Beiträge von Prudentia Thalna

    Thalna lächelte und setzte sich, wobei sie zu Callista schaute und gleich im Anschluss in die Runde. Auch sie wünschte sich, neben dem Frühstück auch Gespräche, doch zunächst war sie von den Speisen abgelenkt, die aufgetragen wurden. Sie dufteten wirklich verlockend und sie musste sich schon zusammen reißen, um den Sklaven nicht einfach bereits die ersten Leckerbissen von den Tabletts zu fischen, wie sie es zu Hause immer getan hatte. Stattdessen wartete sie geduldig, bis sie sich ein wenig Obst nahm und darauf herum kaute. Ein Seitenblick zu Callista verriet ihr, dass diese wohl darauf wartete, dass jemand ein Gespräch begann.
    Thalna hob kurz den Mundwinkel zu einem verschmitzen Grinsen. "Bei einem guten Morgen, geht nichts über ein gutes Frühstück, brachte sie dann hervor. Dass sie beinahe verschlafen hätte, vergaß sie dabei schnell wieder. "Entschuldigt, aber ich muss mich erst daran gewöhnen, dass jemand da ist, mit dem man gemeinsam frühstücken kann."

    Thalna verzog ein wenig das Gesicht, als der Sklave erwähnte, dass er wohl auf kein Vorwissen zurückgreifen konnte. Sollte sie sich nun dumm vorkommen? Wohl eher nicht. Griechisch war nie ihr Ding gewesen, doch wo sie nun schon einmal die Geglegenheit hatte, konnte sie es ja noch einmal versuchen. Kenntnisse? Thalna überlegte kurz. Charé klang so falsch, wie Callista es aussprach. Um allem Weiterem zuvor zu kommen, sage Thalna: "Also, ich habe keine Kenntnisse. Und da brauchst du auch nicht weiter nachfragen." Sie hatte ein wenig schnippisch geklungen und sie überlegte, ob sie diesen Eindruck wieder wett machen sollte, doch sie entschied sich letzten Endes dagegen. Stattdessen lächelte sie ein wenig schmallippig. "Aber dafür bist du ja da." Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Griechisch! Das war eine Unmenge an Wörtern, die man sich merken musste. "Erzählst du uns auch etwas über das Land, Xenias? Ich meine, du kommst doch direkt aus Griechenland, oder?" Neugierig blickte sie dem Griechen entgegen.

    Ein wenig beklemmend war das erste Aufeinandertreffen mit ihrem Cousin schon gewesen und nun schreckte sie beinahe aus den Gedanken, als Alexandros das Wort an sie richtete. Was? Ob sie noch etwas anderes sehen wollte? Einen Moment lang lang ihr Blick etwas düster auf Sklaven, ehe er sich aufhellte. Thalna nickte stumm, jedoch noch nicht ohne Nachdenklichkeit. "Ja," brachte sie dann knapp hervor und überlegte hastig, wobei sie wieder Candace ansah. "Nun iss endlich den Apfel!", sagte sie ungeduldig, ehe ihr wieder einfiel, dass es sicher besser war, wenn der Maiordomus ihr gleich das Bad zeigen würde. Vielleicht konnte irgendjemand auch noch etwas Essen auf das Zimmer bringen, ehe sie dort hin gelangen würden.
    "Ich würde gerne doch noch das Bad sehen und alles was man sonst noch so gesehen haben sollte. Vielleicht wäre es in dieser Zeit auch gut, wenn ich etwas zum Essen auf das Zimmer bekäme?" Eigentlich hatte sie keinen Hunger, doch bei Candace würde das sicher anders aussehen. Thalna seufzte.

    "Das werde ich tun," sagte Thalna bestimmt und lächtelte ihrem Cousin entgegen. "Danke noch mal." Die Unsicherheit, die sie in sich spürte wollte sie schier verrückt machen, doch andererseits war es auch gar nicht so schlimm. Ihre Gefühle befanden sich im Widerstreit, was sie unter anderen Umständen bestimmt mürrisch gemacht hätte. Doch nicht unter diesen.
    Mit einem schmallippigen Lächeln ging sie dann auf den Sklaven zu, der angewiesen worden war, ihr alles zu zeigen, was sie zu sehen wünschte. Sie folgte ihm, nicht ohne dabei einen nachdenklichen Blick auf Candace zu setzen, auch wenn dies bedeutete, dass sie sich zu ihr halb herum drehen musste. Es würde alles schon werden. Sie war sich ganz sicher, während sie noch das Atrium betraten.

