuhr erschrocken hoch.
    " Lass den Kleinen mit deinen Geschichten in ruhe. Die glaubt dir ohnehin niemand. Der einzige Feldzug bei dem du je dabei warst ging durch die Weinkeller von Cambodunum um sich dort vollaufen zu lassen. " Der Mann klopfte dem Alten ordentlich auf die Schulter.
    Lautes Gelächter durchdrang den Tavernenraum. Der Alte wandte sich fluchend ab.
    "Was lacht ihr so dreckig. Ich werde es euch schon zeigen verlaustes Gesindel. Hört ihr! "
    Der Alte wirbelte herum und verlor dabei seinen festen Stand, rutschte aus und landete auf dem Boden, was das allgemeine Gelächter nur noch verstärkte. Den Krug voll mit Wein den er in seiner Hand hielt war zerbrochen und ergoss sich auf seine schäbige, vom Schmutz speckig verklebte Kleidung. Er lallte noch irgendetwas vor sich hin, bevor er schnarchend zusammensackte.


    Der Mann, der Casilius von dieser unschönen Bekanntschaft befreite war ein schlanker hoch aufgeschossener blonder Mann, der einen eigenartigen Akzent sprach. Er kannte ihn aus Campanien, wo er einen Sklaven so sprechen hörte.
    Er setzte sich zu Casilius. "Darf ich mich vorstellen, Strabax mein Name. Ich habe gesehen dass du mit Tigranes aus Rom kommst. "
    Endlich eine freundliche Stimme. Und Casilius ist ebenso erstaunt. Tigranes schienen viele hier zu kennen.
    " Ja, ich komme mit Tigranes aus Italien. Ich bin Casilius Proculus. Auf der Durchreise. Woher kennst du Tigranes? "
    " Nun, jeder der hier zwischen Rom und Raetia Geschäfte macht kennt den alten Tigranes. Doch du siehst kaum wie einer seiner Lakaien aus. "
    " Da liegst du nicht falsch. Ich begleite ihn nur. "
    " Und, wohin geht es weiter? Nach Mogontiacum vielleicht? "
    " Werde ich mir sicher überlegen. Gibt es dort Arbeit? "
    " Ah! Du suchst arbeit. Nun, Arbeit gibt’s hier genug, vor allem Sklavenarbeit. " er lächelte.
    " Du bist doch jung. Hier in einer Grenzprovinz gibt es vor allem Legionen, Hilfstruppen und andere militärische Einheiten. "
    "Zum Militär? Ich weiß nicht. Zu den Legionen kann ich nicht, bei den Cohors ist es mir einfach zu gefährlich und die Alae, nun, die würden mich zwar reizen, aber welcher Einheit sollte man sich da anschließen? " Casilius machte eine abwertende Bewegung. " Außerdem glaube ich nicht dass sie mich nehmen werden. "
    " Wieso nicht, du bist kräftig und jung. Solche Burschen suchen die. Und wenn du nach Mogontiacum gehst, bist du auch am Richtigen Ort. Überleg’s dir. "

    Ein steiler Weg. Von einer Straße wie Casilius sie aus Italien kannte konnte keine Rede mehr sein. Wie einer Kobra gleich schlängelte sich der Weg einen Abhang hoch, hielt den Berg und vor allem die Reisenden im Würgegriff. Heute würden sie die Passhöhe errechen, versicherte Tigranes dem neugierig fragenden Casilius der es kaum erwarten konnte endlich diese anstrengende Tour über die Berge hinter sich zu bringen. Doch seit sie heute Morgen aufgebrochen waren ist etwas Seltsames mit Tigranes passiert. War er gestern noch redselig war er heute schweigsam geworden. Die Scherze mit dem er den Nubier, der sich übrigens Pamreh nannte, gerne auf die Schippe nahm waren vollkommen verstummt. Pamreh übrigens schien sich wieder halbwegs erholt zu haben und marschierte neben Casilius her. Sein gebrochenes Latein war nicht leicht zu verstehen und Tigranes unterhielt sich vorwiegend auf griechisch mit ihm. Dem älteren Sklaven war die Anstrengung sichtlich aus dem Gesicht abzulesen und Tigranes befahl ihm nach langem Hin und Her sich auf dem Wagen auszuruhen. Während sie weiter marschierten hob Tigranes immer wieder prüfend den Kopf, runzelte die Stirn um sich dann kopfschüttelnd abzuwenden und er dann lautstark die Tiere zu Höchstleistungen antrieb. Komisch, dachte sich Casilius, kamen sie doch ohnehin recht gut voran und die Pferde schienen mit dem steiler werdenden Weg auch zurechtzukommen.


