Der frische Duft von Rosmarin und Nelken kroch Waganan in die Nase. Es kam aus der Küche und Waganan bemerkte schnell, dass hier alles anders war. Er hörte kein lautes lachen von Kindern, keine Musikinstrumente, keine Wortfetzten von Waschweibern. Alles war farbenfroh, aber dennoch auch absolut farblos. Römisch eben. "Als Sklave wird man nicht geboren, Herrin. Man wird dazu gemacht." Er überlegte, wie viel sollte er von sich preisgeben? Noch konnte er sein Gegenüber nicht einschätzen. Er wartete geduldig. "Es war vor 10 Jahren, glaub ich. Der römische Arm hatte nun auch mein Heimatdorf ergriffen und forderte seinen Tribut, Herrin." Meinte Waganan höflich, so gut es ging. Er hatte sich mit der Rolle eines Sklaven nie wirklich abgefunden, wollte aber nichts provozieren. "Ich komme aus Magna Germania... so nennt ihr Römer das doch, oder? Ich bin ein Marcomanni, mein Dorf lag nördlich von Pannonia." Bei dem Gedanken wurde ihm übel. Noch immer wurde er in seinen Träumen gepeinigt von Bildern aus alten Tagen. Als die Römer kamen und alles niederbrannten, versklavten oder raubten.
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Waganan wirkte angespannt, er spielte nervös mit seinen Fingern und schaute ab und an hoch. Seine Herrin war für eine Römerin recht groß, so wie er für einen Germanen recht klein war. Diese Tatsache belustigte ihn, aber er sagte nichts. "Waganan, Herrin. Nun, mein Latein ist nicht wirklich besonders gut..." sprach er mit starken Akzent... "aber ich glaube mein Name bedeutet ihn deiner Sprache... ähm... wie hieß das noch gleich? Ach ja! Carrus." Wie er zu diesem Namen gekommen war, behielt er vorläufig erst einmal für sich. Dies wurde er nicht gefragt. Und bei den Römern sollte man nur auf Fragen antworten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Waganan war sprachlos. Die Gänge und Räume der Villa waren prächtig gestalltet und zeugten von Reichtum. Sein alter Besitzer, der Grieche, hätte dies abgetan als römische Arroganz und nicht weiter darauf geachtet, aber Waganan kam nicht umhin große Augen zu machen. Nachdem er angekündigt wurde, verließ der andere Sklave das Zimmer von Tiberia Albina und der klein gewachsene Waganan trat ein. Neugierig warf er ein Blick ins Zimmer. Als er seine Herrin sah, neigte er sein Haupt.
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Die Tür ging langsam auf, ein ältere Mann schaute ihn an. Die Haltung dieses Sklaven war bisweilen höflicher, als die des anderen. Und so versuchte auch Waganan etwas freundlicher zu wirken. "Salve. Mein Name ist Waganan. Ich wurde von Tiberia Albina ersteigert." Ein zögerliches lächeln umspielte seinen Mund. Er hoffte endlich auf Einlass, bevor die Nacht herein brach.
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Nach wenigen Minuten hatte Waganan den anderen Eingang gefunden. Er stand vor der Tür. War sich unschlüssig, ob er einfach hinein gehen sollte, oder lieber erneut anklopfen. Letzteres war der Fall und er klopfte. Mürrisch und missmutig sattelte er sein Gepäck und wartete.
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Waganan sein Blick ließ keine Zweifel offen, solch eine Behandlung war er nicht gewohnt. Zwar war er seit 11 Jahren nichts anderes als ein Sklave, aber sein erster Besitzer, hätte nicht einmal einen Hund so behandelt. "Halunke..." murmelte der kleingewachsene Germane... "als ob es meine Idee gewesen wäre, hier zu klopfen..." er schüttelte den Kopf. Zornig ging er um die Ecke.
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Waganan war leicht eingeschüchtert, der andere Sklave schien nicht besonders erfreut zu sein. Kein guter Anfang. Einer der Sklavenhändler schubste ihn zur Tür und danach verschwanden sie lachend. Der Sklave schien Grieche zu sein und so versuchte Waganan sich lieb Kind zu machen. Immerhin war sein erster Besitzer Grieche gewesen. "Chaire.... ich wurde von einer gewissen Tiberia Albina gekauft..." Danach verstummte er. Der Sklavenverkäufer hatte ihn eingetrichtert, nicht mehr als nötig zu sprechen.
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Nachdem Waganan vor wenigen Tagen ersteigert wurde von einer gewissen Tiberia Albina, wurde er heute "geliefert" wie ein Brief oder ein Stück Vieh. Die Sklavenhändler klopften an die Tür und machten Waganan von seinen Ketten frei. "Endlich..." murmelte er ganz leise und rieb sich über die roten Stellen seines Handgelenkes. Das also sollte seine neue Arbeitsstelle werden. Die Villa zeugte von großen Reichtümern und einem scheinbar respektablen Ruf in Rom. Irgendwie fühle er sich hier absolut fehl am Platze. Immerhin hatte er nur läppische 120 Sesterzen gekostet und seine Talente waren bestenfalls mittelmäßig.
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