    Für Thalna war es nicht leicht gewesen, sich aus dem Bett zu erheben. Sie hatte wunderbar geschlafen und Candace in keinster Weise zur Eile angetreben. Erst dann als der Sklave eingetreten war, um sie zum Frühstück rufen zu lassen, hatte sich ein wenig Nervosität in die Hände ihrer eigenen Sklavin geschlichen. Es war ein Wunder, dass ihre Frisur hielt und ihre Kleidung richtig saß. Doch Thalna tadelte Candace nie, denn über lange Strecken in ihrem Leben war sie ihre einzog wirkliche Vertraute gewesen und statt entnervt die Augen zu verdrehen, scherzte sie bei ihr lieber herum. Es tat ihr Leid, dass sie an diesem Morgen auf Candace verzichten würde, doch sie würde sowieso nur hinter ihr stehen und bestimmt war es besser in diesem familiären Rahmen alleine zu erscheinen.


    So ging sie zu dem Raum, den man ihr zeigte und stellte zurfrieden fest, dass ihr bereits eine angenehme Wärme entgegen schlug und der typische Geruch von Essen. Ihr Magen rumorte, doch tat er dies zu ihrem Glück derartig leise, dass niemand es mitbekommen würde. Ein Morgen in Rom! Er unterschied sich nicht sonderlich von denen in Germanien, nur dass die Gesellschaft ein ganz andere sein würde. Frühstücke waren etwas Neues in dieser Form, wenn man die Gesellschaft betrachtete und tatsächlich wurde ihr etwas flau. Sie wollte nicht unbedingt einen schlechten EIndruck machen, doch waren ihre Umgangsform vielleicht etwas zu holzig geworden, was sicher nicht an den Wäldern Germaniens lag, sondern eher an der Abgeschiedenheit.


    Alle waren bereits erschienen und sie war die Letzte. Ein guter Start war vielleicht etwas anderes. Sie seufzte innerlich und setzte ein Lächeln auf, als sie den Raum betrat. Callista musste nur sehr kurze Zeit vor ihr angekommen sein und Thalna lächelte ihr zu, ehe sie sich an ihren Cousin und seine Frau wandte. Woher der Eindruck stammte konnte sie nicht sagen, doch auf sie wirkte sie sofort etwas respekteinflößend, wenn auch freundlich. Sie passte zu ihrem Cousin. Im Gesite ging sie durch, was sie bereits alles von Aelia Vespa gehört hatte und lächelte dann wieder. "Ich wünsche euch einen guten Morgen," sagte sie dann vernehmlich und wartete erst einmal ab.

    Auf ein Winken von Balbus hin betrat ein Sklave den Raum. Offensichtlich war es einer, doch Thalnas Blick ruhte zunächst auf Candace und überlegte, ob sie nicht doch lieber ihren Cousin bitten sollte... aber nein, das würde sie auf später verschieben. Starrdessen horchte sie nun darauf, was er sagte. Der Skalve sollte sie zu ihrem Zimmer bringen und alles zeigen was sie sehen wollte. Da könnte sie sich einbauen, dass sie noch einen Schlenker über das Bad machten, damit sie es sich ansehen konnte, auch wenn sie nun lieber eine Weile die Augen schließen und schlafen würde. Doch es war nur ein spontaner Impuls, der noch von der Reise her rührte. Tatsächlich aber würde sie ihn bitten, ihr das Bad zu zeigen, vielleicht auch noch den Garten, oder was eben alles so auf dem Weg lag, oder liegen könnte.
    Sie nickte, als Balbus das Wort an sie richtete und lächelte, während sie neugierig den Mann beäugte der eingetreten war.


    "Du hast mich rufen lassen, Herr." Er war Grieche. Meinte sie das nur, oder lag tatsächlich ein Akzent in der Stimme. Balbus stellte sie ihm vor und erinnerte ihn daran, dass es ihr Gepäck gewesen war, dass er auf das Zimmer bringen ließ. Einen Moment lang runzelte sie die Stirn. War sie tatsächlich so klammheimlich hier eingezogen, dass nicht einmal die Bediensteten hier wusste wer sie war? Sie verwarf diesen Gedanken sogleich wieder. Woher sollte sie das auch wissen. "Das werde ich tun,", sagte sie entschlossen auf die Frage hin, ob sie ihm folgte. Dann wendete sie sich an Balbus. "Ich werde mich nun ersteinmal zurück ziehen....lieber Cousin," fügte sie dann schnell an und besah sich sich wieder den Sklaven. "Er ist dein Maiordomus, nehme ich an?", fragte sie ihn dann flüsternd, wohl wissend, dass der besagte Sklave sie hören würde. Nun, immerhin hätte sich schon gerne gewusst, wem sie folgen sollte, doch im Grunde war es egal. Sie nickte ihrem Cousin zu. "Da ich hier ja noch nichts kenne, wirst du mich sicher benachrichtigen lassen, wenn ich irgendwo erscheinen soll?"