    Doch bald, es war gegen die Mittagsstunde, verstand Casilius langsam die Hektik die Tigranes und nun auch Pamreh zunehmend überfiel. Unter lautem Donnergrollen hatte es zu regnen begonnen. Tiefhängende Wolken schienen sie förmlich eingehüllt zu haben und Blitze erhellten den nächtlich scheinenden Himmel. Es war kälter geworden. Ohne den Mantel, den sich Casilius mit über dem Kopf gezogener Kapuze übergestreift hatte wäre es erbärmlich kalt geworden. Das vorgelegte Tempo wurde langsamer. Schweigend stapfte Casilius neben dem Wagen her, Tigranes ging voraus und trieb die Pferde an und Pamreh stapfte hinter dem Wagen her. Mittlerweile quälte sich der Weg einer Felswand entlang und schien kein Ende zu nehmen.
    "Schneller, Schneller … Schneller! Macht mir nicht schlapp. Das hier ist noch gar nichts. Wartet erst ab was uns oben am Pass erwarten wird. … Schneller! "
    Die Peitsch knallt.
    Was konnte noch schlimmer werden? Eine Kälte die Casilius zu dieser Jahreszeit nicht erwartet hätte und ein sinnflutartiger Regen, und durchnässte Kleider. Was konnte da noch schlimmeres nachkommen?
    Plötzlich ein grollen, anders als ein Donnergrollen. Anhaltend und unheimlich erfüllt der tiefe Ton die gesamte Atmosphäre. Casilius hielt an, blickte prüfend um sich. Tigranes, der mit einem Stock voranging hielt ebenfalls inne. Er blickte die steile Felswand entlang.


    "Ahh!!!!!!!!!!!!!!!!"


    Ein Schrei, Casilius drehte sich um, starrte hinter den Wagen. Fassungslos wie angewurzelt stand er da. Felsbrocken, groß wie Menschenleiber prasselten auf den Weg herab. Und mitten im Geröll Pamreh, niedergestreckt. Tigranes stürzte an Casilius vorbei auf Pamreh zu und wurde beinahe selbst von einem Felsstück getroffen. Erst jetzt hält er inne, sah den Steilhang entlang. Erst als er sich sicher fühlte ging er weiter auf dem an Boden liegenden Pamreh zu. Casilius folgte ihm. Pamreh zitterte am ganzen Körper, man konnte meinen er sei vom Wahnsinn befallen. An der Stirn eine große blutende Wunde, sein rechter Arm gebrochen.
    "Pamreh, Pamreh, verdammt, was ist los. Kannst du mich verstehen? Verdammt noch mal, sag schon was. Pamreh!" Er blieb stumm. Tigranes griff ihm unter die Arme, zog in an sich hoch. Pamreh zitterte am ganzen Körper, schlug willkürlich um sich und Blut rann ihm in die weit aufgerissenen Augen, an der Wange entlang und tropfte pulsend in den weiten Kragen seines Mantels.
    "Auf den Wagen mit ihm. Casilius komm fass mit an." Unsicher und immer noch unter einem Schockzustand näherte sich Casilius umfasste Pamreh an den Oberschenkel und beide zerrten den Körper zum Wagen. Tigranes wuchtet den Oberkörper auf die Ladefläche, klettert hinauf und zog ihn auf das ausgebreitete Stroh. Er kniete sich neben ihm hin während Casilius die beiden anstarrte.
    "Halt durch, hörst du. Bald werden wir in Vindelicum sein. Die kleine Asta wird sicher schon auf dich warten. " Tigranes starrte ihn an, wandte sich dann aber ab und als der Körper des Nubiers langsam erschlaffte kletterte er aus dem Wagen. Ohne ein Wort zu verlieren griff er sich die Peitsche und trieb die Pferde lautstark an. Casilius stand noch immer fassungslos daneben. Als sich der Wagen langsam entfernte sah er ihm nach. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass der Nubier tot war. Der Wagen verschwand hinter einem Nebelschleier. Nur Tigranes konnte er noch rufen hören.
    Erst jetzt setzte er sich langsam in Bewegung.

