Ist nicht schlimm!
Auch Nuala war es nicht aufgefallen, dass es Germanisch war, dessen sie sich bedienten. Sie dachte sich auch nichts weiter dabei. Erst als das Mädchen aufstand und die Küche verließ, da bemerkte sie es erst. Allerdings waren jetzt nur noch Siv und sie in der Küche. Da konnten sie sich auch weiterhin in Germanisch unterhalten.
Siv erzählte ihr einiges über das Mädchen, das den Namen Tilla trug. "Sie hat keine Zunge mehr? Wieso? Ich meine, was ist passiert?" Wenn Siv sagte, Tilla hatte keine Zunge mehr, dann bedeutete das, sie hatte einmal eine gehabt. Sie ahnte schon, etwas Schreckliches musste ihr widerfahren sein. Ob es in diesem Haus geschehen war? Es beschlich sie das Gefühl, in diesem Haus gab es noch so manche Geheimnisse, die sie im Laufe der Zeit noch entdecke´n musste. Jedes Haus hatte seine Geheimnisse. Blieb nur die Frage, wie schlimm diese Geheimnisse waren.
Nuala nahm sich einen Holzlöffel und begann von dem Brei zu essen. Er war wirklich süß gewesen und wohlschmeckend. So gut hatte sie lange schon nicht mehr gegessen.
Nach einer Weile und einigen Löffeln Bre mehri, begann Siv weiter zu erzählen. Sie mutmaßte, Nuala würde bei den anderen Sklavinnen schlafen. Was war mit Siv? Schlief sie nicht auch dort? "Und du? Schläfst du nicht dort?" fragte sie Siv und schaufelte dann noch einen Löffel des Breis in ihren Mund.
Irgendwie schien sie bei der Germanin das Interesse für ihre Fähigkeiten geweckt zu haben. Hier gab es wohl nicht sehr viele, die diese Künste beherrschten. "Ich kann griechische und römische Texte. Gedichte und Lieder und solche Sachen." Das war vereinfacht ausgedrückt, so damit Siv es verstehen konnte. "Warst du schon einmal in der Bibliothek? Ich könnte dir solche Texte zeigen und wir können sie zusammen lesen. Ich meine ich könnte dir beim Lesenlernen helfen, wenn du möchtest!" Wenn sie so interessiert war, dann nahm sie vielleicht ihr Angebot an.
Siv erzählte noch über eine andere Sklavin, die auch ein Instrument beherrschte. In den nächsten Tagen wollte sie alle Sklaven des Hauses kennen lernen. Dann hatte sie auch Gelegenheit, mit dieser Sofia zu sprechen.
Es war wirklich gut, Siv bei sich zu haben, dachte sie. Sie konnte über jeden in diesem Haus etwas erzählen. Sie bot sich sogar an, noch mehr zu berichten. "Kannst du mir noch etwas über die Familie sagen, die hier lebt? Orestes ist doch nicht der Einzige."