    Thalna wedelte mit der Hand Candace zu sich, ohne sie jedoch anzusehen. Eigentlich brauchte sie das nicht, da sie ihr sowieso folgen würde.

    Candace war hinter ihr erschienen. Sie war noch immer recht schüchtern, doch verübeln konnte Thalna ihr das nicht. Sie lächte ihr kurz zu, ehe sie sich mit demselben Lächeln an Callista wandte und dann der Aufforderung des Griechen folgte, jedoch nicht ohne dabei kurzfristig das Lächeln zu verlieren. Der Sklave erschien ihr sehr bemüht und bestimmt war er ein Meister seines Faches, doch es war Griechisch!
    "Nun denn," sagte sie und blickte dabei eindeutig gespannt drein.

    Candace schwieg und versuchte nicht weiter aufzufallen, während Balbus aufmunternd lächelte. Sicher würde es alles schon werden. Auf die eine oder andere Weise. Ganz bestimmt. Thalna grinste und seufzte leise. "Es würde mich freuen, die kennen zu lernen," sagte sie, doch vielleicht war es wirklich besser, sich zuvor zumindest zu einem halbwegs annehmbaren Äußeren zu gelangen. "Ja, du hast recht," sagte sie dann, "Ich mache mir vielleicht zu viele Gedanken, dabei bin ich noch nicht einmal richtig angekommen." Schließlich rang sie sich zu ihrer letzten Frage durch und hoffte, nicht unhöflich zu erscheinen. "Aber ich denke, ich würde mich ersteinmal zurückziehen wollen und mir alles ansehen. Ich war Ewigkeiten unterwegs und ich denke ich brauche jemanden, der mit das Haus zeigt."

    Griechisch war eine Sprache, die Thalna bisher sehr stark vernachlässigt hatte, zugunsten anderer Dinge, die sie einfach erquicklicher fand als fremde Grammatik. Außerdem war sie müde und hungrig, aber das war etwas an dem sie selber Schuld war. Griechisch. Grieeeeeechisch. Etwas mürrisch trat sie zu Callista, nur um sich dann schlagartig zusammen zu reißen und ein freundliches Gesicht aufzusetzen. Es konnte immerhin wirklich niemand etwas dafür, dass sie nicht gut gelaunt war und sie würde sich hüten, das auch noch offen zu zeigen!


    "Salvete,"grüßte sie den Sklaven, der offensichtlich schon alles vorbereitet hatte und sie erwartete. Dann lächelte sie Callista zur Begrüßung an, wobei sie leicht nickte. Sie hatte sich wohl schon vorgestellt. Thalna wandte sich wieder dem Sklaven zu, nicht ohne ihn dabei zu mustern. Gesehen hatte sie ihn noch nicht, doch das war kein Wunder. Immerhin gab es so einige hier, die sie noch nicht gesehen hatte. "Ich bin Prudentia Thalna und du bist der Griechischlehrer, nehme ich an?" brachte sie dann hervor und sah ihn erwartungsvoll an.

    Thalna schaute ernst drein, als sie sich schließlich doch dazu durchrang weiter zu sprechen. "Nun, was ich meine ist, dass in kurzer Zeit recht viel verändert hat und ich mir nicht sicher bin, wie es weitergehen soll."
    Sie seufzte leicht. Es war wirklich nicht einfach, denn sie war ein ungeduldiger Mensch, der sich selten über irgendetwas Gedanken machte. Nur die letzte Zeit war sehr dazu angetan gewesen. Sie würde sicher ihrem Bruder schreiben und alles erkunden und entdecken. Nur das konnte auch nicht alles bleiben. Sie war jedoch zu müde und zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen und so lächelte sie Balbus dankbar entgegen. "Aber ich denke, dass all diese Gedanken die ich mir mache davon kommen, dass ich erschöpft und müde bin." Sie nickte sich selber unter diesem Gedanken bestätigend zu. "Und hungrig natürlich." Trotzdem vermied sie es, noch einmal etwas von dem Tablett zu nehmen.
    "Ich würde auch gerne deine Frau kennen lernen," fügte sie dann noch an und hoffte, dass sie vielleicht ein klein wenig so war... wie ihre Mutter? Wie jemand den sie kannte! Das würde reichen. Thalna schalt sich eine Närrin, so verquer zu denken und wirr zu reden, doch allmählich zeigten sich die Spuren der Reise, die sich auch auf ihre Konzentration auszuwirken schienen.