    Obwohl Casilius viel, der Nubier meinte sogar zuviel Wein zu sich genommen hatte und sich leicht benebelt hinaus an den Wagen begab um sich schlafen zu legen wurde es eine kurze Nacht für ihn. Er war aufgeregt und erfreut zugleich. Außerdem war bereits zur frühen Stunde mächtig Betrieb auf der Station. Ein Kurier war im schnellen Galopp eingetroffen und brüllte laut nach dem Vorsteher der Mansio. Casilius blickte müde auf und sah wie ein Stallknecht gehetzt aus dem Stall stürzte und sich in unterwürfiger Pose dem Kurier näherte.
    Casilius musste lachen als er den Stallknecht stolpern sah und dabei in einen Haufen Pferdescheiße griff und zu fluchen begann.
    Der Kurier war in der Uniform eines Decurio gekleidet. Casilius erkannte dies an der Rüstung und seinem Helm sowie den, für einen einfachen Postkurier ungewöhnlich mitgeführten Waffen. Der Betreiber der Mansion stürzte ganz aufgeregt aus der Tür, sich dabei noch einen Umhang überziehend und nicht gerade erfreut so früh Besuch zu erhalten, und lief auf den Kurier zu. Er würde lieber noch einige Stunden mit dem jungen Ding das er sich gestern Abend gegriffen hatte verbringen, als sich mit einem schlechtgelaunten Kurier herumzuschlagen. Dieser zeigte ihm irgendetwas, scheint wohl eine Plakette oder ähnliches zu sein, worauf der Mann ganz aufgeregt in den Stall rannte und wild gestikulierend mit dem Stallknecht sprach. Langsam folgte ihm der Kurier. Für Casilius ist dies alles sehr interessant mit anzusehen. Offenbar war dies auch für den Betreiber der Mansion eine ganz ungewöhnliche Situation und schien nicht allzu oft vorzukommen. Der Kurier konnte durchaus eine wichtige Botschaft aus Rom an die Einheiten am Liemes überbringen. Vielleicht hatte er einen Befehl an einen Stadthalter einer Provinz zu übermitteln, die keinen Aufschub duldete oder hatte gar eine persönliche wichtige Botschaft des Kaisers bei sich.


    Casilius beschloss dem keine weitere Aufmerksamkeit mehr zukommen zu lassen, denn die Morgensonne stand bereits fingerbreit über dem Horizont und das bedeutete er musste alles für die weiterreise fertig machen.
    Während sich Casilius zum Wassertrog, der auf der Mitte des Platzes vor der Mansion aufgestellt war bewegte um sich den nächtlichen Schlaf aus den Augen zu wischen und sich einen kühlen Schluck Wasser zu genehmigen war der Kurier mit einem anderen Pferd aus den Ställen der Mansion heraus gekommen. Es war bereits gesattelt, und der Soldat versicherte sich noch dass auch alles am richtigen Platz saß bevor er das Pferd an den Zügel nahm und langsam auf Casilius zumarschierte. Der Mantel, ein sagum mit reich verzierten Ornamenten am Saum, bauschte sich im Wind der morgendlichen Prise auf und als er am Trog angekommen war tippte er Casilius an, der gerade übergebeugt seinen Kopf im Trog tauchte.
    "Mach mal Platz hier. Ich muss gleich weiter, und das Pferd muss noch zur Tränke."
    Casilius war so überrascht darüber dass er herumwirbelte und dem Mann Aug in Auge stand. Erschrocken darüber machte er einen Schritt zurück, stolperte dabei aber und landete mit seinem Hintern im kalten Wasser des Trogs.
    "Ahhh! Verdammt"
    Rudernd versuchte sich Casilius aus dieser misslichen Lage zu befreien. Er kletterte irgendwie aus dem Trog heraus um sich danach unter großem Gelächter des Soldaten und einiger Herumtreiber, denen das Geschehen auf dem Hof nicht verborgen blieb, zu schütteln und sich fröstelnd abzutrocknen.
    "Na Kleiner, noch nicht trocken, was? Aber das wird schon. Spätestens wenn du der Mutterbrust entwöhnt bist." Der Soldat griff sich auf den Bauch vor lachen.
    "Ha, Ha … Lacht nur." Casilius drehte sich weg und erhob drohend die Hand zu den laccenden gesindel, das sich an einem Gatter zu einer Pferdekoppel aufgestellt hatte "Die Furien sollen euch holen und Charon soll euch den Weg über den Styx zeigen. … verdammt!"
    Der Soldat wendet sich lachend um, schüttelt den Kopf und führt das Pferd zur tränke.
    Casilius machte sich langsam, vor Nässe triefend zum Wagen von Tigranes, der am Wagen lehnend die Hände verschränkt sich ebenfalls ein lächeln nicht verkneifen konnte.
    "Mach dir nichts draus. Ein Bad kann nie schaden."


