Stille füllt die flimmernde Rotunde;
aus den Marmorsäulen
blickt die Mittagsglut.
-Das Erwachen, Demel
Im Schatten einer Palme hat sich der Jüngling auf einer weißen Bank niedergelassen. Ein goldener Reif umschließt seinen Hals. Wasserblaue Juwelen sind darin eingelassen. Über der Insel liegt die Mittagshitze, macht die die Lider schwer. Den Kopf geneigt, die Augen halb geschlossen, spielt Lycidas leise auf seiner Lyra. Er liebt dieses Instrument. Mehr als alles andere auf der Welt. Sanft, dem auf und ab der Wellen folgend, die unweit an das Ufer rollen, zupfen schlanke Finger die Saiten. Schwebende Klänge wehen über die Insel. Verbinden sich zu sublimen Harmonien.
Viel Zeit ist seit der Rückkehr verstrichen. Lycidas geht es gut. Denn sein Herr ist zu krank gewesen, um ihn zu tyrannisieren. Ein Fieberschub folgte auf den anderen. Ärzte kamen und gingen.
Der neue Verwalter Myron kümmert sich um alles. Setzt die Wünsche des Herrn um. Die Sklaven in den Käfigen sind verkauft. Handwerker, Gärtner, Maler wurden von Alexandria übergesetzt. Ihre Arbeit lässt die Villa in neuem Glanz erstrahlen.
Lycidas interessiert sich kaum für diese Dinge. Er ist froh, die Insel nicht noch einmal verlassen zu müssen. Die Außenwelt dünkt ihm bei weitem zu bedrohlich. Und zu schmutzig. Er ist sich selbst überlassen. Hat Zeit für sich. Zeit für seine Lyra. Ein Ibis gleitet über den See. Schwingt sich hoch auf und scheint mit der Sonne zu verschmelzen. Traumverloren webt der Sklave seine Melodie.