    Das es ein recht kleiner Haushalt war, hatte Thalna schon vermutet. Auch von der kürzlichen Vermählung hatte sie erfahren. Was sie nun erwartete in den kommenden Tagen, davon wollte sie sich jedoch noch kein Bild machen. Dankbar nahm sie zur Kenntnis, dass sie nicht sonderlich viel tun musste, doch war dies durchaus auch zweischneidig. Auf der einen Seite hätte sie viel Zeit um alles kennen zu lernen. Auf der anderen Seite würde ihr genau das auch Raum für jede Menge Langeweile bieten. Aber es würde sich schon etwas finden lassen.
    Sie linste zu ihrer Sklavin hinüber, während Balbus noch sprach, auch wenn dies unhöflich war.
    "Nein, nein, Candace kann das schon!", brachte sie dann schnell hervor. Auch wenn es noch nicht offensichtlich war in diesem Moment, würde die Zukunft jede Menge Veränderungen mit sich bringen. Doch alles hatte sich bereits verändert und im Grunde konnte es nur besser werden.
    "Ich werde dann alles schon erkunden," stellte Thalna fest, ehe sie seufzte und Balbus fragend ansah. "Nach allem was gewesen ist," begann sie zögerlich und überlegte dann noch einmal, "bin ich mir sicher, dass ich mich umstellen muss. Ich muss alles kennen lernen. Sicher, aber..." Sollte sie ihm die Frage stellen, was in Zukunft sein würde? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie Germanien vermissen würde. Noch nicht. Vielleicht morgen oder auch erst nächste Woche, gar in einem Monat...vielleicht. Doch was wäre dann?

    Balbus schien nichts gegen ihren Wunsch zu haben, dass Candace bei ihr blieb und ihr Blick traf auf das Lächeln ihrer Sklavin. Über sonstige Wünsche hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, doch wie immer fiel ihr etwas ein. Hätte sie noch länger nachgedacht, wäre es sicher noch mehr geworden, doch es war Callista, die sie unterbrach. Sie wollte schon gehen? Überrascht hob Thalna den Kopf, doch sie nickte ihr dann zu, nicht ohne das erneut aufkeimende mulmige Gefühl dann wieder allein zu sein.
    "Ich wünsche dir auch einen schönen Tag,", sagte sie dann etwas spitz und es war ärgerlich, dass ihr die Überraschung auch noch in der Stimme lag. Nun, sie selber hatte ja immerhin auch etwas zu tun und Thalna rang nach Luft. "Wir sehen uns dann später,", fügte sie noch an und wandte sich wieder Balbus zu, um ihm zu antworten.
    "Ich denke, ich brauche nicht besonderes."
    Ein wenig legte sie den Kopf schief und blickte grüblerisch auf den Tisch vor sich, als würden dort die Antworten neben dem Schinken auf dem Tablett liegen.
    "Naja, vielleicht doch. Ich würde mir gerne das Haus ansehen, mich ein wenig frisch machen." Sie zupfte die widerspenstige Haarsträhne zurecht. "Ich würde auch gerne wissen, wer hier noch alles im Haus wohnt und wie der Tagesablauf so ist. Hmmm...." In Germanien war sie viel draußen gewesen, hatte etwas unternommen, um gegen die Langeweile anzugehen und alles daran gesetzt gewisse Dinge zu verdrängen, allem voran die Einsamkeit. Hier würde es wohl nicht so leicht möglich sein, sich ungezwungen irgendwo nieder zu lassen und das zu tun, was einem gerade in den Kopf kam. Thalna war ein Mensch, der sich durchaus selber beschäftigen konnte, doch gegen Unterhaltung hatte sie rein gar nichts einzuwenden.
    "Und du hast ja auch sicher sehr viel zu tun...!?", stellte sie dann fest und seufzte. Das Letzte was sie wollte war es, hier auf irgeneinem Kissen zu sitzen, am besten noch tagein, tagaus und das wohlmöglich noch mit irgendeinem Instrument in der Hand und der Langeweile im Nacken. Und das dann auch noch in Rom.

    Es fiel ihr nicht sonderlich schwer, sich die Gepäckmengen im Eingangsbereich vorzustellen. Im Gegenteil! Immerhin wusste sie ja, wie viel es war und sie hatte auch kein einzelnes dieser Stücke verzichten wollen. Auch sie musste leise lachen und es tat gut, dass Balbus lachte. Selbst wenn er verärgert gewesen wäre, dann wäre es nun auch zu spät, um sich weitere Gedanken zu machen. Nein, es war wirklich gut, ihn zum ersten Mal seit diesem Treffen gelöst zu sehen. Das entspannte sie etwas.