    Nach dem Casilius seine Kleider halbwegs getrocknet hatte und die Pferde vorgespannt waren konnte es losgehen. Sie würden nun die anstrengende Fahrt über die Alpenpässe in Angriff nehmen. Der Kurier war bereits längst aufgebrochen und auch Tigranes war sichtlich ungeduldig.
    "Los, Los, albert hier nicht herum. Die Fahrt wird nun anstrengend werden. Ich möchte in einer Woche in Cambodunum sein. "
    Beide, Tigranes wie Casilius saßen auf dem Kutschbock während sich der kranke, fiebernde Nubier und der alte Sklave sich im Wagen verkrochen hatten. Tigranes der die Zügel hielt reichte sie Casilius.
    "Da, nimm." Casilius nahm zögernd und überrascht, aber auch stolz die Zügel in die Hand, hob an und trieb enthusiastisch die Pferde an. Es war soweit, der Wagen setzte sich in Bewegung und Casilius war froh endlich von hier wegzukommen um in den Norden aufzubrechen.

    Eine anstrengende Reise.
    Für Casilius eine Erfahrung ganz besonderer Art. Zum Einen konnte er das Erste mal seit er aus Italia weg ist durchatmen und seinen Kopf frei von Ängsten und Vorwürfen bekommen, zum Anderen konnte er einen interessanten Menschen treffen. Einen Händler, welcher Wein und Olivenöl nach Augusta Vindelica bringt um sie dort an seine Handelspartner, vorwiegend reiche Römer, zu verkaufen. Ein einträgliches Geschäft wie Casilius aus den Reden des Händlers erfährt. Der Händler übrigens kommt eigentlich aus Cyrrha, einer Kleinstadt der Provinz Syria. Auf die Frage, was ihn hier her nach Raetia, an das andere Ende des Reiches verschlagen hatte gab er nur eine kurze aber bestimmte Antwort: "Geschäfte". Casilius fragte nicht weiter nach da er erkannte, dass der Mann nicht weiter darüber sprechen wollte, und es ihm auch nicht weiter interessierte.
    Casilius traf ihn auf dem Weg zwischen Tridentum und Bauzanum, in der Nähe einer kleinen Raststation als er mit seinem Gespann an einer vom Regen der Nacht sumpfigen Stelle des Weges hängen geblieben war und verzweifelt versuchte den Wagen wieder flott zu bekommen. Seine beiden Begleiter, zwei Sklaven, von denen einer bereits gut über die 60-ig war und sich zwar mühe gab, ihm aber keine große Hilfe war, und der andere, der sich offenbar verletzt hatte und selbst auf dem Wagen lag, waren ihm eher eine Last als eine Hilfe. Casilius bot ihm seine Hilfe an. Er hoffte endlich wieder einmal seinen Magen voll schlagen zu können, und diese Hoffnung wurde auch bestätigt.
    Nach dem Casilius unter großer Anstrengung den Wagen wieder aus dem sumpfigen Morast gezogen hatte und tief durchatmend sich am Wagen lehnend ausruhte sprach der Händler ihn an:
    "Dich haben die Götter geschickt junger Mann. Wie heißt du?"
    "Casilius Proculus. "
    "Ich danke dir Casilius. Du warst mir eine große Hilfe. Mein Name ist Tigranes und komme aus Cyrrhus in Syria" Er machte eine Pause und hob neuerlich an "Ich könnte eine starke Hand gebrauchen, und du stellst dich geschickt an. Du kannst gut mit den Pferden umgehen und weist wo du hinlangen musst wenn etwas klemmt. Kannst du dir vorstellen zumindest bis Augusta Vindelicum uns zu begleiten? Es soll dein Schaden nicht sein. "
    Casilius überlegte nur kurz, war das doch genau das was er all die Tage auf der Straße gesucht hatte.
    "Gut, ich werde dir helfen. Erwarte dir aber nicht zu viel. Ich war noch nie hier in dieser Gegend, kenne die Alpenpässe und die Gefahren die auf uns zukommen werden nur aus Erzählungen."
    "Kein Problem, den Weg kenne ich besser als meinen Geldbeutel. " Er lächelte.
    " Komm, in der nahen Station werden wir Rast machen und uns einen Becher Wein genehmigen. Ich lade dich ein" Er klopfte Casilius auf die Schulter.
    " Angenommen. Ich danke dir." Casilius strahlte über das gesamte Gesicht und folgte Tigranes, der die Pferde und den Wagen langsam wieder in Bewegung setzte.

