Meine Name ist Tiro und ich trage einen berühmten Namen. Die jährlich stattfindenden Wahlen standen vor der Tür und hinter den Pforten der Curia Iulia wurde heiß debattiert.
Ich befand mich auf dem Forum, nicht weit von diesem Ort entfernt. Es herrschten milde Temperaturen, obwohl wir schon den X.Monat hatten.
Ich war hier hergekommen in der Hoffnung auf etwas Zeitvertreib. Eine feste Anstellung hatte ich nicht, es gab keine Verpflichtungen, die mich banden, und so lebte ich getreu epikureeristischer Sichtweise, den Moment des Augenblicks voll auskostend.
Auf der Rostra und im Schatten der Curia war ja allgemein immer viel los, Gaukler, Possenspieler, Demagogen, Philosophen oder einfach nur Verrückte, die um die Gunst ihrer Zuhörer stritten.
Als Tiro suchte ich mir meinen Weg, blieb stehen, wo es etwas interessantes zu sehen gab, und ging weiter, wenn das Gedränge unerträglich ward. Zu gerne hätte ich mir die Reden, die im Inneren des Senats vorgetragen wurden, angehört. Ein Unding, daß dem Volk auch das letzte Vergnügen genommen wird. Ich habe mir die vielen Reden meines Namensgebers durchgelesen, die dieser für seinen Herrn für die Nachwelt festgehalten hatte.
Sie waren interessant, doch gleichzeitig überaus langatmig. Welche Strahlkraft vermochte ein ausdrucksstarker Redner aus ihnen herauszuholen ?
"Tirone ! Hic sto, Tirone !"
Ich streckte den Hals. "Gai, video !" antwortete ich dem Rufer zurück.
Gaius näherte sich. Er war hochgewachsen, von gleicher Statur und hatte schwarze gelockte Haare. Außerdem trug er einen Kinnbart. Gaius war der Sohn eines Gemüsehändlers. Gaius sollte das Geschäft weiterführen, doch mit wenig Empathie. Nebenbei verdiente er sich als Buchmacher. Er platzierte Wetten seiner Kunden, besonders bei Pferderennen, und kassierte dafür eine satte Provision. Gaius war ein wahrer Kenner des Pferdesports. Er hatte Autographien aller großer Rennfahrer.