    "Mein neues Zimmer?", echote sie dann nachdenklich und nickte im Anschluss. Alle Sorgen, und alles was sich nach Bedenken anfühlte verschwand in diesem Moment. Sie hoffte, dass es ein netter Raum war, mit viel Licht. Vielleicht so wie zu Hause. Groß und geräumig, aber nicht zu groß, denn dann fühlte sie sich nicht wohl. Viel Licht und Pflanzen! Über ihre eigenen Gedanken schüttelte sie den Kopf. Vielleicht sollte sie ersteinmal...ruhig bleiben und alles abwarten. Ärgerlich, dass Teuticus ihr nun einen Schritt voraus war und ihr neues Reich schon vor ihr zu sehen bekommen hatte. Doch erst als Balbus auf Candace zu sprechen kam, war ihre volle Aufmerksamkeit wieder da. "Oh, sie war bisher immer bei mir!", sagte sie rasch. "Ich meine, wenn es dir nicht ausmacht, dass sie das auch bleiben sollte. Ich kenne hier ja niemanden sonst und..." Thalna sah zu Callista. Naja, eine kannte sie nun schon. Zumindest lagen die Chancen mehr als nur optimal, dass sich über ihre bloße Verwandtschaft noch eine tiefergehende Bekanntschaft, gar Freundschaft entwickeln würde. Trotzdem. "...sie ja auch nicht." Sie deutete auf ihre Sklavin, die einen besonders verschüchterten Eindruck machte. Verübeln konnte sie es ihr nicht, denn Thalna wusste, wie sehr es Candace verabscheute im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. "Candace ist schüchtern!", flüsterte sie Callista entgegen und lächelte dann entschuldigend in Richtung Balbus.

    Nun hätte sie Candace, nachdem sich ihre Blicke kurz trafen schon gerne ein Zeichen gegeben, dass sie den Apfel ruhig essen konnte. Zu Hause hätte sie das schon längst getan. Zu Hause! Sie war jetzt hier daheim und das würde bis auf Weiteres wohl auch so bleiben. Sie sah es im Gesicht ihrer Sklavin, dass sie sich unsicher fühlte, doch es war gewiss nicht der rechte Moment, um darauf einzugehen. Sie selber fühlte sich zwar erschlagen, aufgeregt, müde und auf sonderbare Weise angeregt, aber das täuschte Thalna nicht darüber hinweg, dass sie nicht mehr allein in Germanien war.


    Auf Balbus Bemerkung hin lachte sie leise. "Nach Rom führen alle Wege," begann sie, "und ich meine sogar, sie sind noch länger als in den Beschreibungen." Es war sagenhaft gewesen, all die Straßen zu sehen und all die Betriebsamkeit darinnen. Ein Wunder, dass sie nicht gleich den Wunsch verspürt hatte, sich in das Getümmel zu stürzen und sich alles noch genauer zu betrachten. Sie war schon immer ein wenig neugierig gewesen. Oder wenn nicht neugierig, dann zumindest forsch, nicht leicht einzuschüchtern und bestimmt auch nicht schreckhaft. Auf jeden Fall hatte das ihre Mutter immer gesagt und dabei recht deutlich gemacht, dass sie von diesen Charaktereigenschaften nicht sonderlich viel hielt. Bei einem Mädchen. Thalna seufzte leicht, als sie daran dachte und konnte nicht einordnen, ob das bedrückende Gefühl, das sie sogleich heimsuchte daher rührte, dass sie ihre Mutter vermisste, oder dass sie sich zu ersten Mal in ihrem Leben wirklich unsicher fühlte.


    "Die Kaiser haben schon eine gute Wahl getroffen," ließ sie munter verlauten und ließ ihren Blick im Raum umher schweifen. "Ich hoffe nur, ich falle dir hier nicht zur Last. In Germanien war alles....." sie runzelte flüchtig die Stirn auf der Suche nach Worten und rang tief nach Atem, "...kleiner! Aber ich denke, ich werde mich...wir werden uns....", sie spähte ein weiteres Mal zu Candace, "wohlfühlen!" Schließlich lächtelte sie Callista an, ehe sie ihren Blick wieder auf Balbus setzte. Sie wusste nicht, woher genau der Eindruck kam, doch er wirkte ein wenig erhaben, nein, vornehm wohl eher und wenn sie ehrlich war auch respekteinflößend. Bestimmt lag das an seiner Toga. Oder an seiner Ruhe. Vielleicht aber auch einfach nur an der Kombinaton von allem, in dem sie hier aufeinander trafen. "Teuticus und die anderen sind noch draußen und laden den Wagen ab. Nur ich wusste nicht, wohin sie alles bringen sollten. Da habe ich ihnen gesagt, sie sollen es erst einmal in den Eingang stellen." Sie hoffte nur, dass das in Ordnung war.