    Genau, Fehlt nur noch dass der Stern dort die Tagebücher des Varus ausgräbt. :P


    Das Lager muss gar nicht von Varus sein. Wenn ich nämlich in dem Artikel lese, dass die Datierung auf das erste Jahrzehnt nach der Zeitenwende geschätzt wird kommen auch andere Alternativen in Frage. Zu dieser Zeit waren auch andere Legionen und andere Feldherrn dort unterwegs, und Varus war seit 7 n.Chr. dort präsent. Aber der Name des Varus lässt sich eben Medienwirksamer verkaufen.


    So wie ich das sehe scheint mir die einzige gesicherte Information die zu sein, dass es sich um ein Marschlager handelt, in der auch tatsächlich Römer gelagert hatten, und dass sie sich dort länger aufgehalten hatten. Alles andere wird wohl vorerst noch Spekulation bleiben.

    Nur kurz war Casilius benommen. Und sehr rasch hatte er wieder zu sich gefunden, und sieht seinen Stiefvater vor sich auf dem Boden liegen. Ein Anblick der ihm die Hände zu Fäusten ballen lässt, und ihn über seine Schmerzen hinwegträgt. Mit einem Satz war er auf den Beinen, stellte sich vor dem Mann, der am staubigen Pflasterboden um Halt ringt, auf und schaut ihm gehässig in die Augen. Eine Situation auf die er schon so lange gewartet hatte, und nach der er sich in seinen Albträumen immer wieder gesehnt hatte.
    Der Mann der vor ihm lag, versucht sich auf die Beine zu stellen, doch Casilius, der sich endlich in der stärkeren Position sieht lässt nun keinen Zweifel aufkommen was er vorhat. Mit einem Fußtritt gegen seien Wange streckt er ihn zu Boden. " Das ist für meine Mutter, die du ins Grab gebracht hast! " und er schlägt ein weiteres mal zu. " Und das ist ein schöner Gruß von meinem Vater! " Casilius schlägt ein weiteres mahl zu und noch einmal. Der Mann beginnt sich unter ihm unter den Schmerzen zu winden und versucht sich weg zu drehen, um sein Gesicht zu schützen. Und während sich dieser noch aufzurichten versucht tritt er ihm einige Male kräftig in die Rippen bis er kraftlos zu Boden sackt. "Mistkerl … Mistkerl …"


    Nach einigen weiteren Schlägen lässt Casilius stönend und entkräftet vom Mann ab, stolpert zurück und läst sich am Wegesrand in das trockene Gras fallen. Er sieht zu dem Mann hinüber, und allmählich beginnen sich die Schleier seines Rausches zu lichten. Allmählich beginnt er zu begreifen was vorgefallen war. Er Kauert sich zu zusammen und seufzt laut auf


    "Was habe ich getan? "


    War der Mann tot? Casilius schaut den Mann an, steht auf und geht um ihn herum und war nun der festen Überzeugung dass es so sei musste. Er wendet sich ab.


    Er hätte einfach davonlaufen können als der Mann gestürzt war, dem Mann das Gefühl des Triumphes geben können und einfach seine Haut retten können. Beide währen auseinander gegangen ohne das einer von ihnen am Boden liegen geblieben wäre. Doch nun war alles anders gekommen.