    Auf Balbus Worte hin horchte Thalna auf. Sicher war sie ein Teil der Familie und wahrscheinlich war sie zu lange allein gewesen mit ihren eigenen Gedanken. Immerhin lächelte ihr Cousin nun aufmunternd. Nur als er ihren Bruder erwähnte runzelte sie die Stirn. Sie erkannt Ironie, wenn sie sie hörte und die letzte Bemerkung war schon mehr als das. Balbus schien ihn nicht sonderlich zu mögen.
    "Da ist gut zu hören!", gab sie etwas steif zurück. "Er reist eben sehr gerne," fügte sie dann noch einmal entschuldigend aber bestimmt an.


    Ihr Bruder war so ziemlich der Einzige, mit dem sie sich verstand, ohne irgendwann anzuecken, oder sich skeptische Blicke einzufangen. Irgendwie hatte sie gehofft, Scipio in Rom anzutreffen. Nun, dem war nun nicht so und vielleicht, irgendwann.... "Ich...bin froh, dass ich hier sein kann. Rom ist so... groß." Sie wollte nicht mehr den Verlust ihrer Mutter reden, nur um dann wieder daran denken zu müssen, wie alles einmal war aber nie wieder sein würde. Stattdessen versuchte sie das Gesprächsthema in andere Bahnen zu lenken. "Scipio hatte mir schon einmal erzählt, wie es hier aussieht, und nun...muss ich feststellen, es ist nocht beeindruckender!" Thalna grinste und schaute dann flüchtig zu Callista und Candace. "Die Reise, so anstrend sie auch war, hat sich gelohnt! Ich brenne darauf, mir das alles anschauen zu können."

    Einen Augenblick lang schien sich nichts zu regen und die gesamt Aufmerksamkeit fokussierte sich auf sie. Zumindest kam es Thalna so vor. Vorsichtig machte sie sich daran ihren Cousin zu mustern, der ein recht regungsloses Gesicht zur Schau trug. Vielleicht trug das dazu bei, dass sie über die Aufrichtigkeit des Mitleids nachdachte, das dann in seiner Stimme zu hören war. Aber er kannte ihe Mutter nicht. Nicht wirklich. Zumindest nicht so wie sie. Unruhe breitete sich in ihr aus.


    Schließlich erwiderte sie sein Lächeln und bedachte auch Callista mit einem Blick, ehe sich ihre Mundwinkel wieder senkten. In solchen Momenten fühlte sie sich allein, obwohl sie es nicht war. Zu Candace sah sie sich in diesem Augenblick nicht um und am besten wäre es, wenn sie auch nicht darüber nachgrübelte, was diese wohl denken mochte. Dann sah sie zu Balbus hinüber. "Ich danke dir," sagte sie dann leise, "und auch dafür, dass du mich in deinem Haus aufnimmst." Wieder glitten ihren Gedanken zu ihrem Bruder hinüber. "Ich weiß nicht einmal, ob mein Bruder schon von ihrem Tod gehört hat. Ich wollte ihm eine Nachricht zukommen lassen, doch ich weiß nicht, wo genau er sich gerade aufhält."

    Nun ging das Ganze sich doch recht gut an, auch wenn sie sich noch immer fremd fühlte. Doch so langsam kehre die Zuversicht zurück und mit ein Großteil ihrer Selbstsicherheit. Allein die Vorstellung Rom zu erkunden erfüllte sie mit Freunde und darüber hinaus würde die dabei noch Gesellschaft haben. In den letzten Wochen war sie viel zu sehr mit sich allein gewesen und die leichte Verbitterung, die sie über diesen Umstand empfand war wohl schwerlich für ihre Umwelt zu übersehen gewesen, geschweige denn zu ertragen. Wieder sah sie dabei kurz Candace an, die es immer zuerst getroffen hatte, doch sie kannten sich nun schon lange genug, um den jeweils anderen einschätzen zu können. Tatsächlich folgte ihr ihre Leibsklavin auf Schritt und Tritt, wenn sie nicht explizit wünschte, dass sie ein wenig Distanz wahren sollte. Hier in Rom, genauer gesagt im Haus ihres Cousins würde sich wohl einiges ändern, doch in welcher Form musste sich wohl erst noch heraus stellen.