    Wer war der Mann? Von welchem Anwesen war er in die Stadt aufgebrochen um die Waren auf dem Markt zu verkaufen? Sicher wird man ihn suchen. Im Kopf von Casilius beginnt sich alles zu drehen. Er musste weg hier, weit weg. In Rom konnte er nun unmöglich bleiben, denn hier würde er sicher aufgestöbert werden. Wenn der Treiber nun von einem reichen Gutsbesitzer kam, vielleicht gar von einer Villa Rustica eines reichen Senators? Die haben doch dutzende Sklaven, Klienten und Spitzel. Die würden ihn sicher Ausforschen und dann …


    Casilius setzt sich zunächst langsam in Bewegung, schaut noch einmal über die Schulter zurück, bald trottend dann schneller werdend und letztlich rennend verlässt er den Tatort. Er musste hier weg und seine Vergangenheit hinter sich lassen. Ein neues Leben beginnen, am besten in eine andere Stadt oder Provinz wo ihn bestimmt Niemand kannte. Bald verlässt er den Weg um nur ja niemanden zu begegnen und dadurch den Verdacht auf sich zu lenken. Nach zwei Meilen oder mehr, bereits keuchend und entkräftet macht er Halt an einem Bach und wusch sich das Gesicht. Seine Kleidung, die noch immer die Spuren des Kampfes trugen musste er wechseln oder reinigen, und auch seine Wunden waren zu versorgen.


    Was Casilius nicht wissen konnte war, dass der Ochsentreiber gar nicht tot war, denn er war durch den letzten Schlag den er eingefangen hatte KO gegangen und war mittlerweile wieder auf den Beinen. Wacklig zwar, und mit großer Anstrengung, aber doch am leben schleppte er sich zum Wagen zurück um sich zu erholen. Von einer raschen Weiterfahrt war ohnehin nicht zu denken denn die Schmerzen steckten tief. Er schwor sich diesen Kerl nicht zu vergessen und ihn zu suchen. Wenn er ihn gefunden haben sollte werde er sich rächen, und das zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht bevor er sich hustend und von Schmerzen verzerrt zusammen krümmte. Er werde sich das Gesicht tief in die Eingeweide seiner Gehirngänge einprägen und sich merken, so lange er lebe.

    Sim-Off:

    Gut, dann werde ich den Faden wieder aufnehmen.



    -- Der Kerl hat mich bemerkt -- Und was die Hühner anging, diese Mahlzeit flatterte in alle Richtungen davon. "Das nennst du bestehlen?" Casilius versucht sich ein abwertendes Lächeln auf die Lippen zu zwingen während er einen Schritt zurück macht und sich tastend mit der linken Hand am Wagen halt sucht. "Diese dürren Kreaturen nennst du Hühner? Die kannst du doch höchstens als Suppenhühner verschenken. Und daher kannst du froh sein, dass ich dir eine Last abgenommen habe." Casilius wollte nachlegen, sich noch eine Unverfrorenheit ausdenken. Doch da hat der Kerl auch schon seine Peitsche hinter sich herausgezogen und setzt ein breites von Sarkasmus geprägtes Lächeln auf sodass man auf seine faulig braunen Zähne sehen konnte. Er schüttelt die Peitsche "So Freundchen, das wars." Er holt aus, um mit einem kräftigen Schwung auf Casilius zu zielen und ihm einen kräftigen Hieb zu verpassen.


    Casilius macht einen Hechtsprung hinter den Wagen, stolpert dabei und fällt auf den Steinigen Pflasterboden des Werges. Hinter sich hört er wie die Peitsche mit einem Knall auf die Seitenwand des Wagens einschlug. Trotzig und noch auf den Knien hebt er wieder an. "Das war alles? Wie die Hühner, eine Enttäuschung." Er lächelt wieder, während er sich aufzurichten versucht.


    Während Casilius sich aufrichtet bemerkt er nicht wie der Ochsentreiber, obwohl er durch seine Körperfülle sicher nicht so flink wie ein Wiesel sein konnte um den Wagen herumgelaufen war und sich hinter ihm aufgestellt hat. "Was meinst du Bürschchen?" Erschrocken darüber den Atem des Kerls im Rücken zu spüren stolpert Casilius nach vorne. Und dann knallt es auch schon. Ein brennender Schmerz durchfährt seinen Körper, und bevor er noch darüber klagen konnte spürt er die Peitsche ein zweites Mal. Casilius fällt nach vorne über und landet auf dem harten Kopfsteinpflaster des mit tiefen Furchen durchzogenen Weges. Er versucht sich gequält umzudrehen um den Schlägen der Peitsche irgendwie Herr zu werden. Er sieht den Ochsentreiber, seine hämisch grinsende Fratze und seine Wollust jemanden wie einen Hund zu schlagen. Es machte ihm sichtlich Freude, ja es schien ihm Genugtuung zu verschaffen. "Hahhahhha...! Jetzt musst du bluten. Mein Freund die Peitsche wird dir schon beibringen wer hier das Sagen hat! Hä… Häh …". Casilius versucht sich mit einer Hand gegen die Schläge zu schützen, hält sie gequält vor das Gesicht, und bei jedem Schlag muss er zusammenzucken. Schreien oder winzeln kommt nicht in Frage, dafür hat er bereits von seinem Stiefvater genug einstecken müssen. Und wie er durch die Finger auf die grinsende Fratze des Treibers schielt glaubt er plötzlich seinen Stiefvater vor sich zu haben.
    Er musste sich aus dieser Situation befreien.


    Gekränkt und halb taub vor Schmerz versucht nun Casilius seinen ganzen Mut, den Hass aus all den Jahren, die er unter der Knute seines ungeliebten Stiefvaters zubringen musste zu sammeln und sich endlich auch zur Wehr zu setzen. Nochmals sieht er dem Kerl in die Augen, sieht seine kalte Überheblichkeit, den Machtrausch, seine Verhöhnung allem Menschlichen in seinem Leib, und seine Gewaltlust, wie es nur ein Tierquäler einem wehrlosen Hund gegenüber aufbringen kann.
    Und so rechnet er auch wie bei einem Hund mit keiner Gegenwehr mehr. Doch da hatte er sich getäuscht. Irgendwie gelang es Casilius nun die Peitsche mit der rechten Hand zu erwischen und begann sie nun, mit schmerzverzerrtem Gesicht zu sich heranzuziehen. Er umgreift und wickelt das ledrig harte Ende der Peitsche um seinen Arm um noch mehr halt zu bekommen und zieht mit aller aus seiner verzweifelten Lager geborenen Kraft an der Peitsche. Er greift nach und der Ochsentreiber, überrascht von soviel Gegenwehr stolpert. Er lässt die Peitsche fallen.


    Doch noch gab der Ochsentreiber nicht auf. Er will mehr. "Na warte. Dich schlage ich zu Brei mein Bürschchen. Her mit der Peitsche" Der Ochsentreiber holt mit seinem rechten Bein aus um Casilius einen ordentlichen Schlag gegen die Rippen zu versetzten. Doch Casilius war auf den Schlag gefasst. Er ging ins Leere und landet nicht dort wo der Treiber ihn hin haben wollte. Casilius umklammert das Bein bevor der Treiber erneut zum Hieb ausholen konnte. Mit dem rechten Bein versetzt Casilius ihm einen Hieb in die Wade seines Standbeins wodurch dieser nun endgültig mit einem Schrei in die Knie geht und hinterrücks zu Boden fällt. Dabei versetzt der Treiber zwar ungewollt aber doch mit einer gewissen Genugtuung Casilius mit dem umklammerten Bein einen Kinnhaken, wodurch Casilius das Bein los lässt und sich nach hinten fallen läst.

    Ein laues Lüftchen durchstreicht die Pinien und Pappeln am Wegesrand, zwischen denen sich Casilius ein lauschiges Plätzchen gesucht hatte um sich ein wenig auszuruhen. Gelassen liegt er da, seinen Kopf gestützt am Baumstamm und mit einem Strohhalm im Mund mit dem er genüsslich zwischen seinen Zähnen spielt. In seiner Hand hält er eine Schnur, die er in einen Bach, welcher sich in langen Mäandern entlang des Weges dahinschlängelt, hängen läst und ab und zu leicht daran herumzupft, um nun endlich einen Fisch anzulocken. Es ist sein letzter Abend den er vor den Toren Roms verbringen möchte. Morgen schon, so die Götter ihm helfen, wird er in Rom sein. Doch zunächst gilt es seinen Magen zu füllen, der sich immer wieder durch knurren bemerkbar macht. Die letzten Tage waren hart zu ihm. Das er vom elterlichen Hof, eine klein heruntergekommene Getreidefarm, geflüchtet war, war reine Notwehr. Er konnte sich nicht mehr länger von seinem Stiefvater, einen raubeinigen ungehobeltem Subjekt, von dem er immer noch nicht glauben konnte, das Mutter ihm vor Jahren heiraten konnte, schikanieren lassen. Nach dem nun auch seine Mutter, Vater ins Jenseits gefolgt war und dieses Subjekt sich gleich den Hof unter den Nagel gerissen hatte gab es nichts mehr was ihm in Misenum halten konnte.