    Thala nahm sich ein weiteres Stück Schinken, nur um es mit einem ebensolchen Appetit zu verschlingen, wie das Stück zuvor. Es war würzig und schmeckte, wie sie zufrieden feststellte. Es war ein großer Fortschritt, dass es nun jemanden in ihrem Alter geben würde, der mit ihr zusammen den tristen, öden Alltag ein wenig farbiger gestaltete, auch wenn Callista bereits angemerkt hatte, dass sie eher zurückhaltender Natur war. "Ich hoffe nur, wir verlaufen uns nicht," kommentierte sie lächelnd die aufkeimende Unternehmungslust ihrer Verwandten. Und bevor sie Balbus fragen konnten, musste sie ihn ersteinmal kennen lernen. Immerhin war er nicht mehr als ein Name und ein verschwommenes, verwaschenes Erinnerungsbild in ihrem Kopf, von dem sie nicht einmal sicher war, dass es tatsächlich den richtigen Mann zeigte. Er war verehiratet und das recht frisch. Aber auch das war nur eine flüchtige Erkenntnis. Wieder legte sich eine gewisse Spannung auf sie, die eher von Nervosität als von Vorfreude geprägt war. "Dann kannst du mir das Bad nachher zeigen. Hier ist alles...ein wenig anders als bei uns daheim." Prunkvoller und üppiger vielleicht, doch auch das musste sich erst noch heraus stellen. "Ich bin mir sicher, dass es hier ganz andere Pflanzen gibt und überhaupt alles ganz anders ist. Ich meine, ich habe ja bisher auch noch nicht viel gesehen." In Germanien war ihr ganzer persönlicher Stolz mal eine Palme gewesen, die sich recht schwer getan hatte zu überleben, was wohl zum großen Teil auch an Thalna selbst gelegen hatte. "Dann sehen wir uns nachher den Garten und die Therme an, ich..." Weiter kam sie nicht, denn Schritte kündigten bereits an, dass sich jemand näherte.


    Thalna richtete sich ein wenig in dem Korbsessel auf und lenkte ihren Blick sogleich in die Richtung, aus der Schritte kamen. Ein wenig unschlüssig hielt sie den angebissenen Apfel in der Hand und entschloss sich im letzten Moment dazu, ihn Candace einfach in die Hand zu drücken. Vielleicht war es unhöflich, den Hausherrn mit einem halb aufgegessenen Apfel in der Hand zu begrüßen. Fast vergaß sie zu atmen, bei dem Anblick ihres Cousins und sie erwiderte seinen Gruß recht leise und konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Wirklich bekannt kam ihr das Gesicht nicht vor, doch es zeigte sich doch, dass die Erinnerung sie in Bezug auf Balbus nicht trügte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen und er hatte absolut recht, wenn er nun sagte, dass es eine Ewigkeit her sein musste. Thalna nickte undbestimmt und lächte. "Es ist mir eine Ehre hier sein zu dürfen," brachte sie dann entgegenend hervor. War ihre Selbstsicherheit zuvor erneut aufgekeimt, so schien sie auch schon wieder ein wenig erstickt. Doch eigentlich gehörte sie nicht zu den Menschen, die sich derartiges ohne Weiteres anmerken ließen. Im Geiste suchte sie schon nach weiteren Worten, doch entschloss sie sich dann ersteinmal zu schweigen und zu freundlich und aufgeschlossen zu lächeln, bevor sie sich noch gekonnt und treffsicher in Nesseln setzen konnte. Balbus hatte etwas an sich, dass ihr nichts ferner lag als das.

    Während sie Callistas Ausführugen lauschte, kaute sie kräftig auf dem Stück Apfel herum. Sie hatte ignoriert, wie groß ihr Hunger doch gewesen war und nun wurde es ihr nur umso deutlicher bewusst. Als die Rede von einem Brief war, den sie ihrem Bruder schreiben konnte, hielt sie inne. Wahrscheinlich wusste er noch gar nichts von Tod ihrer Mutter, auch wenn man versucht hatte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Thalna nickte zu diesen Worten. Sicher würde sie ihren Cousin darum bitten und je länger sie nun wieder daran dachte, desto schlimmer wurde die Schwere ihres Gewissens.


    Um sich selbst abzulenken griff sie nach einem weiteren Stück Obst und hielt dabei bereits schon nach einem weiteren Leckerbissen Ausschau, während Callista bestätigte, dass auch sie nicht übel Lust hatte, die Stadt zu erkunden. Bei ihren letzten Worten musste Thalna leise lachen und schmunzelte ebenso wie Callista. Ob sie schüchtern war? Nein, ganz sicher nicht. Genau das war schon immer die Quelle des größten Ärgers gewesen, neben ihrer Angewohnheit die meisten Dinge, die sich schnell erledigen ließen selber in die Hand zu nehmen ohne großartig zu delegieren. Nur kurz glitt ihr Augenmerk hinüber zu Candace, die noch immer hinter ihr stand. Besser, sie sprach sie jetzt nicht an, auch wenn sie es war, die ihr in der vergangenen Zeit wohl am nächsten gestanden hatte und zu einer noch engeren Vertrauten geworden war, als sie es eh schon war.