    Ein Knall, es war eher ein Schnalzen einer Peitsche, was ihn aufsehen läst und ihn aus den Gedanken herausriss. Zwischen den Bäumen, an einer Biegung des Weges erkennt er einen Ochsenkarren knarrend unter der Last des schwer beladenen Karren entlang des Weges ziehen. Langsam zwar, aber mit gelassener Ruhe versuchen die Ochsen den Karren über das Pflaster zu ziehen. Nur dem Treiber scheint das Tempo, das die Ochsen nicht ganz uneigennützig vorlegen nicht zu passen und so schwingt er unablässig die Peitsche. Je näher sie kommen, je deutlicher kann Casilius erkennen wie aufgeregt und wütend der Ochsentreiber auf dem Karren ist. Schweißgebadet glänzt seine von der Sonne gegerbte Stirn in der Abendsonne und unablässig schwingt er begleitet von Flüchen seine Peitsche und treibt die Ochsen nach vorne.


    Größere Aufmerksamkeit, wie der Treiber erregt in ihm aber die Fuhre, die das Ochsengespann mit sich führt. Unter einer Decke erkennt Casilius einige Körbe, wohl mit Äpfeln und Früchten gefüllt, daneben, die auf einer Seite des Karren mehrfach übereinander gestapelten Kästen mit gackernden Hühnern, und in den Amphoren, die sorgfältig mit Stroh abgedeckt sind und nur die mit Wachs versiegelten Verschlüsse zu erkennen sind ist sicher Wein, vielleicht sogar Falerner Wein gelagert.


    Doch etwas macht ihn Stutzig. Für gewöhnlich werden solche Transporte immer von einer Schar Sklaven begleitet. Zum Schutz vor Strolchen und Dieben. Casilius, dem mittlerweile der Strohhalm schlapp aus einem der Mundwinkel hängt vergewissert sich, schaut sich um, doch da war wohl offenbar niemand. „Hat Fortuna endlich meine Gebete erhört?“ Langsam, ohne sich verdächtig zu machen richtet sich Casilius auf, versucht sich einen überblick zu verschaffen, und als das Ochsengespann weit genug weg war schlich er ihm nach. Mit einigen Sätzen hat er sich genau hinter den Wagen geschoben und trottet nun dahinter her, so, dass der Treiber ihn nicht erkennen konnte.


    -- Ein Huhn, gegrillt währe doch einen feine Sache -- Dachte sich Casilius. Wenn es ihm gelingt einen der Käfige herunter zu ziehen. Er greift nach einem der Käfige, schiebt und zieht kräftig daran und dann löst er sich und fällt über die seitliche Bordwand auf das Pflaster des Weges. Ein polternder Lärm als die Kiste auf das Pflaster aufschlägt und die Türe aufsprang. Die Hühner springen heraus, flattern wie wild umher und versuchen sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Wie angewurzelt steht Casilius da.
    "Halt, ihr Mistviecher." Der Treiber versucht seine Ochsen anzuhalten. "Verdammt wer ist da hinten. Ich habe euch schon dutzende male gesagt, ihr sollt da nicht herumhantieren, sondern ploß …" Da hat sich der Treiber bereits umgedreht und die beiden, Casilius und der Treiber, schauen sich gegenseitig in die Augen. Dan springt der Treiber auf. "Du Scheißkerl, willst mich wohl bestehlen, was?" Mit einem geübten Satz war er vom Wagen gesprungen. "Und wo sind meine Begleiter? Auf Niemanden kann man sich verlassen. … So Bürschchen. Das ist nicht dein Glückstag."


    Sim-Off:

    Wenn jemand lust hat, kann sich ruhig mit einschalten. Kurze PN währe erwünscht. :)

    Seid gegrüßt,


    Ich möchte um den Einlass ins Imperium bitten.


    Name: Casilius Proculus
    Stand: Peregrini
    Wohnort: Italia


    Ich hoffe das meine Angaben vollständig sind.


    Salvette!!