    "Kann ich nicht sagen," erwiderte Thalna dann ablenkend und versuchte Candace nicht weiter anzusehen. "Aber nein, eigentlich nicht wirklich." Wieder musste sie kichern. "Du hast recht, ich habe noch Zeit. Aber ich werde Balbus wirklich nach dem Brief fragen. Vielleicht weiß er auch, wo mein Bruder sich gerade aufhält. Er wollte eigentlich nach Ägypten." Dann schnaufte sie kurz auf und schob sich ein Stück Schinken in den Mund und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Sie konnte wirklich nichts anderes tun als ihren Cousin fragen. "Ich denke, wir sollten wirklich die Stadt erkunden.Wird sicher Spaß machen." An dem Gefühl, dass sie es am liebsten sofort getan hätte, erkannte sie, dass der gröbste Stress der Reise bereits von ihr abgefallen war, doch morgen war auch noch ein Tag und sie wusste noch nicht einmal wirklich, wo sie überhaupt gelandet war. Doch Callista war nett und zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie sie mochte. "Nur wenn, dann will ich alles sehen. Hmmm... Aber vielleicht sollte ich erst einmal das Haus erkunden und meine Sachen auspacken." Sie ließ ein freches Lächeln erstrahlen.

    Ihr Gegenüber wirkte auf ihr Kichern hin erschrocken, doch war dies eher eine spoantane Reaktion auf die Erwähnung des Schnees gewesen. Woher sollte Callista schon Germanien kennen, wenn nicht aus irgendwelchen Erzählungen. Thalna beschloss für sich es damit gut sein zu lassen und horchte auf das, was ihre Verwandte ihr als Beweggründe nannte. Über ein ereignisloses Leben an sich konnte sie selber sich weniger beschweren, denn es hatte daheim genug Dinge gegeben die Spaß versprochen hatten und dieses Versprechen auch gehalten hatten. Allerdings war seit dem Auszug ihrs Bruders davon weniger übrig geblieben. Sie hatte sich völlig alleine gewähnt und somit beschränkte sich die triste Ödnis eher auf die letzten Wochen und Monate ihres Lebens.


    Ruhig schaute sie noch immer Callista an, die davon sprach, dass es eine ehrenvolle Aufgabe wäre, eine Priesterin zu werden und dass es der Familie nur Ansehen bringen konnte. Auf ihre Frage hin jedoch, schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich bin nicht verlobt und was ich tun will?" Einen Moment musste sie nun schon überlegen. Darüber hatte sie keinen Gedanken verschwendet während der Vorbereitung auf ihre Reise und in der Zeit davor waren die Umstände auch nicht dazu angetan gewesen, eigene Zukunfstspläne zu schmieden, auch wenn diese immer drückender wurden. "Ich bin mir noch nicht sicher,", sagte sie dann und strich sich eine der Strähnen aus dem Gesicht, die ausgerechnet an diesem Tag ihr widerspenstigerweise nicht gehorchen wollten und einfach mal an Ort und Stelle blieben. "Absolut nicht sicher. Eigentlich hatte ich gehofft, ich würde meinen Bruder hier wieder treffen. Irgendwann." Sie hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen und es lastete schon ein wenig auf ihr, dass er wohl der einzige war, der sie auch ohne Worte verstand. Sie hatte ihn schon vermisst und nun kam ihr die vergangene Zeit nur umso einsamer vor. "Es ehrt dich," sagte sie, während sie sich vorstellte, selber eine Priester in zu werden. Es fiel ihr mehr als nur schwer und für diesen Augenblick wollte sich gar nicht zeigen, was sie überhaupt einmal sie einmal sein könnte. Sogar als Ehefrau wollte sie sich nicht sich nicht so recht sehen. "Ich weiß wirklich nicht, was ich selber will." Und das meinte sie ehrlich, was sich auch in ihrer nieder schlug. Ihre Miene war nichts weiter als das Abbild der reinen Nachdenklichkeit. Thalna grinste jedoch verwegen bei ihrem nächsten ablenkenden Gedanken, der sie unvermittelt überfiel. "Aber wenn du auch erst seit gestern hier bist, hast du da nicht einfach Lust, dir das alles hier anzusehen? Ich meine Rom. Es ist doch aufregend in dieser Stadt zu sein und du willst doch auch etwas erleben, nicht wahr? Oder lernst du lieber?" Ein erneutes schelmisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und sie wendete ein wenig den Apfel, bevor sie in dessen bisher unversehrte Seite herzhaft hinein biss.